Moin vj,
es gibt eine Art "gesellschaftliche Grundannahme", dass man (eigene) Kinder grundsätzlich zu lieben habe - und dass negative Emotionen dem Nachwuchs gegenüber grundsätzlich zu verachten und nicht zulässig seien. In vielen Patchwork-Familien wird diese Erwartung unausgesprochen auf den neuen Partner ausgedehnt nach dem Motto "er/sie wusste ja, worauf er/sie sich einlässt - also soll er/sie sich jetzt nicht beklagen!"
Ich habe diese Grundsätzlichkeit immer in Frage gestellt. Warum sollen mir "fremde" Kinder auf den Keks gehen dürfen, während ich die eigenen unablässig zu lieben habe? Wegen ein paar gemeinsamen Genen? Manche selbst ernannten Übermütter und -väter haben jedenfalls sehr sparsam geschaut, wenn ich freimütig (wenn auch nicht ganz ernst) gesagt habe, dass ich mir bei meinen (damals noch kleinen) Kindern gelegentlich einen 30er Zimmermannsnagel wünschen würde, um sie an die Wand zu tackern.
Später, nach meiner Trennung und im Zusammenleben mit meiner neuen Partnerin haben wir hier von beiden ungefähr alles abgekriegt, was Pubi's so einfällt. Das war nicht immer leicht, und auch da gab es immer wieder Situationen, wo ich nichts weniger gewollt hätte als mein Kind mal in den Arm zu nehmen. Warum auch - wenn es sich im Moment wie ein A*lochkind (TM Michael Mittermeier) verhält? Weil ich der Vater bin und meine Kinder ständig zu lieben habe? Dasselbe galt natürlich auch für meine Partnerin: Die hat sich in bewundernswerter Weise eingebracht - aber nie um den Preis, dafür in der zweiten Reihe stehen zu müssen, weil die Kinder irgendwie "wichtiger" gewesen wären. Und natürlich durfte auch sie deutlich zum Ausdruck bringen, was sie vom schlechten Benehmen meiner Junioren hält - und dass sie nicht die Putze ist, die ihnen alles hinterherräumt, wenn sie sich nicht benehmen können. Sätze wie "Du bist nicht meine Mutter und hast mir nichts zu sagen" fielen pro Kind genau einmal; ebenso der Satz "wenn ich nicht XYZ kriege, gehe ich wieder zu Mama!" Auf den gab es nämlich eine klare Antwort: "Gerne - soll ich Dir beim Packen helfen?"
Inzwischen ist mein Nachwuchs 20 und 22 Jahre alt; wir alle haben das beste Verhältnis zueinander. Ganz falsch kann das ganze Verfahren und die Einstellung dazu also nicht gewesen sein. Auch in einer Familie geniessen Kinder Respekt und Vertrauen - aber eben keine Sonderrolle. Zum Affen haben wir uns jedenfalls nie machen lassen.
Grüssles
Martin
When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.
Was mich noch interessiert:
Kennt ihr sowas?
Gibt es das, dass sich die Gefühle für ein Kind so stark ändern?
Ich habe eben wirklich das Gefühl, dass die Beziehung zwischen uns noch nicht so gefestigt war, wie wir dachten und dass diese Situation jetzt diesbezüglich ganz viel Schaden anrichtet...
Ich mag sie z.B. überhaupt nicht mehr umarmen - und fühle mich gleichzeitig total schlecht deswegen.
Mein Mann hat ja drei Kinder. Als ich die Kids kennen lernte waren sie (fast) 8, 5 und 3 Jahre alt. Zum Großen (mit dem ich mich momentan sehr gut verstehe) hatte ich anfangs ein sehr angespanntes Verhältnis. Mittlerweile sind wir Freunde - nicht mehr und nicht weniger.
Die Mittlere hat es mir immer leicht gemacht. Da fällt es mir überhaupt nicht schwer, sie zu mögen.
Mit dem Kleinen habe ich das ambivalenteste Verhältnis. Mit 3 Jahren noch super-süß und ich habe mich sehr gerne um ihn gekümmert und gerne mit ihm gekuschelt. In den Jahren hat er sich immer mehr zum "kleinen Prinzen" gewandelt, der meint, immer im Mittelpunkt stehen zu müssen. Und leider von der KM so erzogen wurde, nichts alleine machen zu müssen :knockout: Die Großen haben ihm immer helfen (müssen). Meiner Meinung nach ist er total unfähig altersgerecht sein Leben hinzubekommen.
Mittlerweile, der Kleine ist 10, habe ich eine totale Abneigung gegen ihn. Sorry, ist so und ich fühle mich manchmal auch sehr schlecht deswegen.
Aber ich versuche mir immer zu sagen, dass er von seinen Eltern doch sehr geliebt (besonders von seiner Mutter), so dass ihm die nötige Liebe nicht abgeht.
Ich versuche mich bei ihm rauszuhalten, lasse alles meinen Mann machen, wenn er da ist. Ich / Wir werden ihn an einem WE im Monat nicht ändern können. Also versuche ich es nicht (mehr).
Ich wüsste aber auch, würde der Kleine zu uns wollen, müsste mein Mann sich komplett um ihn kümmern. Das würde ich auf Dauer nicht aushalten ...
Mission impossible?
Hi @ all,
@ Ingo: Danke für Deine Anregungen!
Kiddy hat grade Schule gewechselt (Grundschule erfolgreich beendet) und daher momentan so ein bißchen Probleme, neue Freunde zu finden, und da sie sozial doch noch einige Defizite hat, gestaltet sich das auch nicht so leicht. - Das ist natürlich bei ihr auch ein nicht unerheblicher Stressfaktor...
Aber bei den Freundinnen aus der Grundschule hat sie gerne übernachtet - wir hoffen, dass es bald wieder so läuft, denn sie braucht den Kontakt zu Gleichaltrigen.
Indoor-Spielplätze, Tierpark, Einkaufszentrum usw nutzen wir gerne und viel. Und wenn wir was unternehmen gibts ja auch nicht viel Streß, weil sie dann Spaß hat. Probleme gibt es oft unter der Woche, wenn wir von der Arbeit kaputt sind und sie nicht weiß, was sie mit sich anfangen soll. Oder auch wenn wir am WE mal Wohnung putzen müssen, was ja auch sein muss, aber unserer Prinzessin nicht wirklich Spaß macht...
Das mit den Familienregeln hatte ich schon mal vorgeschlagen, aber die beiden anderen sind da nicht so richtig dafür gewesen.
Was jetzt ein bißchen Ruhe reinbringt, ist ein Familien-Wochenplan, auf dem für jeden nicht nur die Termine sondern auch die Aufgaben draufstehn.
@ brille: DANKE!
Du sprichst mir aus der Seele... Vielen Dank...!
Und ich hoffe aus ganzem Herzen, dass wir es auch schaffen, dass da mal eine junge Erwachsene vor uns steht, die alleine lebensfähig ist und zu der wir ein gutes Verhältnis haben - dann können wir auch sagen, dass wir zumindest ein bißchen was richtig gemacht haben.
@ Jaydee: Auch Dir Danke - es tut gut, zu wissen, dass man nicht allein mit solchen Gefühlen ist...
lg
vj
P.S.: Den Satz "Du hast mir nix zu sagen, du bist nicht meine Mutter!" hab ich seltsamerweise echt noch nie von Kiddy bekommen...
Wir haben von vornherein klar gestellt, dass sie damit nicht weit kommt und so hat sie es erst überhaupt nicht damit versucht - dafür mit vielen anderen Frechheiten und Verletzungen...
Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. (Röm 12,21)
Hi Vj,
ich glaube, Du musst Dir einfach sagen, dass sie ihrer Mutter gegenüber genauso kotzig wäre, wenn sie bei ihr leben würde. In der Pubertät reiben sich ja Mädels vor allem an ihren Müttern und wollen sich von denen abgrenzen. Du bist nun mal ihre engste weibliche Bezugsperson, also musst Du dafür herhalten. So wie sich Jungs wohl eher mit ihren Vätern Platzhirschenkämpfe liefern.
Ich will es nicht verallgemeinern, aber ich denke, dass es ein relativ natürlicher Prozess ist und denke ähnlich wie Sleepy, dass sie damit auch in einer gewissen Form beweist, wie sicher sie sich Deiner grundsätzlichen Zuneigung ist.
Ansonsten gebe ich Brille vollumfänglich recht. Man muss Kinder nicht grundsätzlich toll finden, auch die eigenen nicht rund um die Uhr. Meinen Terroristen könnte ich ebenfalls manchmal hochkant an die Wand tackern (so wie er mich!!) 🙂
LG LBM
"Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern es ist die Entscheidung,
dass etwas anderes wichtiger ist als die Angst."
Huhu,
OT an Martin:
Wie alt waren deine Kinder eigentlich bei der Trennung?
ich finde immer so toll und vor allem realistisch wie du schreibst. Interessiert mich einfach mal 😉
Grüße
VaKa
Bisher haben alle gesagt, dass ich mich um sie kümmere und mit ihr umgehe, als ob sie mein eigenes Kind wäre. Ich weiß nicht, ob man es mir äußerlich ansieht, aber innerlich spüre ich das ganz genau - manchmal sogar schmerzhaft - dass sie mir fremd ist und das auch irgendwie immer sein wird...
Mir geht es genauso. Aber ich sehe kein Problem darin.
Es sind Kinder und somit sind sie auf Hilfe und Unterstützung durch uns Erwachsene angewiesen.
Sie bekommen diese bedingungslos von mir.
Von Außenstehenden werfde ich selbstverständlich oft als "Papa" betitelt und es regt sich kein Widerspruch. Nicht von mir und nicht von den Kindern.
Trotzdem bin ich nicht der Papa und ich habe mit der Zeit gelernt, dies auch so zu akzeptieren. Ich trauere deswegen nicht und hinterfrage mich deshalb nicht kritisch.
Ich war nicht bei der Geburt dabei, ich habe ihnen die Windeln nicht gewchselt. Lediglich bei der Kleinen konnte ich den ersten Schultag mit erleben.
Es fehlen da ein paar Stücke im gemeinsamen Lebenslauf und es fehlt was in der emotionalen Bindung zu ihnen.
Aber seit ich mir das Bewusst gemacht habe, passt die emotionale Bindung zu mir selbst einfach wieder besser.
Gruß, Michael
sol lucet omnibus - die Sonne scheint für alle
Moin vaka,
OT an Martin:
Wie alt waren deine Kinder eigentlich bei der Trennung?
11 und 13. Heute sind sie (fast) zehn Jahre älter (das nur als Hinweis an den einen oder anderen Foristen, der mir unterstellen zu müssen glaubt, ich würde noch immer an einem unbewältigten Trennungstrauma leiden) 😉
Grüssles
Martin
When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.
Hallo Martin,
(das nur als Hinweis an den einen oder anderen Foristen, der mir unterstellen zu müssen glaubt, ich würde noch immer an einem unbewältigten Trennungstrauma leiden) 😉
Nanu, alsi auf die Idee wäre ich nun nicht gekommen 😉
Danke aber trotzdem
Grüße
VaKa
Hi @ all,
Danke für eure Antworten.
Mir geht es genauso. Aber ich sehe kein Problem darin.
Es sind Kinder und somit sind sie auf Hilfe und Unterstützung durch uns Erwachsene angewiesen.
Sie bekommen diese bedingungslos von mir.
Vielleicht liegt es ein wenig daran, dass ich ziemlich emotional bin und zudem auch keine leiblichen Kinder habe.
Kiddy lehnt einfach zur Zeit jede Hilfe und Unterstützung ab - was ja irgendwie auch normal ist in dem Alter - aber die Art und Weise, wie sie das tut, verletzt mich.
Ich denke, es ist für alle Eltern schwer, ab einem gewissen Zeitpunkt loszulassen und die Kinder ihre eigenen Fehler machen zu lassen, aber wenn das Kind seine Eigenständigkeit dann auf eine so heftige, fast brutale und sehr verletzende Art erkämpft, dann ist das nochmal schwerer.
Die Vertrautheit, das Gefühl der Zuneigung - das ist alles verschwunden. Durch ihr rücksichtsloses und unberechenbares Verhalten ist sie mir fremd geworden.
Ich versuche, mich zurückzuziehen, weil sie deutlich signalisiert, dass sie mich nicht mehr braucht (nicht mehr brauchen will?), aber sie scheint das als Schwäche zu verstehen und hackt noch mehr auf mir rum und provoziert mich.
Vorgestern hat mein LG ein sehr ernstes Gespräch mit der Kleinen geführt, in dem er ihr deutlich gemacht hat, dass ich mich vollkommen von ihr zurückziehen werde und nichts mehr mit ihr unternehmen werde, wenn sie mich weiter so behandelt. Sie hat gesagt, dass sie das nicht möchte.
Seitdem ist es etwas besser und ich bin auch ruhiger, weil ich weiß, dass er wirklich voll hinter mir steht.
Aber ich weiß nicht, wie lange das Verhalten von Kiddy so bleiben wird, wie lange das Gespräch wirkt.
Am Montag ist das Gespräch beim JA und ich hoffe, dass wir mit Hilfe der Sachbearbeiterin eine gute Beratungsstelle finden.
lg
vj
Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. (Röm 12,21)
P.S.: Ich hatte nicht gedacht, dass das alles so schwierig werden würde...
Die Zeit in der sie wirklich Kind war, war irgendwie viel zu kurz...
Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. (Röm 12,21)
Moin vj,
aufgrund des Umstandes, dass Du keine eigenen Kinder hast, fehlt Dir hier vielleicht eine Info: Es gibt bei den meisten Pubi's eine mehr oder weniger lange Phase, in der Eltern (und auch Stiefeltern) bestenfalls eine Stufe über einem Schwachsinnigen rangieren und nur nerven. Das sind vor allem Kraftproben und Abnabelungsversuche, aber oft nicht wirklich die Zurückweisungen, als die die Erwachsenen sie empfinden. Manchmal hilft die Erinnerung an die eigene Teenie-Zeit. Oder ein virtuelles Schild:
Grüssles
Martin
When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.
Hi vj,
sie kann es auch als Schwäche Deinerseits sehen, dass Dein LG das Zepter in die Hand nimmt und zu gutem Verhalten Dir gegenüber ermahnt. Vielleicht gibtst Du selbst mal ein ruhiges aber deutliches Signal? Meine direkte Ansage an Stöpsel bei Pubertätsausbrüchen ist sinngemäß: "So lasse ich mich von Dir nicht behandeln, das habe ich nicht nötig. Du kannst mich gerne wieder ansprechen, wenn Du meinst, Dich angemessen benehmen zu können." Ich kümmere mich dann nicht um ihn, bis er sich eingekriegt hat. Wenn er dann wieder kommt ist aber auch "Schwamm drüber". Das ist natürlich bei nicht 24 Stunden/7 Tage viel leichter ....
lg
sleepy
Sleepy
Hi,
@sleepy:
Hab auch schon oft versucht, ihr von mir aus klar zu machen, dass ich mir das nicht gefallen lasse - mit fast genau den selben Worten, die Du geschrieben hast...
Hat aber immer nur für ca. 1/2 Tag gehalten, manchmal noch die Nacht über. Aber spätestens am nächsten Tag war alles wieder vergessen...
@Martin:
Ich glaube es hat weniger mit fehlender Erfahrung zu tun (dass sich Teenager einfach nur unmöglich benehmen, hab ich bei meiner kleinen Schwester und auch bei anderen Freunden und Familienmitgliedern mitgekriegt), sondern mehr damit, dass ich diese Informationen zwar im Kopf weiß, aber dass ich es irgendwie noch nicht wirklich verinnerlicht habe.
Mir fehlen die innere Ruhe und die Stärke, um die Pubertätsanfälle der Kleinen als das zu nehmen, was sie sind.
Da spielen sowohl bei ihr als auch bei mir eine ganze Menge Faktoren eine Rolle.
Bei ihr entlädt sich ihr psychischer Ballast in einer extremen Wut und Aggressivität und ich schmeiß eben recht schnell die Nerven weg.
Was da alles mitspielt, das müssen wir mal auseinandernehmen und vielleicht können wir die Situation dann ein bißchen entschärfen.
Einiges ist mir schon im Gespräch mit euch klar geworden... DANKE fürs Zuhören!
Den Rest finden wir ja hoffentlich in der Therapie heraus.
lg
vj
Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. (Röm 12,21)
Hallo
ich kann zwar wenig aus eigener Erfahrung mit meinem 14-jährigen beitragen, der zwar auch pubertiert, aber eher gemäßigt.
Trotzdem erlebe ich ein Wechselbad der Gefühle: als Junge will er sich von mir als Mutter distanzieren, will kuscheln, will auf gar keinen Fall kuscheln, findet mich voll blöd, ist total von mir begeistert .... mein Problem dabei ist, dass er in der einen Minute wie ein 8-jähriger anstellt, dann wie ein heranwachsener 14 jähriger mit sowas von vernünftigen Ansichten, oder sogar vernünftig und besonnen wie ein 17 jähriger um sofort mal wieder zurückzufallen in das Alter 8. Wenn ich ihn aber behandel wie 8, weil er sich ja so benimmt, ist er beleidigt :knockout:
Wir haben einen Weg gefunden, damit umzugehen und zwar
1.) Humor. ja, das hilft schon mal weiter! Blöde Sprüche wie "Pubertät ist wenn die Eltern beginnen schwierig zu werden" sind uns allen geläufig und so reicht manchmal ein Hinweis (na - sind wir Eltern wieder mal schwierig?) um eine Entspannung in schwierige Situationen zu bekommen
2.) Selbstreflektion und Offenheit: als ich endlich begriffen habe, warum er beleidigt ist wenn ich mit ihm rede, nämlich weil ich mit ihm rede wie "früher" habe ich ihm in einer ruhigen Minute mal genau erklärt, wie es mir so geht mit diesem Wechsel zwischen 8, 14, 17 😉 und seitdem gebe ich ihm gegenüber schon mal ehrlich zu dass ich gerade nicht weiß wie alt er ist - 😉
3.) klare Ansagen wie u.a. von sleepy geäußert verstehen sich von selbst
4.) agieren statt reagieren: nicht erst warten bis es eskaliert, sondern von vorneherein aktiv werden (Kommunikation)
5.) ihm Verantwortung übertragen, ihn ernst nehmen, und ihn auch Situationen für uns lösen lassen (beispielsweise wenn es ein - ich sag mal - technisches Problem, gibt ihn fragen wie er es lösen würde, das ganze mit ihm diskutieren, Möglichkeiten suchen, am besten seinen Vorschlag beeindruckt umsetzen), und auch bestimmte Haushaltsaufgaben übertragen, für die er allein verantwortlich ist.
Ich weiß, ist alles ein Spagat.
Allerdings spreche ich insofern aus eigener Erfahrung, dass ich mich selbst ganz heftig gegen meine Muter aufgelehnt habe, und im Nachhinein hätte ich mir von ihr wahrscheinlich genau die oben genannten Dinge gewünscht, also eigentlich zusammengefasst, dass sie es im Griff hat, sich davon nicht runterziehen lässt, dass sie selbstbewusst bleibt (auch wenn ich sie beleidigt habe!! Mann, warum hat sie das geglaubt? warum hat sie nicht gesagt, sie weiß allein genau was sie alles tolles kann, und sie findet ihre Ansichten gut auch wenn sie von meinen abweichen, warum war sie bloß so beleidigt und fassungslos???? ---> habe ich mich damals sicher gefragt) und mir Grenzen setzt, sich nicht aus der Fassung bringen lässt!!
Vielleicht hilft dir das eine oder andere.
Vielleicht hilft dir auch gelegentlich ein Blick von außen auf dich/euch selbst. Du bist doch ganz sicher eine tolle Frau, dein Mann liebt dich, bist eine super Stiefmama, und du brauchst für dein Selbstbewusstsein absolut nicht die positive Meinung deiner Stieftochte (bzw dir ist klar dass die Tendenz positiv ist und die Ausbrüche temporär sind). Halte durch! Meine Mutter ist heute eine sehr wichitge Person für mich.
und ich bin überzeugt dass man auch ein Kind lieben kann, dessen Windeln man nicht gewechselt hat, und in dessen Adern nicht das eigene Blut fließt. Warum sollte das nicht gehen? Echte Freundinnen sind auch nicht mit einem verwandt, sind oft anstrengend, aber man verzeiht ihnen alles und umgekehrt, und man will sie um nichts auf der Welt hergeben!!! Vielleicht hilft hier dass du mit deiner Stieftochter, wie du es mit einer Freundin automatisch tun würdest, versuchst viele positive Erlebnisse zu schaffen. Gemeinsam einen Film schauen, was kochen, spazierengehen, oder was weiß ich noch. Diese vielen kleinen und auch großen Dinge, gemeinsam was durchzustehen, zu erleben, sind es, die eine Bindung herstellen und nicht das Blut.
ligr ginnie
Durch Nachsicht setzt man der Gewalt kein Ende: damit bestärkt man die Gegner nur in der Gewissheit, sie hätten es mit einem Schwächling zu tun, der leicht zu bezwingen ist
Hi ginnie,
das waren jetzt wieder wirklich lebenskluge "ginnie-Anmerkungen" mit jeder Menge praktischer Lebenserfahrung. Auch ich glaube nicht, dass "das Blut" die entscheidende Rolle spielt. Bedeutsamer ist in jedem Fall die Frustrationstoleranz: An einem Punkt, an dem sich leibliche Eltern noch sagen "ich muss das ja aushalten / ist ja schliesslich mein Kind / das ist die Strafe dafür, wie ich im selben Alter meine eigenen Eltern behandelt habe", fragt sich ein Nicht-Elternteil wie vj möglicherweise wesentlich früher "warum tu ich mir das alles eigentlich an?"
Manchmal braucht man wirklich Nerven wie breite Nudeln.
Grüssles
Martin
When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.
Hi brille
deine Anmerkung finde ich wirklich total zielführend.
Meine Ausführungen zum Thema leibliches Kind bezogen sich eher auf die bisherigen Kommentare, von denen mir einige so klangen als würde man ein leibliches Kind mehr lieben, nur weil es eben das leibliche Kind ist.
Wenn ich jetzt deinen Kommentar so durchdenke, dann wäre ja für vj ein Lösungsansatz, sich die Frage nach dem Warum nicht mehr zu stellen (also auch unbewusst nicht). Sie hat nunmal diesen Weg eingeschlagen und ein Zurück gibt es nicht. Also quasi wie alle Pflegeltern, die ein Kind aufnehmen, und die ihm das geben, was die leiblichen Eltern nicht können...und wenn vj soweit gekommen ist, das Warum nicht in Frage zu stellen, dann geht es nur noch um das WIE, und da sollten deine empfohlenden Nerven wie Drahtseile ja auch weiterhelfen...
ligr ginnie
Durch Nachsicht setzt man der Gewalt kein Ende: damit bestärkt man die Gegner nur in der Gewissheit, sie hätten es mit einem Schwächling zu tun, der leicht zu bezwingen ist
Hi,
...als würde man ein leibliches Kind mehr lieben, nur weil es eben das leibliche Kind ist.
Definitiv nicht - ich war auch immer der Meinung, dass man auch ein nicht leibliches Kind genauso lieben kann, wie ein leibliches.
Das Problem in meiner Situation ist schlicht und einfach die Zeit.
Ein leibliches Kind kennt man (üblicherweise) von Anfang an, man kennt die Entwicklung, die Schwächen und Stärken und die kleinen und großen Macken.
Ich kenne unser Kiddy nun seit 5 Jahren und seit ca 3,5 lebt sie bei uns. D.h. mir fehlen da ganz essentielle Informationen über ihre Entwicklung und die Bindung zwischen uns hatte kaum Zeit, sich wirklich zu festigen. Die Intuition und das Gefühl, mit dem man oft reagiert, weil man das Kind von klein auf kennt - das fehlt bei mir.
Ich denke, auch die leiblichen Eltern, denen die Kinder über Jahre entfremdet wurden, werden mir zustimmen, dass es manchmal unglaublich schwierig ist, zu diesem "fremden" Kind, das da vor einem steht, eine feste Beziehung aufzubauen. Manchmal gelingt es, manchmal aber auch nicht.
Danke trotzdem für Deine Informationen und Anregungen.
Es sind auf jeden Fall einige Denkanstöße drin, wir müssen nur überlegen, wie das bei uns umsetzbar ist.
Vor allem im Bereich "Verantwortung übernehmen" und "Lösungen für Probleme finden" ist unser Kiddy noch weit hinter der Entwicklung von anderen 11jährigen.
Mir fehlt ja auch noch ein weiterer Bereich, den Du ansprichst - ich habe mich nie so stark gegen meine Mutter aufgelehnt. Das war für mich undenkbar. Erwachsene waren immer Respektspersonen (echt wirklich - ich war total brav als Jugendliche) und auch deshalb habe ich ein ziemlich großes Problem mit dem Verhalten von Kiddy. Aber daran arbeite ich. Da muss ich meine Sicht auf die Welt doch etwas umstellen...
(Und ja - ich weiß, dass man sich Respekt erst mal verdienen muss. Auch daran arbeite ich.)
@brille: Nerven wie Nudeln paßt! 🙂
Nur dass meine leider zur Zeit eher weichgekocht sind...
Naja.
Schaun wir mal, was das Wochenende bringt...
lg
vj
Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. (Röm 12,21)
ich war auch immer der Meinung, dass man auch ein nicht leibliches Kind genauso lieben kann, wie ein leibliches.
Dieser Ansicht war ich auch immer.
Musste mir aber von meiner Ex und auch meiner jetzigen LG sagen lassen, dass man mir anmerkt, dass es nicht meine leiblichen Kinder sind.
Ich könnte es nicht genau benennen, aber eine gewisse Distanz spüre ich zu den Kindern, um die ich bisher kümmern durfte.
Aber ob es daran lag, dass sie nicht meine Gene ich sich tragen oder ob es andere Gründe z.B. aus meiner Erziehung hat, könnte ich abschl. nicht beurteilen...
Gruß, Michael
sol lucet omnibus - die Sonne scheint für alle
Hallo vj,
ich glaube nicht, dass man ein nicht leibliches Kind genauso lieben kann, wie ein eigenes. Man kann es genauso behandeln, wie man ein eigenes behandeln würde. Man liebt es vielleicht auch mit der gleichen Intensität, aber es ist denke ich eine andere Art von Liebe als die, die man dem eigenen Kind entgegenbringt. Eben einfach, weil die Bindung eine andere ist.
Der Vorteil an "Fremdkindern" ist halt, dass man sich sagen kann (und manchmal auch muss) "Ich muss mich nicht um Dich kümmern, wenn Du Dich sch...e benimmst."
lg
sleepy
Sleepy
"Ich muss mich nicht um Dich kümmern, wenn Du Dich sch...e benimmst."
Also "müssen" tue ich es in jedem Fall. Es ist ein ganz wesentlicher Baustein der Beziehung zu meiner LG.
Würde ich mich nicht kümmern, gäbe es uns als Paar nicht.
Aber auch von meinen Gefühlen den Kindern gegenüber werde ich ganz klar dazu verpflichtet.
Gruß, Michael
sol lucet omnibus - die Sonne scheint für alle