Hallo alle miteinander,
ich schreibe hier, weil ich einen Rat, eine Einschätzung, oder eine Meinung brauche. Ich weiß gerade nicht, wie ich in meiner Situation reagieren soll, um keinen Schaden anzurichten. Wie fange ich an?
Naja, ich bin 34 Jahre alt, und mit meiner Frau seit 13 Jahren zusammen. Verheiratet sind wir seit 2018 und bekamen 2020 eine kleine Tochter. Sie ist jetzt vor kurzem 4 Jahre alt geworden.
Hier etwas zu unserer Geschichte:
Im Grunde sind bei uns die traditionellen Geschlechterrollen genau umgekehrt, wenn man so will.
Da sich meine Frau auf ihren Beruf konzentrieren wollte, habe ich den Großteil der Elternzeit übernommen (11 Monate). Zu diesem Zeitpunkt hatten wir beide Führungspositionen inne. Ich war und bin sehr stolz, was meine Frau erreicht hat, und um sie hier natürlich weiter zu unterstützen, trat ich beruflich kürzer. Ich suchte mir eine neue Stelle ohne Führungsverantwortung in Teilzeit auf 30 Stunden, um mich um unser Kind zu kümmern. Ich habe mit meiner Tochter alles zusammen gemacht. Ich übernahm die Eingewöhnungszeit in der KiTa, stelle meinen Beruf immer hinten an, wobei mich mein Arbeitgeber voll unterstützt. Ich hole und bringe meine Tochter in den Kindergarten. In Ausnahmefällen übernimmt die Mama mal das holen oder bringen. Ich verbringe im Grunde sehr viel Zeit mit meiner Tochter und würde nie irgendwas daran ändern wollen.
Direkt nach der Geburt unsrer Tochter ist meine Frau in eine Depression abgerutscht. In dieser Zeit übernahm Sie auch die Elternzeit. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt bei meinem alten Arbeitgeber bereits meine Arbeitszeit auf 32 Stunden verkürzt, um für meine Frau und meine Tochter da zu sein und zu helfen wo ich kann. Zu mehr war mein alter Arbeitgeber nicht bereit. Die Wohnung war chaotisch, meine Frau hatte es nicht leicht. Sie hatte in dieser Zeit dann auch eine Therapie angefangen, die sie, warum weiß ich nicht, dann nach einer Weile wieder beendet hat. Diese Zeit war sehr schwer für uns alle. Als Sie dann wieder in den Beruf starten konnte und ich die Elternzeit übernahm, wurde es besser. Es ging ihr augenscheinlich auch viel besser.
Zu einem späteren Zeitpunkt musste meine Frau ins Krankenhaus. Wir, also unsre Tochter und ich haben sie in dieser Zeit jeden Tag besucht, damit sie unsere Tochter bei sich haben kann. Wir waren im Grunde von Morgens bis Abends bei Mama.
Ich glaube kurz danach fing es dann an mit Vorwürfen, dass ich mich nicht genug einbringe und sie in ihrer schweren Phase zu wenig unterstützt habe.
Als sie wieder zuhause war und es ihr wieder gut ging, begann eine Phase, in der Sie im Beruf sehr viel Stress und Druck hatte. Ich versuchte ihr zu helfen und hab ihr gesagt, dass es in Ordnung ist, wenn sie sich was anderes sucht, vielleicht ebenfalls die Arbeitszeit verkürzt. Auch das wirft sie mir vor. Die Konstellation ihrer Arbeit ist auch etwas wild. Die Firma gehört einem gemeinsamen Freund, einem ehemaligen Kollegen meiner Frau aus einer vorherigen Stelle. Als mich meine Frau hierzu nach meiner Meinung fragte, äußerte ich Bedenken. Das Ergebnis hierzu war, dass ich alles immer viel zu schwarz malen würde.
Nun ist es so: mit diesem Freund verstehe auch ich mich sehr gut, und dieser Freund fragt mich regelmäßig nach gemeinsamen Kneipenabenden. Ich sagte dem fast ausschließlich auf Drängen meiner Frau zu, denn ich trinke zum einen absolut ungern Alkohol und zum anderen nutzte dieser Freund, ihr Chef, diese Gelegenheiten immer dazu, sich über meine Frau bezüglich ihrer Arbeit zu beschweren, was ich absolut ablehne. Das sage ich meiner Frau zunächst nicht nicht, damit sie keine Probleme im Beruf bekommt und ich nicht wusste, wie ich damit umgehen soll. Da ich mich aber nicht mehr mit diesem Freund treffen möchte, wirft sie mir vor, ich würde mich einigeln. Letztlich hab ich ihr dann auch den Grund genannt. Ich kann nicht mehr genau sagen, wie sie das aufgenommen hatte, letztendlich arbeitet Sie aber noch immer dort.
Irgendwann wollte meine Frau unbedingt, dass wir aus unserer damaligen Wohnung, welche bereits sehr groß war, ausziehen, da Sie die Wohnung für ihren schlechten Gemütszustand verantwortlich machte. Ich spielte mit, auch wenn ich hier schon Bedenken hatte. Finanziell ging es und geht es uns sehr gut und auch ich verdiene trotz meiner Teilzeit sehr gut. Die damalige Wohnung bot wie gesagt bereits viel Platz mit 4 Zimmern und war im Notfall auch immer von nur einem Einkommen bezahlbar. Aber wie auch immer, wir zogen also um in eine noch größere Wohnung, die wir im Notfall nur sehr schwer von einem Gehalt bezahlen könnten. Es geht, von meiner als auch ihrer Seite, ist aber dann sehr auf Kante genäht. Ich koordinierte am Tag des Umzugs die Umzugsfirma und half mit allem mit. An diesem Tag musste meine Frau auf unsere Tochter aufpassen. Irgendwann rief mich meine Frau aufgelöst an, dass ich kommen solle, da sie das alles nicht schafft. Ich schwang mich auf mein Fahrrad, hab alles stehen und liegen lassen und bin sofort durch die Stadt zu ihr in der alten Wohnung gefahren. Irgendwie ging dann der Umzug letztendlich über die Bühne.
Über diese ganze Zeit fing meine Frau nach und nach an, sich von mir zu distanzieren. Meine Tochter hat in dieser Zeit leider so etwas wie eine Verlustangst gegenüber ihrer Mama entwickelt und bekam vor allem nachts Panik, wenn Mama nicht da war. In diesen Situationen begann unsere Tochter, mich regelrecht abzulehnen. Das weitete sich dann zunächst aus, sodass ich meine Tochter nicht mal mehr ins Bett bringen durfte. Auch meine Frau begann wieder darunter zu leiden, weil sie nun wieder weniger Zeit für sich hatte. Das ins Bett Bringen, Zähne Putzen und was sonst so anstand endete fast täglich im Streit zwischen Mama und Tochter. Ich habe sehr viel daran gearbeitet, innerlich gelitten, aber niemals Vorwürfe oder der gleichen daraus konstruiert. Stattdessen habe ich diese Ablehnung in der Zeit irgendwie akzeptiert, und es trotzdem jeden Tag wieder versucht und jeden schönen Moment mit unserer Tochter genossen. Es wurde nach und nach besser, und ist jetzt seit etwa einem Jahr endlich gut. Ich putze meiner Tochter die Zähne, bringe meine Tochter ins Bett, lese ihr vor, alles ohne Streit und super entspannt. Meine Frau ist ausgeglichener, meine Tochter lacht endlich wieder viel und ich bin überglücklich. Nun ist es aber mittlerweile so, dass meine Tochter diese Dinge lieber mit mir tun möchte. Das verletzt meine Frau und ich kann es absolut nachvollziehen und verstehen. Ich rede dann immer mit unsrer Tochter und sage ihr, dass es doch schön ist, wenn Mama auch mit spielt. Meine Frau hat mich zuletzt darauf angesprochen, dass ich das lassen soll, da sie das schon selbst hin bekommt.
Als Hobby habe ich immer Musik gemacht in diversen Bands. Das habe ich auch mit unserer Tochter so nebenher ein bisschen weiter betrieben. Die Band, ich der in spielte, wurde zuletzt sehr erfolgreich, und hätte zu viel Zeit beansprucht, weshalb ich diese letztendlich verlies. Auch hier sagte meine Frau, dass ich mich nicht so zurückziehen solle. Mir fiel die Entscheidung aber überhaupt nicht schwer, da ich nun Papa bin, sein will, und in dieser Rolle absolut aufgehe.
Vor einem Jahr eröffnete mir meine Frau zum ersten mal, dass sie sich trennen möchte. Seit dem haben ich viel um uns gekämpft, immer mit dem Ziel, nicht das Zuhause unserer Tochter zu zerstören. Ich schlug meiner Frau vor, unsere gemeinsame Wohnung, welche sehr groß ist, wie eine Art Wohngemeinschaft zu führen. Wir trennten die Schlafzimmer. Ich wollte daran arbeiten, dass sie sich wieder wohl fühlt. Sie stimmte dem zu. Meine Frau nahm sich in diesem Jahr dann immer öfter und spontaner Zeit für sich. Sie ging ins Kino, Einkaufen, was auch immer ihr eben Spaß machte, wobei das vermutlich auch eine Art Rückzug gewesen ist, wenn ich so darüber nachdenke, was ich nicht im Vorwurf meine. Zuletzt ging meine Frau zum vierten Geburtstag unserer Tochter mit ihrer Schwester für zwei Tage weg in eine andere Stadt auf ein Konzert. Ich richtete für unsere Tochter den Kindergeburtstag mit ihren Freunden aus dem Kindergarten aus.
Nun, vor zwei Wochen, als ich die Post holte, befand sich darin ein Mietvertrag, der an meine Frau adressiert war. Ich habe den Brief nicht geöffnet, habe ich niemals getan. Es stand eben direkt im Anschrift Fenster zu lesen. Ich war sehr verwirrt. Am selben Abend eröffnete mir meine Frau nun erneut, dass sie sich trennt und bereits eine Wohnung gemietet und einen Kredit aufgenommen hat. Sie erklärt mir, wie sie sich das alles so gedacht hat. Ich schlage eine Paartherapie vor, und versuche sie zu überreden, sich das nochmal zu überlegen. Zum einen, um unsrer Tochter das nicht anzutun, und zum anderen auch, weil ich mir Sorgen um sie mache. Ich befürchte, dass sie sich hals überkopf übernimmt und in irgendwas reinstürzt. Ich will nicht, dass er der Mama unserer Tochter schlecht geht. Ich denke mir außerdem, wenn das alles nun nicht mehr abwendbar ist, wird unsere Tochter unter der Trennung leiden. Sie wird darunter leiden, dass sie nicht immer Mama und Papa zur Verfügung hat.
Meine Frau sagt mir, sie möchte ein Wechselmodell. Sie will, dass wir unsere Tochter immer abwechselnd zum Kindergarten bringen und holen und die Wochenenden abwechseln. Ich habe zu diesem Zeitpunkt überhaupt keine Ahnung von diesen Begrifflichkeiten. Für mich bricht eine Welt zusammen. Sie sagt, wenn ich irgendwas dagegen unternehme, wird sie alles dafür tun, mir das Kind zu nehmen.
Ich habe meiner Frau vorgeschlagen, dass unsere Tochter hier bei mir bleibt. Sie soll, wenn sie denn wirklich ausziehen will, den Schlüssel zur Wohnung behalten und auch in Zukunft für eine etwaige neue Wohnung, für den Fall, dass ich mit unserer Tochter umziehen muss, weil es unvernünftig wäre, die Wohnung alleine zu halten. Ich wünsche mir, dass sie kommen und gehen kann wie sie möchte, um bei unsrer Tochter zu sein. Außerdem kann unsere Tochter natürlich auch regelmäßig bei ihr übernachten. Was ich aber nicht will, ist, dass unserer Tochter neben dem Verlust der Familie auch der Lebensmittelpunkt genommen wird. Die Wohnung kann ich zwei Jahre halten. Dann wird vermutlich eine Mieterhöhung anstehen. So könnte ich unserer Tochter aber in dieser Zeit wenigstens das Zuhause erhalten. Ich fürchte, dass die Verlustangst unsrer Tochter zurück kommt.
Ich habe außerdem Angst, dass es sich meine Frau irgendwann in der Zukunft anders Überlegt, und mir dann letztendlich doch unsere Tochter entziehen möchte. Ich weiß nicht, was in tun soll, ohne Schaden anzurichten. Ich befürchte, hier als Mann letztendlich immer den Kürzeren zu ziehen. Auf der einen Seite gibt es kaum Rat im Netz für mich, da immer davon ausgegangen wird, dass der Vater geht. Auf der anderen Seite lese ich, ich müsse nun proaktiv handeln und nicht reagieren. Dann wiederum lese ich, dass ich genau das nicht machen soll. Ich kann nicht darauf vertrauen, dass meine Frau nicht irgendwann gegen mich handeln wird gegenüber unserer Tochter. Ich glaube ihr absolut, dass sie es jetzt und in nächster Zeit nicht tun wird. Aber ich kann einfach nicht darauf vertrauen, dass das so bleibt.
Meine Frau hat mir gestern außerdem gesagt, sie befürchtet, dass ich Unterhalt fordern könnte, um ihr "eins Reinzuwürgen", und sie sagte mir, dass dann ihre Finanzen nicht mehr funktionieren würden. Ich will das nicht und würde das niemals tun. Ich habe trotz Teilzeit ein sehr gutes Auskommen und bin nicht auf Unterhalt angewiesen. Ich würde meiner Frau, der Mutter meiner Tochter niemals Schaden zufügen. Meine Tochter soll ihre Mutter haben, am liebsten immer ganz spontan wenn sie möchte.
Vielen dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt, diesen ganzen Gaufen Text zu lesen.
Hallo,
Es ist sehr wichtig, dass du deine Position stärkst und klare Grenzen setzt. Wenn deine Frau sich trennen möchte, sollte sie das tun und in ihre neue Wohnung ziehen. Das Kind behält natürlich seinen Lebensmittelpunkt bei dir. Es ist auch angemessen, Unterhalt zu fordern, da es auch ihre Tochter ist und das Geld für das Kind bestimmt ist. Du solltest nicht darauf verzichten, da es wichtig ist, dass das Kind angemessen versorgt wird.
Es ist unwahrscheinlich, dass deine Frau Rücksicht auf dich nimmt, wenn es hart auf hart kommt. Überdenke deine Sichtweise um einfach auch dich selbst zu schützen. Wenn eine Frau gehen will, wird sie es tun, und es ist überhaupt nicht notwendig, darum zu kämpfen. Möglich, dass bereits jemand Neues im Spiel ist.
Hallo TeflonBratpfanne,
Deine Frau hat Dir ein faires Angebot gemacht mit dem Wechselmodell. Mein Tipp: Gießt das so schnell wie möglich in Vertragsform und zieht es durch. Glaub mir, das Schlimmste, was Ihr Eurer Tochter antun könnt, ist ein großer Scheidungskrieg. Kinder bekommen so etwas i m m e r mit, egal wie man es vor ihnen zu verheimlichen sucht.
Und zu Deinem Vorschlag mit dem Schlüssel: das funktioniert maximal so lange, bis Ihr einmal Streit habt und/oder bis Du eine neue Partnerin hast. Und ja, selbst wenn Du Dir das nicht vorstellen kannst, irgendwann wird das kommen.
Der dritte Schwachpunkt in Deinem Plan ist die Finanzierung. Wenn das mit der Wohnung schon zu Ehezeiten auf Kante genäht war, dann gibt es in absehbarer Zeit einen finanziellen Engpass. Und auch hier liegt ein todsicherer Keim für einen Scheidungskrieg.
Mit dem Vorschlag Deiner Frau habt Ihr alle die besten Chancen, die Scheidung mit nur minimalen Blessuren zu hinzubekommen.