Noch ein Nachtrag hierzu:
Denn Eins ist sicher, nur über den von uns gesteckten und konsequent eingehaltenen Erziehungsrahmen vermitteln wir unseren Kindern Sicherheit. Diese Sicherheit haben unsere Kinder nötiger als irgendwas Anderes. Sind wir selbst unsicher in unserem Handeln, lassen wir die Kinder alleine und der freie Fall beginnt.
Grundsätzlich stimme ich Engel zu - bei einem Kind, das von Geburt an bei den selben Bezugspersonen lebt, wird diese Art der Erziehung vollkommen richtig und auch anwendbar sein.
Aber - und das ist ganz wichtig - Kinder aus Krisenfamilien haben diese Sicherheit oft von Beginn an nicht erlebt. Und das bedeutet, dass die Unsicherheit tief in ihnen steckt und leider allzu häufig auch durch die besten Erziehungsmethoden nicht mehr überwunden werden kann.
Und dann fragt man sich selbst: aber ich habe doch alles richtig gemacht - warum funktioniert das einfach nicht?
Daran kann man im schlimmsten Fall total verzweifeln. Denn auch Eltern sind nur Menschen und wenn man alle Erziehungsratschläge befolgt und es wird trotzdem nicht besser (ja manchmal sogar schlimmer), dann ist man natürlich verunsichert.
Bei Kindern, die jahrelang in schlimmen Situationen leben mußten, vernachlässigt wurden (emotional, sozial...) oder sogar mißhandelt wurden, da gelten andere Maßstäbe und da greifen die üblichen Methoden oft nicht mehr. Und macnhmal muss man einsehen, dass das Kind woanders besser aufgehoben ist (vielleicht nur zeitlich begrenzt) weil es dort die Grenzen auch annehmen kann, die es braucht.
Ich hoffe für euch beide, dass es in eurem Fall nicht notwendig ist, dass der Junge woanders hinkommt. Aber wenn es denn sein sollte, dann wünsche ich euch, dass ihr eine gute Stelle findet, wo euch beiden geholfen wird!
lg
vj
Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. (Röm 12,21)
Moin LD,
unabhängig von der Frage, was nun der richtige Therapieansatz sein könnte, fallen mir Äusserungen von Dir auf wie:
ich kann doch nicht meinen Sohn schnappen wenn er ausflipt und mit ihm in die Klinik fahren. Das, da bin ich mir sicher, wird er mir nie verzeihen.
[...]
Vielleicht wird dadurch aber alles auch noch nur schlimmer, denn er wird Angst davor haben, dass ich die Aufnahmen anderen zeigen könnte (was ich nicht vorhabe) und daher sicherlich direkt wieder ausflippen.
Du bist - möglicherweise nach vielen Jahren Trennungstress - in der sehr defensiven Rolle, auf keinen Fall etwas falsch machen oder bei Sohnemann schlecht dastehen zu wollen. Das könnte aber auch genau die Grenze sein, die er auszutesten versucht und die nicht kommt.
Immerhin ist es recht unwahrscheinlich, dass Deine Ex Dir in den Rücken fällt und sagt "komm doch einfach wieder zurück; bei mir ist alles entspannter als bei Papa..." Deshalb kann auch ich nur betonen: Klare Kante zeigen. @Biggi hat das auch in den praktischen Details sehr gut beschrieben. Mach Dich nicht vor einem 10-Jährigen zum Affen.Vielleicht muss WIRKLICH mal alles Kommunikationsgerät weg und er es sich durch passendes Verhalten neu verdienen. Und wenn er der Ansicht ist, er könne kommen und gehen wie es ihm passt, sollte er vielleicht mal vor einer verschlossenen Tür stehen und wenigstens eine halbe Stunde lang nicht wissen, was er heute essen und wo er heute Nacht schlafen wird.
Ich habe im Moment echt ein ganz schlechtes Gefühl und ziemliche Angst, dass alles eskalieren könnte und er unüberlegte Dinge tut, mit denen er sich oder anderen schadet. Er ist schlicht unberechenbar und auch nicht mehr Herr seiner selbst. Anders kann ich mir seine ständigen Wutausbrüche nicht erklären und so kenne ich meinen Sohn aus der Vergangenheit auch nicht.
Stell Dir vor, wer würde vor lauter Zorn auf eine stark befahrene Strasse laufen - würdest Du Dir dann auch über Dein "Image" Gedanken machen oder wie etwas bei Sohnemann ankommt - oder würdest Du nicht einfach passende Sofortmassnahmen ergreifen und kein Stück daran denken, wie das jetzt nach aussen aussieht?
Grüssles
Martin
PS: Hast Du schon Türen ausgehängt? Du solltest nicht übervorsichtig alle paar Tage was anderes ausprobieren, sondern möglichst viel auf einmal tun, das dokumentiert: Hier ist gerade etwas sehr anders als noch vor kurzem.
When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.
Grundsätzlich stimme ich Engel zu - bei einem Kind, das von Geburt an bei den selben Bezugspersonen lebt, wird diese Art der Erziehung vollkommen richtig und auch anwendbar sein.
Hi vj,
so sehe ich das eigentlich auch. Sicherlich habe ich auch viele Fehler gemacht, war nicht immer souverän und konsequent und manchmal ganz sicher auch unfair. Aber man darf bei allem nicht vergessen, dass mein Sohn fast 10 Jahre seines Lebens nicht bei mir sondrn bei seiner Mutter gelebt hat. Natürlich hat er trotzdem Zeit mit mir verbracht, aber logischerweise a) viel weniger als mit seiner Mutter und b) war diese Zeit für uns beide immer zu kostbar um zu streiten o.ä. Regeln gab es bei mir schon immer und diese auch konstant, aber ein Kind kann sich sehr leicht an diese halten, wenn es dies nur vier Tage im Monat tun muss.
Heute ist die Situation eine andere, denn zusätzlich zu den Regeln, die es schon immer gab, gibt es natürlich einige mehr. Ich kann ja z.B. nicht so tun, als sei jeder Tag ein Sonntag und meinen Sohn unter der Woche schlafen lassen solange er will. Genausowenig kann er unter der Woche bis in die Puppen aufbleiben, das geht eben nur am Wochenende oder in den Ferien.
Meiner Meinung nach hat mein Sohn in mir immer eine verlässliche und konstante Respektsperson gesehen. Er wusste und weiss auch, dass ich um einiges strenger bin als bspw. seine Mutter. Weshalb er seit einiger Zeit trotzdem so reagiert bzw. agiert wie er es tut, weiss ich leider nicht. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass der Grund nicht darin zu suchen ist, dass ich das Thema Erziehung zu lasch sehe oder aus Angst vor meinem Sohn im Staub krieche. Ganz sicher nicht, aber es kann natürlich sein, dass er verucht mich dahinzubekommen, wo seine Mutter letztendlich war. Gleichgültig und lethargisch und auf beiden Ohren taub für jede Art von Beleidigung. Das klappt bei mir aber nicht, denn er ist letztendlich zu mir gezogen, weil zum einen seine Mutter nicht mit ihm zu Recht kam und zum anderen sein Umfeld (Schule, Hort, Sportverein etc.) auch keine Lust mehr auf tagtägliche pädagogische Sonderschichten hatten. Mir war damals schon klar, dass es nicht leicht mit ihm werden wird, aber wie bereits gesagt, ist die Qualität der Probleme nun eine ganz andere als noch vor ein paar Monaten und evtl. habe ich mir nicht zu wenig sondern eher zu viel zugetraut.
LG,
LD
Hi Martin,
da haben sich unsere Postings wohl gerade überschnitten.
Aber genau dies hier
PS: Hast Du schon Türen ausgehängt? Du solltest nicht übervorsichtig alle paar Tage was anderes ausprobieren, sondern möglichst viel auf einmal tun, das dokumentiert: Hier ist gerade etwas sehr anders als noch vor kurzem.
habe ich ja bereits gestern komplett durchgezogen, allerdings hängt die Tür noch, denn ich habe ihm sehr unmißverständlich mitgeteilt, dass sie dies nur so lange tut, wie sie nicht zugeschlagen wird. Das hat er sich wohl gemerkt (sieht heute sicher wieder anders aus). Alles andere (TV, Tablet, Handy, iPod, PC, Nintendo) ist erst einmal einkassiert worden und wird auch nicht mehr herausgerückt, bis sich sein Verhalten gebessert hat. Und wenn es herausgerückt wird, dann nur gegen ganz klare Regeln, was die Benutzungsdauer etc. angeht. Bei einem Verstoß kassiere ich alles wieder ein.
Sicherlich gibt es dann wieder Geschrei etc,. aber das ist eigentlich das auch egal, denn das gibt es sowieso.
LG,
LD
aber das ist eigentlich das auch egal, denn das gibt es sowieso.
:applaus1: genauso!
nicht der kleine bestimmt was du tust. nur du.
du kannst nicht sein verhalten ändern. das kann er nur selbst.
ich glaub nicht das der sich wohl fühlt wies jetzt ist. kann nur besser werden.
je eher er kapiert das du nicht an seinem bändel hängst desto leichter wirds für euch beide.
wie verschaffst du dir respekt bei deinem hund?
wenn dein hund dir vertraut und genau weiß was von dir zu halten ist.
vieles was du auf dem hundeplatz übst kannst du 1:1 im kinderzimmer anwenden.
gruss horst
vieles was du auf dem hundeplatz übst kannst du 1:1 im kinderzimmer anwenden.
Na ja, dann hätte ich eben schon wieder ein extra enges Halsband gebraucht 😡
Kurz dazu (Wahnsinn live):
Habe ihn eben freundlich von der. Betreuung abgeholt. Er mal wieder kein Wort, sondern schmollend extra schnell in Richtung Auto gelaufen. Einsteigen wollte er dann mit Ranzen, ich also: "Gib mir bitte Deinen Schulranzen." Er darauf nur "Still!" und wirft mir den Ranzen vor die Füße.
Im Auto dann auf einmal in voller Lautstärke: "Was für ein Vollhonk, so ein blödes Arschloch! Ich will einen neuen Papa und nicht so einen Spasti!" Und warum das? Weil ich an unserem Haus vorbei gefahren bin, um mir an der Tanke noch Kippen zu holen.
Dann wieder motzendes Schweigen und zu Hause angekommen, keine Anstalten auszusteigen. Ich habe dann meinen Hund usw. ausgeladen und bin rein gegangen. Er blieb sitzen.
5 Minuten später bin ich wieder raus, er saß noch immer. Freundliche Aufforderung von mir, nun doch bitte das Auto zu verlassen. Nix. Dann mache ich die Tür auf und der gnädige Herr setzt sich in Bewegung um direkt im Anschluß seinen Ranzen quer über den Bürgersteig zu treten, anschließend auf mein Auto und seinen Kaugummi auf die Straße zu spucken. Den durfte er dann erstmal aufheben, das kostet hier nämlich Strafe.
Zu Hause angekommen Türen geknallt, dann mit den Worten "Vor halb 8 bin ich nicht wieder da." das Haus verlassen. Ich sagte noch, dass er spätestens um sieben hier sein muss, daraufhin nur wieder Geschreie und Beleidigungen sowie knallende Türen.
Da soll ich ruhig bleiben??? Welche Tabs könnt ihr mir empfehlen :knockout:
LG,
LD
Sorry, ich schon wieder,
habe mir gerade mal sein Handy angeschaut und gesehen, dass er seiner Mutter gestern eine SMS mit dem Inhalt "xxxx (mein Vorname) ist ein Arsc..och" geschickt hat. Wird ja immer besser......
LG,
LD
Hallo LD,
warum darf Sohnemann denn nach diesem Verhalten überhaupt noch raus?
Bring ihn in sein Zimmer und sage ihm, dass er raus aus seinem Zimmer darf, wenn er wieder vernünftig ist, dann kann er sich bei Dir entschuldigen. Danach, wenn er freundlich gesagt hat wohin er gehen will und wann er wieder da ist, darf er gehen.
Ansonsten zurück in sein Zimmer. Heulen, Schimpfen, Schlagen, .... in seinem Zimmer musst Du alles ignorieren, wenn er sich ausgetobt hat und friedlich ist, warte bis er kommt.
Wenn Du das nicht schaffst, versuche Dir frei zu nehmen, so dass Du solche Aktionen planen kannst und Dich darauf vorbereiten, außerdem kannst Du Dich, wenn er in der Schule/Betreuung ist erholen. Damit zumindest einige Regeln nach 14 Tagen funktionieren.
Einen Hund, der immer wieder seinen Platz verlässt würdest Du doch auch zurückbringen.
Mehr Mut! VG Susi
Hi Susi,
danke für Deine Antwort, aber das klappt so leider nicht. Ich müsste ihn in seinem Zimmer einsperren, damit er nicht bei nächster Gelegenheit einfach das Haus verlässt. Wenn er eingesperrt ist, dann schreit er die gesamte Nachbarschaft zusammen und zerlegt sein Zimmer. Bei meiner Ex standen die Bullen deshalb zigmal vor der Tür, weil die Nachbarn sie gerufen hatten. Und entschuldigen würde er sich nie bei mir. Lieber beleidigt er weiter in einer Tour oder versucht Diskussion anzufangen, die ich eigentlich vermeiden möchte.
Aber klar hast Du Recht damit, dass er nach solch einer Aktion nicht raus darf. Mir fehlt aber momentan offensichtlich die Kraft, alles, egal wie auch immer, durchzusetzen.
LG,
LD
Also ich will nicht gemein sein, aber das Problem bist du! Du zappelst wie eine Fliege im Spinnennetz. Der Bengel wäre bei mir nirgends mehr hingegangen. Im Grunde tritt er dir vors Schienbein und du hältst das andere hin und sagst: Hier bitte auch noch!
Hier brennt echt schon Rom!
Und mit "ich will einen anderen Papa" gibt er dir doch das entsprechende Feedback. Wie soll er denn an dir wachsen, wenn du so watteweich bist? Was glaubst du eigentlich was passiert, wenn er sich so einem älteren/stärkeren Kind gegenüber benimmt? Da kriegt er politisch unkorrekt eine aufs Maul, wenn ich das mal so sagen darf.
Damit meine ich nicht, dass du ihn verprügeln sollst, sondern dass er Grenzen braucht. Und die müssen derzeit aus Stahlbeton sein.
Geh am WE mal mit ihm irgendwo hin, wo ihr euch miteinander auskämpfen könnt. Körperlich. Lass ihn sich verausgaben, aber sieh zu, dass du ihn zuletzt immer beherrschst, niederringst. Zerquatsch das nicht sondern ZEIGE ihm, dass du zuletzt oben auf bist. Dass DU der Herr im Ring bist. Irgendwo, wo ihr schreien, laut sein könnt. Aufs Feld, in den Wald.
LG LBM
"Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern es ist die Entscheidung,
dass etwas anderes wichtiger ist als die Angst."
Dann würde ich den grünen Männern sagen, dass sie ihn mitnehmen dürfen. Vielleicht merkt er dann, dass auf AKTION REAKTION folgt.
LG LBM
"Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern es ist die Entscheidung,
dass etwas anderes wichtiger ist als die Angst."
Liebe LBM,
vielleicht hast Du Recht und ich bin wirklich zu weich, aber glaubst Du nicht auch, dass es etwas zu viel verlangt ist, seinen kompletten Erziehungsstil innerhalb von 48 Stunden zu ändern? Ich arbeite an mir und bin hier jedem einzelnen für jeden Beitrag dankbar, aber ich kann auch nicht von jetzt auf gleich umschalten. Und noch einmal: Wir hatten diese Probleme in der Vergangenheit nicht miteinander, sondern erst seit ein paar Wochen. Da kann wirklich niemand erwarten, dass ein Elternteil innerhalb kürzester Zeit die Zügel derart anzieht. Selbst mein Hund bekommt immer mehr als eine Chance und erst wenn er wirklich nicht pariert Streß.
Aber Dein Vergleich mit dem Stahlbeton stimmt und mein Sohn wird genau dies zu spüren bekommen. Aber die unendlich große Keule werde ich heute noch nicht auspacken und ihm alles verbieten. Er hat schon nichts mehr von seinem multimedialen Zeug und er wird morgen auch zu Hause bleiben müssen, aber ich werde ihm zumindest jetzt noch die Chance geben, das gesprochene Wort zu verstehen. Wenn das nicht klappt, dann folgt die Konsequenz.
Und sicherlich bin auch ich einTeil des Problems, etwas anderes habe ich nie behauptet, aber ich suche uns keine Hilfe damit mein Sohn einen Einlauf bekommt, sondern damit auch ich etwas lernen kann. Ob hier, bei der Erziehungsberatung oder beim Psychologen.
LG,
LD
Hallo LD,
natürlich kann man sich nicht von jetzt auf gleich ändern. Da hast du mich wohl missverstanden. Das kann man weder von dir noch vom Sohn erwarten. Aber mir fehlt die spontan-logische Reaktion, die da lautet: Stop! Du gehst nirgendwo hin!
Wenn es so plötzlich kam mit der Veränderung, was kann in dem Zeitraum passiert sein? Gab es einschneidende Erlebnisse?
LG LBM
"Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern es ist die Entscheidung,
dass etwas anderes wichtiger ist als die Angst."
Nimm es bitte nicht übel, aber "Teil des Problems" ist schon eine Untertreibung.
Du bist ja mehr damit beschäftigt, gut Wetter zu machen, als Vater zu sein. Selbst während(!) du Konsequenzen durchziehst bist du peinlich bemüht, irgendwie eine künstlich gute Stimmung drüber zu legen.
Wie soll denn das funktionieren?!
Das Abholen von der Betreuung war eine Konsequenz, weil er sich nicht benommen hat. Er war stinkig deshalb. Und statt deutlich Kante zu zeigen und klar zu machen, dass DU entscheidest, wie es läuft, biederst du dich prompt wieder bei ihm an.
Was hattest du denn erwartet?
Und seine Sprüche zeigen mehr als deutlich dass er ganz genau weiß, mit welcher emotionalen Erpressung er dich für gewöhnlich kriegen kann. Ablehnung. Neuer Papa. Das sind so Schlagworte, die einem Hirn entspringen, das begriffen hat, wo du durch Trennung und Co. verwundbar geworden bist. Er haut ganz gezielt da hin, wo es am meisten weh tut, weil er hofft, dass er dann doch noch kriegt, was er will.
Du hast einen ausgebildeten Schutzhund, sagst du.
Wenn ihr morgen Gassi geht und es springt einer aus dem Gebüsch, wie reagiert ein souveräner Hund mit solider Bindung zum Menschen?
Er attackiert NICHT, weil er sich erst einmal drauf verlässt, dass DU das regelst.
Dein Sohn hingegen hängt grade einem Passanten im Gesicht und du wedelst verzweifelt mit Leckerchen und gebetmühlst "das hat er ja noch nie gemacht!" und "der meint das nicht böse, der freut sich nur so!"
Aufwachen!
Hallo LD,
ich seh das genau wie LBM.
Ich versteh zbsp nicht warum du nur halbe Sachen machst. Nehmen wir den TV, der sollte raus aus dem Zimmer. Stattdessen nimmst aber nur das Kabel weg und der TV bleibt drin. Raus heisst raus, das hat mit 180 Grad Erziehungsaenderung nichts zu tun, das nennt sich Inkonsequenz.
Wenn man als Elternteil Dinge nur androht aber weder vorhat Drohungen auch umzusetzen oder wenn die Drohnungen von Hause aus Unsinn sind, dann geht das frueher oder spater in die Hose. Mein Lieblingsding ist, wenn Eltern ihren dreijaehrigen Kindern androhen "Du gehst gleich nach Hause!". Umsetzbar? Wohl kaum.
Bei euch geht es nicht mehr um schoenes Wetter sondern um Grundsaetzliches und das sofort.
Du bist doch schon der Allerletzte in den Augen deines Sohnes (sprachlich betrachtet), was hast du also zu verlieren?
Nicht nur dein Sohn sollte Hilfe bekommen, auch du solltest umgehend Hilfe suchen, die dich staerker macht.
Der Vorschlag von LBM ist uebrigens grossartig. Und lass solche halben Geschichten! Wie hier schon jemand sagte, du bist sein vater nicht sein Kumpel!
cheers, riviera
Hi LD
wenn ich das alles lese, dann ist mein Eindruck, dass dein Sohn nach Grenzen schreit, und wahrscheinlich schon jahrelang.
Ich denke auch, dass du zu weich bist, so dass er statt auf Stahlbeton, auf Watte trifft, was ihn noch wütender macht.
ich denke übrigens nicht, dass du das Allerletzte für deinen Sohn bist, denn sonst würde er nicht soviel Gefühle zeigen. Auch seine Bitte (mit dem Nicht-Abholen), die gleichzeitig mit Schimpfwörtern gespickt war, deutet darauf hin, dass du noch nicht verloren hast. Im Gegenteil, du bist sehr wichtig für ihn, denn er sucht Halt. Da seine Mutter ihm nicht geben konnte, was er benötigt, testet er jetzt bei dir, ob die Beziehung, deine Kraft und deine Liebe belastbar genug sind, um ihn aufzufangen. Kinder wollen keine Gleichberechtigung, sie wollen eine Art "gerechte" Hierarchie. Und wirklich mag es einige Parallelen zu einem Hunderudel geben, wo der Chef seine Kraft beweisen muss, um als Rudelführer anerkannt zu werden, aber er muss auch beweisen, dass er zum Anführer taugt und für sein Rudel sorgen kann.
Wenn er dir den Ranzen vor die Füße, auf die Straße wirft, was passiert dann? Hebst du ihn auf? Also, ich würde - EGAL ob es hinterher Geld kostet wegen Neuanschaffungen - den Ranzen liegen lassen, und selbst ins Auto einsteigen, und ihn sanft - aber mit sehr knallharter Stimme - darauf hinweisen, dass er den Ranzen vergessen hat. Meinst du, dass er tatsächlich nicht aussteigt, um den Ranzen mitzunehmen? Und wenn er sitzen bleibt, und du losfährst, welche Erfahrung macht er? Dass du verlässlich bist und man besser hören sollte, auf das, was du bestimmst. Übernimm in solchen Situationen nicht seine Verantwortung, denn wo es möglich ist, muss er selbst die Verantwortung tragen. Er hat ja auch Taschengeld für neue Schulbücher... wenigstens einmal 😉
Und der Tipp von LBM, irgendwo mit ihm hinzugehen, wo man sich mal körperlich austoben kann, ja, da kam mir der Gedanke, ob ihr nicht beide an so einen Hochseilklettern teilnehmen solltet, so wie diese Teamcoachings, wo man sich in schwindelerregender Höhe aufeinander verlassen lernt, ohne wirklich gefährliche Situation, da es ja immer eine Sicherung gibt. Denn dann lernt er mal seine Grenzen kennen, sinnbildlich gesehen und lernt, dass er sich verlassen kann auf dich, und ihn auffängst. Ob so ein Experiment ohne therapeutische Begleitung gelingt, weiß ich nicht. Mein Eindruck ist, dass ihr schon zu tief drin steckt, als dass man mit eigenen Ideen oder Methoden weiterkommt.
Denn ich denke, dass du hier im Internet zwar gute Ratschläge, und vielfältige eigene Erfahrungen lesen kannst, diese spiegeln kannst, und auch was davon mitnimmst, aber letztendlich muss Hilfe im wirklichen Leben her. Und wenn das bedeutet, dass du ihn in die Psychiatrie schleppst, zur Notfallaufnahme. Du kannst danach googeln, wo die nächstgelegene Kinder- und Jugendpsychiatrie mit Notfallversorgung ist, und dann weißt du es für den Fall der Fälle.
ligr ginnie
Durch Nachsicht setzt man der Gewalt kein Ende: damit bestärkt man die Gegner nur in der Gewissheit, sie hätten es mit einem Schwächling zu tun, der leicht zu bezwingen ist
Hi zusammen,
ich bin gerade etwas am zweifeln, denn außer aus dem Post von ginnie lese ich hier nichts wirklich hilfreiches. Hart und unerbittlich sein kann ich und muss ich in meiner Firma jeden Tag, aber mein Sohn ist 10 und keine 45.
Angreifen möchte ich hier niemanden, aber ich brauche etwas Zeit, um das Gelesene für mich zu ordnen.
Heute Abend hat es hier im übrigen sehr gescheppert und ich habe ganz klar die Richtung aufgezeigt. Es ist ein wenig eskaliert und mein Sohn und ich haben letztendlich miteinander gesprochen und zumindest für heute einiges geklärt. Und ja, in den Arm genommen habe ich ihn auch und das hat er sogar genossen. Stand jetzt ist für mich nichts verloren, aber Hilfe von außen brauchen wir trotzdem.
Lässt mich eine Nacht drüber schlafen, dann kann ich auch besser mit allem umgehen und trete niemandem unbeabsichtigt auf die Füße.
LG,
LD
@ginnie
Ich denke, dass mit dem Allerletzten hast du falsch verstanden. Das bezog sich rein auf die Beschimpfungen.
cheers, riviera
Lieber LD,
ja das ist sicher viel input fuer dich.
Ich habe Bekannte, deren 14 jaehrige Tochter hatte ein Alkoholproblem. Es fiel den Eltern extrem schwer hart zu sein, ihr kein Geld zu geben. Sie meinten, lieber geben sie ihr Geld anstatt das Tochter sich das Geld irgendwoher holt. Sie wollten nicht Schuld sein daran, dass sie vielleicht klaut und kriminell wird. Die bessere Variante schien zu sein, die Akoholsucht selbst zu foerdern.
Es hat gedauert bis sie verstanden haben, dass es nicht um das eigene Gefuehl geht sondern um die kranke Tochter.
Nachdem Tochter geklaut hat (Zuhause) und manipuliert ohne Ende, dann auch noch demoliert landete sie fuer eine nacht auf der Wache und wurde von den Eltern, die die Polizei selbst gerufen hatten wieder rausgeholt. Die Angst davor, dass Tochter abhauen oder sie hassen wuerde war groesser und staerker als der Gedanke, dass die Mitfinanzierung frueher oder spaeter ernsthafte Folgen (sogar Tod) haben kann.
So schwer es ist, manchmal ist das Alter nicht so wichtig wie das "Uebel" mit dem der-oder diejenige zu kaempfen hat. Du selbst sagst, deine Frau und du haben eine Menge Fehler gemacht und die koennt ihr halt nicht ungeschehen machen. Ihr koennt aber Regeln aufstellen, diese vorgeben und vor allem selbst einhalten und das moeglichst mit dem Wissen das der Ex-Partner da voll mitzieht.
Manchmal sage ich meiner Volljaehrigen Tochter wo es langgeht, sie kommt damit gut zurecht. Sie liebt das sogar. Liebhaben ist nicht immer nachgeben, immer laecheln und ja und Amen sagen.
cheers, riviera
....die Tochter ist uebrigens in einem Treatment Centre gelandet. die Eltern geplagt von schlechtem gewissen ihr Kind "verlassen und abgeschoben zu haben" haben dann nach reltaiv kurzer Zeit gesehen,wie sich Tochter gefangen hat. Sie hat sogar die Schule super geschafft. Und, sie liebt ihre eltern dafuer, dass sie nur 1 x richtig hart waren!
Hi LD,
Kann Dich sehr gut verstehen - wir haben das alles auch durchgemacht.
Für uns ist es jetzt sehr gut, dass wir mal eine "Auszeit" haben, wo Teenie nicht zu Hause ist. Der Abstand tut uns gut. Wir können überlegen, wie wir in Zukunft weitermachen wollen und Teenie hat mit den Betreuern ebenfalls immer wieder Gespräche, wie sie sich das vorstellt.
Und in absehbarer Zeit werden wir dann den Praxistest machen müssen, ob das so funktioniert.
Hast Du auch die Möglichkeit, mal Ruhe reinkommen zu lassen?
Ev. wirklich zwei Wochen krank schreiben lassen, damit Du zumindest tagsüber auftanken und nachdenken kannst?
Oder vielleicht gibt es die Möglichkeit, den Jungen übers WE woanders unterzubringen?
Gut und wichtig wäre vielleicht auch, die Ratschläge, die Du hier bekommen hast und das, was Dir dazu einfällt, mal für Dich selbst aufzuschreiben und zu sortieren.
Oder gemeinsam mit jemand anderem darüber zu sprechen.
Denn wenn Du sie nur hier liest, dann ist das zu flüchtig und zu viel auf einmal - durch das selbst aufschreiben und bewußt darüber nachdenken siehst Du einiges vielleicht klarer.
Mich hat es auch überfordert, wenn ich so viele gute Ratschläge bekommen habe, weil "scheinbar jeder wußte, wie ich es machen sollte" (so das Gefühl), aber ich habs einfach nicht geschafft.
Natürlich meinen es alle total gut, aber Du alleine bist in der jetzigen Situation und daher mußt Du alleine schaun, was umsetzbar ist - auch aufgrund deiner eigenen (nicht mehr vorhandenen!) Energie.
Um das ganze mal zu strukturieren - ich würde folgende Schritte empfehlen:
- Versuch, Ruhe reinzubringen, ev. ein paar Stunden / Tage Abstand von Sohnemann zu bekommen
- die Situation aufschreiben / anderweitig "sichtbar machen"
- die Ratschläge aufschreiben und sortieren, was gleich umsetzbar ist und was Zeit / Unterstützung benötigt
- mit einem Außenstehenden (am besten jemandem, der für diese Dinge ausgebildet ist) über die Situation sprechen
Damit werden die nächsten notwendigen Schritte sichtbar werden, Dir wird klar werden, was zu tun ist und was möglich ist.
Du steckst momentan mitten in dem Chaos drinnen, da ist es kaum möglich, einen klaren Kopf zu haben oder neue Energie zu tanken. Du mußt "einen Schritt zurücktreten".
Kleine Dinge, wie eben Elektronik, TV oder das Abholen von der Schule setzt Du ja jetzt schon um und das ist gut.
Aber Du mußt darauf achten, welches Tempo für Dich richtig ist und dass Du nicht selbst daran kaputt gehst.
lg
vj
Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. (Röm 12,21)