Tag zusammen, mal eine Frage aus dem Erfahrungsschatz: Wenn man als Vater vor Gericht geht hört man oft als Kredo „Nichts schlechtes gegen die Mutter sagen”
Wenn aber nun mal die Situation so ist, daß die Mutter sich als Heilige hinstellt und den Vater als den Bösewicht, dann ist es für mich erstmal Aufgabe des Rechtsanwaltes, dagegen zu halten.
Beispiel: Mutter trägt vor, daß sie ihrem Kind wegen zu wenig Unterhalt nichts warmes zu essen kochen kann und der Vater das Kind dann mit feinsten Speisen das Kind auf seine Seite zieht. Dann kann ein Anwalt dagegenhalten, daß die Mutter 2000 Euro Unterhalt bekommt und selbst nochmal 4000 Euro netto verdient.
Und was ist wenn es wirklich mal um Details geht, die man in der mündlichen Verhandlung vorbringen möchte?
Beispiel: Mutter schweigt zu ihren Motiven vor Gericht, will einfach nur mehr Geld haben.
Der Vater möchte vorbringen, daß die Mutter sich gerade einen neuen Porsche gekauft hat, der jetzt neben dem Bugatti in der Garage steht, außerdem kommt, wenn das Kind beim Vater ist, ein Catering-Service mit den erlesensten Delikatessen. Am nächsten Tag bekommt das Kind dann den übriggebliebenen Gurkensalat zu essen.
So ein „Angriff” ist ja scheins sehr gefährlich, weil man sofort als der Aggressive gilt. Wie geht man also am besten vor?
Ich glaube, dass es den Richter überhaupt nicht interessiert welchen Lebensstil die KM pflegt. In solchen Diskussionen ziehst du als Vater immer den kürzeren und was willst du damit erreichen???
Ich glaube es gibt einen relativ klären Unterschied zwischen Darstellung und Wertung.
Ich habe dafür auch lang gebraucht und weiß auch abschließend noch nicht, ob ich richtig liege.
Aber ich versuche es so:
"Die Mutter fährt Porsche und setzt dem Kind Reste vor - deshalb ist sie schlecht". Ist eine Wertung und zu vermeiden.
"Die Mutter fährt Porsche und verdient zusätzlich zum Unterhalt von 2000€/Monat noch 4000€/Monat dazu." Ist keine Wertung und deshalb okay.
Was der Richter daraus, macht - wie Mirko sagt. Vielleicht nix. Vielleicht alles.
Aber sich an "die Fakten" halten ist okay. Einordnen sollte man selbst wohl nicht.
Hallo,
ich stimme Luc Reif zu. Es geht darum die Fakten darzulegen, dabei solltest Du aber auch wissen, was zum Sachverhalt gehört und was nicht.
Dabei wäre die beste Anwort die KM erhält regelmäßig als KU X Euro und Y Euro nachehelichen Unterhalt. Mir verbleiben im Monat Z Euro, damit kann ich mir Delikatessen leider nicht leisten.
Dein Problem ist, dass Du auch verständlichen Ärger heraus, schnell dazu neigst zu überziehen bzw. anzugreifen. Wenn die KM einen Porsche geschenkt bekommt, dann ist das nicht Dein Problem und für den KU schlicht irrelevant. Sich daran zu halten ist nicht einfach, hilft aber auf lange Sicht.
VG Susi
Das mit den Beispielen ist immer so eine Sache. Ihr beide schießt Euch jetzt auf den Porsche ein.
Aber nehmen wir ein konkretes Beispiel.
Behauptung der Kindsmutter: Der KV hält die KM völlig außen vor. Er meldet das Kind im Gymnasium XY an, ohne die KM zu informieren oder ihr Einverständnis zu haben. Die KM versucht in einer Erziehungsberatung einen Konsens zu finden und der Vater stellt sich in allem quer.
Realität: Die KM verweigert seit einem Jahr, über das Thema zu sprechen. Der KV hat schon den Helferkreis Jugendamt/Erziehungsberatung usw. angesprochen und um Hilfe gebeten. Die KM blockiert alle Versuche, sachlich über das Thema zu sprechen. Im Gymnasium ABC wurde das Kind von der Kindsmutter alleine angemeldet, der Vater wäre nicht mehr vorhanden.
Wenn die o.g. Fakten belegbar sind, würde ich mich mit einem "die Behauptungen der KM entsprechen nicht den Tatsachen, siehe dieses oder jenes Protokoll" zur Wehr setzen.
Ich glaube, das ist zielführende als "aktiv" KM oder Gericht irgendwelche Unzulänglichkeiten auf die Nase zu binden.
Grüßung
Marco
Mit einem Lächeln zeigst Du auch Zähne!
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Ob ein Vorhaben gelingt, erfährst Du nicht durch Nachdenken sondern durch Handeln!
Was Marco sagt.
Spricht ja nichts dagegen, sowas ruhig und sachlich auseinanderzuziehen?
"Das ist Absicht", "das beweist, dass die KM eine notorische Lügnerin ist", "das zeigt, wie moralisch fragwürdig die KM sich verhält" sind eben alles Einschätzungen, die man sich sparen sollte.
Genau darum geht es: keiner der Beteiligten steht darauf, wenn ihm gesagt wird, was er zu denken hat. Und das fühlt sich natürlich bescheiden an. Weil es durchaus vorkommt, dass man solche "Beweisketten" auf den Tisch legt und ein Richter/das JA/sonstwer nur mit den Schultern zuckt.
Da wird man dann verleitet, es selbst zu werten, in der Hoffnung, so käme die Botschaft endlich an.
Und ich denke, genau da lauert der Fallstrick ("nichts Schlechts über die Mutter sagen").
Das ist schon richtig was ihr sagt, trotzdem kann ich pausbanderl da gut verstehen, wenn die KM mit den Lügen und Wertungen beim Gericht durchkommt und er mit der sachlichen Art auf die Bretter geht.
Sofern die Gegenseite polemisch und wertend wird und auch mit persönlichen Attacken ggf. auch gegen den eigenen Anwalt nicht geizig ist wird es schwierig. Beid Seiten sind ja im Zivilverfahren recht frei in dem was sie vorbringen und was sich da in den Schriftsätzen findet ist haarsträubend und wie ich erfahren habe manipulierend bis gelogen.
Aber auch der Einwand dass es ein unsubstantiierter Vortrag ist, lässt einen Richter ggf. den immer wiederkehrenden Behauptungen der Gegenseite dann glauben schenken.
Stimmt, nichts schlechtes über die Mutter, geht aber im Umkehrschluss auch wenn diese sich im Gerichtssaal dann emotional unfair aufführt 😉
In dieser Welt kann man auf zwei Arten reich sein, entweder hat man viel Geld oder viele Freunde, aber nie beides.
Hallo,
der Schreiber/Redner hat es selbst in der Hand, das Kopfkino des Lesers/Zuhörers zu beeinflussen.
Möchte man es geschickt machen, wendet man die Strategie der Therapeuten / Mediatoren an, man lenkt die Beteiligten zu einer selbständigen Lösungsfindung hin. Dies gschieht meist durch aktives Fragen. Wenn der Patient / Klient nun "selbständig" auf die Antwort kam, fühlt es sich wie ein eigenständiger Sieg an 😉
Zum Beispiel (Frage kann an einen x-beliebigen Beteiligten gestellt werden): "Die Anmeldung zum Gymnasium liegt dem Gericht vor. Wer hat dort unterschrieben?" Falls keiner antwortet: "Richtig, die Mutter. Wie Sie wissen sind die Eltern in der Erziehungsberatungsstelle. Wissen Sie wie lange?" Kurz warten und in die Runde schauen, antworten: "Richtig, seit über einem Jahr. Und seit über einem Jahr versucht mein Mandant mit der Mutter über die Anmeldung zu sprechen. Was denken Sie, würden wir heute darüber sprechen müssen, wäre es meinem Mandanten gelungen?"
Spätestens hier würde ich als Zuhörer versuchen, mir diese Frage selbst zu beantworten, indem ich eigenständig nach Wegen suche (das Gericht könnte die Stelle anschreiben). Mindestens jedoch würde ich mir vorstellen, wie die Eltern in der Erziehungsberatungsstelle sitzen.
Es geht nicht um das Was (Inhalt), sondern eher um das Wie (Art und Weise).
Beantwortet das deine Frage, wie man sich rechtliches Gehör verschafft?
LG D
"Wir alle aber warten auf den neuen Himmel und die neue Erde, die Gott uns zugesagt hat. Wir warten auf diese neue Welt, in der es endlich Gerechtigkeit gibt." (2. Petrus 3,13)
Beantwortet das deine Frage, wie man sich rechtliches Gehör verschafft?
LG D
Ja, nicht so wie Du 😉
Sorry, aber ich finde die „Taktik” gut und verständlich, aber so wie Du es schilderst, würde ich als Richter spätestens nach dem dritten „Na, was glauben Sie...” ein Machtwort sprechen und fragen, ob wir Deiner Meinung nach bei der Schnellraterunde von Gefragt Gejagt sind.
Aber ich werde mal in mich gehen, wie ich diese Methode anwenden würde!
Moin!
am besten du schenkst dem Richter den Porsche. Vielleicht tendiert er dann in deine Richtung.
Was ich sagen will - im Fam recht gibt es keine Taktik, die die Erfolgsaussichten erhöht. Da herrscht Willkür. Am besten man bleibt bei der Wahrheit und verkneift sich eigene Meinungen. Aber auch das ist keine Garantie für Erfolg.
greetz,
Milan
Jahre später... 😀 Genau die richtige Taktik, wenn der Anwalt es richtig drauf hat. Gibts leider nicht häufig.
Machst das vor den Behörden als KV selbst, lässt kräftemäßig verdammt Federn!!
Willkür ja, weil in 2025 immer noch davon ausgegangen wird, dass die KM ein Goldstück ist und der KV ein Aggressor, Manipulator etc.
Willkür ja, weil in 2025 immer noch davon ausgegangen wird, dass die KM ein Goldstück ist und der KV ein Aggressor, Manipulator etc.
Dem ist leider so. Als KV ziehst du in vielen Belangen den Kürzeren oder musst erst den Vorsprung der KM aufholen. Sie schafft die Situation, bekommt maximal ein du-du und der KV kann maximal den Schaden begrenzen.