Rache, Thesen dazu,...
 
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Rache, Thesen dazu, oder was auch immer

 
(@sittinbull)
Nicht wegzudenken Registriert

Abgetrennt von: http://www.vatersein.de/Forum-topic-3489-start-msg349548.html#msg349548

Den Tätern geht es schon um Rache.

Ist das so? Woher hast du diese These?


Anm. Mod.
Bitte den Ursprungs-Thread nicht völlig beliebig machen. Hier jetzt kann gerne sachlich weiter diskutiert werden.

Gruss oldie

Zitat
Themenstarter Geschrieben : 01.07.2015 15:20
(@susi64)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Hallo,

aber sicher geht es auch um Rache. "Du sollst fühlen wie das ohne Kinder ist." Und noch eher, "wenn ich die Kinder nicht haben kann, dann sollst Du sie auch nicht haben."
Es gibt davon freundliche Varianten, wie "ich kann ohne meine Kinder nicht (mehr) leben und meine Kinder brauchen mich."
Immer soll auch der Partner über den Entzug der Kinder "bestraft" werden.

VG Susi

AntwortZitat
Geschrieben : 01.07.2015 16:25
(@oldie)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Moin

Es könnte auch heißen: "Wenn ich Dich schon nicht ertragen kann, dann darf ich das den Kindern erst recht nicht zumuten." Eventuell beinhaltet der Abschiedsbrief auch noch ganz andere "Gründe". Gründe oder Rechtfertigungen, die niemanden das Recht geben, über das Leben anderer Menschen zu befinden, auch oder gerade nicht über das der eigenen Kinder.

Gruss oldie

Wenige sind das, was sie vorgeben zu sein.
Und wenn ich es mir recht überlege - niemand.

AntwortZitat
Geschrieben : 01.07.2015 16:40
(@beppo)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

die Mutter trifft tatsächlich keine Schuld, zumindestens nicht an dem katastrophalen Ausmaß dieser Tragödie.

Aber bis zu welchem Ausmaß kann man denn eine Mitschuld postulieren?

Wenn der Vater sich alleine umbringt?
Natürlich kenne ich keinen Fall gut genug, um jemand im strafrechtlichen Sinne eine Schuld zuzuweisen.

Aber ich persönlich kenne auch keinen einzigen Selbstmörder, ausser denen, die sich eindeutig oder hauptsächlich wegen der Familienrechtsmisere und ihrer Ausweglosigkeit umgebracht haben.

Mittlerweile war ich auf 3 solcher Beerdigungen.
Und da spreche ich durchaus eine pauschale Mitschuld der Familienrechtsinstitutionen aus.
Und ob man das unterlassen sollte, nur weil die Verzweiflung so groß wurde, dass man die Kinder mit genommen hat, weiß ich auch nicht unbedingt.
Mögen sie in der Hölle schmoren, die Hauptverbrecher des Familienrechtswahnsinns.

Ein Mann, der seine Frau verlässt, ist ein Schuft.
Ein Mann, der von seiner Frau verlassen wird, ist auch ein Schuft, denn sonst hätte sie ihn ja nicht verlassen müssen.

AntwortZitat
Geschrieben : 01.07.2015 16:47
(@midnightwish)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Ich kann mir auch vorstellen, dass man in dieser Situation gar nicht mehr daran denkt, was man dem anderen Elternteil damit für ein Leid zufügt. Das die Person nur noch auf sich und das eigene Leid fixiert ist und den Kindern irgendwas ersparen will.

Aber ehrlich gesagt ist es mir egal, was es für Beweggründe oder Überlegungen gibt. Für mich hat kein Mensch das Recht über das Leben oder Sterben eines anderen zu entscheiden.

Wer für sich den Schritt der Selbsttötung gehen will hat diese Entscheidung für sich getroffen. Auch darüber kann man unterschiedlicher Meinung sein. Aber Kinder, Ehepartner, andere vertraute Personen oder sogar völlig Unbeteiligte, die eben nur grade am falschen Ort waren, mit in die Tötung einzubeziehen und ums Leben zu bringen ist eine völlig egoistische Handlung, die niemandem zusteht.

Gruss Tina

Ein gebrochenes Versprechen ist ein gesprochenes Verbrechen

AntwortZitat
Geschrieben : 01.07.2015 16:48
(@sittinbull)
Nicht wegzudenken Registriert

Ich persönlich habe keinen Selbstmord im Bekanntenkreis erleben müssen, habe aber einige Erfahrungen aus meiner Zeit beim Rettungsdienst. Das ist schon etwas her und sicher nicht allgemeingültig, ein gewisses "Schema" habe ich doch erkannt. Bei allen vollendeten Suiziden, zu denen wir gerufen wurden, lag eine psychische Störung vor. Gab es einfach "nur" schwere Probleme im Alltag, handelte es meistens sich um stümperhafte Suizidversuche. Diese Erfahrung habe ich später auch in einer Studie bestätigt gesehen.

Das "Problem" ist: Der Mensch hat einen Überlebensinstinkt, den er eigentlich nicht überlisten kann. Das ist wie Selbstmord durch Luft anhalten, das klappt nicht. Es müssen schon extreme Umstände oder massive Manipulation ("Gehirnwäsche") vorliegen, dass ein psychisch gesunder Mensch sich selbst umbringt. Daraus folgt, das Selbstmörder, die sich tatsächlich umbringen, zu einem sehr großen Teil psychisch krank sind. Die Tat kann dann nur gegen ihn selbst gerichtet sein oder, wie z.B. beim German Wings Absturz, Unbeteiligte treffen. Oder eben auch die eigenen Kinder. Die Leute haben in diesen Momenten ihr eigenes Denkmuster, was für einen psychisch gesunden Mensch in keinster Weise nachvollziehbar ist. Und Argumente wie "dann bring dich wenigstens nur alleine um" haben für sie keine Bedeutung. Und: Selbstmord ist immer egoistisch, weil den Hinterbliebenen jegliche Einflussnahme am Geschehen genommen wird.

Beppo, du schreibst, dass du drei Suizide im Zusammenhang mit Familienrechtsstreitigkeiten erlebt hast. Das ist tragisch, ohne Frage. Allerdings gibt es auch genug Menschen/Väter, die ihr Leben weiterleben, auch wenn ihnen die Kinder genommen wurden.

Meine Ex war ja dieses Jahr wegen Depressionen stationär in Therapie, was mich dort wirklich schockiert hat: Die Station war voll belegt, Wartezeit auf einen Therapieplatz nach dem Klinikaufenthalt: mindestens ein halbes Jahr. Ich will damit sagen: Bei uns sind mehr Leute psychisch krank als man meinen möchte, viel mehr. Und das ist mMn das eigentliche Problem, es mangelt an Prophylaxe und Therapieplätzen. Und immer noch an der allgemeinen Akzeptanz von psychischen Störungen. Solange die Betroffenen als "verrückt" stigmatisiert werden, werden sie sich auch nicht outen.

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 01.07.2015 18:52
(@oldie)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Moin

Monty, da möchte ich Dir energisch widersprechen.

Für einen Außenstehenden ist es bequem sich vorzumachen, hauptsächlich "psychisch kranke" Menschen verüben Suizid. Und es vernebelt den Versuch, sich mit dem Suizid an sich zu beschäftigen - was er eigentlich bedeutet, und das hauptsächlich für den menschen, der ihn durchführt. Nach einem Suizid sich mit dem warum eines fremden Menschen beschäftigen zu wollen ist, das geht überhaupt nicht. Man kann lediglich Meinungen einholen, Betrachtungen, und dann kann durch entsprechende Deutung jeder Mensch als "psychisch krank" interpretiert werden. War der Suizid nicht erfolgreich ist es daher auch ebenso leicht zu schlussfolgern, einfach mal den eigenen Maßstab anders anzulegen.

Ich kann nur vermuten: Ich befürchte, dass die meisten Suizide eine (vielgestaltige) Perspektivlosigkeit zum Anlass haben. Und wenn man will, so finden sich ebenso Gründe in den Meinungen und Betrachtungen, die zuvor als hauptsächlich "psychisch krank" verstanden wurden. Warum Perspektivlosigkeit kein sachlich ausreichender Grund sein soll, entzieht sich meinem Verständnis.
Bemerkung: Nach der Wende nahmen die Suizide im Osten Deutschlands enorm zu. Sind die jetzt alle in kürzester Zeit psychisch erkrankt? Oder durften die nur nicht vorher? Was hat diese Menschen zuvor davon abgehalten? Vermutlich niemand, und dennoch taten sie es nicht. Für mich ein starker Hinweis auf meine These.

Ich habe in meinem privaten Umfeld einen Suizid erlebt von einem Menschen, den ich sehr lange und sehr gut zu kennen glaubte. Im Nachhinein muss ich aber feststellen, dass ich irgendwie nicht richtig zugehört habe, hingehört habe. Das ist bitter.

Gruss oldie

PS: Ich schreibe "psychisch krank" deshalb in Anführungszeichen, da diese Betrachtung eines Menschen durch andere mir mittlerweile sehr gewagt vorkommt. Denn ist/sind es nicht der/die Betrachter, dem/denen es unmöglich erscheint, den anderen zu verstehen? Was ist überhaupt normal, was ist krankhaft? Wo fängt die Unterscheidung an, wenn steht sie fest? Reichen Anhaltspunkte für eine treffende Vermutung? Nun denn, dann kann auch ich nicht normal sein. Ich nenne es Realist sein, das ist meine psychisch kranke Welt.

Wenige sind das, was sie vorgeben zu sein.
Und wenn ich es mir recht überlege - niemand.

AntwortZitat
Geschrieben : 01.07.2015 21:37
(@lucasdaddy)
Nicht wegzudenken Registriert

@ Oldie:  :applaus1:

Sehr, sehr gut und auf den Punkt formuliert.

LG,
LD

AntwortZitat
Geschrieben : 01.07.2015 21:53