FRIEDRICHSHAFEN (sz) Die Caritas-Fachdienste Sozial- und Lebensberatung in Ravensburg, Friedrichshafen und Wangen verzeichnen einen steigenden und komplexeren Beratungsbedarf. Dabei können die Berater kaum mehr auf staatlich Hilfen zurückgreifen.
"Zunehmend kommen Frauen zu uns, die sich in einer Trennung befinden oder eine planen", berichtet Dirk Meiners. Der Diplom-Sozialarbeiter ist Ansprechpartner in der Friedrichshafener Sozial- und Lebensberatung der Caritas Bodensee-Oberschwaben. 70 Prozent der Ratsuchenden sind Frauen, die Hälfte davon Alleinerziehende. Ähnliche Zahlen und steigenden Beratungsbedarf verzeichnen auch die anderen Caritas-Fachdienste Sozial- und Lebensberatung in Wangen und Ravensburg.
"Wir sind der älteste Dienst der Caritas, der professionell mit Rat und Tat Hilfesuchenden zur Seite steht", erzählt Ulrich Mayr, Leiter des Caritas-Fachbereichs Soziale Dienste und Ansprechpartner der Sozial- und Lebensberatung in Wangen. Finanziert werden die Caritas-Fachdienste überwiegend aus kirchlichen Mitteln. "Wichtig ist für viele, dass wir einfach mal zuhören und uns die Probleme erzählen lassen", weiß Dirk Meiners. In den meisten Fällen bilde das Thema Finanzen den Schwerpunkt. "Nach einer Trennung beispielsweise sind alle Partner finanziell deutlich schlechter gestellt", so Meiners. Kommen noch Verschuldung oder Arbeitslosigkeit, Streitereien über Unterhalt und Sorgerecht, Schulversagen oder Verhaltensauffälligkeiten der Kinder dazu, werden die Probleme komplexer und für die Betreffenden oft unüberschaubar.
Hilfe zur Selbsthilfe
Den Alltag der Hilfesuchenden mit diesen selbst zu ordnen und zu strukturieren, einen Haushaltsplan zu erstellen oder andere Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen und gegebenenfalls mit weiteren Einrichtungen und Behörden zu vermitteln sind wichtige Aufgaben der Berater. Dirk Meiners: "Wir verstehen uns als Hilfe zur Selbsthilfe." In den meisten Fällen begleiten und betreuen die Berater Ratsuchende über einen längeren Zeitraum hinweg.
Immer wieder gebe es Fälle, die "einem wirklich ans Herz gehen", berichtet Meiners und erzählt von einem Familienvater mit drei Kindern, der sich gerade selbstständig gemacht hatte und noch ohne großes Einkommen war. "Seine Frau arbeitete nebenher, damit die Familie finanziell flexibler war", erzählt der Berater. Die 40-Jährige verstarb unerwartet, der Mann blieb mit seinen drei Kindern in völliger Verzweiflung zurück. "Über eine Stiftung konnten wir Geld für eine Kinderbetreuung zur Verfügung stellen, wir vermittelten mit dem Jugend- und Sozialamt und konnten den Mann vor allem auch psychisch stabilisieren", freut sich Meiners. "Heute hat er die große Krise überwunden und braucht uns nicht mehr." Oft, berichtet Mayr, sind es aber auch "kleinere Baustellen", in denen Rat und Hilfe der Caritas-Berater gefragt sind. "Wir sind Anwalt für Hilfe in Existenz bedrohenden Situationen oder wenn es darum geht, gesetzliche Ansprüche zu sichern", so Mayr. Manchmal kommen Alleinerziehende, die das Geld für Miete oder Strom nicht mehr aufbringen können.
Anspruchsdenken recht hoch
Staatliche Hilfen, bedauert Mayr, gebe es kaum mehr: "Wir können in Einzelfällen nur noch auf kirchliche Mittel zurückgreifen." Manchmal sei das Anspruchsdenken der Hilfesuchenden allerdings auch recht hoch, gibt er zu bedenken und berichtet von Erwartungen, dass die Caritas einem Zwölfjährigen einen Computer finanziere. Die Vielfalt der Beratungsinhalte mache den Reiz der Arbeit aus, betonen die Lebens- und Sozialberater und: "Wir nehmen uns Zeit für die Ratsuchenden." Ein bis zwei Stunden dauern die Beratungen durchschnittlich. Lange warten muss kaum jemand: Meist innerhalb von ein bis zwei Wochen erhalten die Hilfesuchenden einen Termin.}
Ulrich Mayr (Wangen, links) und Dirk Meiners (Friedrichshafen) haben in den Sozial- und Lebensberatungsstellen der Caritas immer mehr mit sehr komplexen Beratungsfällen zu tun.
(Stand: 02.09.2005 00:19)
Quelle: Schwäbische Zeitung Online<
Textliche Hervorhebungen durch mich gesetzt
DeepThought
Der 15. Senat des OLG Celle befindet vatersein.de
in den Verfahren 15 UF 234/06 und 15 UF 235/06
als "professionell anmutend".
Meinen aufrichtigen Dank!
Hi,
das finde ich jetzt sehr interessant. Scheint wohl irgendetwas im Rahmen von Beratungsstellen gewesen zu sein, denn sowohl für meine Stadt als auch für den Kreis in dem ich arbeit stand ein sehr ähnlicher Bericht in der Zeitung.
Allgemeine Werbekampagne wegen der Wahl - im Sinne von "Wir brauchen Moos" ? Oder: Zu wenige Stellen für den großen Bedarf? Oder: Achtung Zeichen der Zeit?
Wie auch immer, auf die Situatione Betroffener wird aufmerksam gemacht. Gute Idee - mehr Hilfen oder gelder wird es aber dadurch wohl nicht für Beratung geben.
LG
Biga