Hallo zusammen,
Ich habe mich vor etwa einem Jahr von meiner Frau getrennt. Wir haben seitdem die Regelung, dass unsere drei Kids (2 Jungs 15 und 13 J. und ein Mädchen 11 J.) alle 14 Tage das Wochenende bei mir sind. Meine Tochter hatte von Beginn an die größten Probleme mit der Trennung und nimmt sie mir übel. Seit einiger Zeit will sie mich an meinen Wochenenden kaum noch besuchen, nur sehr selten telefonieren und ignoriert mich bei Treffen. Ich habe keinen Anlass zur Vermutung das meine Frau hier insistiert. Schliesslich bedeutet das jedes Mal, dass sie ihre freien Wochenenden mit ihrem mittlerweile gefundenen neuen Partner nicht frei geniessen kann.
Gut gemeinte Ratschläge aus meinem Umfeld reichen von
"da musst Du durch. Das gibt sich im Laufe der Zeit"
bis
"das kannst Du nicht dulden. Sie muss diese Regel einhalten und sie wird sich schon dran gewöhnen"
Ich neige zum erstgenannten Weg auch wenn er sehr, sehr weh tut.
Hat hier jemand Erfahrung mit solch einem Thema?
Vielen Dank und viele Grüße
Karsten
Hi Karsten,
willkommen hier im Forum.
Deine Kids sind ja jetzt alle ziemlich im Pubertätsalter. Auch wenn Exen aus der Forenerfahrung regelmäßig durchdrehen, wenn es um getrennte Umgänge geht - wäre das nicht mal ein Weg? Denn als Mädel hat sie sicherlich andere Interessen, als mit ihren zwei halbstarken Brüdern herumzuhängen. Vielleicht möchte sie auch einfach mal Zeit mit Dir alleine verbringen?
Da nun eh Freunde und Co. langsam wichtiger werden, würde ich da auch nicht mit Zwang arbeiten. Gruß Ingo
Hallo karsten
Ingo hat recht tuhe alles was deiner Tochter Spass macht. Hast du dich getrennt?
Gruß Ronny
Hallo Männer,
ja ich habe ich getrennt. Waren schon etliche Jahre die alles Andere als harmonisch waren. Habe immer Gründe gefunden, diesen Schritt nicht zu gehen. Die Kinder, Finanzielles, " das macht man einfach nicht", usw.
Ich würde ja gern mit ihr Zeit verbringen, ihr dabei gerecht werden und mit ihr Spass haben. Nur leider verweigert sie mir meist das Gespräch und reagiert auf die meisten Kommunikationsversuche fast allergisch. An den Brüdern, wie von Ingo beschrieben, liegts auch nicht. Die kommen überwiegend sehr gut und herzlich miteinander aus.
VG Karsten
Hi KV und herzlich willkommen,
11 ist ein unglaublich schwieriges Alter für ein Mädchen.
Die Pubertät beginnt, die Sicht auf sich selbst und auf die Umwelt ändert sich komplett und sie weiß oft selbst nicht mehr, warum sie sich so fühlt wie sie es grade tut.
Da sich das Mädchen in dieser Zeit vom Kind zur Frau entwickelt, ist ihr Selbstbewußtsein und ihre Selbstwahrnehmung stark von der Beziehung zum Vater abhängig. Sie sucht die Anerkennung des Vaters und seine Bestätigung.
Diese Vorgänge wurden entwicklungspsychologisch schon oft erforscht.
In eurem Fall kann es tatsächlich sein, dass sie sich von Dir im Stich gelassen fühlt.
Sie ist vielleicht sauer, weil Du sie verlassen hast und wendet sich jetzt von Dir ab.
Diese Ferndiagnose beruht auf eigenen Erfahrungen (meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich 9 war), aber auch auf den Erfahrungen, die wir jetzt mit meiner 12jährigen Stieftochter machen, die bei uns lebt.
Wenn Papa mal keine Zeit für sie hat, dann reagiert sie regelrecht eifersüchtig und wird wütend auf ihn.
Vielleicht ist das bei Deiner Tochter ja ähnlich...
Hast Du schon mal das offene Gespräch mit ihr gesucht?
So in der Art:
Mir fällt auf, dass Du ungern Zeit mit mir verbringst - was ist los?
Bist Du sauer auf mich? Kann ich irgendwas tun, damit Du dich bei mir wieder wohler fühlst?
Oder vielleicht kann die KM da mal bei Tochter nachfragen?
Auf jeden Fall braucht das Mädchen jemanden, mit dem sie offen sprechen kann - die Zeit, die jetzt kommt, wird für sie total schwer werden...
lg
vj
Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. (Röm 12,21)
Hallo Karsten,
willkommen in der Pubertät. Ist bei meiner Tochter genauso. Zwingen zum UG würde ich sie nicht,
aber vielleicht Mal ein Gespräch mit ihr suchen und fragen wie sie sich den UG vorstellen könnte.
Kann auch passieren das sie erstmal nicht möchte, signalisiere ihr aber das deine Tür offen steht.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, Druck aufbauen bringt dir keine Punkte, aber auch zum UG
bestechen, durch Kauf von Geschenken, würde ich auch nicht machen.
jenpa
..dem Kind beide Eltern
Hallo zusammen und vielen Dank für die Unterstützung.
Besonders die die Hinweise von vj zur Vater-Tochter-Beziehung finde ich sehr hilfreich. Ich habe schon öfter versucht, ins Gespräch mit ihr zu kommen. Das nervt sie und sie meidet den Kontakt u.a. auch deshalb um solchen Gesprächen aus dem Weg zu gehen.
Meine Überlegung ist, ihr einen ganz atltmodischen Brief zu schreiben, in dem ich ihr mein Verständnis für die Schwierigkeiten ihrer Situation und meine Bereitschaft erkläre, immer für sie da sein zu wollen, wenn sie mich braucht. Schauen wir mal.
Viele Grüße Karsten
Ich habe schon öfter versucht, ins Gespräch mit ihr zu kommen. Das nervt sie und sie meidet den Kontakt u.a. auch deshalb um solchen Gesprächen aus dem Weg zu gehen.
Dann lass solche Gespräche.
Mach doch einfach mal einen Termin mit ihr aus und hole sie dann ab.Nicht fragen:magst du mich am Donnerstag sehen?....sondern einfach einpacken und mitnehmen.
Wenn sie dann mitkommt, solltest du kein Wort über das Thema verlieren, sondern sie einfach Kind sein lassen und ganz unbefangen irgent etwas unternehmen.
Wenn sie merkt, das es dir um sie geht und ihr Spass miteinander haben könnt, wird sie das drumherum schnell vergessen und ganz bald kehrt ruhige Routine ein.
Gruss Wedi
Moin KV,
ein Brief ist ein guter Anfang - er kann aber schnell weggelegt und/oder von der KM zunichte kommentiert werden.
Bei der direkten Konfrontation (konstruktiv gemeint) ist meine Tochter öfters aufgesprungen und geflüchtet.
Aus der Bewegung heraus (mit Hund, bergauf, körperlich gefordert) ging es um Längen besser - und nie zuviel auf einmal erwarten.
Klar bist du da. Diese Erwachsenensprache 'ich bin für euch da, wenn etwas ist, kommt doch... ruft doch an...' können meine schon nicht mehr hören.
Sie sagen schon vorher: 'Papa, hör auf zu predigen...'
Versuche mit ihr etwas zu unternehmen, evtl. auch mal ohne die Brüder, ohne das sie den Druck verspürt, sich dir erklären zu müssen oder Erklärungen von dir zu hören.
Gruss,
Fischkopf
Moin KV,
ich habe auch zwei Pubertierende - Hilfe! 😉
Ich experimentiere. Dabei gehen meine Erfahrungen deutlich in die von wedi beschriebene Richtung.
Keine Konfrontationen, strenge Gespräche oder so, vielmehr Angebote, an (m)einem interessanten Leben teilzunehmen.
Ich biete den Jugendlichen nur Möglichkeiten, über deren Nutzung sie entscheiden.
Anders ausgedrückt: War Umgang/unser Zusammenleben bislang von außen geregelt, verlagert sich deren Steuerung nun nach innen.
VG W.
... an die Stelle von Elternvereinbarungen und ihrer gerichtlichen Billigung treten nun Vater-Kinder-Vereinbarungen, ...
die mich aufgrund meines Pflichtrechtes sehr binden und -wenn es sein muß- von hoher Indizwirkung sind. 🙂
W.
Hallo KV,
ihr einen Brief schreiben,würde ich nicht. Besser ist es mit ihr irgendwas zu unternehemn was sie ganz alleine
möchte.
jenpa
..dem Kind beide Eltern
Hi,
Aus der Bewegung heraus (mit Hund, bergauf, körperlich gefordert) ging es um Längen besser
Gespräch beim Spazieren gehen ist auf jeden Fall eine sehr gute Idee - da redet es sich immer leichter.
Aber hier stimme ich mit Fischkopf nicht ganz überein:
Klar bist du da. Diese Erwachsenensprache 'ich bin für euch da, wenn etwas ist, kommt doch... ruft doch an...' können meine schon nicht mehr hören.
Sie sagen schon vorher: 'Papa, hör auf zu predigen...'
Im aktuell beschriebenen Fall von KV würde ich tatsächlich das offene Gespräch mit der Tochter suchen und sie direkt fragen, wo das Problem liegt.
Nicht "predigen", sondern zuerst ev. mit "Ich-Botschaften" arbeiten und die Situation kurz beschreiben: "Ich habe bemerkt...; Ich mache mir Sorgen...; Ich frage mich, ob ich etwas tun kann...;" und dann dem Mädchen viel Zeit geben, zu antworten.
Wirklich nur zuhören und annehmen.
Vielleicht dann auch nicht gleich darauf antworten, sondern wirklich Zeit lassen und darüber nachdenken.
Das Mädchen will ernst genommen werden und das bedeutet in diesem Fall auch, dass KV total ehrlich sein sollte und sagen sollte, dass er wirklich sehr gerne wissen möchte, was los ist.
Was da natürlich auch passieren kann, ist, dass das Mädchen "explodiert" und alle Vorwürfe und die ganze Wut auf einmal rausläßt - dann muss das eben sein.
Wichtig für Dich, KV, ist, dass Du in einem solchen Fall weißt, dass das Kind Dich nicht absichtlich verletzt, sondern dass sich die Wut schon lange aufgestaut hat und dann einfach ausbricht.
Nimm ihr das nicht übel und beginne nicht, Dich zu verteidigen.
Laß sie ihre Gefühle aussprechen - oder auch rausschreien - danach wird es ihr besser gehen und ihr könnt vielleicht wirklich miteinander reden.
Wünsche Dir alles Gute und dass Du richtig reagieren kannst!
lg
vj
Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. (Röm 12,21)