Hallo,
vielleicht kann jemand von euch mir helfen oder mir einen Rat geben, wo ich Hilfe finde.
Seit ca. 1 und halb Jahren lebt nun die Tochter meines Mannes hier bei uns. Sie ist inzwischen dreizehn Jahre alt. Die erste Zeit lief alles recht gut, doch dann häuften sich die Auffälligkeiten bei ihr immer mehr.
Ich will jetzt nicht im einzelnen darauf eingehen, da es zuviel wäre.
Wir sind dann mit ihr zur Kindespsychiatrie gegangen und haben sie dort untersuchen lassen. Nach vielen Terminen, wurde uns dann gesagt, das Kind hätte eine soziale Bindungsstörung, die recht ausgeprägt wäre und wenn man nichts unternehmen würde, dann könnte das in Borderline enden.
Schuld an dieser Störung sei vor allem zuwenig Zuwendung schon im ersten Lebensjahr des Kindes. Und noch vieles mehr.
Jetzt meine erste Frage. Weiss jemand ein Forum in dem ich jemand finde, der auch solche Kinder hat und mir sagen kann wie man damit umgeht ?
Und meine zweite Frage : Was tu ich mit meiner Wut, die sich immer mehr in mir aufbaut. Wut auf die Mutter des Kindes, die es zu dem gemacht hat, Wut auf meinen Mann, der irgendwie die Realität nicht erkennen will, und leider auch oft Wut auf das Kind, das ja eigentlich total unschuldig ist.
Aber das Verhalten des Mädchens mir gegenüber, oder auch anderen Menschen gegenüber ist oft so schlimm, so unverschämt und frech, dass ich eingreifen müsste, mich aber oft nicht traue, da ich ja immer denken muss, " Sie ist ja krank ".
Helft mit doch bitte, denn ich fange echt an, das Mädchen nicht mehr zu mögen. Und das will ich nicht.
Moin,
den erste wichtige Erkenntnis hast du schon für dich gefunden: Sie kann nichts dafür. Auch anderweitige Schuldzuweisungen helfen nicht. Du musst für dich Mittel und Wege finden, mit der Situation umzugehen. Das kann auch unter Zuhilfenahme professioneller Stellen oder Selbsthilfegruppen erfolgen. Dem Vater würde ich das übrigens auch empfehlen. Nur, ihr solltet vielleicht nicht in beim selben Therapeuten / in der selben Gruppe sein.
Wichtig ist, dass dem vollpupertierenden Babydrachen schnellstens geholfen wird. Denn, die Pupertät an sich ist ja schon schlimm für alle Beteiligten. Dies dann gepaart mit einer Störung dieser Qualität macht es nicht einfacher.
Ich möchte dir dringlich abraten, in der virtuellen Welt Hilfe zu suchen.
Die Eltern müssen nun an einem Strang ziehen und für ihre gemeinsame Tochter eine zukunftsorientierte Herangehensweise finden. Du bist hierbei "nur" Zuschauer. Und wie bei einem Psychothriller im Fernsehen, muss man halt auch mal weggucken, wenn's gar zu gruselig wird.
DeepThought
Der 15. Senat des OLG Celle befindet vatersein.de
in den Verfahren 15 UF 234/06 und 15 UF 235/06
als "professionell anmutend".
Meinen aufrichtigen Dank!
Hallo,
danke für die schnelle Antwort.
Wir haben schon Hilfe gesucht. Die Kleine geht zur Spieltherapie bei einer Psychotherapeutin. Das tut sie schon seit einem Jahr. Damals haben wir das gemacht, weil wir ihren Hass auf die Mutter nicht für gut gehalten haben und dachten das wir helfen.
Nun ist uns vom JA ein Erziehungsbeistand geschickt worden. Die Dame war nun zweimal da. Einmal ist sie mit J. alleine zum Eis essen gegangen um sie überhaupt mal kennenzulernen. Beim zweiten Mal war sie dann hier im Haus und wollte mal mit uns und J. reden. Aber das Kind hat sich so unmöglich verhalten, das jedes Gespräch sinnlos war. Sie hat gebockt, geschrien und gesagt, dass sie die Frau nie mehr treffen wolle. Wahrscheinlich, weil sie gemerkt hat, dass die Dame nicht auf " ich bin ja so ein armes Ding, das keiner mag " einsteigt.
Ja, du hast schon recht, wenn du sagst, die Eltern müssen an einem Strang ziehen und einen Weg finden. Aber leider ist das nicht so. ICH bin diejenige die Tag für Tag mit dem Mädchen zu tun hat. Der Mutter ist das Mädchen ziemlich egal. Es interessiert sie nicht was mit ihr ist, was sie tut und so weiter.
Als die Kleine sich damals für Papa entschieden hat, ist sie für die Mama nutzlos geworden und wird nur noch abgeholt, weil Mama weiss, dass man ihr sonst die anderen Kinder auch noch wegnimmt.
Der Papa, also mein Mann, arbeitet in 12 Stunden- Schichten. Wenn er heimkommt ist er ziemlich müde, und hat wenig Zeit für die Kleine. Und wenn der Papa dann mal frei oder Urlaub hat, dann sind die anderen Kinder auch da.
Es ist wirklich so, dass die einzige richtige Bezugsperson für J. ich bin. Daher kann ich nicht einfach Zuschauer sein. Versteht ihr ?
Ich war sogar schon beim Kinderschutzbund. Da ist eine sehr kompetente Frau, der ich auch meine Probleme erklärt habe. Es ist nämlich so, dass ich mir manchmal denke " die beiden Eltern haben das Kind versaut, Und ich darf es jetzt ausbaden." Ich schäme mich dann für meine Gedanken, aber es ist leider so.
Ich habe manchmal das Gefühl, dass nur ich mich um das Kind kümmere.
Mein Mann denkt, dass es ausreicht, wenn er immer zu ihr hält. Bei jedem Problem das auftaucht, steht er auf ihrer Seite. Zur Erklärung hat er dann, sonst würde sie sich ja wieder vernachlässigt vorkommen und denken er hätte sie nicht lieb. Es würde doch ausreichen, dass ich sie schimpfe und erziehe.
Aber ich komme mir da ziemlich ausgenutzt vor und vor allem, wie schon gesagt, steigen meine Aggressionen, auch dem Kind gegenüber , dann immer mehr an. Es gibt Tage an denen ich sie kaum noch ertrage.
Ich kämpfe mit meiner ganzen Kraft dagegen an. Sie ist die Tochter meines Mannes, ich muss sie doch mögen !!
Realname entfernt
Moin Soulsister,
naja, wie soll ein Kind, das letztlich von beiden Eltern im Stich gelassen wurde, auch halbwegs auf einen geraden Weg kommen.
Wenn es so ist, wie Du beschreibst, funktioniert das ganze nur, solange Du mitspielst. Hat Dein Mann sich mal gefragt, wie er mit dem "Babydrachen" (toller Begriff, Deep :thumbup:) klarkommen würde, wenn Du morgen mit Deinen/Euren Kindern das Haus verlässt? Klar, er muss arbeiten. Aber er hat eins seiner Kinder zu sich geholt, das nun mal nicht Deins ist und da muss er sich mehr einbringen! Wenn er da nicht einen Weg findet, etwas zu ändern, sieht das schlecht aus, fürchte ich.
Selbst wenn Du und Deine Stieftochter einen noch so tollen Draht zu einander habt/hättet, Du kannst weder die Mutter noch Vater und Mutter ersetzen. Das muss doch auch Deinem Mann klar sein!
LG LBM
"Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern es ist die Entscheidung,
dass etwas anderes wichtiger ist als die Angst."
Hallo soulsister,
ich kann das gut nachvollziehen, dass du eine Riesenwut im Bauch hast.
Wut auf das Mädel ist aber unangebracht. Wie hier mal einer geschrieben hat, das Kind ist 13, und darf noch nicht mal selbst Auto fahren. Sie ist NICHT schuld! Das weißt du zwar auch selbst, aber das solltest du dir immer wieder selbst sagen, besonders in den Momenten der Wut! Vielleicht hilft dir das, damit du das Mädel weiter magst.
Ich an deiner Stelle hätte die größte Wut auf den Vater, also deinen Mann, weil er scheinbar gleichgültig ist, dem Kind lieber beisteht als Grenzen zu setzen...auch bei 12-Std-Schichtdienst hat er doch die Möglichkeit, sich einzubringen und seinen Erziehungsauftrag zu erfüllen! Er hat ja dann schließlich auch viel freie Tage...die er ausgiebig dafür nutzen sollte!
Also, für die Problemlösung muss er unbedingt mitziehen. was auch heißt, dass ihr viel reden müsst.
Bei der Diagnose des Mädels ist unbedingt Profi-Hilfe notwendig, rechtzeitig genug scheint es ja noch zu sein...und ihr seid ja auch dran.
Euer Babydrachen braucht viel Liebe!
Und noch etwas: natürlich kannst du dem Babydrachen, wie LBM sagt, nicht Vater und Mutter ersetzen. Aber du hast jetzt, da sie nun mal in eurem und auch deinem Haushalt wohnt, eine höhere Verantwortung für sie als für ein Stiefkind, was nur alle 14 Tage und in den Ferien zu Gast ist. Das ist aber - glaube ich - nicht dein Problem, und ich wünsche dir, dass du diese Verantwortung weiterhin gern trägst, und genug Kraft hast! Seht nach vorn, und nicht nach hinten, wo die Ursachen entstanden sind. Das ist vorbei, und nicht mehr zu ändern. Somit ist es unkonstuktiv, im nachhinein Vorwürfen für die ersten Lebensjahre nachzuhängen.
Übrigens, wenn deine Wut übermächtig wird, kann ich dir eine Verhaltenstherapie beim Psychotherapeuten nahelegen. Nicht weil du einen an der Waffel hättest - denn in der Verhaltenstherapie werden keine Ursachen analysiert (dafür gibts die Psychotherapie, - analyse), sondern es wird das "Verhalten" trainiert. Somit kannst du lernen, unter professioneller Anleitung, mit deiner Wut "sinnvoll" umzugehen bzw. sie im Zaum zu halten. So ähnlich wie ein Kurs, in dem man autogenes Training lernt (sorry wenn der Vergleich hinkt).
Ligr ginnie
Durch Nachsicht setzt man der Gewalt kein Ende: damit bestärkt man die Gegner nur in der Gewissheit, sie hätten es mit einem Schwächling zu tun, der leicht zu bezwingen ist