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Achtung: Heute ab 13 Uhr Live Chat mit Familienministerin Schmidt bei spiegel.de; Thema:

 
(@brille007)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

"Warum kriegen wir so wenig Kinder, Frau Schmidt?" lautet das Thema, zu dem sich Bundesfamilienministerin Renate Schmidt heute, 10.11. ab 13 Uhr für eine Stunde im Live-Chat stellt.

Link: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,326928,00.html

Die oft beschworene "Unvereinbarkeit von Familie und Beruf" wird dabei sicher genannt werden; Hartz IV und die Unsicherheit der politischen Weltlage mögen auch genannt werden.

Wichtig wäre allerdings auch, der Ministerin ein weiteres Mal zu verdeutlichen, dass die aktuelle Familienpolitik und vor allem die geltende Rechtssprechung, nach der Väter einfach entsorgt und zum (lebenslangen?) Sponsor der Mütter ihrer Kinder degradiert werden können, sicher viele Männer darüber nachdenken lässt, ob sie sich eine Familiengründung wirklich leisten können und wollen. Noch immer ist bekanntlich der Hauptinhalt zahlreicher Familienrechts-Streitigkeiten nicht, Recht zu sprechen oder Kindern beide Elternteile gleichwertig zu erhalten, sondern vor allem, eventuelle Forderungen finanzieller Art von staatlichen Institutionen fernzuhalten.

Ich bin gespannt, ob jund wie dieser wichtige Aspekt der deutschen Familienpolitik thematisiert wird.

Grüssles
Martin

When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.

Zitat
Themenstarter Geschrieben : 10.11.2004 14:50
(@julchen)
Zeigt sich öfters Registriert

Hallo,

blöd, ich komme von hier aus nicht in den Chat (sch*** Firewall ...).

Kann man irgendwie an das Chat-Protokoll kommen?

Julchen

Mission impossible?

AntwortZitat
Geschrieben : 10.11.2004 15:11
DeepThought
(@deepthought)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Ich bin seit 13:09 drin, mal gucken, ob ich was machen kann

Der 15. Senat des OLG Celle befindet vatersein.de
in den Verfahren 15 UF 234/06 und 15 UF 235/06
als "professionell anmutend".
Meinen aufrichtigen Dank!

AntwortZitat
Geschrieben : 10.11.2004 15:19
 Anny
(@Anny)

Hallo zusammen,
war 32 Min. drin und keine einzige Frage wurde von mir beantwortet.
Bin raus und kann sagen:
Das ist es nicht.
Dabei sind so viele interessante Fragen gestellt beantwortet, wie halt Politiker antworten.
Bringt mir nix, da kann ich auch gleich die Zeitung lesen oder N-TV einschalten.

AntwortZitat
Geschrieben : 10.11.2004 15:46
(@brille007)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

so, ich war auch "drin"...

Natürlich gab es mit Sicherheit mehr Fragen als in einer Stunde beantwortet werden können. Aber (fast) erwartungsgemäss wurden von der Moderation auch solche Fragen ausgewählt, auf die sich unproblematische Stellungnahmen finden lassen, die möglichst wenige Festlegungen beinhalten.

Die beispielsweise diskutierte Frage, ob und wie gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften Kinder adoptieren können, mag für die direkt Betroffenen zwar von brennendem Interesse sein; sie löst aber nicht das Problem, warum viele Menschen gar keine Kinder mehr kriegen wollen und die Geburtenraten deshalb rückläufig sind.

Die Fragen von DeepThought und mir (und sicher noch manchem anderen Teilnehmer von vs.de) kamen deshalb gar nicht zur Beantwortung.

Zusammenfassend: Dass es zigtausende von Deutschen - speziell (potenziellen) Vätern gibt, die sich eine Familiengründung schon allein deshalb überlegen, weil sie befürchten müssen, von der geltenden "Rechtssprechung" im Falle des (nicht unwahrscheinlichen) Scheiterns dieser Ehe als Vater weitgehend entsorgt bzw. zum Besuchs- und Zahlpapi sowie zum Sponsor ihrer Ex-Frau degradiert zu werden, steht auch weiterhin im Raum. Und die Partei, die - natürlich neben vernünftigen Konzepten in anderen politische Sachfragen - ein überzeugendes Konzept zur Änderung in der Familienpolitik vorlegt, hat sicher gute Chancen bei der nächsten Wahl.

Grüssles
Martin

When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 10.11.2004 16:17
(@diemystiks)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Hm,
habs jetzt mehrmals versucht, klappt auch nicht wirklich. das chatfenster geht nicht richtig auf...schaaaadeeeee

Tina

Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir:"Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen." Und ich lächelte und war froh und es kam schlimmer.

AntwortZitat
Geschrieben : 10.11.2004 16:20
DeepThought
(@deepthought)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Hiere der Chat-Auszug ab 13:09. Der besseren Lesbarkeit wegen habe ich Umformatierungen vorgenommen und die tlw.über mehrere Zeilen gehenden Antworten zusammengefasst. Inhaltliche Änderungenhabe ich nicht vorgenommen.


NetCommunity Chat, cassiopeia

Hat die deutsche Familienpolitik versagt, Frau Schmidt?

Französinnen sind häufiger erwerbstätig und haben doch die meisten Kinder.
Was haben die Deutschen falsch gemacht?
Diskutieren Sie mit Familienministerin Schmidt im SPIEGEL-ONLINE-Chat (Mittwoch, 13 bis 14 Uhr)!

RenateSchmidt: In Frankreich gibt es erstens einmal einen viel bessere Betreuung von Kindern, es gibt ein umfassendes Tagsemütterangebot; außerdem Krippenplätze, die jetzt noch erweitert werden sollen, und ab dem 3. Lebensjahr der Kinder die kostenlosen ganztägigen Ecoles Maternelles. Außerdem gibt es in Frankreich keine Rabenmütter-Diskussion; es wird akzeptiert, dass auch Frauen mit mehreren Kindern erwerbstätig sein wollen.
Mainzer1: Warum wollen die Politiker immer glauben, dass die Menschen nicht bereit sind? Vielleicht sind nur die Politiker nicht bereit...
RenateSchmidt: Das sehen wir doch an der heutigen Diskussion! Wenn es darum geht, dass man selbst Einschränkungen hinzunehmen hätte, ist man dazu seltener bereit, selbst dann nicht, wenn es einem vernünftigen Ziel dient,
sailor: Was halten Sie von Ganztagsschulen im Stile der USA oder GB, um das Problem von arbeitenden Vätern und Müttern zu lösen?
RenateSchmidt: Wir sind ja dabei, mehr Ganztagsschulen zu initiieren. Obwohl die Bundesregierung dafür nicht zuständig ist, sondern genauso wie bei der Kinderbetreuung die Länder bzw. die Kommunen, haben wir 4 Mrd. Euro in Ganztagsschulen investiert und es gibt Gott sei Dank zunehmend mehr von ihnen. Das nützt den Eltern, aber vor allem den Kindern, denn nirgendwo in Europa entscheidet die Herkunft eines Kindes so sehr über seine Bildungschancen wie bei uns in Dtld.
Bateyes1: Was spricht dagegen, das Ehegattensplitting in der bisherigen Form abzuschaffen und es an die Kinder zu binden?
Gast761: Was halten Sie von einem Einkommensunabhängigen Kindergeld als sog. Kopfpauschale je Kind von mind. 400 Euro um Eltern oder Mütter zu fördern?
RenateSchmidt: Ich will keine Verantwortung von der Politik wegschieben, aber auch hier ist es wieder so wie beim Kindergeld: das BVerfG hat uns gesagt, dass das Ehegattensplitting ein Bestandteil des grundgesetzlichen Schutzes der Ehe ist.
RenateSchmidt: Die Frage des einkommensunabhängigen Kindergeldes haben wir heute schon. 400 Euro pro Kind würde ein Volumen von zusätzlich ca. 60 Mrd. Euro pro Jahr bedeuten. Dieses ist nicht finanzierbar. Außerdem ist bei uns in Deutschland die finanzielle Förderung von Familien im Vergleich gar nicht so schlecht: Wir liegen im oberen Drittel in Europa; es fehlt bei uns an der Infrastruktur für Familien und an familienfreundlichen Arbeitsbedingungen
MartinFranck: Akademiker haben die niedrigste Arbeitslosigkeit und das höchste Einkommen aber auch die niedrigste Geburtenrate, warum?
RenateSchmidt: Weil die Ausbildung so lang ist. Auch sie muss kürzer werden. Und die jungen Leute dann erst einmal im Berufsleben Fuß fassen wollen. Der Entscheidungszeitpunkt für Kinder fällt dann in das 4. Lebensjahrzehnt, ist manchmal mit dem Beruf nicht vereinbar und führt dann dazu, dass Kinderwünsche immer weiter hinausgeschoben werden, bis es bei vielen dann zu spät ist.
Silbermann1:Ich bin Maschinenbau- und Bauingenieurin. Kann es sich der Staat wirklich leisten, dass sich Frauen mit meiner Qualifikation zu Hause sitzen wenn sie arbeiten wollen?
RenateSchmidt: Nein.
sasch2k11: Meine älteste Tochter bekam sehr schwer einen KiGa-Platz (5 J.) und meine 3 jährige hat einen 50. Warteplatz . Das sogar in Bayern! Warum?
RenateSchmidt: Bayern ist in dieser Frage nun wahrhaftig keine Spitze. Spitze sind in diesen Fragen Berlin und die ostdt Bundesländer. Ihre 3-Jährige hat einen Rechtsanspruch, den Sie individuell einklagen können, auf einen Kinddergartenplatz. Allerdings nur halbtags. Und auch Ihre 5-Jährige hätte eigentlich keine Schwierigkeiten haben dürfen. Der Paragraph heißt § 24 KJHG, nach dem können Sie Ihre Ansprüche (beim Jugendamt) geltend machen

(Moderator DominikBaur) Noch einmal der Hinweis: Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass dies ein moderierter Chat ist, das heißt Ihre Fragen sind erst dann für alle lesbar, wenn wir Sie frei geschaltet haben. Wegen der großen Anzahl an Chattern und, um Dopplungen zu vermeiden, können wir leider nur eine Auswahl der Fragen berücksichtigen.

shyning: Sollen homosexuelle Paare Kinder adoptieren dürfen und sollen diese gleich gefördert werden wie Kinder von heterosexuellen Paaren ?
RenateSchmidt: Es dürfen nicht sämtliche Kinder von homosexuellen Paaren adoptiert werden. Zulässig sind nur sog. Stiefkindadoptionen, dh wenn eine oder einer der beiden Partner/innen ein Kind in die Lebenspartnerschaft einbringt, kann dies mit Zustimmung des leiblichen Vaters/der Mutter, soweit es sich um einen ehemaligen Ehepartner/in handelt, adoptiert werden. Natürlich werden alle Kinder unabhängig davon, wie ihre Eltenr leben, gleich gefördert.
p2c2e: einklagbarer rechtsanspruch - wie lange dauert so ein verfahren im schnitt und mir ist keine rechtschutzversicherung bekannt, die die kosten traegt
RenateSchmidt: Im Regelfall muss man nicht lange klagen, weil die Kommunen wissen, dass Sie im Recht sind. Es reicht meistens das Androhen einer solchen Klage aus
RenateSchmidt: Binnen Kurzem haben Sie Ihren Platz. Sie müssen nur darauf achten, dass dieser auch in Ihrem Wohnumfeld liegt. Etwas Hartnäckigkeit reicht im Regelfall ganz ohne Rechtschutzversicherung aus.
Guest6: Warum wird nicht einfach das schwedische System übernommen, wo Eltern ein Jahr mit 80% des Gehalts zuhause bleiben können und dann einen grantierten Krippenplatz haben?
RenateSchmidt: Genau das beabsichtige ich. Aber in der richtigen Reihenfolge. Zuerst brauchen wir ausreichend Betreuungsplätze, da bin ich dran; ich möchte im Jahr 2006 dem Kabinett dann ein Konzept für ein lohnbezgenes Elterngeld nach skandinavischem Vorbild vorlegen
juju1: Wozu braucht die Gesellschaft überhaupt mehr Kinder? Die Arbeitslosigkeit ist hoch, und Kriege führen wir jetzt keine mehr? Oder ist etwas in Plannung?
RenateSchmidt: Nein, Kriege sind nicht in Planung 🙂 Und Kinder brauchen wir, weil die niedrige Geburtenrate auch ökonomische Konsequenzen hat, z.B. niedrigeres Wachstum, und unsere Arbeitslosigkeit dadurch weiter steigen wird. Der Altersaufbau in Deutschland ist dramatisch schlecht; mit ebenfalls ökonomischen Konsequenzen für unsere Arbeitsplätze, aber auch für Forschugn und Technik weniger Kinder sind also nicht nur ein individuelles Problem, sondern auch ein volkswirtschaftliches, und sogar ein betriebswirtschaftliches.
albrecht: Werden die Kinder gefragt, die eine 2te Mutter oder 2ten Vater bekommen?
RenateSchmidt: Wenn sie alt genug sind, werden sie selbstverständlich von den Jugendämtern gefragt und ihre Meinung ist dazu ganz wesentlich.
lisa2: Was unternimmt das Familienmisterium konkret, damit auch Kinder und Jugendliche sich wieder stärker für Politik interessieren?
RenateSchmidt: Wir haben ein Projekt initiiert, das den schönen Namen "Projekt P" trägt. Das steht für Partizipation und Politik. Nächstes Jahr starten wir. Es gibt viele Aktivitäten vor Ort, an denen sich Jugendliche vor Ort beteiligen können.
Wirtschaftsingenieur1: Frau Schmidt, warum gibt es keine WWW Foren, wo kompetente Mitarbeiter von Ihnen auf Fragen, wie hier gestellt, dauerhaft nachlesbar antworten? Gibt es solche?
RenateSchmidt: Es gibt so viele Foren. Mein Ministerium ist nicht so groß, dass ich auf Dauer dafür Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abstellen kann. Auf unseren Internetseiten ist *so* vieles nachlesbar, dass das in einem einzigen Chat von einer Stunde gar nicht vermittelbar ist.
Andrea: Als Psychologin und Mediziner (25/28 Jahre) würden wir gerne Kinder haben. Wie sollen wir das schaffen bei 800€ FAmilieneinkommen und 2x 40-60 h Arbeit pro Woche?
RenateSchmidt: Ich verstehe nicht ganz, wie Sie nur 800 Euro Familieneinkommen bei 120 Stunden Arbeit pro Woche haben. Das kann nur Ausbeutung sein, und die ist auch in der Bundesrepublik verboten.
Guest19: Warum führen Sie das Elterngeld nicht schon in dieser Legislatur ein?
RenateSchmidt: Weil wir nicht genugend Geld haben und auch die Kinderbetreuungseinrichtungen noch nicht ausreichend vorhanden sind. Beides muss Hand in Hand gehen. Nur so wird es ein vernünftiges Konzept.
AlleinErziehende1: wie dringt die 'Meinung des Volkes' authentisch in Ministerien vor? Politiker leben doch eher auf einer Insel - in welcher Form SEHEN sie Realleben?
RenateSchmidt: Ich glaube, dass Politiker und Politikerinnen die Menschen sind, die am häufigsten mit so vielen unterschiedlichen Menschen in Verbindung kommen wie kaum eine andere Berufsgruppe. Ich habe nicht nur regelmäßig eine Bürgersprechstunde, wo von Sozialhilfeempfängern bis zu Unternehmern nahezu alle Bevölkerungsgruppen hinkommen. Ich lese außerdem die an mich gerichteten Briefe alle selbst und lasse nicht lesen. Und zusätzlich chatte ich auch noch mit Ihnen.
Positron1: Wird das Bundeserziehungsgeld in der Zukunft eher gekürzt oder erhöht?
RenateSchmidt: Noch einmal: Ich beabsichtige, ein Elterngeld einzuführen statt des heutigen Erziehungsgeldes. Dieses ist eher eine Leistung nach Bedürftigkeit; ein künftiges Elterngeld soll Lohnersatzfunktion haben.
Gunn1: ich habe im radio gehört, sie gründen jetzt lokale bündnisse, was ist das?
RenateSchmidt: Die Initiative Lokale Bündnisse für Familie will erreichen, dass in möglichst vielen Kommunen sich die Kommunalverantwortlichen, die Wirtschaft und Verbände unterschiedlichster Art zusammentun, um vor Ort mehr Kinder- und familienfreundlichkeit zu erreichen. Das umfasst bessere Kinderbetreuung, familienfreundliche Arbeitsbedingungen und ein ebensolches Wohnumfeld. Bisher gibt es 100 solche Initiativen, in denen rund 15 Mio Menschen wohnen. Ein Servicebüro meines Ministeriums berät an rund 230 Standorten. Nähere Informationen gibt es ebenfalls über das Internet unter www.bmfsfj.de oder www.lokale-buendnisse-fuer-familie.de

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Guest19: Eine Studie in Baden-Württemberg hat festgestellt, daß nicht die Betreueng sondern das Einkommen im Vordergrund bei der Kindsentscheidung steht. Wie sehen Sie das?
RenateSchmidt: Das eine hängt mti dem anderen zusammen. Junge Kinderlose, die sich Kinder wünschen, wissen, dass sich die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf gerade in Baden-Württemberg besondres schwierig darstellt und haben dann die Angst vor dem Einkommensverlust.
walter11: Wir haben zwei Kinder und wollen uns in der nächsten Zeit selbständig machen. Mit welchen zusätzlichen Hilfen, kann man in der Zukunft rechnen?
RenateSchmidt: Ich kann Ihnen nicht aus dem Stehgreif sagen - weil dies auch nicht in der Zuständigkeit meines Ministeriums liegt - welche Hilfen es en detail für die Selbstständigkeit gibt. Ein paar Zeilen an mich genügen aber, und ich werde veranlassen, dass Sie die notwendigen Informationen bekommen.
dsfdsssd1: Aber das Problem ist doch nicht die Kinderbetreuung. Ich leg mir gar nicht erst Kinder zu wenn ich sehe, dass ich sie mit Hartz Massnahmen nicht ernaehren kann.
RenateSchmidt: Sie werdnen doch nicht beabsichtigen, Ihr Leben lang abhängig zu sein von Arbeitslosengeld I oder II. Dieses ist natürlich keine Perspektive, und die Hartz-Gesetze sollenja genau bewirken, dass Arbeitslosigkeit in unserem Land endlich reduziert wird. Dass dies schwierig genug ist, weiß ich. Und dass die hohe Arbeitslosigkeit auch ein Grund ist, weshalb sich Menschen nicht für Kinder entscheiden, weiß ich auch.
p2c2e: wer kontrolliert eigentlich die jugendaemter und deren entscheidungen?
RenateSchmidt: Im Regelfall muss das durch die Kommune bzw. durch die Aufsichtsbehörden der Kommunen, das ist von Land zu Land unterschiedlich, kontrolliert werden.
RenateSchmidt: Nochmal: Es wird kontrolliert durch die Aufsichtsbehörden der Kommunen, die in den Ländern in der Regel bei den Innenministerien angesiedelt sind. Allerdings wird natürlich nicht jede Entscheidung kontrolliert.
Glorfindel: was halten Sie von Internaten als Alternative zu weiterfuehrenden Ganztagstagsschulen? Sind diese sinnvoll oder veraltet? Koennen diese wirtschaftlich nur privat sein?
RenateSchmidt: Dieses ist bitte die Entscheidung von Eltern und nicht die Entscheidung von Politik. Natürlich können Internate sinnvoll sein. Die meisten Internate werden privat geführt; es gibt aber auch für manche - wenn sie sich zB mit besonders problematischen Kindern beschäftigen - staatliche Zuschüsse.
Joergi1: Was finden Sie besser für unsere Kinder? Kindergrippen oder Tagesmütter?
RenateSchmidt: Auch dieses ist von Fall zu Fall untesrchiedlich. Das hängt auch von den Bedürfnissen der Eltern ab. Wichtig ist:, dass es sich um qualitativ gute Betreuung handelt, also dass auch Tagesmütter eine bestimmte Qualifikation erworben haben.
Berliner201: Würden Sie sagen das der Kinderschwund das Ergebniss der Emanzipation und der damit verbundenen Eingliederung der Frauen in die Arbeitswelt ist?
RenateSchmidt: Ja und nein. Frauen haben ganz selbstverständlich das selbe Bedürfnis wie Männer: sie wollen ihre guten Qualifikationen, die heute besser sind als die der Männer, auch beruflich nutzen. Dieses ist nicht rückgängig zu machen, und ich kenne keine ernsthafte gesellschaftliche Gruppe, die das will. Wir brauchen die Frauen auch im Arbeitsmarkt, gerade wegen ihrer guten Qualifikationen. Männer hätten niemals ein Lebensmodell akzeptiert, das ihnen gerade mal ein paar Jahre Erwerbstätigkeit ermöglicht und ihnen dann sagt, sie hätten doch zu Hause zu bleiben.
TomJoad1: wann werden Väter den "getrennt lebenden" Müttern rechtlich gleichgestellt?
RenateSchmidt: Es gibt heute generell das gemeinsame Sorgerecht. Es wäre gut, wenn das die beiden ehemaligen Ehepartner auch beide akzeptieren würden, Leider ist es immer noch an der Tagesordnung, dass manche Elternteile - insbesondere die Mütter - versuchen, dieses gemeinsame Sorgerecht auszuhebeln, genauso wie es leider nach wie vor sehr viele Väter gibt, die ihren Verpflichtungen gegenüber ihren Kindern nicht nachkommen, Dieses kann nicht alles die Politik lösen.
Daniel1: In der DDR waren Frauen noch mehr in der Arbeitswelt eingebunden und die geburtenraten waren deutlich höher, zwar nicht hoch genug aber immerhin
RenateSchmidt: So ist es.
MartinFranck: Ist PISA (Die soziale Herkunft betimmt die schulische Leistung) auch ein Versagen der Familienpolitik?
RenateSchmidt: Vielleicht weniger Familienpolitik, sondern mehr der Bildungspolitik. Wir geben in Deutschland - und hier meine ich vor allen Dingen die Länder - viel zu wenig für Bildung aus und das Zuwenige auch noch falsch, nämlich am meisten für die Oberstufen der Gymnasien und am wenigsten für den vorschulischen Bereich. In diesem Alter, bis zum 6. Lebensjahr, sind Kinder aber am bildungsfähigsten. Und diese frühe Förderung wurde bisher sträflich vernachlässigt.

(Moderator DominikBaur) Noch einmal der Hinweis: Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass dies ein moderierter Chat ist, das heißt Ihre Fragen sind erst dann für alle lesbar, wenn wir Sie frei geschaltet haben. Wegen der großen Anzahl an Chattern und, um Dopplungen zu vermeiden, können wir leider nur eine Auswahl der Fragen berücksichtigen.

Susanna1: Wollen wir deutschen Eltern ueberhaupt das franzoesische System? Sind wir ueberhaupt bereit unsere Kinder bereits als Saeuglinge in einen Hort zu geben?
RenateSchmidt: Kein Mensch soll gezwungen werden, sein Kind nach der Geburt irgendwo abzugeben. Deshalb will ich ja nicht nur bessere Betreuungsmöglichkeiten, sondern auch familienfreundliche Arbeitsbedingungen. Wenn wir aber sehen, dass es in Frankreich und in Skandinavien nicht nur mehr Geburten, sondern auch eine geringere Kinderarmut und bessere PISA-Ergebnisse gibt, sollten wir doch nicht immer glauben, dass wir das allein seligmachende Konzept bei uns hätten.
hobbes1: Wieso habe ich als unverheiratete Mutter nichts von der Steuerreform Anfang diesen Jahres?
RenateSchmidt: Sie sind Alleinerziehende, und das BVerfG hat 1998 entschieden, dass der Haushaltsfreibetrag für Alleinerziehende verfassungswidrig ist, wenn er nicht auch auf alle verheirateten Eltern ausgedehnt wird. Dies hätte Steuermindereinnahmen in zweistelliger Milliardenhöhe bedeutet und kam deshalb nicht in Frage. Die Bundesregierung hat sich deshalb entschieden, diesen Haushaltsfreibetrag langsam abzuschmelzen, sodass er im Jahr 2005 dann Null betragen hätte. Ich habe versucht, als die Steuerreform vorgezogen wurde, leider nicht in vollem Umfang, einen neuen Alleinerziehendenfreibetrag, der verfassungsfest ist, einzuführen. Dies ist gelungen. Allerdings gilt er nur für diejenigen, die tatsächlich alleine leben, also nicht für nichteheliche Lebensgemeinschaften weil wir sonst wieder in Konflikt mit dem BVerG geraten wären. Er liegt bei 1.308 Euro jährlich.
Guest47: Würden Sie befürworten, daß auch mehr als 2 Menschen Sorgerecht haben? Bsp: gleichgeschl. Stiefkindadoption durch Lesbenpaar UND der Vater? Der bleibt sonst außen vor!
RenateSchmidt: Irgendwann muss ein Kind auch mal eine Übersicht über seine Familienverhältnisse haben. Mir geht es hier um das Kindeswohl. Wenn es einen leiblichen Vater gibt, der sich auch um das Kind kümmert, halte ich persönlich es für richtiger, wenn er und die leibliche Mutter sich das Sorgerecht teilen und es keine Stiefkindadoption gibt. Ich glaube auch, dass dies nur in den seltensten Fällen passieren würde.
Andrea: Macht Ihnen Ihr Job eigentlich Spaß? Oder denken Sie manchmal Sie kämpfen mit Windmühlen?
RenateSchmidt: An manchen Tagen kämpfe ich gegen Tiger und Windmühlen gleichzeitig. Und an anderen macht es mir Spaß. Das ist wahrscheinlich wie in allen anderen Berufen auch, der ganz normale alltägliche Wahnsinn.
RenateSchmidt: In diesem Sinne: Tschüss! Und nach Bayern: Servus!

(Moderator DominikBaur) Liebe Leser, leider ist es schon nach 14 Uhr. Die Zeit ist um. Wir bedanken uns bei Ihnen allen für Ihr Interesse und Ihre Fragen und hoffen, dass Sie es genauso interessant gefunden haben wie wir.

(Moderator DominikBaur) Wir bitten Sie noch einmal um Verständnis, dass leider nicht jeder mit seinen Fragen zum Zuge kommen konnte.

(Moderator DominikBaur) Ganz besonders bedanken wir uns natürlich bei Frau Ministerin Schmidt. Schön, dass Sie Zeit gefunden haben.

(Moderator DominikBaur) Auf Wiederlesen und bis zum nächsten Mal!

Der 15. Senat des OLG Celle befindet vatersein.de
in den Verfahren 15 UF 234/06 und 15 UF 235/06
als "professionell anmutend".
Meinen aufrichtigen Dank!

AntwortZitat
Geschrieben : 10.11.2004 16:31