Suizid des Lehrers
 
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Suizid des Lehrers

 
(@elternteil_m)
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Eine traurige Geschichte hat sich ereignet und ich würde gerne Eure Meinung hören.

In unserer Gemeinde ( ca. 30.000 Einwohner ) hat sich letzte Woche am Freitag ein Grundschullehrer (Ende 50) das Leben genommen. Er hinterlässt Frau und eine erwachsene Tochter.

Die Suizidgründe sind unbekannt.

Sein Problem ist gelöst, doch er hat hunderte Problem bei Kleinkindern verursacht:

Der Lehrer war bei den Schülern sehr beliebt, hat sich auch ausserhalb der Schule extrem für die Kinder eingesetzt und aufgeopfert. Musikkonzerte, Naturfreunde etc. . . Nach den Herbstferien war er nun schon zwei Wochen krank geschrieben, man sah ihn jedoch beim Einkaufen im Ort. (Wie auch am Tage des Suizids).

Nun das absurde an der Geschichte:
Den Kindern wurde am Montag ( drei Tage nach dem Suizid ) von der Schule mitgeteilt, das der Lehrer auf der Fahrt ins Wochenendurlaubsdomizil mit dem PKW verunglückt und verstorben sei.

Ich frage mich dabei, was sich Pädagogen dabei denken, hunderten von Grundschülern und auch älteren, die inzwischen die Realschule besuchen -und diesen Lehrer vor etlichen Jahren hatten- die Lüge aufzutischen.

Ich bin der Meinung, das den Kindern damit langfristig das Vertrauen in die Schule genommen wird, denn die Schule hat die Lüge erzählt.

Nach meiner Meinung hätte die Schule damit wesentlich professioneller umgehen können. Sie hätten beispielsweise sagen können, der Lehrer ist krank. Und sich mit Psychologen eine andere Lösung erarbeiten können. Sie hätten nicht gleich am Montag Morgen eine Lüge verkaufen müssen, die nun mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ans Tageslicht kommt, denn in der Raucherecke wird gemunkelt. . . und das wird auch bei den kleineren Geschwistern der Raucher ankommen und bald wissen hunderte von Eltern nicht mehr, was sie ihren Kindern sagen sollen, wenn sie aus der Schule kommen und fragen: Mama, Papa, die Anderen erzählen, das war gar kein Unfall !!!

Hunderte von Eltern werden in die Zwickmühle gebracht, entweder sich der Schulmeinung anzuschließen oder die Schule als (Not-)Lügner erklären zu müssen. Schliessen sie sich der Schulmeinung an, haben sie sich ebenfalls zum Lügner machen lassen. Erklären sie die Lüge der Schule, sind die eigenen Kinder Geheimnisträger.

Nun gibt die Schule den (auch lesekundigen) Schülern Zettel mit, das am Mittwoch die Beerdigung stattfinden würde, aber es davon abgeraten wird, Kleinkinder daran teilhaben zu lassen. . . Ja klar, ist ja auch der erste Ort, wo sie ihre Lüge nicht mehr aufrechterhalten können, denn trauernde Kinder, deren Lieblingslehrer einen Unfall hatte passen so garnicht zu der Beerdigung.

Was sollen hunderte von Kindern denken, denen so deutlich eine Lüge von der Schule verkauft wird ? Was ist mit dem Vertrauen in die Lehrer ? Futsch !

Ich kann nun dieser Schule, diesen Lehrern, diesem Rektor keine belehrenden Worte zukommen lassen. Und von Supervisionen sind unsere Pädagogen nunmal weit entfernt.

Meint ihr man sollte etwas unternehmen, oder meint ihr die Zeit wird die Wahrheit ans Licht rücken und evtl. Wunden heilen oder meint ihr ich bin zu empfindlich ?

Es wird gekreuzt, wenn der Gegenwind zu stark ist, und das Spinnaker bei achterlichem Wind gesetzt. Es wird Containerschiffen ebenso wie einem Kanu Raum gegeben. Manchmal allein, manchmal mit Crew. Nur das Ziel darf nicht aus den Augen verloren gehen.

Zitat
Themenstarter Geschrieben : 12.11.2005 01:27
(@eskima)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

moin du,

Eine traurige Geschichte hat sich ereignet und ich würde gerne Eure Meinung hören.

In unserer Gemeinde ( ca. 30.000 Einwohner ) hat sich letzte Woche am Freitag ein Grundschullehrer (Ende 50) das Leben genommen. Er hinterlässt Frau und eine erwachsene Tochter.

Die Suizidgründe sind unbekannt.

Sein Problem ist gelöst, doch er hat hunderte Problem bei Kleinkindern verursacht:

warum Kleinkinder, ich denke, der Mann war Lehrer und kein Erzieher?

Der Lehrer war bei den Schülern sehr beliebt, hat sich auch ausserhalb der Schule extrem für die Kinder eingesetzt und aufgeopfert. Musikkonzerte, Naturfreunde etc. . . Nach den Herbstferien war er nun schon zwei Wochen krank geschrieben, man sah ihn jedoch beim Einkaufen im Ort. (Wie auch am Tage des Suizids).

Nun das absurde an der Geschichte:
Den Kindern wurde am Montag ( drei Tage nach dem Suizid ) von der Schule mitgeteilt, das der Lehrer auf der Fahrt ins Wochenendurlaubsdomizil mit dem PKW verunglückt und verstorben sei.

Kann es sein, dass der Lehrer in seinem KFZ den Suizid vollendet hat?

Ich frage mich dabei, was sich Pädagogen dabei denken, hunderten von Grundschülern und auch älteren, die inzwischen die Realschule besuchen -und diesen Lehrer vor etlichen Jahren hatten- die Lüge aufzutischen.

was weißt du?

Ich bin der Meinung, das den Kindern damit langfristig das Vertrauen in die Schule genommen wird, denn die Schule hat die Lüge erzählt.

was macht dich so sicher, dass die Schule eine Lüge erzählt hat?

Nach meiner Meinung hätte die Schule damit wesentlich professioneller umgehen können. Sie hätten beispielsweise sagen können, der Lehrer ist krank. Und sich mit Psychologen eine andere Lösung erarbeiten können. Sie hätten nicht gleich am Montag Morgen eine Lüge verkaufen müssen, die nun mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ans Tageslicht kommt, denn in der Raucherecke wird gemunkelt. . . und das wird auch bei den kleineren Geschwistern der Raucher ankommen und bald wissen hunderte von Eltern nicht mehr, was sie ihren Kindern sagen sollen, wenn sie aus der Schule kommen und fragen: Mama, Papa, die Anderen erzählen, das war gar kein Unfall !!!

wer erzählt was und warum?

Hunderte von Eltern werden in die Zwickmühle gebracht, entweder sich der Schulmeinung anzuschließen oder die Schule als (Not-)Lügner erklären zu müssen. Schliessen sie sich der Schulmeinung an, haben sie sich ebenfalls zum Lügner machen lassen. Erklären sie die Lüge der Schule, sind die eigenen Kinder Geheimnisträger.

Nun gibt die Schule den (auch lesekundigen) Schülern Zettel mit, das am Mittwoch die Beerdigung stattfinden würde, aber es davon abgeraten wird, Kleinkinder daran teilhaben zu lassen. . . Ja klar, ist ja auch der erste Ort, wo sie ihre Lüge nicht mehr aufrechterhalten können, denn trauernde Kinder, deren Lieblingslehrer einen Unfall hatte passen so garnicht zu der Beerdigung.

Ob Kleinkinder an Beerdigungen teilnehmen sollten oder nicht, ist eine Grundsatzdiskussion und somit ein Nebenschauplatz, meines Erachtens.

Was sollen hunderte von Kindern denken, denen so deutlich eine Lüge von der Schule verkauft wird ? Was ist mit dem Vertrauen in die Lehrer ? Futsch !

Ich kann nun dieser Schule, diesen Lehrern, diesem Rektor keine belehrenden Worte zukommen lassen. Und von Supervisionen sind unsere Pädagogen nunmal weit entfernt.

Meint ihr man sollte etwas unternehmen, oder meint ihr die Zeit wird die Wahrheit ans Licht rücken und evtl. Wunden heilen oder meint ihr ich bin zu empfindlich ?

Ich empfinde deine Beitrag als sehr emotional. Lass doch bitte mal Fakten sprechen. Scheinbar hat sich ein sehr beliebter Lehrer das Leben genommen, die Gründe sind unbekannt. Hat er den Weg des Autounfalls gewählt (würde ich deinem Post entnehmen)? Warum sind Kleinkinder traurig? Welche Klassenstufen hat der Lehrer unterrichtet?

Vor allem: was weißt du und woher beziehst du deine Infos?

Ich persönlich mag Tabu-Themen nicht, aber ich mag auch keine Hetzkampagnen.

Gruß

eskima

Urteile nie über einen Menschen, bevor du nicht sieben Meilen in seinen Schuhen gegangen bist - Indianische Lebensweisheit

AntwortZitat
Geschrieben : 12.11.2005 01:49
(@elternteil_m)
Nicht wegzudenken Registriert

Hi,

die Quellen sind vielschichtig, da "Dorfgespräch Nr.1"

1.) Aussagen und Meinungen von mehreren Eltern, Kindergartenbetreuerinnen, Lehrern.

2.) Es war kein Verkehrsunfall, sondern definitiv Suizid mit Schußwaffe im Wald. (Quelle: ein Amt )

3.) Nicht die kleinste Pressemitteilung, Zeitungsartikel, Todesannounce. ( Wenn ein solch beliebter Lehrer tatsächlich verunfallt, wird daraus ein "Staatsbegräbnis")

Es wird gekreuzt, wenn der Gegenwind zu stark ist, und das Spinnaker bei achterlichem Wind gesetzt. Es wird Containerschiffen ebenso wie einem Kanu Raum gegeben. Manchmal allein, manchmal mit Crew. Nur das Ziel darf nicht aus den Augen verloren gehen.

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 12.11.2005 02:11
 AJA
(@aja)
Registriert

Das ist wirklich eine kniffelige Geschichte. Spontan hätte ich gesagt, der Lehrer könnte ja noch längere Zeit krank sein, bis man sich auf eine schlüssige Geschichte geeinigt hat. Aber wenn natürlich am Mittwoch schon die Beerdigung ist, ist Not am Mann.

Ich finde die Brücke, die Eskima mit dem Suizid mit dem PKW gemacht hat gar nicht so schlecht.

Dann steht zumindest mal keiner als Lügner da. Und dass in der Raucherecke nur üble Gerüchte entstehen weiß ja ohnehin jeder 😉 .

Andererseits bin ich schon der Meinung, dass die Wahrheit besser ist. Altersgerecht erklärt. Dass das unheimlich schwierig ist, weiss ich seit der Geschichte mit den Kinderpornos 😡 .

Was ich aber überhaupt nicht verstehen kann: warum gibt es kein "ordentliches" Begräbnis? Warum gibt es keine Todesanzeige? In welchem Land lebst du? In welchem Jahrhundert lebst du?

Zumindest nach dem Verständnis der evangelischen Kirche hat auch ein Selbstmörder das Anrecht auf eine ordentliche Beerdigung.

Ich lass mir das morgen noch mal durch den Kopf gehen.

Gruß AJA

AntwortZitat
Geschrieben : 12.11.2005 02:54
(@eskima)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Dann sollen die Kinder vermutlich geschützt werden, das kann ich eigentlich sogar sehr gut verstehen. Die Kinder könnten in eine tiefe Krise geraten, wenn sie die Wahrheit erfahren, gerade auch, wenn es ein beliebter Lehrer war. Und längst nicht alle Eltern sind in der Lage, ihren Kindern aus dieser Krise wieder rauszuhelfen.

Ich persönlich würde es als "Meldung durch die Schulleitung" akzeptieren und wenn die Kinder mit Fragen kommen, dann würde ich sie so gut ich kann wahrheitsgemäß beantworten. Viele Fragen bleiben doch auch für uns Erwachsene offen.

Anläßlich deines Posts mußte ich sofort an Rafael denken, einen Vater in neuer, fester Beziehung. Er war Polizist und hat sich mit seiner Dienstwaffe erschossen. Ich kannte ihn persönlich und weiß um viele Probleme die er mit der Ex wegen der Kinder hatte. Es bleibt bis heute ein schales Gefühl, ob es einen Weg gegeben hätte, diesen Suizid zu vermeiden und eine ganz große Traurigkeit, ich mochte Rafael sehr...

Es ist schon ziemlich schwer mit dem Suizid eines lieben Menschen umzugehen, vielleicht ist der Unfall deshalb auch eine barmherzige Lüge.

Gruß

eskima

Urteile nie über einen Menschen, bevor du nicht sieben Meilen in seinen Schuhen gegangen bist - Indianische Lebensweisheit

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Geschrieben : 12.11.2005 13:56
(@diemystiks)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Hallo zusammen,

ich kann schon vestehen, daß Elternteil_m sich ärgert.
Klar ist aber auch, daß die Gerüchteküche auf dem Schulhof und im Ort brodelt, egal welche Geschichte erzählt wird.

Nun ist es eine Grundschule. Die Kinder sind sehr klein und die meisten sind wahrscheinlich mit dem Thema Tod noch gar nicht in Berührung gekommen.
Für die Schulleitung schon eine knifflige Angelegenheit.

Ich persönlich finde, daß die Schulleitung oder eben der jeweilige Klassenlehrer mit den Schülern eine Unterrichtsstunde opfern hätte können, um den Schülern die Nachricht zu überbringen. Eine Absprache unter dem Kollegium und eine kurze Nachricht an die Eltern wäre drin gewesen.

Zu Hause würde ich persönlich nun nach diesem Verlauf selbst nach Alter des Kindes entscheiden wenn Fragen kommen.

Wenn dich ( elternteil_m) das Thema doch so beschäftigt, spreche es doch mal in der Schule an. Nicht vorwurfsvoll, sondern eher mitteilend oder fragend.
Evtl. hat die Schule andere Infos oder hat vielleicht auch aufgetragen bekommen, den Suizid nicht zu thematisieren.

Ich finde ebenfalls, daß die Eltern entscheiden ( vorausgesetzt die Familie des Lehrers ist einverstanden) sollten ob ihr Kind mit zur Beerdigung geht.
Es gibt durchaus Kinder in der 3. oder 4. Klasse, die schon auf Beerdigungen von Familienangehörigen waren.
Aber wie gesagt, das kommt darauf an, wie die Eltern zu Hause mit dem Thema Tod umgehen.

Das Thema Suizid lässt immer Fragen offen. Ich schließe mich daher Eskimas Meinung an:
versuchen so wahrheitsnah wie möglich zu antworten.

Ich kann mich an meine Schulzeit erinnern. Eine Lehrerin hat sich das Leben genommen. Es waren unglaublich viele Schüler auf der Beerdigung, da auch sie sehr beliebt war. Ich war allerdings schon in der 6. Klasse.
In der Grundschule finde ich es durchaus schwieriger die richtige Lösung für alle zu finden.

Trotzdem zeigen diese Vorkommnisse ganz deutlich, wie tabu das Thema Sterben/Tod in unserer Gesellschaft ist.
Ich kenne das aus meiner Kindheit auch und ich wünsche mir heute noch manchmal, daß bei uns zu Hause mit diesem Thema offener umgegangen wäre.

Gruß
Tina

Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir:"Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen." Und ich lächelte und war froh und es kam schlimmer.

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Geschrieben : 12.11.2005 14:47