Ich setz mal einen ...
 
Benachrichtigungen
Alles löschen

Ich setz mal einen drauf

 
(@eskima)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Moin,

Ursprung ist dieses Post von mir:

Kinder werden in der Pupertät nicht von heute auf morgen "Monster", wenn die Beziehung zwischen den Eltern und den Kindern eine gute Beziehung ist. Allerdings müssen Kinder in der Pupertät sich auch an ihren Eltern reiben und "anders" sein können.

Beispiel einer Freundin von mir: Der Sohn wurde zum Punker, trug entsprechende Klamotten und verfilzte Haare. Meine Freundin hat ihren Sohn immer unterstützt, sie liebte ihn und hat ihn in seiner Art bestätigt, weil sie meinte, dass es sich ja um eine vorübergehende Entwicklung handelte. Der Sohn hatte also keine Möglichkeit, sich an seiner Mutter zu reiben, weil sie seine Art ja nicht gestört hat. Der Sohn wurde älter und eines lieben Morgens kam Sohnemann geputzt und gestriegelt im Anzug zum Frühstückstisch und fand Heintje gut. Meine Freundin ist fast ausgerastet, denn das war zuviel für sie.

Für viele andere Eltern wäre der Weg "andersrum" gewesen. In meinem ganz speziellen Beispiel waren schon einige Jahre vergangen, bevor der Sohn endlich seinen Weg einschlagen konnte. Kinder brauchen Reibung zu ihrer Entwicklung.

Diese Reibung hat die Tochter von tortour nun erreicht. Tortour ist geschockt.

Marina, ich bin vollkommen deiner Meinung, dass das Leben ein Nehmen und Geben ist. Nur wer was in den Topf hineintut, kann auch was herausbekommen. Aber wenn sich ein Kind dermaßen provozierend verhält, dann hat es einen Grund. Und über diese Dinge muss man meines Erachtens reden, man sollte versuchen, sich gegenseitig in die Situtation des Anderen hineinzuversetzen und nach einer gemeinsamen Lösung suchen.

Ich weiß also, dass Kinder Reibung brauchen, das hab ich auch bei meiner erwachsenen Tochter erlebt.

Wie ist es aber, wenn man Kinder nur zum Umgang sieht? Mein Leasingsohn, 14, kam letztens mit total gegeltem Haar zu uns und machte eine Show daraus. Wir haben gesagt, ja, ist okay, wir haben ihm die Reibung also verwehrt. Abends musste er duschen, danach hat er die Haare nicht mehr gegelt, auch am nächsten Morgen nicht.

Als "Umgangsmutter" finde ich es nicht so prall, wenn die Bettwäsche mit Gel verschmiert wird. Würde er bei uns leben, dann würde er die Bettwäsche ja jeden Tag benutzen und ich würde sie turnusmäßig waschen und er könnte da soviel Gel reinschmieren wie er lustig ist.

Müssen Kinder sich nur an der Bezugsperson reiben oder auch am Umgangselter? Dürfen Umgangselter vielleicht auch Gel gutfinden, während die Bezugsperson es ablehnt? Oder wenn die Bezugsperson es nicht stört, darf Umgangselter es dann ablehnen?

Müssen Eltern immer einer Meinung sein, damit die Kinder ihre Pupertät gut überstehen? Das dürfte gerade auch für Eltern mit unterschiedlichen Ansichten eine nicht zu meisternde Herausforderung sein. Aber was bedeutet das für die Kinder?

In dieser Hinsicht bin ich völlig überfragt.

Gruß

eskima

Urteile nie über einen Menschen, bevor du nicht sieben Meilen in seinen Schuhen gegangen bist - Indianische Lebensweisheit

Zitat
Themenstarter Geschrieben : 14.10.2006 02:10
(@Aniram)

Hallo Eskima !

Es gibt da ein Sprichwort: "Und grau ist jede Theorie !"

Weil nichts anderes ist zumindest ein Teil Deiner Fragen für mich.

Um beim geschilderten Beispiel Deiner Freundin zu bleiben, ich finde deren
Reaktion toll und echt bewundernswert, weil erlaubt hätte ich 'meinem' Kind
so eine Frisur nämlich nie und nimmer. Auch nicht unter dem Gesichtspunkt,
das es eine vorübergehende Phase ist.

Also gesetzt der Fall ich hätte ein Leasingkind und dieses würde überraschend
mit einem z.B. Irokesenschnitt auftauchen - im ersten Moment würde mich mit
allergrößter Wahrscheinlichkeit der Schlag treffen.

Mein nächste Reaktion wäre vermutlich ein amüsierte, also zumindest solange
ich wüßte, daß diese nicht mit einer bestimmten Art von Gesinnung einher geht.

Müssen Kinder sich nur an der Bezugsperson reiben oder auch am Umgangselter?

Diese Frage ist für mich schwierig zu beantworten. Weil ich diese Art der Reibung
nicht kenne. Natürlich kann und wird man mit einem Jugendlichen nicht immer der
gleichen Meinung sein und ich bin wohl ein Mensch mit dem man diskutieren kann.
Ich höre mir die Argumente einer anderen Person an und begründe auch meine
Ansicht und Meinung. Letztendlich wird es aber in meinem Haushalt so sein, daß
das geschieht was und wie ich für richtig halte.

Das ist aber natürlich gerade bei einer Frisur nicht möglich. Darum eben - lebt
das Kind nicht bei mir und ist es nicht etwas wofür ich mich in Grund und Boden
schämen würde, könnte ich wahrscheinlich damit leben.

Dazu vielleicht auch ein kleines Beispiel:

Meine Schwägerin hat meiner jüngeren Nichte als sie so in etwa 8 Jahre alt war
erlaubt, sich die Nägel zu lackieren oder die Lippen anzumalen. Nicht in hellrosa,
da wäre ich ja dankbar gewesen. Nein in blutrot. Es sah entsetzlich aus. Wenn ich
Pech hatte, griff sie noch zu Lidschatten. Sie sah aus als hätte man sie frisch von
der Flaniermeile geholt. Kamen sie nur zu Besuch, hab ich nur die Augen verdreht
und hab es hingenommen, es ging mich ja schließlich nichts an. Meine Mißbilligung
hat man mir aber auf Kilometer angesehen und daraus hab ich auch kein Hehl
gemacht. Sie ließ sie so sogar in die Schule gehen, also zumindest mit lackierten
Nägeln und meinte, sie müsse ja damit herumlaufen.

In dem Alter hatte sie auch eine Vorliebe für knallige Farben, ungeachtet dessen
ob sie zusammen paßten oder nicht. Da konnte es leicht passieren, daß sie einen
rosa Rock zu einer orangen Bluse mit einem grünen Gürtel trug. Und so ging sie
dann raus. schüttel

Waren die Kinder mal länger bei meiner Mutter und wir unternahmen gemeinsam
etwas, dann mußte dieser ganze Farbkasten weg, sonst hätte ich mich verweigert.
Meine Mutter sah das glücklicherweise genauso.

Ich hab nix dagegen wenn Mädels so um die 12 - 13 Jahren herum anfangen
dezent mit Make Up zu experimentieren, aber bei einem Volkschulkind pendelt sich
meine Toleranzgrenze bei Null ein. Selbst ihre 2 Jahre ältere Schwester hat sich für
sie geschämt und sich öfters deswegen darüber beschwert. Sie hat sie ja lieb und
es war ihr peinlich und sie mochte es auch nicht, wenn andere Kinder über ihre
Schwester lachen.

Dürfen Umgangselter vielleicht auch Gel gutfinden, während die Bezugsperson es ablehnt? 

Dürfen schon und wenn sie es bei sich erlauben, dann soll mir das als Mutter oder
Vater egal sein. Würden sie aber nachhaltigen Veränderungen zustimmen und bei-
spielsweise erlauben, daß Sohn sich eine Glatze rasieren läßt oder Tochter ihre
wunderschönen langen Haare in einen Bubikopf verwandelt, würde ich Amok laufen.
Genausowenig hätte ich Piercings, Tatoos oder ein Motorrad erlaubt. Wobei das
nicht unbedingt mütterspezifisch ist.

Als "Umgangsmutter" finde ich es nicht so prall, wenn die Bettwäsche mit Gel verschmiert wird.

Ich denke das könnte ich wieder gelassen hinnehmen. Dann kommt die Bettwäsche
nach dem Umgangswochenende eben in die Waschmaschine und gut ist.

Oder wenn die Bezugsperson es nicht stört, darf Umgangselter es dann ablehnen? 

Siehe mein Beispiel mit der Nichte 😉

Wobei die Sache natürlich bei getrennt lebenden Eltern weit schwieriger ist.
Weil ich könnte mir vorstellen, daß ich die spärlichen Umgangstage auch nicht
unbedingt damit verbringen möchte darüber zu streiten, was ich alles nicht gut
finde. Das müßte dann schon etwas Substanzielles sein. Wie z.B. wenn die Mutter
kein Problem damit hat, wenn Kind Alkohol trinkt oder keine hauseigene Sperrstunde
kennt. Da würde ich kein Pardon kennen auch nicht auf die Gefahr hin, daß Kind
damit droht, dann vielleicht nicht mehr kommen zu wollen. Aber grundsätzlich wird
man vermutlich als Umgangselternteil da und dort mal eine Auge zudrücken.

Müssen Eltern immer einer Meinung sein, damit die Kinder ihre Pupertät gut überstehen? 

Naja... ich muss zugeben, ich kenne es nicht anders.

Vor uns Kindern (also Bruder und mir) wurden nie Grundsatzdiskussionen geführt
und genauso haben wir das auch bei meinem Sohn gehalten. War es etwas was zuvor
nicht abgesprochen war, dann wurde das nicht ihm ausgetragen. Die Gelegenheit uns
gegeneinander auszuspielen hatte er also nie. Wobei ich sagen muss, man kennt ja den
anderen und wird vernünftigerweise nicht etwas erlauben, was den anderen total gegen
den Strich geht. Bei meinen Nichten ist es heute wohl so, daß wir schon auch vor und mit
ihnen debattieren wobei ich die Strengere bin und ich auch hin und wieder zu Hilfe gerufen
werde, wenn besonders meine größere Nichte spinnt.

Das dürfte gerade auch für Eltern mit unterschiedlichen Ansichten eine nicht zu meisternde Herausforderung sein 

Das in eine Situation die mir fremd ist. Bei uns in der Familie aber eigentlich auch in
meinem näheren oder weiteren Umfeld ist es so, daß die Dinge entweder abgesprochen
sind und am geläufigsten ist mir der Satz: "Da mußt du die Mama fragen !" Wenn ich
meinen Vater um etwas gefragt habe, ist er höchstens mißtrauisch geworden und ahnte,
daß da etwas im Busch ist. Seine logische Frage war dann.... "was hat die Mama
gesagt dazu ?" Es kam aber genauso vor das ich etwas wollte und meine Mutter
meinte, "das will der Papa nicht." Dann war das eben so und ich hatte Pech gehabt.
Natürlich war mir das auch nicht immer recht, ich habe es allerdings nie in Frage ge-
stellt. Ich persönlich kenne auch kein Elternpaar wo die Ansichten soweit auseinander-
driften, daß es da zu Kalamitäten käme.

Aber was bedeutet das für die Kinder? 

Nichts Gutes denke ich! Es mag zwar im Einzelfall und vor allen im ersten Moment 
wenn ein Kind etwas durchsetzen will angenehm für es sein, wenn es von einer Seite
Schützenhilfe erhält, aber kein Kind wird sich auf Dauer gesehen wohl dabei fühlen,
wenn es weiss das sich die Eltern seinetwegen vielleicht streiten. Mir zumindest
hätte der vermeintliche Sieg dann nicht mehr viel Freude gemacht.

Ich bin und war immer sehr harmoniebedürftig. Das zwar nicht um jeden Preis aber
mir wäre es das als Kind oder Jugendlicher nicht wert gewesen.

Meiner Meinung nach darf man ein Kind gar nicht erst in die Lage bringen und auch
darin sehe ich die Verantwortung von Eltern.

Wobei ich es für besonders traurig und beschämend halte, wenn dies vielleicht nur
geschieht, um den anderen eins auszuwischen oder das Ziel ist, sich beim Kind als
der liebere, bessere und tolerantere Elternteil hinzustellen. Egal ob das jetzt innerhalb
der Familie oder bei getrennt lebenden Eltern praktiziert wird.

Und die für mich allerwichtigste Regel überhaupt: Wenn einer nein gesagt hat, darf
der andere nicht ja sagen und umgekehrt. Egal ob man die Entscheidung jetzt gut
oder schlecht findet. Diese Unterredung hat dann ausschließlich zwischen den
Erwachsenen stattzufinden. Alles andere ist für mich ein Armutszeugnis auf beiden
Seiten.

In dieser Hinsicht bin ich völlig überfragt. 

Einfach ist es bestimmt nicht.

LG Marina

AntwortZitat
Geschrieben : 14.10.2006 08:33