Meine Tochter hat A...
 
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Meine Tochter hat ADHS - sagt die KM.

 
(@rent-a-fahrer)
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Hallo liebes Forum,

ich mal wieder.
Heute bin ich spontan die fast 200km in den Wohnort meiner Kinder gefahren, um den Schul-Tagesausflug meiner Großen (9) mitmachen zu können. Wir hatten einen wunderbaren Tag. Mittags hab ich dann noch die Kleine aus dem Kindergarten geholt (KM muss jetzt - oh wunder! - eine Umschulung machen). Die Mäuse haben sich riesig gefreut. Auch, wenn ich mich ein bisschen wie der Besuchsonkel gefühlt habe, da es wegen der Abholung riesiges Theater gab (der Kiga meinte im voraus, man würde sie mir nicht mitgeben und der Hort rief gleich entsetzt meine Ex-Frau an, als ich meine Große dann mitnehmen wollte).
Die Frage am Rande - ich hatte damals etwas unterschrieben, dass ich die Kinder abholen darf, aber laut KM wäre das versehentlich weggekommen (zum Glück hab ich eine Kopie!) und nun hab ich kein "Recht" meine Kinder abzuholen. Das ist "normal" so, hab ich recht? Trotz Sorgerecht. Oder?
Fand ich schon hart.

Jetzt aber zu meinem Hauptanliegen.
Meine Ex-Frau teilte mir, als ich die Kinder nach gemeinsamen Eis essen und Spielplatzbesuch abgab, ganz lapidar mit, dass sie mit der Großen im August einen Arzt aufsuchen werde, da das Kind ihrer Meinung nach ADHS habe.
Die Große würde ihre Mutter mit Sachen bewerfen und bepöbeln, Dinge aus dem Fenster schmeißen, wäre frech, vorlaut, würde nicht hören usw. Ganz ehrlich - in meinen Augen offenbart sich damit nur die Überforderung der Mutter mit unserer Großen. Ich sag mal so, sie ist durchaus ein zappeliges Kind, plappert viel, wobei ihr ihre Redegewandtheit und großer Wortschatz zu Gute kommen. Sie überrascht einen durchaus mal mit einer Antwort, auf die man nichts zu erwidern weiß. Sie zickt vorpubertär herum und erscheint gelegentlich unkonzentriert, aber ihre schulischen Leistungen sind zufriedenstellend und auch die Lehrerin äußerte nichts diesbezügliches.

Soll all das schon ADHS sein?! Ich plädiere - wie schon gesagt - eher auf Überforderung, zumal sich bei mir dieses Verhalten auch zeigt, allerdings in einem händelbaren Bereich, wie ich finde. Natürlich äußerte ich dies gegenüber meiner Ex, aber sie konterte selbstverständlich damit, dass ich sie ja nur am Wochenende habe und dann "Halligalli" betriebe und gar keine Ahnung hätte. Desweiteren sagte sie, dass die Kinder bei mir eh alles dürften.
So.
Leider kann ich die Tatsache, dass ich sie nur am Wochenende habe, nicht abstreiten.

Allerdings möchte ich jetzt gern wissen, inwiefern Ihr das seht?
Natürlich ist es nicht okay, dass unsere Tochter mit Dingen wirft, natürlich bin ich nicht damit einverstanden, dass sie nicht hört. Allerdings äußert sie mir und meiner Partnerin gegenüber immer und immer wieder, dass sie sich von der KM gegenüber ihrer kleinen Schwester zurückgesetzt fühlt, dass sie immer an allem Schuld sei, dass ihre Mutter immer nur mit ihrem neuen Freund beschäftigt sei, dass sie neulich sogar für die kleine Schwester kochen musste, weil ihre Mutter lieber mit den ständig wechselnden Freunden zusammensitze, dass sie geschlagen werde. Nie sei Geld da, aber fürs Rauchen schon. Letztes Wochenende wollten sie in den Zirkus, aber - "kein Geld".
Klar klingt sowas immer überspitzt und wie dieses typische Gerede der verbitterten Umgangsväter. Und im Grunde kann ich wohl nur dasitzen und das ganze "Abnicken".

Ich habe an sich auch nichts dagegen, dass meine Ex mit der Großen zum Arzt geht. Aber ich habe definitiv etwas dagegen, wenn das Kind unter Drogen (entschuldigt, aber ich sehe das so!) gesetzt werden soll. Meine Töchter sind aufgeweckt, ja, aber das waren ich und meine Geschwister auch. Trotzdem haben sie Manieren tun bei mir keine Dinge, die ich als verhaltensauffällig empfinde und erst recht kein Ritalin erfordern.
Wie schnell sind die Ärzte heute und sagen ganz pauschal: "japs, ADHS!"? Habe ich in irgendeiner Form ein Vetorecht?
In meinen Augen ist das Verhalten meiner großen Tochter ein Schrei nach Aufmerksamkeit und Anerkennung.

Mit diesem pathetisch klingenden Ende ...

... freue ich mich auf Eure Antworten.
rent-a-fahrer

Zitat
Themenstarter Geschrieben : 07.06.2011 21:17
Lausebackesmama
(@lausebackesmama)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Moin,

es gibt hier im Forum einige gute Beiträge zu ADHS und auch zu Ritalin, benutz dazu mal die Suchfunktion. Da kannst Du Dich mal einlesen.

Grundsätzlich kann ein Arzt eine ADHS-Diagnose nicht mal eben bei einem Termin stellen, oft werden da auch mit beiden Eltern Gespräche geführt und Fragebögen ausgefüllt, Tests gemacht, usw. Lass Dich in die Diagnosefindung einbinden. Wenn Dir der Arzt bekannt ist, kannst Du dort ja auch mal anrufen.

Für die wirklich mit ADHS-Betroffenen sind die Medikamente keine "Droge" sondern oft schwer notwendig, damit sie am Alltagsleben normal teilnehmen können. Vielleicht hilft Dir der Faden "Ritalin" von Haddock dazu weiter. Ich würde Dir raten: Bleib offen, triff keine Vorentscheidung und sieh, wie sich das entwickelt.

LBM

‎"Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern es ist die Entscheidung,
dass etwas anderes wichtiger ist als die Angst."

AntwortZitat
Geschrieben : 07.06.2011 21:28
(@paulpeter)
Nicht wegzudenken Registriert

Moin

informier Dich rechtzeitig über die Krankheit und ihre Symptome. Lies Foren und beschäftige Dich mit der Thematik.
ADHS ist leider eine Modediagnose geworden, die von nicht wenigen Ärzten (aber längst nicht allen) mal eben schnell in den Raum gestellt wird.
Ob es stimmt oder nicht. Und wenn Deine DEF an den richtigen Kinderarzt gerät, steht schnell auf dem Arztbrief ADHS drauf. Geht schnell, auch nach einem oder zwei Terminen.

Wenn Deine DEF dann die Diagnose ADHS schwarz auf weiß hat, wird sie das wie eine Trophäe vor sich hertrage und Dir damit die Hölle heiß machen. Immerhin hat Dein Kind dann eine chronische Krankheit, mit der ja so ziemlich alles durchsetzbar ist:
- Krankheitsbedingter Mehrbedarf des Kindes
- erhöhter Betreuungsbedarf, d.h. die Mutter braucht am Ende nicht mehr arbeiten, Du zahlst die Zeche,
- Das Kind wird dauernd, wenn Du Umgang hast, Arzt- oder Therapietermine haben
- Und es dürfte bei der Diagnose ADHS einem gewieften Anwalt nicht schwer fallen, darzulegen (von mir aus auch mit einem windigen Gutachter) dass der Umgang mit Dir kontraproduktiv ist und die Krankheit verschlimmter ("das Kind braucht Ruhe").
Warum sollte Deine DEF vor diesem Hintergrund ein Interesse haben, die Diagnose auch nur irgendwie in Frage zu stellen und zweite Meinungen einzuholen?

Also rate ich Dir dringend, eine präventive Abwehrschlacht zu führen.
Informiere Dich so schnell und so gut es geht aus seriöser Literaur über die Symptome bei ADHS und die Wege, dies festzustellen.
Geh in Foren im Internet, ließ alles was Du bekommen kannst. Du musst möglichst viel über die Krankheit wissen (und zwar auch aus Fachbüchern!).
Versuch auf jeden Fall, rauszubekommen, wann der Termin beim Arzt ist. Ich hoffe, Du hast GSR.
Du musst alles in Deiner Macht stehende tun, um mit dem Arzt, der Dein Kind untersucht, in Kontakt zu treten und versuche unbedingt, beim Erstgespräch dabei zu sein.
Du musst alles daran setzen, dafür zu sorgen, dass die Diagnose auf keinen Fall als Verdacht geäußert wird, und keine Arztbriefe auftauchen, in denen der erste Arzt diese Diagnose stellt. Das geht nur nach mehreren Gesprächen und Untersuchungen.
Wenn der erste Kinderarzt sagt, "Kein ADHS" muss Du unbedingt einen schriftlichen, ausführlichen Arztbrief verlangen, in dem drinsteht, dass es kein ADHS ist und eine Alternativdiagnose genannt wird (auch Normalsein ist eine Diagnose). Grund: Wenn Deine Ex es auf ADHS anlegt, könnte es sein, dass sie dann zum nächsten Arzt rennt. Irgendeinen wird sie schon finden, der ihr das aufschreibt, was sie lesen will. Wenn Du dann einen Brief hast, in dem drin steht, es sei nicht so, ist Deine Ausgangslage besser. Dein Ziel muss es sein, dass die Diagnose ADHS nur und nur dann gestellt wird, wenn alle anderen Möglichkeiten vom Tisch sind.

Versteh mich nicht falsch:
Dein Ziel ist es nicht, die Diagnostik zu sabotieren, sondern darauf zu dringen, dass alles vernünftig gemacht wird.
Denn wenn Dein Kind wirklich ADHS hat, braucht es Hilfe und zwar die Richtige. Und dann ändern sich bei allen Beteiligten die Vorzeichen.
Wenn Dein Kind allerdings kein ADHS ist, ist es ein Verbrechen am Kind, auf ADHS zu behandeln. Das ist eine lange Therapie, mit starken Medikamenten. Das darf man nur geben, wenn wirlich ADHS vorliegt. Das ist grad so, wie wenn Du jemandem, der keinen Tumor hat, trotzdem Chemotherapie gibst. Es geht darum, dass bei Deinem Kind die Diagnose einer chronischen Erkrankung nur gestellt wird, wenn das auch wirklich zutrifft. Das Attribut ADHS wird Deine Tochter sons ihr Leben lang nicht mehr los.

Wenn Du mehr Hilfe brauchst, schick mir eine PN. 

Gruß, PP

AntwortZitat
Geschrieben : 07.06.2011 23:10
(@beppo)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Moin raf.

Der von LBM erwähnte Ritalin Faden ist zwar nicht von Haddock sondern von mir aber von Haddock ist ein sehr aufschlussreicher Beitrag #50, in dem es allerdings mehr um die Wirkung von Ritalin geht, als um die Diagnose des ADHS.

Die Diagnose ist nichts, was man mal eben so zwischen Tür und Angel macht, sondern erfolgt nach langer fachärztlicher Untersuchung und vor allem der Auswertung von Fragebögen an Eltern, Lehrer, Kindergärtner etc.
Wenn ein Arzt oder sonst jemand die Diagnose ohne dieses Verfahren stellt, hat er schlicht keine Ahnung.

An der Beteiligung an meinem Faden kannst du erkennen, dass es hier einige Leute gibt, die mit diesem Thema Erfahrung haben. Mich mittlerweile eingeschlossen.

Ein Grund für Diskussionen oder gar Streit, ist ADHS jedenfalls nicht.
Wenn die Diagnose korrekt festgestellt wurde, hat er es und wenn nicht eben nicht und es wäre gut, wenn ihr als Eltern in dieser Frage kooperieren könntet.

Bei allem Streit den meine Ex und ich sonst haben, konnten wir in der Frage zum Glück immer noch kooperieren.

Soweit bis hier.
Wenn du sonst noch Fragen dazu hast, nicht zögern, sie zu stellen.

Gruss Beppo

Ein Mann, der seine Frau verlässt, ist ein Schuft.
Ein Mann, der von seiner Frau verlassen wird, ist auch ein Schuft, denn sonst hätte sie ihn ja nicht verlassen müssen.

AntwortZitat
Geschrieben : 07.06.2011 23:14
(@midnightwish)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Hi,

ergänzend zu Beppo.

Zu einer vernünftigen AD(H)S-Diagnose gehören neben den bereits genannten Dingen auch ein EEG. Die Hirnströme AD(H)S erkrankter Kinder sind auffällig, da sie nicht im Normbereich liegen. Daher kann ein unauffälliges EEG zum Auschluß der Diagnose herangezogen werden.

Schließ es nicht von vornherein aus, sondern sorg dafür das es von eine mSpizialisten untersucht wird und nicht vom Feld-Wald-Wiesen-Haus-Kinderarzt.

Im übrigen sind Mädchen weit weniger von AD(H)S betroffen. Und die Mehrzahl der Mädchen leiden an der sog. Träumer-ADS. Sie drehen nicht auf bis zum geht nicht mehr, sondern fallen eher durch wegträumen und LKangsamkeit auf.

Und noch eine Anmerkung. Wenn kein AD(H)S vorliegt wirkt auch der Stoff Methylphenidat nicht. Es ist dann keine Besserung des "Zustandes" zu bemerken. Du kannst deiner Ex auch gerne sagen, das eine reine Medi-Gabe das Problem nicht lösen wird, sondern das zu einer vernünftigen Behandlung auch diverse Verhaltenstherapien für das Kind und eine "Elternschule" gehören. Beides ist dann mit ziemlichem Zeitaufwand verbunden.

Gruß Tina

Ein gebrochenes Versprechen ist ein gesprochenes Verbrechen

AntwortZitat
Geschrieben : 07.06.2011 23:22
(@webspider)
Zeigt sich öfters Registriert

@ rent-a-fahrer

wie Beppo;Lausebackesmama ;midnightwish

und eventuell

Unterstützung und Aufklärung suchen /holen bei Selbsthilfegruppen  in deiner Nähe , kann man sich kundig machen , wo die nächsten Treffen ( Ort/Stadt)

in deiner Nähe statt finden.

Z. B. bei Elternselbsthilfegruppen ,Selbsthilfegruppe für Eltern von Kindern,Gesprächskreis des Deutschen Kinderschutzbunds,Regionalgruppen etc. etc.

die einem mit Rat und Tat zur Seite stehen.

AntwortZitat
Geschrieben : 08.06.2011 01:20
(@ingo30)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Was ich allerdings auch schon gesehen habe, dass die Diagnose ADHS gerne dazu genommen wird, um die Kinder unter Ritalin-Dauerbehandlung zu setzen. Warum? Weil sich damit meist auch die Schulnoten steigern lassen. Klingt pervers, ist aber wohl gerade für viele Super-Muttis ein echter Hit. Und das Absetzen wird boykotiert.

Wenn schon solche Diagnosen gestellt werden, würde ich sie gegen checken lassen bzw. auch Phasen ohne Ritalin einschieben (was ohnehin geschehen sollte) um die Auswirkungen zu testen.

AntwortZitat
Geschrieben : 08.06.2011 01:25
(@nadda)
Registriert

Hi,

auch ich würde dir raten da mit Ruhe ranzugehen. Liegt tatsächlich ADHS vor braucht euer Kind Hilfe. Leider gibt es aber immer wieder Kinder die eben ohne vernünftige Tests auf Ritalin gesetzt werden. Was dann tatsächlich großer Schwachsinn ist.

Bitte deine Ex doch einfach dir den Arzttermin mitzuteilen und dann gehst du selbstverständlich zu jedem Arzttermin bezüglich dieses Themas mit. Wenn ich das richtig gelesen habe, wart ihr verheiratet und du hast somit gemeinsame medizinische Sorge. Sie kann dir das unter diesen Umständen ja schlecht verbieten.

LG
Nadda

AntwortZitat
Geschrieben : 08.06.2011 09:09
(@staengler)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Servus raf,

eigentlich alles gesagt hier zum Thema ADHS.
Von mir deshalb nur so viel, dass auch ich der ansicht bin, dass die Diagnose nicht mal eben bei einem Arzttermin gestellt werden kann. Dazu gehört wirklich deutlich mehr...

Ich kann Deine Gedanken mit der Überforderderung der KM sehr gut nachvollziehen, und mir durchaus vorstellen, dass hier eine mögliche ÄUrsache für das herausfordernde Verhalten einer 9-jährigen liegt.

Diese ist ja selbst überfordert, wenn sie Verantwortung für die kleine Schwester oder alles nglück im Leben der KM zu übernehmen hat.
Dieser Druck, der damit im Kind erzeugt wird, muss ja auch wieder irgendwo hin. In Eurem Fall richtet er sich gegen die KM.

Gruß, Michael

sol lucet omnibus - die Sonne scheint für alle

AntwortZitat
Geschrieben : 08.06.2011 09:45
(@anfree72)
Nicht wegzudenken Registriert

Hallo,

es gibt durchaus Kinderärzte die das gerne mal so eben tun.
War mit ein Grund weshalb ich meinen damals gewechselt habe. Als ich in das damalige Verhalten meines Sohnes geschildert habe wollte er damals allein auf diese Schilderungen hin mit Medis behandeln.

Ich hatte mich aber etwas in das Thema eingelesen die Diagnose sollte von einen Kinderpsychiater erst mit Fragebögen an die Eltern, Lehrer und andere Bereuungspersonen abgeklärt werden, des weitern mit Hirnstrommessungen und körperlicher und organischer(Blut) Untersuchung beim Kinderarzt .

Du wirst deine Ex nicht daran hintern können lese dich in das Thema ein und  bestehe darauf das die Untersuchungen fachgercht durchgefürt wird.

LG
Andrea

AntwortZitat
Geschrieben : 08.06.2011 11:01




(@totohh)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Moin.
Zum Thema ADHS ist schon alles geschrieben worden.
Aber ich glaube, Dir stellt sich nun noch die Frage, wie Du mit dem anstehenden Arzttermin umgehen sollst. Tatsächlich bei Verdacht einen Arzttermin wahrnehmen kann man der KM nun ja nicht vorwerfen. Insbesondere wenn es ein "vernünftiger" Doc ist, dann können - negative Diagnose vorausgesetzt - daraus ja sogar sehr sinnvolle Hinweise an KM entstehen.

Kannst Du denn mit der KM im Vorfeld vernünftig über den Arzttermin reden? Weisst Du, ob es ein Spezialist ist oder "nur" der reguläre Kinderarzt? Hast Du Vertrauen zu dem Arzt (falls Du ihn kennst)? Schätzt Du Deine Ex so sein, dass sie eine negative Diagnose (und entsprechende Hinweise für ihr/eurer eigenes Verhalten) respektieren würde? Und die Ergebnisse und Erleichterung dass das Kind nicht krank ist mit Dir teilt? Vielleicht braucht Ex ja gerade einen unabhängigen Spiegel, der ihr die von dir vermutetet Überforderung aufzeigt.

Dann würde ich im Vorfeld KM bestärken, diesen Termin wahrzunehmen ("gut gemacht liebe Ex! du kümmerst Dich sehr gut!") und im Nachgang ausführlich mit ihr darüber sprechen. Vielleicht auch schon im Vorfeld sehr vorsichtig thematisieren, dass man bei einer positiven Diagnose noch einen Spezialisten braucht, der all die hier schon angesprochenen Untersuchungen und Befragungen durchführt. Keinesfalls würde ich dann Ex das Gefühl geben, dass Du ihr misstraust. Sondern das Wohl Eures Kindes in den Mittelpunkt stellst. Und dann brauchst Du auch nicht mit Arzttermin (hättet ihr das auch gemeinsam gemacht, wenn ihr noch ein Paar gewesen seid?).

Schwieriger wird es natürlich, wenn Du gute Gründe hast, dass KM auf die Diagnose ADHS hinwirkt, um die Beziehung zwischen Dir und dem Kind zu beeinflussen. Solltest Du Dir da sicher sein, dann musst Du Dich natürlich von Anfang einbringen. Allerdings: bist Du Dir sicher?

Beste Grüße
Toto

AntwortZitat
Geschrieben : 08.06.2011 12:03
(@rent-a-fahrer)
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Hallo Ihr,

entschuldigt bitte meine recht späte Rückmeldung. Ich habe Eure Antworten mit großem Interesse, aber auch mit großer Besorgnis gelesen und möchte kurz einige Fragen beantworten.

Zuerstmal möchte ich betonen, dass ich durchaus einer Untersuchung unserer Großen nicht im Wege stehen werde, wenngleich ich der KM mitgeteilt habe, dass ich gern dabei wäre, was dieser (selbstverständlich?) bisher nicht passt. Aber das ist mir egal, ich möchte gern persönlich hören, was die Ärztin zu sagen hat. Haltet Ihr es für sinnvoll, wenn ich zuvor die Kinderärztin telefonisch kontaktiere und kurz nachfrage, wie es zu dem Termin kam? Ob sie selbst durch eine Untersuchung zu dieser Auffassung gekommen ist oder ob die Initative weitesgehend von meiner Ex ausging?
Es handelt sich dabei um keinen Spezialisten, sondern um die "normale" Ärztin der Kinder.

Selbstverständlich habe ich auch die Große beim letzten Umgangswochenende noch genauer beobachtet als sonst. Tatsächlich ist es so, dass die Kinder nach dem "Wechsel" zu mir sehr, sehr aufgedreht sind, vor allem die Große, die ihre Hibbeligkeit dann auf die Kleine überträgt. Ständig sang sie vor sich hin, zappelte herum und war irgendwie, ja, unausgeglichen.
Am nächsten Tag allerdings, war sie wie ich sie eigentlich kenne. Zwar aufgeweckt, aber nicht in einer unangenehmen Weise. Ich handhabe die Umgänge praktisch immer so, dass es nie einen Leerlauf gibt, in dem die Kinder freidrehen könnten. Das heißt nicht, dass wir ständig durch irgendwelche Freizeitparks ziehen, sondern ich sorge im Hintergrund dafür, dass die Kinder eine Aufgabe haben.
Beispiel: Die Kleine wollte gerne etwas malen, also setzten sich meine Partnerin und ich dazu, bastelten gemeinsam aus Heftklammern ein Buch mit zig weißen Blättern für sie und schon war sie für die nächste Stunde beschäftigt, denn sie musste nicht nur ein Blatt bemalen, sondern wollte das ganze Heft füllen. Die Große wollte natürlich auch ein Buch gebastelt bekommen und sie schrieb zwei Bücher voll mit einer Geschichte, deren Inhalt wir uns gemeinsam ausgedacht haben. Es sind sehr niedliche Bücher geworden!
So.
Und nun frage ich mich ... ist diese "Beschäftigungstherapie" etwas, wofür nur ich als Umgangsvater Zeit habe und etwas, was eine Alleinerziehende nicht leisten kann?? Die Kinder waren fast zwei Stunden lang mucksmäuschenstill, haben ab und an mal um Hilfe gebeten, aber waren ansonsten mit voller Konzentration dabei. Nachmittags waren wir den ganzen Tag draußen und auch da gab es dem Punkt, an dem die Kinder gemeinsam und ohne zu streiten gespielt haben (O-Ton meiner Ex im Gegenzug: "Die Kinder streiten von früh bis spät, den ganzen Tag.") ... und zwar allein.

Von der KM muss ich mir dann Sonntagabend immer anhören, die Kinder wären, wenn ich sie abgebe, soooo aufgedreht und durcheinander, weil es bei uns ja nie Ruhe gäbe (ihre Auffassung von Ruhe für die Kinder lautet meiner Meinung nach, dass diese den ganzen Tag vor dem Fernseher sitzen, so war es auch, als wir noch verheiratet waren). Ich weiß nicht - ist des denn schädlich mit Kindern auf den benachbarten Spielplatz zu gehen (denn den lieben sie, toben sich aus und beschäften sich auch da wunderbar miteinander)? Ist das etwas, wobei die Kinder sich nicht erholen? Zitat KM: "Das Wochenende ist zur Erholung da." Aber was für Erholung ist es, wenn ich die Kinder sich selbst überlasse und diese sich gegenseitig durch Toberei und Streit hochschaukeln?

Sorry, ich glaub, ich schreib ein bisschen am Thema ADHS vorbei, aber es beschäftigt mich sehr, was da läuft, denn bei mir funktioniert es doch, verdammt. Da hat die Große nichts, was meiner Meinung nach auf ADHS hinweist. Liegt es wirklich daran, dass ich NUR Umgangsvater bin und meine Kinder gar nicht richtig kenne?  :exclam:
Ich kann mir das aber so gar nicht vorstellen.. Und gleichzeitig bekommt unsere Große schon von ihrer Mutter gesagt, sie wäre krank und bald bekäme sie Tabletten. Darf man einer 9-Jährigen wirklich einreden, sie wäre krank? Ich hab das Gefühl sie weiß gar nicht, was genau an ihr krank sein soll. Und ich bin auch der Meinung, dass ihre gelegentlichen Tränen, dass sie das Gefühl habe, man habe sie nicht richtig lieb, nur ihre kleine Schwester, ernstzunehmen sein sollten!

In den nächsten Tagen hole ich mir Literatur zum Thema ADHS aus der Bibliothek, die haben da eine ganze Menge wissenschaftliche Fachliteratur, wie ich herausbekommen habe. Ich hoffe, dass mir das weiterhilft.

Beste Grüße,
rent-a-fahrer

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 21.06.2011 12:31
(@brille007)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Moin raf,

sicher ist: Eine "normale" Kinderärztin kann eine solche Diagnose gar nicht stellen; schon gar nicht nach blossem Augenschein. Hierfür braucht es umfangreiche Tests. Sicher ist aber auch: Bei einer Beobachtung durch Dich wie

Die Kinder waren fast zwei Stunden lang mucksmäuschenstill, haben ab und an mal um Hilfe gebeten, aber waren ansonsten mit voller Konzentration dabei.

ist ADHS faktisch ausgeschlossen; so etwas geht bei einem unbehandelten ADHS-Kind gar nicht. Du hast damit m. E. eine zutreffende Ausschlussdiagnose getroffen, auf deren Basis ich sämtlichen weiteren Versuchen, diese Krankheit an die Kids (praktischerweise gleich beide) "dranzudiagnostizieren" rigoros unterbinden würde. (Hint: Es gibt einen alten Ärztespruch; er lautet "niemand ist wirklich gesund; nur manche Leute sind noch nicht genügend untersucht worden.")

ADHS ist leider eine Modediagnose geworden, die vermutlich viel zu oft und von den falschen Leuten gestellt wird, weil Kinder nicht in ein vorgegebenes Schema passen oder ihrem natürlichen Bewegungs- und Aktivitätsdrang auf eine Weise Luft machen, die Erwachsenen (nicht selten den eigenen Eltern) nicht passt. In Trennungssituationen kann man daraus auch eine feine Ausrede gegen eigene Erwerbstätigkeit basteln, "weil die Kinder ja soooo betreuungsbedürftig sind."

Einem gesunden Kind aufgrund einer Amateurdiagnose Medikamente gegen ADHS zu verabreichen wäre nichts anderes als vorsätzliche Körperverletzung; das sind Drogen und keine Smarties! Wenn Deine Ex den ADHS-Blödsinn nicht UMGEHEND bleiben lässt, solltest Du mindestens die Übertragung der Gesundheitsfürsorge; ggf. auch des ABR auf Dich beantragen.

Grüssles
Martin

When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.

AntwortZitat
Geschrieben : 21.06.2011 13:45
(@midnightwish)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Hi Martin,

. Sicher ist aber auch: Bei einer Beobachtung durch Dich wieist ADHS faktisch ausgeschlossen; so etwas geht bei einem unbehandelten ADHS-Kind gar nicht. 

Da möchte ich dir widersprechen. Zum einen gibt es ja das "stille" ADS, da sind Kinder sogar sehr ruhig. Ist hier aber ja nicht der Fall. Trotzdem können sich auch die Zappelphilippe mehrere Stunden ohne Auffälligkeiten auf eine Sache konzentrieren (deshalb hatte ich bei meinem Sohn ADS ja auch ausgeschlossen). Diese Sache muß nur interessant und fesselnd genug sein. Als Ausschluß taugt es daher recht wenig. Auch die tatsache, das sich Auffälligkeiten in anderer Umgebung nicht zeigen, heißt nicht automatisch, das das Kind kein ADS hat. Frag mal bei den Eltern der Freunde meines Sohnes. Das hat aber dann oft mit der anderen Umgebung, weniger Reizen doer Streß zu tun.

Nur eine Kinderärtzin kann diese Diagnose auf keinen Fall stellen. Ich würde der Dame die entsprechenden Fragen nach den Anamnesebögen für Eltern, Lehrer etc. stellen, ebenso wie die Frage nach dem obligatorischen Blutbild, dem EGK und wie die Behandlung psychologisch mitbegleitet wird. I.a. wird die Diagnose von speziell ausgebildetene Kinder- und Jugend-Psychiatern gestellt.

Gruß Tina

Ein gebrochenes Versprechen ist ein gesprochenes Verbrechen

AntwortZitat
Geschrieben : 21.06.2011 14:05
(@beppo)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Moin.

Wenn du die Adresse der Ärztin kennst, würde ich folgendermaßen vorgehen.

Bitte sie um einen Termin, indem sie dich über ihre Methoden, bisherigen Erkenntnisse und therapeutischen Absichten unterrichte soll.
Gerne auch gemeinsam mit der Mutter.
Außerdem wünscht du, dass dir auch die Fragebögen zur Ausfüllung ausgehändigt werden.

Wenn sie dazu nicht bereit ist, untersage ihr, kraft deines GSR ausdrücklich die Behandlung eures Kindes mit Methylphenidat oder anderen Psychopharmaka bevor sie dich nicht umfassend informiert hat.
Von dem Behandlungsverbot ausgenommen sind lediglich akute Notfälle.

Ein Mann, der seine Frau verlässt, ist ein Schuft.
Ein Mann, der von seiner Frau verlassen wird, ist auch ein Schuft, denn sonst hätte sie ihn ja nicht verlassen müssen.

AntwortZitat
Geschrieben : 21.06.2011 14:21
(@ingo30)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Und auch noch mal mein Gedanke, da ich es selber im Bekanntenkreis so gesehen haben: Wie läuft es in der Schule? Gibt es hier Auffälligkeiten bzw. ist die Mutter einer dieser typischen "Leistungsfanatiker"? Dann ist wie gesagt die Diagnose ADHS hoch willkommen - denn wer will kein Kind, dass sich Dank Medikamente "ganz toll" konzentrieren kann und die Noten "ganz toll werden". Also aufpassen. Gruß Ingo

AntwortZitat
Geschrieben : 21.06.2011 17:30
(@brille007)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Moin Tina,

Da möchte ich dir widersprechen. Zum einen gibt es ja das "stille" ADS, da sind Kinder sogar sehr ruhig. Ist hier aber ja nicht der Fall.

Natürlich ist alles möglich. Bislang gibt es allerdings nicht mehr als die Aussage einer gestressten Mutter und ein wachsweiches "da könnte was sein" einer Kinderärztin. Auf dieser Basis könnte man jetzt auch eine komplette Osteoporose-Abklärung, eine Krebsdiagnostik, ein MRT und auch sonst alles anwerfen, was die Medizin so hergibt und die Krankenkasse bezahlt - es "könnte" ja sein, dass man "etwas Stilles" findet.

Man könnte natürlich auch einmal selbstkritisch das eigene Verhalten beleuchten (etwas, wozu viele Trennungseltern nicht fähig sind) und sich fragen, ob es ganz unmedizinische Gründe dafür gibt, dass ein Kind mal ausrastet und mit Gegenständen schmeisst. Das habe ich als Kind neben vielen anderen "wilden" Sachen übrigens auch getan; gottseidank gab es damals noch kein ADHS. Ich wundere mich überhaupt, wie ich schadlos erwachsen werden konnte. Vielleicht war einer der Gründe dafür, dass wir noch ohne Spielkonsolen und Fernseher und ohne "Dauerbetüddelung durch Muddi", dafür im Freien aufgewachsen sind, wo wir uns richtig austoben konnten. Auch meine eigenen Kinder waren (ausser bei den obligatorischen U-Untersuchungen) nur beim Doc, wenn sie was hatten - aber nicht, weil es theoretisch möglich gewesen wäre, dass sie etwas haben könnten.

Eine aktuelle Statistik besagt übrigens, dass Niederländer und Schweizer im Durchschnitt 4 Mal im Jahr zum Arzt gehen; die Deutschen dagegen 18 Mal. Sicher nicht, weil wir 4,5 mal kränker sind als unsere Nachbarn, sondern weil wir ein bescheuertes Krankenversicherungssystem haben, in dem sich Leute wegen Kopfschmerzen, Durchfall und Sonnenbrand in ein Wartezimmer setzen.

Grüssles
Martin
(der von seiner PKV jedes Jahr Geld zurückbekommt, weil er sie gar nicht in Anspruch nimmt)

When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.

AntwortZitat
Geschrieben : 21.06.2011 18:07