Hallo,
gerade habe ich akzeptiert, bzw. bin noch dabei, dass meine zweite Tochter(16) langsam 'erwachsen' wird. Sie beginnt mit ihrem ersten Freund ihr eigenes Leben zu leben: was ich meine ist, dass ich akzeptiere dass ich nicht mehr die wichtigste Person für meine Tochter bin, dass es Dinge gibt die mich nichts mehr angehen. Ihr erster Freund - denkt ihr - wo ist das Problem. Sie ist meine zweite Tochter (16), meine erste Tochter (21) ist schon länger mit ihrem Freund zusammen und das ist auch gut so. Vermutlich habe ich mich damals, als meine erste Tochter erwachsen wurde, zu sehr an meine zweite Tochter geklammert. Und jetzt wo sie auch erwachsen wird, ist kein Kind mehr da - man kommt sich überflüssig vor.
Gestern Abend war ich mit meiner Frau zum Grillen eingeladen, wir hatten meiner Tochter erlaubt mit ihrem Freund zu Hause zu bleiben - Stumrfreie Bude - . Ich habe das Vertrauen (-glaube ich), dass meine Tochter weiß was sie tut bzw. nicht tun sollte. Es ist ihr erster Freund und in dem Alter ist es irgendwie ganz niedlich, daher braucht man sich eigentlich keine Gedanken machen.
Als wir nun spät Abends nach Hause kamen war meine lockere Stimmung schlagartig umgeschlagen: Mein Kopf sagte mir es ist alles in Ordnung - Sachleich gesehen ist alles im grünen Bereich - . Die Beiden sagten uns Hallo und man sah ihnen auch an das nichts 'passiert' ist.
Aber innerlich war ich sehr aufgewühlt. Ich musste mir immer wieder einreden dass es nicht um mich geht, dass meine Tochter das Recht hat glücklich zu sein ...
Ich fühle mich irgendwie Leer, nutzlos sogar überflüssig - wie soll es jetzt weitergehen? Klar weiß mein Kopf, man wird gebraucht - sie ist erst 16 - aber es wird nie wieder so sein wie früher. Es ist ein Gefühl als wenn einem der Boden unter den Füssen weggerissen wird.
Ich stand in der Stube am Fenster und wusste nicht was ich als nächsten tun sollte. Ich hatte keinen Plan? Heute Morgen hatte ich nicht einmal Lust zur Arbeit - wozu auch -irgendwie-.
Meine Frau und ich sind schon 25 Jahre verheiratet und sind noch sehr glücklich zusammen - aber das Gefühl ist totzdem da. Jetzt haben wir ja wieder mehr Zeit füreinander sagt mein Kopf - aber trotzdem fühle ich mich Leer.
Kennt jemand was ich meine? Wie geht man damit um? hört das auf?
Vielen Dank
Philo
Hallo Philo,
ich selbst habe da zwar wohl noch ein paar Jahre hin, aber ich erlebe bei befreundeten Familien, wie das ist.
Sieh es doch positiv, deine Tochter holt den Freund nach Hause und hängt nicht bei ihm ab. So habt ihr ein Familienmitglied mehr und nicht eins weniger. Die "wichtigste" Person, ich will dir nicht zu nahe treten, aber glaubst du wirklich, dass du das bis vorgestern noch warst? Ich meine, Kinder fangen doch spätestens in der Pubertät an, sich mit ihren Problemen nach außen zu orientieren. Da ist die beste Freundin, der beste Freund tausendmal wichtiger als die Eltern. Erst wenn es wirklich brennt, sind sie froh noch ein "zu Hause" zu haben und das ist doch auch gut so.
Jetzt scheint es dir schlimm, weil offensichtlich. Ein Mensch aus Fleisch und Blut läuft dir vordergründig den Rang ab, aber warte doch mal auf den ersten Liebenkummer :wink:.
Off-Topic: Meinst du wirklich, du könntest "sehen", ob was passiert oder nicht? Meinst du wirklich mit 16 sei das noch so abwegig? Also ich hätte die Ruhe nicht und meine Tochter ist erst 13 ...
Gruß AJA
sorry, ich verstehe das nicht,
meine töchter sind aus meinem haus, seit 3 jahren. nicht weil sie erwachsen sind, sondern weil die km sich selbst verwirklichen wollte.
das ist ein etwas anderes kaliber. das loch war riesengross.
ich kann dir nur raten loszulassen, denn das ist genau dass, was deine pflicht als vater ist. sie leben ihr leben und ihr eures.
geniesst die neue freiheit. die kinder werden euch dafür bewundern.
gruss
bengel
Hallo Phil,
ich schließe mich Aja an. Sie ist 16.... ich glaube nicht, dass Du wissen willst, was Mädels mit 16 so alles erlebt haben. :redhead:
Ich denke auch, genieß es, dass sie vertrauensvoll ihren Freund nach Hause holt, denn alles andere hast Du jetzt nicht mehr in der Hand.
Und versuch die Perspektiven zu sehen, die sich Dir und Deiner Frau erschließen, wenn die Vögelchen richtig flügge sind.. da bekommt die Welt doch noch mal einen ganz anderen Ausblick!
GLG LBM
"Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern es ist die Entscheidung,
dass etwas anderes wichtiger ist als die Angst."
Hallo Aja,
vielen Dank für deine Worte.
Es ist schwierig hier schriftlich mitzuteilen was ich eigentlich meine. Es ist nicht so dass mir immer vorstellte
der wichtigste zu sein und es stört mich nicht dass mir jemand den Rang abläuft. Und ich vertraue meiner Tochter
bzw. traue ihr zu dass sie selbst entscheiden kann, ob sie mit ihm schläft oder nicht.
Und Ja, man kann es sehen/fühlen - intuitiv behaupte ich. Solange sie sich noch nicht ganz losgelöst hat von den Eltern.
Auch dir Bengal,
vielen Dank für deinen Beitrag. Natürlich empfindet jeder seine Sitution anders - wir haben unterschiedliche
Erfahrungen gemacht - in drei Jahren denke ich eventuell genauso wie du. Es ist ja nicht so dass ich vom Kopf her
nicht wüsste was meine Pflichten sind. Natürlich möchte ich das meine Töchter glüclich werden und ich möchte
loslassen - Nur wie? Meine Gefühle stehen mir im Weg.
Auch dir LBM vielen Dank für deine Zeit,
ich weiß natürlich nur was meine Tochter mir erzählt und sie erzählt sicherlich nur dass was ich wissen darf:-). Ich
hatte meiner Tochter bereits gesagt, dass sie mir nicht mehr auf alles eine Antwort geben muss bzw. dass sie mir
beispielsweise antworten kann 'das geht dich nichts angeht', oder 'darüber möchte ich nicht sprechen' - solange sie mir
nicht etwas Falsches sagt. Und das klappt- so empfinde ich es- sehr gut. Ich bin sogar ein bisschen Stolz, dass sie uns gegenüber
das Vertrauen hat und von Ihrem ersten Freund erzählt.
-
Es ist, wie gesagt schwer für mich zu beschreiben, was das für ein Gefühl ist: diese Leere, ich versuche mir
vorzustellen was ich und meine Frau alles machen können - eigentlich tun wir jetzt schon mehr zusammen
als noch vor zwei Jahren - Aber das Gefühl der inneren Leere ist da, wissend das es nie wieder so sein wird wie es war.
Danke euch
Phil
Phil, du hast eingangs einen Satz geschrieben, den ich wohl gelesen habe, aber noch nicht darauf eingegangen bin:
zu sehr an meine zweite Tochter geklammert
Das dürfte das Kernproblem sein.
Irgendwo habe ich hier diese Tage sinngemäß gelesen: Wir müssen den Kindern Flügeln geben.
Mein Sinnspruch war und ist: Kinder sind unsere Gäste. Wir müssen sie zu lebensfähigen Erwachsenen erziehen, aber sie gehören uns nicht.
Sie sind unsere Gäste und wenn sie gehen wollen, dann gehen sie.
Was gibt es schöneres, als zu sehen, dass aus jahrelang abhängigen Individuen selbstständige Menschen heranwachsen, die ihr eigenes Leben leben können. Ein Leben, dass sie uns zu verdanken haben, ein Leben, an dass wir sie heran geführt haben.
Das ist eine Erfüllung des Lebens, verbunden mit dem Gedanken, jetzt auch mal wieder endlich Zeit für mich, für sie/ihn, für die Beziehung zu haben.
Du schreibst, dass du nach 25 Jahren noch glücklich verheiratet bist, mit deiner Frau noch immer gemeinsame Interessen hast, was willst du mehr?
Deine Tochter ist nicht weg, nur weil sie jetzt einen Freund hat. Meine Mutter ist für mich immer noch die Ansprechpartnerin Nummer eins, wenn es um irgendwas geht. Sie ist immer für meine Kinder da, sie ist wahrscheinlich die einzige Person, die sich für mich jedes Bein ausreißen würde. Und das 28 Jahre, nachdem ich bei ihr ausgezogen bin. Mein Vater wäre das ebenso, wäre er noch am Leben.
Allerdings muss ich an dieser Stelle schon anmerken, dass es mir leichter gefallen wäre, wenn sie mich "leichter" hätte gehen lassen :wink:. Das möchte ich dir auf den Weg geben.
Gruß AJA
Hallo Phil,
ich glaube, ich verstehe sehr gut, was du fühlst.
Und verstandesmäßig weißt du auch, was du fühlst, hast dir die meisten Antworten selbst schon gegeben.
Es ist doch vollkommen logisch, dass man in ein Loch fällt, wenn man nach rund 20 Jahren, in denen die Kinder der Mittelpunkt der Familie waren, plötzlich zu zweit da steht, als Paar übrig bleibt, und das wieder neu entdecken muss (darf).
Lass dieses Gefühl einfach zu. Es ist, wie alle Gefühle, da, um gelebt zu werden.
Wie du selbst sagst, in einem Jahr wird das kein Thema mehr sein.
Mir scheint, du bist ein sehr glücklicher Mensch.
Genieß dein Leben mit deiner Frau und deinen Töchtern.
Herzlichen Gruß, Lesemaus
Getretener Quark wird breit, nicht stark
Guten Morgen Phil, :troesti:
ja wenn die Töchter/ Söhne groß werden und ihren eigenden Weg gehen und die Eltern noch nicht so weit sind, weil sie mit dem Tempo der Töchter/ Söhne nicht mit halten können.
Eben noch spielen die Töchter mit ihren Puppen und die Söhne mit ihren Autos.
Ich hatte bei meiner Tochter mit jedem Abschnitt ,den Sie gemacht hat, mit dem Tempo ein Problem mit halten zu können.
Der erste Abschnitt der Kindergarten, dann wollte Sie nach der Zeit alleine gehen und ich?
Oh Gott nein.
Die Einschulung meiner Tochter, wie sind da meine Gefühle rauf und runter gegangen. Auf der einen Seiten ist man verdammt Stolz und auf der anderen Seite auch traudrig. Wieder das Gefühl es geht zu schnell.
Wechsel von der Grundschule zu weiter führende Schule. Immer wieder sind die Gefühle da, das Kind wird so langsam Erwachsen.
Das erste mal als Sie dann ein Freund nach Hause brachte, wird einen bewußt, so jetzt bist Du nicht mehr die Hauptperson seines Kindes.
Die Leere schleicht sich ein. Auf einmal ist viel Zeit da. Wieder spiele die Gefühle ihr Spiel, da ist die Freunde endlich mehr Zeit, aber auch so eine gewisse Spur von Traudrigkeit. Ich habe ihre Freunde stets freundlich aufgenommen und ihr das Gefühl vermittel, ich bin da ,wenn Du mich brauchst. Sie hat mich in ihren intimten Problemen eingeweiht und ist immer mit ihrem Kummer zu mir gekommen.
Seit ein dreiviertel Jahr wohnt meine Tochter bei ihrem Vater und Sie fehlt mir sehr.
Ich fahre ständig Achterbahn mit meinen Gefühlen, das los lassen fällt einem nicht so leicht.
Den Alltag muß man neu gestalten und wieder die Lücke ausfüllen, die ein Kind hinter lässt.
Ich habe mir stets den Spruch meiner Mutter vor Augen geführt den Sie uns auf dem Weg gegeben hat.
" Gott gab uns Kinder, um aus ihnen das bestmöglich angedeihen zu lassen und nicht als Eigentum zu betrachten" oder so ähnlich.
Lebe Deine Gefühle aus und lass es zu, um so bester kann man damit um gehen.
L.G.
Sonnenfrau
Gott gab uns Kinder um aus Ihnen das beste Mögliche raus zu holen und nicht Sie als Eigenturm zu sehen!!!
Hallo Lesemaus,
für mich war es nicht ganz logisch, dass ich in ein Loch fallen würde - für mich
war es irgendwie(eher) klar dass die Kinder irgendwann einmal, später erwachsen werden.
Bei der ersten Tochter habe ich mich vermutlich unwissentlich an meine jüngere Tochter
geklammert und so hat die jüngere Tochter diese Lücke gefüllt? dadurch ist diese Lücke
vermutlich noch größer.
Hallo Sonnenfrau,
so wie du es beschreibst, kannst diese Lücke bei mir sehr gut nachempfinden - es ging zu schnell: sie ist
doch 'erst' 16 - aber leider gottseidank schon sehr selbständig 🙂 und jetzt auch ein Stück erwachsener.
Natürlich möchte ich keinen Besitz ergreifen von meiner Tochter - aber vielleicht hatte ich dies ein Stück weit
getan in der Vergangenheit.
Du hast wohl Recht: den Alltag muß ich neu gestalten - vieleicht ist das wirklich der erste Schritt zum
neuen Anfang.
---
Die Gefühle möchte ich ja zulassen, nur stehe irgendwie neben mir. Es gibt sicherlich Menschen denen es
bei weitem schlechter geht - es tut mir auch Leid dass ich mit diesem Problemen hier auftrete - nur ist dies eine
abgrundtiefe Erfahrung für mich. Und gerade jetzt kommt ein das Gefühl hoch das man weinen möchte.
Danke an euch
Phil
Hallo Phil,
es ist doch okay, wer sollte sonst einen so gut verstehen, als wir entsorgte Eltern?
Aus diesem Loch wieder raus kommen, kann man nur mit viele Gespräche, mit schreiben oder mit dem Partner aufarbeiten.
Schreibe Dir ruhig von der Seele.
Liebe Grüße
Sonnenfrau
Gott gab uns Kinder um aus Ihnen das beste Mögliche raus zu holen und nicht Sie als Eigenturm zu sehen!!!
Guten Morgen Phil,
hier ein Gedicht das ich gefunden habe:
Eure Kinder sind nicht Eure Kinder.
Es sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht
des Lebens nach sich selbst.
Sie kommen durch Euch, aber nicht von Euch,
und obwohl sie mit Euch sind,
gehören sie Euch doch nicht...
Ihr dürft Euch bemühen, wie sie zu sein,
aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.
Denn das Leben läuft nicht rückwärts,
noch verweilt es beim Gestern.
Ihr seid die Bogen, von denen Eure Kinder
als lebende Pfeile ausgeschickt werden.
Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit,
und Er spannt euch mit Seiner Macht,
damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.
Lasst euren Bogen von der Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein;
Denn so wie Er den Pfeil liebt, der fliegt,
so liebt er auch den Bogen, der fest ist.
Das pass doch oder?
Wünsche einen schönen netten Tag!
Sonnenfrau
Gott gab uns Kinder um aus Ihnen das beste Mögliche raus zu holen und nicht Sie als Eigenturm zu sehen!!!