Hallo kleine Maus
 
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Hallo kleine Maus

 
(@wedi)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Weist du noch, wie wir damals immer das Kofferspiel gespielt haben?
Wie wir es uns an langen Winterabenden am Kamin gemütlich gemacht haben, oder damals als wir das Gras für die Pferde im Sommer gemäht haben?
Manchmal warst du bockig, gerade dann wenn dein Bruder etwas anderes machen wollte als du.
Er hat dann immer nachgegeben.
Das war aber nicht schlimm, weil wir auch dann viel Spass hatten.
Damals hattest du diesen Glanz in den Augen.Du warst ein fröhliches Kind, hast immer gelacht.
Auf Fotos zeigtest du Grimmassen, doch der Glanz in deinen Augen blieb.
Deine Austrahlung und dein Wesen spiegelten sich in deinen Augen wieder.

Heute sehe ich dich nur noch über Fotos im Internet.
Fast jeden Tag stellst du neue Fotos ein und fast täglich schaue ich über fremde Adressen nach, nicht weil ich neugierig bin, sondern weil ich dich vermisse.
Was mir aber auffällt ist, das der Glanz in deinen Augen weg ist.
Grimassen schneiden tust du nicht mehr, dafür bist du mittlerweile zu alt, aber deine Augen strahlen eine gewisse Trauer raus.
Du lächelst, aber dein Lächeln verliert sich.

Auf einem Foto stehst du an einer Reeling, auf einem Boot und schaust traurig an das schöne Gebirge vorbei.
Ich weiss nicht, wo du da gerade bist, so wie ich nicht weiss, wo du in den letzten Jahren warst, aber eines weiss ich:
Ich wäre gerne dabei gewesen.

Vieleicht hätten wir dann gemeinsam gelacht und du hättest festgestellt, das ich doch gar nicht so böse bin wie alle sagen.

Vieleicht, aber nur vieleicht wäre der Glanz in meinen Augen dann auch noch da.

Ich vermisse Dich.

Dein Vater

Ich musste das schreiben, weil ich Sie und ihren Bruder so vermisse.
Gruss Wedi

Zitat
Themenstarter Geschrieben : 05.10.2012 01:28
(@hirschkopf)
Zeigt sich öfters Registriert

Moin Wedi,

beim Lesen Deiner Zeilen kommen mir die Tränen in die Augen, ich kenne dein Leid und kann nachvollziehen wie du dich fühlst.

Gerade jetzt, wo die Tage kürzer werden und die Sonne weniger scheint, wird es uns immer mehr bewusst was wir fühlen und vermissen.

Sezte noch einen Satz nach:

"Ich halte immer die Hand für dich hin, nur Zugreifen musst DU!"

Wir können nur hoffen, dass irgend ein Umstand unsere Kinder einmal wachrüttelt und sie uns verstehen oder zumindest unsere Entscheidungen respektieren! Lasse dich nicht runterziehen bzw. glauben, dass sich die Geschichte anders entwickelt hätte! Du hast alles versucht was in deiner Macht stand und brauchst dir keinen Vorwurf zu machen!

Ich denke jeden Tag an meine Tochter, habe ihr Bild auf meinem Schreibtisch stehen, schaue sie an und schicke ihr in Gedanken ein paar liebe Worte. Ich zeige ihr dass ich da bin und wenn sie mir mal wieder absagt, mache ich ihr keine Vorwürfe sondern hoffe auf das nächste mal!

Glaub an Dich und zeige dass du da bist. Auch wenn sie dir nicht antwortet lesen wird sie es.

Wünsche dir viel Kraft auf deinem Weg.

glaubt nicht dass Gerichte Recht sprechen,
glaubt aber an die Gerechtigkeit.

AntwortZitat
Geschrieben : 05.10.2012 10:04
(@okina)
Rege dabei Registriert

Hallo Wedi,

wunderschön und traurig.  ;(
Gib die Hoffnung nicht auf.

Gruß,

Okina

AntwortZitat
Geschrieben : 05.10.2012 10:27
(@fruchteis)
Registriert

Moin Wedi.

Dein Brief rührt mich an und ich habe mir Gedanken gemacht.

Der Brief hat für mich zwei Seiten:
a) Er gibt Auskunft über Dich den Autor
b) Er zeigt Dein Bemühen, Deine Tochter zu erreichen 

zu a)
Die vergangenen Jahre haben tiefe Verletzungen bei Dir hinterlassen, Lücken, mit denen Du Dich unvollständig erlebst, die Dich hoffen lassen, Daß Deine Kinder sie wieder füllen.
 
Auch aus Deinem Mega-Tröt 'EY DU' habe ich den Eindruck, daß Du Erwartungen mit Deinen Kindern verknüpfst, die sie auch unter besseren Umständen nicht erfüllen können. 

zu b)
Wenn ich den Brief mit den Augen Deiner Tochter lese, dann erscheint er mir wenig geeignet, sie positiv zu erreichen. Im Gegenteil. Er könnte als zerrend empfunden werden, ihr ein schlechtes Gewissen machen, sie liest Dinge, die sie vermutlich nicht lesen möchte. 

Du spricht die junge Frau als kleine Maus an.
Darin kommt mE zum Ausdruck, wie sehr Du an der Vergangenheit festhältst, wie wenig Du Dich auf die Entwicklung hast realistisch einstellen können. 

Hast Du schon oder kannst Du über professionelle Hilfen nachdenken?
Ich denke, diese könnten Dich in Deiner Trauer unterstützen, beim Sortieren helfen, was außergewöhnliche Belastungen und was ganz normale Entwicklungen des Abschiedes von erwachsen werdenden Kindern sind, Hilfen, die Dich eigene Lücken erkennen lassen, die zu füllen nur Deine Aufgabe ist, Hilfen, die Dich wieder zu DEINEN Gefühlen zurückführen, die Dich DEINE Stabilität wiederfinden lassen - unabgängig von Kindern! 

Vielleicht ist es eine gute Übung:
Formuliere den Brief so um, indem Du nur von Dir erzählst,
- wie DU die Situation siehst,
- welche Gefühle DU dazu hast,
- wie es ideal für DICH wäre,
- formuiliere (D)EINE Bitte an die Tochter.

Kinder entfernen sich, sobald sie aus der Mama gekrochen sind und verlassen die Eltern früher oder später. Das ist ganz normal und sollte durch eigene Unsicherheiten nicht be- und verhindert werden.

Verständlich ist auch, daß Trennungskinder ihren Weg in schwierigem Gelände finden und dabei für sie lebenswichtige Entscheidungen treffen müssen.  Die verletzten Elternteile sollten das verstehen können...

Lieben Gruß vom
'wilden Fisch',
der auch schon einige 'Verletzungen' überlebt hat. 

AntwortZitat
Geschrieben : 05.10.2012 15:36
(@marko99)
Nicht wegzudenken Registriert

Hallo

Mich haben die Zeilen sehr berührt.
Ich denke oft an meine Kleinen. Und ich spreche oft zu Gott. Das hilft mir über die Stunden und Tage hinweg, wo ich sie nicht sehe..

LG
Marko

AntwortZitat
Geschrieben : 05.10.2012 19:27
(@jenpa)
Nicht wegzudenken Registriert

Hallo Wedi,

gib die Hoffnung nicht auf, irgendwann wirst du deine Kinder in die Arme schliessen.
Gib ihnen noch etwas Zeit.

jenpa

..dem Kind beide Eltern

AntwortZitat
Geschrieben : 05.10.2012 22:47