Der gebrauchte Mann
Neue Liebe, neues Glück - aber die Ex hat immer noch Einfluß auf ihn. Und daran wird sich auch nichts ändern
Von Constanze Kleis
Doris Schröder-Köpf hat einen, Dagmar Koller, Julia Roberts, Steffi Graf, Camilla Parker-Bowles und auch Angelina Jolie teilen ihr Leben mit einem Mann, der (mindestens) eine Exfrau hat. Kein Wunder. Schließlich sind unbeschriebene Blätter männlichen Geschlechts - dank der hohen Scheidungsquote in Deutschland - so selten wie Kühlschränke in der Antarktis und eigentlich nur noch in Priesterseminaren zu finden.
Immerhin strömen jährlich allein in Deutschland 213 700 frisch Geschiedene auf den Single-Markt, nicht mitgerechnet jene, die aus eheähnlichen Langzeitbeziehungen kommen. Zieht man einmal die ab, die zu klein oder zu alt oder Heavy-Metal-Fans sind oder Boris Becker heißen, bleibt immer noch mehr als genug Auswahl. Zumal der Gebrauchtmann einige einschlägige Wettbewerbsvorteile gegenüber jenen besitzt, die noch bei Mutti wohnen und Langzeitbeziehungen lediglich zu ihrem Kicker-Abonnement pflegen.
So hat er bereits von einer anderen Frau die Basics des Zusammenlebens - also Einkaufen, Putzen, den Unterschied zwischen Koch- und Buntwäsche und auch den zwischen Klitoris und Vagina, sowie das Sitzpinkeln gelernt. Muß also kaum noch erzogen werden. Kommt dazu die Neugier des erotischen Widereinsteigers, kann so eine Mischung aus Beziehungsprofi und Eleve ziemlich verführerisch sein. Soweit die gute Nachricht. Die nicht so gute: So eine Liebe verlangt einem einiges ab. Zum Beispiel, daß man diesen Mann nie wirklich ganz für sich allein haben kann.
Nicht, daß seine Ex ständig auf dem Sofa sitzt oder unterm Bett liegt. Trotzdem ist sie immer irgendwie präsent, besonders, wenn er Kinder aus ersten Verbindungen und damit Besuchsrechte und Vater-Aufgaben zu erfüllen hat. Urlaube nur mit Kind. Wochenenden jeweils abwechselnd den Nachwuchs hüten, dazwischen die großen und kleinen Notfälle, wo er mal eben einspringen will und muß. Solche Verbindlichkeiten können sich dann zu einem ziemlich vollen Terminkalender auswachsen. Familiär-freundschaftliche Bindungen zu Ex-Schwiegereltern, -Schwagern oder -Schwägerinnen gar nicht mit gezählt. Kurz: Nie kann man für sich allein zu zweit planen.
Die Vergangenheit mischt in Gegenwart und Zukunft immer mit und beansprucht ihrerseits ein Stück vom Mann. Da braucht man viel Gelassenheit, Selbständigkeit und ein interessantes Eigenleben. Viele Freunde und Freude daran, auch mal ein Wochenende allein zu verbringen und es zu genießen, anstatt sich über Dinge zu grämen, die man nicht ändern kann: Daß man diesen Mann nie exklusiv haben wird.
Eine Haltung, die nicht jeder gegeben ist. Auch, weil sie so weit entfernt von dem liegt, wie man sich idealer weise eine harmonische Zweierbeziehung vorstellt: Eben zu zweit zu sein und ohne daß jemand abends um zehn noch anruft, weil der Wasserhahn tropft oder der gemeinsame Sohn partout nicht lernen will. Das kränkt. Um so mehr, als der Gebrauchtmann zwar total süß, aber in Konfliktsituationen oft keine große Hilfe ist. Er will keinen Streit, weil sich das ungünstig auf sein Umgangsrecht mit Kindern auswirken könnte.
Und er will sich schon gar nicht entscheiden müssen zwischen seiner Ex und seiner neuen Partnerin. Wie auch? Überhaupt verstehen sie nicht ganz, wo eigentlich das Problem ist. Wenn einer Streß hat, dann doch er. Und außerdem kann man doch mühelos die eine lieben und die andere mal geliebt haben. Für ihn sind das ganz klare Unterschiede und kein Grund, einen Konkurrenzkampf wie den zwischen Michael Schumacher und Fernando Alonso anzufangen. Recht hat er. Denn natürlich darf so ein Gebrauchtmann loyal, fürsorglich und für seine ehemalige Familie ansprechbar sein. Deswegen liebt man ihn ja. Theoretisch. Praktisch sagt sich das leicht und ist für die Nachfolgerinnen schwer zu ertragen. Die neigen oft dazu, ihren Vorgängerinnen fast mehr Platz in ihrem Gefühlshaushalt einzuräumen als der Gebrauchtmann selbst. Frauensolidarität? Nicht mit der Verflossenen. Die gilt als Sonderfall. Vor allem, wenn Unterhaltszahlungen geleistet werden müssen.
Dann teilt sich die Welt plötzlich in zwei Sorten von Frauen: Die Selbstständigen und die Schmarotzerinnen. Dann heißt es - "die" - kann doch arbeiten gehen, auch mit Kind. "Die" sollte der ungetrübten Zukunft des neuen Paares nicht länger im Wege stehen. Unzumutbar, daß der Mann jetzt immer noch zahlt, wo er doch eigentlich gar nichts mehr davon hat. Für das Kind, das würde man ja noch einsehen. Aber für sie? Nein. Das geht zu weit, finden Zweitfrauen, und führen dann gern noch das Argument an, daß Männer doch keine Versorgungsunternehmen seien. Als ob die erste Frau das nicht wüßte. Auch sie hatte sich das ja mal anders vorgestellt. Und wäre die zweite die erste, wer weiß, ob sie dann nicht auch...
Sicher, man kann den Ärger verstehen. Denn so eine finanzielle Verpflichtung verhindert ja nicht nur, daß uns so ein Gebrauchtmann mit Gucci-Täschchen, Diamanten oder Fernreisen überraschen kann. Oft bleibt nicht mal genug, um im Restaurant wenigstens gelegentlich die Rechnung zu übernehmen. Das hat Folgen. Etwa, daß er als Ernährer oft nicht mehr in Frage kommt. Und wer gehofft hat, seine Arbeit wenigstens zeitweise aufgeben zu können, um sich ein paar Jahre ganz dem Nachwuchs und dem Haushalt und dem Nestbau zu widmen, um später "stundenweise" etwas "dazuzuverdienen", wird umdenken und sich von seinen Prinzessinnenträumen verabschieden müssen.
Männer sind eben leider keine Lebensversicherungen. Es sei denn, sie heißen Franz Beckenbauer. Aber der und ein paar andere sind bloß die Ausnahmen, die die Regel bestätigen, daß der Gebrauchtmann nur etwas für Erwachsene und nichts für Feiglinge ist. Frauen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen und nicht gleich zusammenbrechen, wenn er sagt: Trauschein? Nein Danke! So wie der Schauspieler Helmut Zierl, der zwar schon lange in einer neuen Partnerschaft lebt, aber - wie er der "Bunten" sagte - nicht mehr heiraten möchte. Zugegeben, manchmal muß man da schon etwas schlucken. Und dann denkt man nach: Was einem eigentlich wichtiger ist - der Ehefrauen-Status oder der Mann? Die Versorgung oder eine partnerschaftliche Liebe? Augenhöhe oder Taschengeld? Und ob es nicht vielleicht sowieso besser, vernünftiger und auch spannender ist, sein ganzes Leben, seine Existenz, sein Selbstwertgefühl nicht allein nach einem einzigen Mann auszurichten, sondern noch ein paar andere Fixpunkte zu haben. Einen eigenen Beruf, eigenes Geld, eigene Freunde, ein eigenes Leben.
So gesehen ist der Gebrauchtmann schon fast so etwas wie ein Zukunftsmodell. Gerade, weil er eine Vergangenheit hat und damit ein paar Haken. Mit ihm kann man sich nicht mehr so viele falsche Illusionen machen und so entfällt oft auch das böse Erwachen. Leider spricht sich das mittlerweile ähnlich schnell bei den weiblichen Singles herum wie ein Räumungsverkauf bei Prada. Immerhin sind nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes 55 Prozent aller geschiedenen Männer binnen fünf Jahren wieder vom Markt, weil sie sich verheiratet haben. Und vom Rest geht die Hälfte wieder eine feste Beziehung ein.
Quelle: http://morgenpost.berlin1.de/content/2005/09/11/biz/778664.html
Hallo Zusammen !
Ich weiss nicht, warum Uli das hier eingestellt hat, unter welchen
Aspekt.
Einfach nur zur Info.. ?
Einfach zum Ärgern... ?
Wegen der nicht zu überlesenden Ironie des Artikel ?
Was denkt sich dieser Schreiberling (Autor d. Artikels) dabei ?
Und ich entdecke gerade meine humorlose Seite, weil
also Einkaufen, Putzen, den Unterschied zwischen Koch- und Buntwäsche und auch den zwischen Klitoris und Vagina, sowie das Sitzpinkeln gelernt. Muß also kaum noch erzogen werden.
Keine Frage... wenn der Mann einige praktische Voraussetzung sein
eigen nennt ist das sehr angenehm und erleichtert von Haus aus, das
Zusammenleben. Aber so wie das hier dargestellt wird, hört sich das
so an, als würden wir ein dressiertes Kapuzineräffchen suchen. Wenn
dem so ist, die findet man im Zoo ! Und wenn ich etwas erziehen will,
kauf ich mir einen Pudel - dort kann ich auch weniger verbrechen.
und ohne daß jemand abends um zehn noch anruft, weil der Wasserhahn tropft oder der gemeinsame Sohn partout nicht lernen will.
Der gemeinsame Sohn ist was anderes und keine Diskussion würdig,
aber wenn der Wasserhahn tropft... nun, dafür gibt es Klemptner.
Mich ärgert noch so einiges, aber folgendes ist der Gipfel
Denn so eine finanzielle Verpflichtung verhindert ja nicht nur, daß uns so ein Gebrauchtmann mit Gucci-Täschchen, Diamanten oder Fernreisen überraschen kann.
Ich glaube kaum, daß DieMystiks (hab mir gestern nach einem Jahr
ihre Geschichte wieder mal teilweise zu Gemüte geführt und sie nenne
ich nur als Beispiel), von einem Gucci-Täschchen träumt oder Diamanten.
Ich getraue mich zu behaupten, daß sie über eine Fernreise nach Holland
wo sie den Kindern ein bißchen was bieten können, schon glücklich ist. Das
man eben einmal abends Essen gehen kann, ohne zu überlegen, daß um
um die gleiche Summe Geld, vielleicht für drei Tage den Kühlschrank füllen
kann. Und ich kenne mindestens noch eine Person, der es ähnlich gehen
könnte. DieMystiks erwähne ich nur namentlich, weil sie ihre Geschichte
auf ihrer eigenen HP erzählt und ich nicht weiss, ob des der anderen recht
wäre, sie zu erwähnen.
Ok... ich muss zugeben, Zweitfrauen werden nicht nur negativ erwähnt und
vielleicht reagiere ich auch zu empfindlich, wobei man mir noch nicht einmal
unterstellen kann, ich fühle mich angegriffen, weil ich gar keine Zweitfrau bin.
Aber eines behaupte ich mal, wir wollen und erwarten eben keine dressierten
Äffchen, die uns (um von der Gucci-Tasche wegzukommen), ein Kostüm von
Chanel kaufen.
Und ich gehe jede Wette ein, daß viele Leser dieser Zeilen, genau diese Punkte
herauslesen können... von wegen "die Zweite" will und will und die "arme
Erstfrau" samt Kind muss womöglich darben.
Schönen Abend noch
Marina
Siehst Du liebe Marina: das wollte ich lesen :heartpump:
und das bekomme ich nur, wenn ich solche Artikel einstelle 🙂
Danke, Uli
von mir auch ein paar anmerkungen...
teils belustigt, teils angesäuert habe auch ich den artikel gelesen und möchte nun auch meinen senf dazu geben.
ich gehöre zwar auch zur fraktion, die einen gebrauchtmann gefunden hat, aber gleichermassen auch zur abteilung gebrauchtfrau. denn wir beide haben eine über 20-jährige ehe hinter uns und seit knapp zwei jahren eine wunderbare zukunft vor uns.
das thema "altlasten" war nie ein thema bei uns. unsere kinder (17-21 jahre alt), seine zwei und auch meine beiden, schon aus dem gröbsten raus und auf wackeligen eigenen füssen. aber trotzdem oder gerade auch deswegen das selbstverständnis, dass die kids und deren probleme immer vorrang haben. probleme seitens der exen gabs im groben allerdings auch nie.
und die bedenken, dass man sich nicht mehr viel leisten kann, ist völliger blödsinn. denn wir haben das gefunden, das wir immer gesucht haben... harmonie, zärtlichkeit, eins-sein, die große liebe eben. und die kann sowieso nicht mit geld aufgewertet werden. mag sein, dass viele sagen, wenn man älter würde, würden auch gleichermassen die materiellen ansprüche steigen. aber dem muss ich widersprechen. die prioritäten verschieben sich, man legt einen viel größeren wert auf das miteinander, den zusammenhalt, eine berührung, eine zärtliche umarmung.... und die auf einer wiese zum sonnenuntergang genossen, gibt mir unendlich viel mehr als ein abendessen beim italiener um die ecke.
noch ein kleines beispiel... wir wollten dieses jahr endlich mal ein paar tage wegfahren. aber aus allseits bekannten finanziellen gründen haben wir uns auf campen auf rügen geeinigt. und im nachhinein kann ich sagen, es war ein wunderbarer urlaub. ich verzichte liebend gern auf den ganzen luxus und tralala, wenn ich dafür morgens vorm zelt dieses herrliche lachen meines partners sehe.
wie schon marina schrieb, so manches erleichtert den alltag, aber ein dressiertes äffchen braucht und vor allem will auch keiner.
und ich liebe meinen (zukünftigen) mann, weil er einfach der mensch ist, der er ist... mit allen ecken und kanten und auch altlasten...
einen schönen sonntagabend euch und liebe grüße
tinchen 🙂
Ich denke mal, dass Frau Kleis eine Story brauchte. Leider hat sie sich ein Thema ausgesucht, zu dem ihr offensichtlich der emotionale Zugang fehlt. So ist der Artikel über weite Bereiche sachlich zutreffend. Inhaltlich hat die Schreiberin jedoch nichts verstanden. Auch wenn es uns wirtschaftlich (noch) besser geht, als vielen anderen, so sind es die Werte, die Tinchen so schön geschrieben hat, die uns an uns begeistern (wenn man uns läßt).
LG Uli
Hallo zusammen,
ich konnte für mich auch nciht feststellen, ob dieser Beitrag jetzt pure Ironie ist oder ob dieser nun von einer frustrierten Erstfrau geschrieben wurde.
Ich habe eien Leserbrief geschickt, vielleicht bekomme ich ja eine Antwort, da ich von der frustrierten Erstfrau ausgegangen bin:
Guten Tag,
ich habe den Bericht von Constanze Kleis gelesen.
Ich bin erschrocken über solch einen Zynismus.
Es mag Zweitfrauen geben, die dem Bild entsprechen, wie sie Frau Kleis schildert.
Diese werden jedoch in der Minderheit sein.
Es geht in einer Zweitfamilie keineswegs um Gucci-Taschen oder Essen in teuren Restaurants.
Auch geht es nicht darum, einen schon erzogenen Mann zu bekommen.
Wenn Frau Kleis wüsste, wie es wirklich in Zweitfamilien aussieht, würde sie sich solche Bermerkungen verkneifen.
Zweitfrauen stehen ihren Männern zur Seite. Sie wollen keinesfalls eine Entscheidung zwischen Erst -und Zweitfrau, die ist bereits gefallen.
Ich bin eine Zweitfrau und ich kenne viele Zweitfamilien/Zweitfrauen, die ihren Männern uneingeschränkt zur Seite stehen.
Zweitfrauen ärgern sich nicht über das Erstleben ihres Mannes, sondern unterstützen ihn ebenfalls in seiner Vaterrolle.
Ich weiss nicht was eine Frau bewegt, solch einen Text zu verfassen.
Ich lese aus diesem Bericht nur Frust und Ärgernis, daß ein Mann ein eigenes Leben hat und eigene Entscheidungen treffen kann.
Es ist so, daß Erstfrauen doch in der Tat ihr Leben geniessen können, so lange die Geldquelle "Mann" nicht versiegt.
Frauen, die nach Emanzipation schreien und doch nicht ohne das Geld ihres Erstversorgers leben können.
Die Beispiele in diesem Text gehen völlig an der Realität vorbei. Sie beschreiben weder die Diskriminierung durch das geltende Familienrecht, noch zeigt er in welchem Maße Erstfrauen untersützt werden die gemeinsamen Kinder vom Vater fernzuhalten.
Ein öffentlicher Genickschlag für Zweitfamilien, die täglich damit beschäftigt sind zur Ruhe zu kommen.
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß dies nur der Text einer frustrierten Erstfrau sein kann. Zumindest sind bei der Recherche nur diese Frauen zu Wort gekommen. Schade!
Gruß
*********
@ Aniram
Du hast, was meine Person/ unsere Familie angeht, den Nagel auf den Kopf getroffen 🙂
LG
Tina
Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir:"Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen." Und ich lächelte und war froh und es kam schlimmer.
Dann sag mir mal einer, was daran so schwer zu verstehen ist
und wie man dazukommt sich verteidigen zu müssen, nur weil
man auch überleben will ?
(mehr eine rhetorische Frage)
Und wie gesagt: Mir kann man noch nicht vorwerfen, ich wäre
nicht objektiv... ich bin frei wie ein Vogel.
Es braucht doch nur ein bißchen Herz und ein wenig gesunder
Menschenverstand !
Ist das wirklich zuviel verlangt ?
Gruß
Marina
Soviel Polemik und völlig am Thema vorbei...
Als gebrauchte Frau sehe ich, dass mein erster Mann sich beim Pinkeln nicht hingesetzt hat, aber er hat das Bad geputzt. Mein jetziger Mann setzt sich hin, weil ich das Bad putze... ist das verwerflich?
Ich hatte noch nie im Leben eine Gucci-Tasche oder ein Designer-Kostüm und ich muß ehrlich sagen, dass mein Lebensglück davon nicht abhängt 🙂
Aber was ist denn jetzt anders? Mein Mann und ich haben sich die Hörner abgestoßen. Wir kämpfen nicht mehr um zu kämpfen. Wir ziehen an einem Strang und haben es nicht mehr nötig uns zu duellieren. Wir schießen keine Pfeile in Richtung des Partners ab, wir akzeptieren uns so wie wir sind.
Diese Reife vermisse ich bei der Autorin.
Gruß
eskima
Noch ein paar Gedanken dazu:
Was für einen Eindruck wird dieser Artikel bei der mehr oder weniger
interessierten Lesergemeinschaft hinterlassen ?
Klingt teilweise zynisch, ist aber unvermeidbar und stellenweise so
beabsichtigt.
Da hat Frau A einen Mann aus Mamas Händen übernommen und ihn
im Schweisse ihres Angesichts, erst zu einem brauchbaren Mitglied
der Gesellschaft geformt. Er war total verwildert durch Hotel Mama
und sie mußte ihm erst Anstand, Manieren und Umgangsformen
beibringen - mit anderen Worten - ein hartes Stück Arbeit, daß sie
aber aufgrund ihrer grenzenlose Güte und in der Hoffnung auf ein
erfülltes gemeinsames Eheleben auf sich genommen hat.
Und was ist ?
Da gibt es plötzlich eine Frau B und die betrügt nun Frau A um die
Früchte ihrer langjährigen Bemühungen. Frau B hat nun alles, was
sich Frau A aufgrund ihrer aufopferungsvollen Hingabe verdient
hätte.
Frau B hat nun den perfekten Gentleman, der selbstverständlich
die Klobrille hochklappt und das ohne ermahnt zu werden. Der sich
vor dem Essen die Hände wäscht und sich bei Tisch auch nicht mehr
mit Messer und Gabel verletzt. Er findet seine Socken ohne Hilfe
und weiss sogar wo der Wäschekorb für die Schmutzwäsche steht.
Sie hat ihm beigebracht ein perfekter Liebhaber zu sein... nichts ist
mehr von dem Stümper, der er auf diesem Gebiet war, übriggeblieben.
Und Frau B.... ist die wenigstens dankbar dafür ?
Oh nein... diese Frau erwartet allen Ernstes, daß sie mit dem von
Frau A erschaffenen Traummann in Ruhe und Frieden leben kann.
Sie macht mit diesem Traumgebilde ebensolche Traumreisen,
kleidet sich in Paris alle Vierteljahr neu ein und macht zwischendurch
einen klitzekleinen Besuch bei Tiffany. Sie erwartet doch tatsächlich,
das Frau A für ihren Unterhalt selbst aufkommt oder wenn der
Wasserhahn tropft, einen Handwerker ruft.
SATIRE BEENDET !
So in etwa stelle ich mir die Reaktionen vor... ist vielleicht ein wenig
überspitzt formuliert aber so weit weg von der Wahrheit, wird es
nicht sein.
Die Realität wollen die doch gar nicht wissen. Da ist es viel einfacher
so eine Story zu bringen, weil wenn die Wahrheit bundesweit und
nicht nur in dem kleinen Rahmen der Betroffenen publik würde, müßte
man womöglich was gegen die Mißstände unternehmen und das hat
tunlichst zu unterbleiben.
Die Märchenstunde ist vorbei und ich geh ins Bett....
Marina
[Editiert am 11/9/2005 von Aniram]
Hallo @ll,
ich muss mich zu nächtlicher Stunde jetzt auch einmal einmischen. Ich fand den Text nämlich gut - gerade weil er satirisch etwas überzeichnet, was sich in unserer Gesellschaft durchaus abspielt. Ich erinnere beispielhaft an die Dauerpostings einer - zugegeben sehr jungen - Zweitfrau aus den letzten Wochen, die massive Probleme damit hatte, dass ihr Partner doch tatsächlich eine Vergangenheit in Form einer Ex-Partnerin und eines Kindes hatte, an der sie nicht beteiligt war. Und die damit keineswegs zurechtkam.
Jeder liest einen solchen Text vor dem Hintergrund seines eigenen Erfahrungshorizontes. Aber man sollte ihn nicht nur daran messen. Zumal davon auszugehen ist, dass die Mehrzahl der hier (die Seite heisst vatersein.de...) mitlesenden und -postenden Zweitfrauen nicht gerade dem typischen Bild der "bundesdeutschen Zweitfrau" entspricht. Doch unter diesen gibt es - weit ausserhalb von vatersein.de - tatsächlich eine Menge Frauen, die glauben, man könne mit einem "Gebrauchtmann" und Vater einfach ein gemeinsames Leben auf dem Status eines 25-jährigen Studenten ohne Vergangenheit anfangen. Und die furchtbar eifersüchtig werden können, wenn sie feststellen, dass diese "Vergangenheit" sehr reale Folgen bis in die Gegenwart hat. Beinahe so, als liesse sich diese Vorgeschichte eines Partners durch Eifersucht ausschalten. Nicht wenige solcher Beziehungen scheitern ann irgendwann an der (späten) Erkenntnis, dass genau das eben nicht möglich ist. Vor allem dann, wenn einer der Partner noch nie verheiratet war und/oder keine Kinder hat.
Insofern verstehe ich die Aufregung über diesen Text nicht ganz: Die kluge Verfasserin weiss ganz sicher, dass es "die Zweitfrau" als Archetyp so wenig gibt wie "den deutschen Autofahrer". Trotzdem darf man auch letzteren karikieren - als "Linksspur-Schleicher", als "Immer-Rechthaber" oder als "Opa mit Hut und umhäkelter Klopapier-Rolle" - ohne das jeder Autobesitzer sich deshalb persönlich angesprochen oder gar auf den Schlips getreten fühlen müsste. Aber nur solche Extreme eignen sich für Satire.
Es ist schön, dass es ganz normale Zweitfrauen gibt, die sich für die Kinder ihres Partners engagieren, seine Vergangenheit einfach als gegeben akzeptieren und dafür keine Gucci-Täschchen als Belohnung erwarten (ich habe auch ein solches wundervolles Exemplar getroffen und mit beiden Händen festgehalten). Aber: Mit einer solchen Frau kann man zwar toll leben, aber sie eignet sich nun einmal nicht als Gegenstand für einen satirischen Text.
Satirische Schuhe passen nämlich immer nur dem, der versucht, sie sich selbst anzuziehen...
In diesem Sinne mit nächtlich-herzlichen Grüssen
Martin
When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.
Hallo Brille !
Meine Satire war stark überzeichnet, das bestreite ich nicht.
Andererseits... genauso werden die meisten, die keine Ahnung
haben - die nicht hinter die Kulissen schauen können, denken.
Und sie werden der Empörung der Exfrau oder langjährigen
Lebenspartnerin nachkommen, was wiederrum zur Folge hat,
daß die eingebürgerte und festgefahrene Selbstverständlichkeit,
daß das so schon seine Richtigkeit hat, nicht aufhören wird.
Es geht doch um das Licht, daß durch solche Artikel auf
Zweitfrauen geworfen wird.
Wer, wenn nicht die Zweitfrauen müssen darauf aufmerksam
machen, daß die Wahrheit ganz anders ausschaut.
Gruß
Marina
Hallo zusammen,
ich habe heute eine sehr nette Antwort auf meinen Leserbrief erhalten.
Zum Glück ist es keine frustrierte Erstfrau 🙂 ...sondern im Gegenteil..eine glückliche Zweitfrau.
Aber lest selbst.
Ich werde ihr morgen noch ein paar nette Zeilen zurückschreiben.
LG
Tina
Hier nun die Antwort:
Sehr geehrte Frau *********,
gerade hat mir die Redaktion Ihren Leserbrief zum Artikel über den Gebrauchtmann übermittelt (das hat ein wenig länger gedauert, da ich in Ferien war). Ich bedaure, dass der Artikel Sie veraergert hat. Allerdings muss ich sagen, dass ich weder eine frustrierte Erstfrau (eher eine ziemlich zufriedene Zweitfrau) bin, noch beabsichtigt hatte, die zweiten Frauen zu beleidigen. Im Gegenteil. Ich kenne beide Seiten und ihre speziellen Probleme aus dem Freundeskreis und hatte übrigens vorher ein längeres Gespräch mit der Vorsitzenden des Arbeitskreises Zweitfamilie. Der Artikel sollte ein Versuch sein, um Verständnis für die Situation aller Beteiligten zu werben (wenn natürlich wegen des Lesevergnügens etwas überspitzt). Natürlich meine ich nicht allen Ernstes, dass der Verzicht auf Gucci-Taschen ein Thema wäre und finde es auch vollkommen abwegig, einen Mann als Versorger oder Lebensversicherung misszuverstehen. Das dachte ich auch, zum Ausdruck gebracht zu haben, allerdings teilweise etwas ironisiert. Es tut mir leid, wenn Sie sich dadurch brüskiert gefühlt haben. Das war sicher nicht meine Absicht.
Mit freundlichen Grüßen
Constanze Kleis
Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir:"Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen." Und ich lächelte und war froh und es kam schlimmer.
Hi Myth und die anderen,
eigentlich hatte ich das auch so verstanden. Post festum kann das natürlich jeder behaupten, ich weiss.
Aber ich glaube, ihr Frauen-der-Second-Hand-männer seid nicht die besten Leser für solche Artikel, weil ihr einfach zu betroffen seid.
Ich glaube aber, dass eine jede einzelne von euch, ihre Sache gut macht. Denn ihr müsst eure Männer einfach lieben. An der vielen Freizeit und dem vielen Geld eurer Männer kann es auf jeden Fall nicht liegen, dass ihr zusammenseid.
Haltet eure Köpfe hoch und seid stolz, dass ihr keinen Gucci braucht um glücklich zu sein.
Gruss,
Michael
Hallo Michael,
ich habe ja oben schon geschrieben, daß ich auch nicht sicher war, ob dieser Artikel nun pure Ironie war oder halt von der besagten Erstfrau geschrieben wurde.
Ich habe den Leserbrief bewußt so geschrieben, da ich mir eine Antwort erhofft habe, die eben genau so ausfällt, wie sie nun angekommen ist. Es kommt zudem ja nicht zu häufig vor, daß überhaupt ein Leserbrief beantwortet wird, deshalb war ich schon angenehm überrascht :thumbup:
Ich habe heute noch eine Email geschrieben und Frau Kleis von der Diskussion hier berichtet.
Mal sehen, vieleicht schaut sie ja mal rein.
Schönes Wochenende euch noch
Gruß
Tina *die sich mal bei Michael für die Blumen bedankt 🙂
Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir:"Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen." Und ich lächelte und war froh und es kam schlimmer.
ich fand den Artikel schon sehr lesenswert...
ich weiß nicht ob ich mir das nur einbilde, ich bin 34 Jahre alt und seit über drei Jahren Single. Und ich hab in der Zeit keine Frau meines Alters kennengelernt, der ich mich als "gebrauchten Mann" zutraute... ok, das mit dem Vertrauen ís wieder ne andere Sache... 😉 Ich frag mich nur, wo sind sie alle, die selbständigen, Emanzipation richtig verstanden habende Frauen? Oder bin ich echt so schwer zu ertragen?
Ich glaub einfach, in höherem Alter wird wirklich weniger Wert auf Materielles gelegt, und ganz andere Werte sind wesentlich wichtiger... oder täuscht mich das?
Zumindest hätt ich schon mal wieder ziemliche Sehnsucht nach etwas mehr "zu Hause".... und so lange bis ins "höhere Alter" hab ich nicht vor zu warten... also wo sind sie?
Hallo Tabsel,
Du hast schon recht. Die Zweitfrauen sind wohl schwieriger zu finden, weil es genügend Gründe gibt, sich eine einfachere Beziehung zu suchen.
Problematisch ist aber auch, dass man einen guten Teil seines Freundeskreises verliert, nicht mehr viel Geld zum Rausgehen da ist und die Mädels ja nicht an Deiner Tür schlange stehen.
Ich bin genau so alt wie Du, aber ich habe seit meiner Trennung doch interessante Menschen kennen gelernt. Tiefsinnige (das müsst ihr jetzt übersetzen), verschrobene Ösis mit kurzen Nicknames,... aber auch nette Frauen, vor denen ich wohl mehr Angst hatte, als sie vor mir. Und leider sind die Sahnestücke meist vergeben - wie immer.
Sei Dir sicher, dass es die Frau für Dich gibt, nur musst Du halt am richtigen Ort sein. Nicht nur zu Hause, schon gar nicht beim Abholen der Kinder,...
Nur Mut. Und lass Dich nicht abschrecken von deiner Angst und den Mädels, das brauchste nach 3 Jahren nicht mehr.
Gruss,
Michael
Ich find's ganz schön, dass sich die Begriffe "Der gebrauchte Mann" oder "secondhand-man" seit meinem Buch "Der gebrauchte Mann" allgemeiner Benutzung erfreuen, so dass sie zum stehenden Ausdruck geworden sind und nicht nur diverse Medienbeiträge zum Thema, sondern auch verschiedene Internetforen bezeichnen.
Meine Jugendamtumfrage läuft übrigens gut. Erste Ergebnisse werde ich in meinem derzeit in Arbeit befindlichen Buch "Nicht ohne meine Kinder" aufgreifen. Sobald ich 1000 Zuschriften erhalten habe, kann ich die Umfrage als repräsentativ aufbereiten. Bis dahin dauert es allerdings noch eine Weile.
www.karin-jaeckel.de