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ich bin etwas stiller geworden

 
(@haddock)
Nicht wegzudenken Registriert

Hallo,
geneigte Leser

dem Einen oder Anderen ist vielleicht aufgefallen, dass meine aktive Teilnahme an den Themen bei Vatersein in der letzten Zeit nur auf Sparflamme lief.

Ich möchte diesen Thread zum einen nutzen mich zu erklären, und zum anderen einen Ausstausch über den Umgang mit ähnlichen Situationen anregen.

Ich bin seit bald 3 Monaten eigentlich ziemlich deprimiert - nicht depressiv - das habe ich länger schon hinter mir.
Es fühlt sich so an, als sei eine wichtige Triebfeder in meinem Leben abhanden gekommen, und ich fühle mich manchmal nutzlos und - das ist am schlimmsten - manchmal auch ziemlich unzulänglich als teilzeit- allein erziehender  Vater.

Nun glaube ich, dem Grund für meine Malaise erkannt zu haben:  Nach nunmehr 5einhalb Jahren ist meine Trennung/Scheidung durchgestanden mit allen Nachwirkungen:
Die Verletzungen an der Seele sind zumindest geschlossen - wenn schon nicht 100%ig verheilt
Aufenthalt von Sohnemann ist (inzwischen auch einvernehmlich) geklärt
Unterhalt ebenso - nur nicht ganz einvernehmlich.
Meine Ex und ich können (endlich) wieder respektvoll miteinander umgehen, und behandeln uns nicht mehr wie Dreck
Es ist gelungen - zumindest in Sachen Sohnemann und seiner Erziehung - ein belastbares Vertrauensverhältnis unter allen Beteiligten aufzubauen.

Alle sind nun frei - man sollte meinen, ich könnte nun das Leben genießen.

Aber:
Nun erkenne ich , wie sehr mich der Rosenkrieg (zwar ein Kindergarten im Gegensatz zu so manchen anderen hier, aber trotzdem) auf Trab gehalten hat - mein Engagement und mein Empathie befeuert hat und meinem Alltag - ich drückees etwas übertrieben aus - bestimmt und erst einen rechten Sinn gegeben hat.

Immer auf der Hut. Ständig auslotend - was als nächste kommt - zwischen den Zeilen der gegnerischen Seite lesend. Immer mit einem Ohr an der Familien-Rechtsprechung, mit einem Auge in Gesetzestexten. Getrieben von der Angst, dass Liebste auch noch zu verlieren. Eine existenzielle Angst.

Diese Trennung hat mich auch wachsen lassen - teilweise über mich hinaus - es ging um ein wertvolles Ziel - ich war der Gute. Ich war nicht mehr der, der von seiner Ex herumgeschubst wurde - unterlegen und schwach. Auch im Leben draußen habe ich profitiert. Nein, ich habe das erste mal richtige Stärke gehabt und auch ausgestrahlt - Ex hat sich an mir die Zähne ausgebissen und auch meine Vorgesetzten können ein Lied davon singen. Ich habe viele Leute kennengelernt - Freunde gefunden - mich unter Gleichgesinnten getummelt (und sei es auch nur virtuell) - mich für viele eingesetzt und manch einem (da bin ich stolz drauf) auch helfen können.

Aber meine Begeisterungsfähigkeit für die Bekämpfung der abgrundtiefen Mann/Frau/Gender/Partnerschafts-/Sorgerechts-/Familiengerichtsbarkeits-Ungerechtigkeit hat nachgelassen. Ich hab keinen Elan mehr - keinen Bock auf gar Nichts. No Future!  Droht ein Tiefes Loch 😉 ? Das kann ich mir nicht leisten - ich hab einen Sohn.
Aber dies Gefühl, ein nicht genügend geeigneter Papa zu sein hört auch nicht mehr so richtig auf.

Ich kann nur hoffen dass all dieses Symptome der Entspannung sind und dass die Talsohle bald erreicht bzw. schon überwunden ist und ein neuer Lebensabschnitt herannaht.
Allein, mir fehlt der Glaube daran.

Wer mag, kann ja mal aufschreiben wie er oder sie mit dem Begraben des Kriegsbeils so klar gekommen ist. Oder was er sie überhaupt zu meinem Gejammer  zu bemerken hat. Wäre schön.

Trotz alledem nutze ich auch die Gelegenheit dieses Threads,
Euch allen und all Euren Lieben ein gesegnetes und schönes Weihnachten zu wünschen.

Gruß
Haddock

Zitat
Themenstarter Geschrieben : 17.12.2007 23:39
DeepThought
(@deepthought)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Moin du,

ich denke, es ist ein Stück Lebensinhalt (der Kampf) "abhanden gekommen". Diese Lücke spürst du nun und kannst sie nicht so schnell mit neuen Inhalten füllen. Jetzt kannst du ganz egoistisch auch mal nur an dich denken. Wenn deine Präzens hier sich reduziert, so ist das ok. Immer wieder stellen sich jedem hier die selben Fragen und jeder muss für sich ganz allein eine einsame Entscheidung treffen. Zumindest von uns hast du keine Trennungsprobleme zu befürchten.  :rofl2:

Deepthought

Der 15. Senat des OLG Celle befindet vatersein.de
in den Verfahren 15 UF 234/06 und 15 UF 235/06
als "professionell anmutend".
Meinen aufrichtigen Dank!

AntwortZitat
Geschrieben : 17.12.2007 23:53
(@beppo)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Mensch Haddock,

wenn man den Titel liest, kriegt man einen ganz schönen Schreck!

Der Text ist zwar auch nicht schön, aber, meine subjektive Meinung, doch nicht ganz so schwarz.

Das, was du beschreibst, klingt nicht schön, aber doch lösbar.

Es klingt für mich wie die Stille nach dem Sturm.

So als wenn du das Gefühl hast, wenn du nicht kämpfst, tust du nicht genug.

Wie ein Soldat, der mit dem Frieden nicht zurecht kommt.

Klingt vielleicht banal, aber finde dich mit Frieden ab. Du findest schon noch genug was zu tun bleibt aber jetzt gönne dir doch die Pause.

Lass einfach die Normalität an dich ran.

mich für viele eingesetzt und manch einem (da bin ich stolz drauf) auch helfen können.

Ich kann dir jedenfalls sagen, mir und meinem Kleinen hast du helfen können. Darauf kannst du stolz sein und dafür danke ich dir sehr.

Wie alt war deiner noch? Vielleicht können wir ja mal was am WE in HH zusammen unternehmen.

Dankenden Gruss
Beppo

Ein Mann, der seine Frau verlässt, ist ein Schuft.
Ein Mann, der von seiner Frau verlassen wird, ist auch ein Schuft, denn sonst hätte sie ihn ja nicht verlassen müssen.

AntwortZitat
Geschrieben : 17.12.2007 23:55
(@lesemaus)
Registriert

Lieber Käpt´n Haddock,

weißt du, dass du damals der Erste warst, der mir geantwortet hat, als ich hier vor knapp einem Jahr reingestolpert kam, total verzweifelt, am Boden zerstört und im "tiefen Loch"???

DU hast zu mir gesagt "Warte ab, wie aufregend dein Leben in einem Jahr sein wird!"

Hey. Ich habe dir damals ganz sicher nicht geglaubt.
Das hatte für mich, in meiner Verzweiflung, sowas von "alles wird gut", einen Satz, den ich immer gemieden habe, wie der Teufel das Weihwasser...

Mann, du hast recht gehabt.

Leute wie du (und nicht zuletzt, ganz bestimmt nicht zuletzt du selbst) waren es, die mich dazu gebracht haben, über mich selbst und mein Leben derart gründlich zu reflektieren.
Ich habe mich ziemlich rasch (wenn auch mit Umwegen) besonnen auf das, was ich nicht mehr will, was mir wichtig ist, und was ich will.

Ratgeber sind genau wie Ratsuchende davon bedroht, sich irgendwann nach dem Sinn zu fragen.

Wie ein Soldat, der mit dem Frieden nicht zurecht kommt.

Das trifft es wohl.
Gib dir Zeit.
Du hast doch noch so viele Ziele, die du erreichen willst.
Geh sie an, eines nach dem anderen.

Ich danke dir, für das, was du mir bisher gegeben hast.
Und ich will ganz sicher hier noch öfter von dir hören.

Und meine mail-addy hat sich nicht geändert, einzig meine Handynummer ist eine andere, weil ich jetzt Handytarif habe, der zu mir passt (einigermaßen...  🙂 )

Ganz liebe Grüße, Lesemaus

PS: Ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr wünsche ich dir auch.

Getretener Quark wird breit, nicht stark

AntwortZitat
Geschrieben : 18.12.2007 00:41
(@jemmy)
Registriert

Hallo Haddock

Ich muss zugeben, ich habe dich hier schon vermisst. Zu lesen, dass es dir nicht gut geht, ist
allerdings nicht so schön.

Du hast sehr viel erreicht, viel auf das du, zu Recht, stolz sein kannst. Du warst für andere da.
Für dein Kind und ( in gewisser Weise ) deine EX. Hättest du nicht getan, was du getan hast,
könntest du jetzt nicht sagen:

Meine Ex und ich können (endlich) wieder respektvoll miteinander umgehen, und behandeln uns nicht mehr wie Dreck
Es ist gelungen - zumindest in Sachen Sohnemann und seiner Erziehung - ein belastbares Vertrauensverhältnis unter allen Beteiligten aufzubauen.

Der lange Kampf hinterlässt eine gewisse Leere, wenn er vorbei ist und diese Leere kann mit nichts
anderem aufgefüllt werden. Man muss es hinter sich lassen und seinen Frieden damit machen. Anders geht es
nicht, denn das wäre der Versuch die gleichschenkelige Ecke in einem Kreis zu finden: Aussichtslos,
aber man kann sein Leben mit dem Versuch verschwenden.

Das Ziel sollte nicht sein, einen Ersatz für etwas, vermeintlich, fehlendes zu finden, sondern mit
dem nächsten weiter zu machen.

Würde mich freuen von dir zu hören. Vielleicht per Telefon.

LG Thomas

Die Lüge wird nicht zur Wahrheit, weil sie sich ausbreitet und Anklang findet. (Mahatma Ghandy)
Das Böse triumphiert allein dadurch, dass gute Menschen nichts unternehmen (Edmund Burke).
Everybody wants to rule the World

AntwortZitat
Geschrieben : 18.12.2007 11:37
 Uli
(@Uli)

Lieber Haddock,

ich habe in meinem Leben diese Phasen, die Du hier beschreibst (im Kleinen) öfter mitgemacht. Es isr fast immer nach dem Lernen vor großen Prüfungen so ergangen. Nach 1/2 Jahr konsequentem Lernen kann man nicht einfach den Schalter umlegen und etwas anderes machen.
Es ist mir so ergangen, als ich aus der Ehe geflüchtet bin. Von jetzt auf gleich fast alle Lebensinhalte weggebrochen. Damals bin ich gleich hingegangen und habe aktiv nach neuen Inhalten gesucht: Politik, Sport (habe damals ganz schnell mehr 15 kg verloren  :wink:), etc.. Darüber habe ich auch viele neue und interessante Leute kennengelernt und das Leben füllte sich aufs Neue.  Wichtig ist es aktiv zu werden und zu bleiben. Das Glück kommt nicht von sich aus zur Tür herein!

Wer mag, kann ja mal aufschreiben wie er oder sie mit dem Begraben des Kriegsbeils so klar gekommen ist.

Da musst Du mir noch ein wenig Zeit geben. Das ist noch zu frisch!

Oder was er sie überhaupt zu meinem Gejammer  zu bemerken hat.

das ist kein Gejammer! Es ist das, was derzeit Deine Gedanken und Empfindungen bestimmt und von daher ist es wichtig, dass Du es rausläßt. Das Erkennen ist aber schon die halbe Miete!

LG, Uli

AntwortZitat
Geschrieben : 18.12.2007 12:00
82Marco
(@82marco)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Servus haddock!
Ich weiß nicht, ob´s vergleichbar ist ... ich habe diese Situation ein paar Mal beruflich aufgrund meiner Selbstständigkeit erlebt; ich fühlte mich ausgebrannt, motivationslos, unkonzentriert, ohne Elan ... einfach Akku leer.
Mir hat es sehr geholfen, mir einfach was Verrücktes (z.B. mal schnell mit meiner Frau auf ´n Cappuccino zum Gardasee gefahren), Gutes, Schönes und dauerhaft in Erinnerung bleibendes zu gönnen, um meinen Akku wieder aufzuladen.
Sport und die dazugehörende Verausgabung dabei haben auch a bisserl dazu beigetragen!

Dir auch ein spannendes Weihnachten und ein zufriedenes Jahr 2008!

Mit einem Lächeln zeigst Du auch Zähne!
________________________________________
Ob ein Vorhaben gelingt, erfährst Du nicht durch Nachdenken sondern durch Handeln!

AntwortZitat
Geschrieben : 18.12.2007 12:22
(@hessentom)
Nicht wegzudenken Registriert

Moin Haddock!

Auch ich war einige Monate nicht hier present, ich musste "Papa sein" lernen.

Du hast etwas beschrieben, daß ich ganz genauso erlebt habe. Der erbärmliche Kampf wurde zum Lebensmittelpunkt, ohne das man das bermerkt hätte. Es wurde nur noch an das eine gedacht, Freundschaften vernachlässigt, Hobbies aufgegeben usw.

Und dann, bei mir war es an einem Mittwoch: Leere. Nachdem ich zwei Tage auf Strecke zum feiern war, wurde mir klar, es ist vorbei. Was jetz tun, keine Mails mehr ans JA, keine Telefonate mit dem RA, selbst in Kneipen kein Thema mehr an der Theke ( die Kumpels wirds gefreut haben, der Wirt meines Vertrauens hat ne Kerze entzündet :wink:), im Dienst wurde ich ein anderer Mensch.

Ich schätze, das ist die Zeit, die jeder braucht und durchleben muß, um wieder "gesellschaftsfähig" zu werden. Man verändert sich in solchen Jahren und definiert sich nur noch über diesen Krach. Auch das persönliche Umfeld wird immer wieder reingezogen.

Wenn dann alles vorbei ist, wird man ein anderer Mensch, natürlich auch für das Umfeld.

Diese Sinnleere, wie Du sie beschreibst, sollte aber vorbeigehen. Es wird neue Inhalte geben, man kann Hobbies wieder aufnehmen und Freundschaften pflegen. Ich hatte natürlich auch ne Aufgabe zu stemmen, indem ich meinen Junior zu mir zu nehmen hatte, das lenkte ab und stellte mich vor neue Herausforderungen. Dazu kommt, daß ich einen ziemlichen Stressjob habe, der alleine schon für Abwechslung sorgt.

Ganz persönlich bin ich auch jetzt erst wieder bereit ne neue Beziehung einzugehen. Davon abgesehen, daß ich in den Hochzeiten des Kampfes keiner Frau zuzumuten war, hätte auch keine in meinen Dunstkreis treten dürfen. Das waren alles Gegnerinnen :knockout:

Haddock, das geht vorbei, glaube mir. Du mußt Dir nur ne Chance zum Neuanfang geben.

Dafür drücke ich Dir alle Daumen!

Thomas

Wer aufgibt, gibt sein Kind auf! 

Das Zeichen größten Misstrauens Gott gegenüber, ist ein Blitzableiter auf dem Kirchturm.

AntwortZitat
Geschrieben : 20.12.2007 04:36
(@cornelia)
Zeigt sich öfters Registriert

Hallo Haddock,

du reflektierst in dir nach- ziehst tiefe Furchen auf deinem Acker.
Das ist anstrengend und (um bildlich zu bleiben): Du hast ein Feld bestellt und stehst nun vor der Aufgabe, ein neues Feld anzusteuern.

Genieß' die Zufriedenheit und den Erfolg aus deiner Arbeit und nimm' diese an, als Bereicherung.

Was kann ich dir empfehlen...?
Ich habe einmal aufgezeichnet, welche Komponeten für mich zu einem glücklichen Leben gehören. Da gab es Themen (wie Sport/ Freundeskreis) die ich vernachlässigt habe und andere, welche nicht allein von mit bestimmt werden.

Aber! es gibt sehr viel mehr Sinngebendes, als Kampf. ... Aber das weißt du ja, sonst hättetst du nicht geschrieben.

Es ist komisch. Ich habe es genau anders herum gefühlt.
Dieser Kampf mit meinem Ex hat mich mehr und mehr eingenommen und ich habe dabei immer mehr angst bekommen, eben weil er mich gedanklich so gefangen genommen hat.
Vielleicht lag es daran, weil es keine für beide akzeptable Ziele zu erreichen gab, das dies bei mir keine konstruktive Kraft freigesetzt hat.
Ich weiß es nicht genau.

Bei mir ist so viel/wenig wie eh und je geklärt, nur ich bin froh aus diesem "schwarzen Loch" raus zu sein.

2 Anregungen habe ich für dich:
Es gibt ein schönes Buch "Die Glücksformel" von Stefan Klein und
betrachte dich einmal als neben dir sitzend. Setzt dich mit dir aufs Sofa und mach' dir deine Gedanken über dich als "Nachbarn".
Du bist so viel mehr, als was du tust, oder nicht tust.

Liebe Grüße und schöne Weihnachstage wünscht
Cornelia
       
   

 

AntwortZitat
Geschrieben : 20.12.2007 15:54