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FAZ - Land ohne Kinder

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(@jensb)
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Mehr Gleichberechtigung, höhere Geburtenrate

Geschlechtergerechtigkeit gilt international mittlerweile als Schlüssel zu einer höheren Geburtenrate in Industrieländern, wie eine OECD-Studie aus dem Jahr 2013 belegt. Gesellschaftliche Werte, Familienpolitik und Geburtenraten der OECD-Länder wurden verglichen. Je eher Gleichberechtigung gelebt werden kann, desto höher die Geburtenrate. Für Deutschland fand das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung im selben Jahr heraus: Die heute 20- bis 39-jährigen sind zu mehr als 90 Prozent der Meinung, dass beide Elternteile für die Betreuung der Kinder verantwortlich sein sollen.

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/bevoelkerungsentwicklung-land-ohne-kinder-13630943.html#GEPC;s6

Netter Kommentar einer - Obacht - Feministin! Selbst in dieser Ecke der Damenwelt scheint es mittlerweile nicht nur Besoffene zu geben.

Diskutiere nicht mit Idioten -
Sie ziehen Dich auf ihr Niveau und schlagen Dich dort mit Erfahrung!

Zitat
Themenstarter Geschrieben : 09.06.2015 12:51
(@united)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Moin,

Je eher Gleichberechtigung gelebt werden kann, desto höher die Geburtenrate.

Hätte die Gute an dieser Stelle geschrieben:
"Je besser in einem Land die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleistet wird, desto höher die Geburtenrate." dann wäre ich beinahe geneigt, vollumfänglich zuzustimmen.

Zwei Vätermonate und Betreuungsplätze für unter Dreijährige reichen bei weitem nicht aus. Was ist mit Ganztagsschulen, Home-Office, Job-Sharing für Führungskräfte, 32-Stunden-Woche, flexible Kinderbetreuung für Menschen mit Schichtdienst? Die Werkzeuge sind bekannt, zum Beispiel aus den OECD-Ländern mit höheren Geburtenraten.

Da bin ich dabei.

Vor einiger Zeit wurde hier schon einmal auf die "Frankfurter Erklärung" hingewiesen (das sei <hier> nochmal als Link wiederholt).
Die habe ich seinerzeit mitgezeichnet, schaue regelmäßig rein und bin von den meisten der dort aufgeführten Thesen nach wie vor überzeugt.

Gruß
United

AntwortZitat
Geschrieben : 09.06.2015 14:37
(@jensb)
Nicht wegzudenken Registriert

Klar stolpert man immer über missverständliche Formulierungen, und es geht auch nicht darum die Dame heilig zu sprechen, aber alles in allem finde ich die getätigten Aussagen durchaus OK:!

Diskutiere nicht mit Idioten -
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AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 09.06.2015 14:42
(@susi64)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Hallo,

ich würde das mit der Gleichberechtigung auch voll unterschreiben. Die beste Vereinbarkeit von Familie und Beruf gibt es beim Hausfrauenmodell. Einer kümmert sich voll und ganz um die Familie, man hat keinen Stress mit Kiga-Schliesszeiten, Urlaubsplanung, ..., der andere steht immer für den Beruf bereit, ist ständig verfügbar.
Erst wenn beide auch das Recht haben Familie und Beruf zu wollen und dabei gleichberechtigt sind funktioniert die Sache.

VG Susi

AntwortZitat
Geschrieben : 09.06.2015 21:17
(@oldie)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Moin

M.E. ist dieser Artikel eine Verdrehung vor dem Herren. Gleichberechtigung endet hier doch bei der Vorstellung, sowohl Mann als auch Frau habe gleiche Rechte und Pflichten aus Sicht der Familie. Was habe ich als Familienvater davon, wenn "meine KM" einen 400€-Job hat, aber dafür eine 30-40 Stundenwoche vom Arbeitgeber erwartet wird? Gib's nicht? Na dann macht Euch mal schlau, wie das bei Nachwuchsakademikern z.B. aussieht. Unter 8 Stunden den Tag ist da nichts - oder du fliegst raus  sprich keine Vertragsverlängerung. Und das, obwohl eingearbeitet und der Job weiterhin ausgeschrieben ist. Da kommt dann ganz schnell jemand anderes, zumal letzendlich billiger.

Der Autorin Einstieg zur Zukunft im ersten Absatz ist eine irreführende Behauptung für das dann in ihrem Beitrag Kommende. Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht ist da pure Absicht hinter.

Wenn nicht dagegen gesteuert wird, droht ein Rückgang der Wirtschaftsleistung, ein Versagen der sozialen Sicherungssysteme, Pflegenotstand, Altersarmut. Es wären die Auswirkungen einer seit 40 Jahren konstant niedrigen Geburtenrate, die über diesen langen Zeitraum hinweg in der Welt einzigartig ist.

Oh nein, HILFE. Der Weltuntergang kommt.
Meine Meinung: Nö, das passiert nicht. Gerade in D. gibt es dermaßen viele Möglichkeiten, hier fast schon mit Leichtigkeit gegenzusteuern. Stichworte wären: Bildungssystem, Einwanderung (Globalisierung), Verteilung (Steuerrecht, Steuerstrafrecht, Abgaben, und und und). Solange sich nur bei der Allgemeinheinheit bedient wird, staatlicherseits weiterhin die Steuerfluchtlegalisierung favorisiert wird, und damit verstärkt eine Ungleichheit zw. den Einkommen Programm ist, wird es lediglich einen Aufschub geben. Dann kracht es richtig. Die Erde ist endlich, und damit die Gesamtbevölkerung. Jeder möchte weiterkommen, sich "hocharbeiten". Das funktioniert so wie bisher aber nicht. Was anderes außer sich in das Geschehen zu ergeben und daraus das beste zu machen lese ich letztendlich aus dem Beitrag nicht heraus. Ist daher für mich untere Schublade.

D. braucht keine höhere Geburtenrate, das ist meine feste Ansicht. Als eine führende Industrienation ist D. nicht in der "Pflicht", die Erdbevölkerung zu vermehren. Im Gegenteil. Aufgabe sollte es sein, an die vielen anderen Menschen zu denken und mit denen zusammen ein Zukunftsmodell zu entwickeln. Im Interesse der Erde, der anderen Menschen, und damit für D.. Oder glaubt irgend jemand ernsthaft, die tausenden von (illegalen) Einwanderern pro Monat werden irgendwann plötzlich zurückgehen? Es werden mehr werden, viel viel mehr. Und irgend wann werden Waffen eingesetzt werden. Bisher will man sich auf Boote versenken beschränken. Blödsinn, die Eskalation wird kommen. Irgendwann wird ein Mensch die Schnautze voll haben und sich wehren, ein anderer wird darüber berichten, es wird Nachahmer geben, dann Märtyrer. Klasse Kreislauf, schon zig mal gelesen.

Und dann bricht die Ansicht der Autorin auch ganz schnell zusammen. Wenn D. sich über Einwanderung "sanieren" würde, wäre das eben so möglich wie über eine eigene Vermehrung. D. muss nur wollen, und dann den Neuankömmlingen auch reale und perspektivische Möglichkeiten geben. Da gibt es jede Menge Nachholbedarf.

Gruss oldie

PS: Wieso ich so dermaßen stark auf den ersten Absatz eingehe? Er transportiert nun mal die Hauptaussage eines Beitrages. Fast alle Leser lesen den, und dann springt ein Großteil ab. Aber das Gelesene bleibt erstmal in jedem Kopf eine gewisse Zeit haften. Wiederholung führt zur unbewussten Einprägung, zu Reflexen.

Wenige sind das, was sie vorgeben zu sein.
Und wenn ich es mir recht überlege - niemand.

AntwortZitat
Geschrieben : 10.06.2015 18:54
(@sebgerol)
Zeigt sich öfters Registriert

Ich bin ebenfalls der Meinung, dass Deutschland nicht unbedingt seine Geburtenrate erhöhen müsste. Zudem gibt es Studien, die belegen, dass die Geburtenrate nur minimal zurückgegangen ist und sich lediglich verschoben hat. Früher haben die Frauen eben mit 18-25 ihre Kinder bekommen und heute, im Zeitalter des Akademisierungswahns gibt es die meisten Kinder eben erst ab 30-35 Jahren. Solche Entwicklungen werden häufig einfach ausgeblendet.

BVB 09 - Echte Liebe!

AntwortZitat
Geschrieben : 03.07.2015 12:44
(@st0rm)
Rege dabei Registriert

Moin Seb,

Ich bin ebenfalls der Meinung, dass Deutschland nicht unbedingt seine Geburtenrate erhöhen müsste.

Aha...

Zudem gibt es Studien, die belegen, dass die Geburtenrate nur minimal zurückgegangen ist

Na da bin ich aber verdammt gespannt auf die Links zu diesen "Studien", die du doch hoffentlich noch nachreichen wirst, oder?

--
Storm

When nothing goes right - go left!

AntwortZitat
Geschrieben : 03.07.2015 13:14
(@susi64)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Hallo,

ich verstehe zwar nichts von der Geburtenrate, aber die Zahl der jährlichen Schulänfänger gibt auch einen sinnvollen Überblick über die Entwicklung der einheimischen Bevölkerung. <a href="http://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2007/2007_05_01-Vorausberechnung-Schueler-Absolventen-05-2020.pdf>Seite" 62</a>.
Daraus ergibt sich für die letzte und zukünftige Zeit ein leichtes Absinken, vielleicht auch weniger stark als angenommen.
Der "große Knick" ist der Pillenknick.

VG Susi

AntwortZitat
Geschrieben : 03.07.2015 14:21
(@sittinbull)
Nicht wegzudenken Registriert

Zudem gibt es Studien, die belegen, dass die Geburtenrate nur minimal zurückgegangen ist und sich lediglich verschoben hat.

Die Geburtenrate wird nicht durch Studien ermittelt, sondern durch Statistiken. Am Ende gibt es einen Wert Geburten pro 1000 Einwohner, that's it. Und wie kann sich eine Geburtenrate verschieben???

AntwortZitat
Geschrieben : 03.07.2015 14:55
(@sebgerol)
Zeigt sich öfters Registriert

http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Abteilung2/Pdf-Anlagen/Geburten-und-geburtenverhalten-in-D,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf

Hier ein Beispiel das ich auf die schnelle gefunden habe. Die Geburtenraten gehen lediglich zurück, weil die Eltern später Kinder bekommen und dass weniger Kinder geboren werden, kann in einer Kohorte erst definitiv festgestellt werden, wenn die Mütter nicht mehr im gebärfähigen Alter sind.

BVB 09 - Echte Liebe!

AntwortZitat
Geschrieben : 03.07.2015 15:20




(@oldie)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Moin

Die derzeitige und schon langanhaltene Geburtenrat von ca. 1,4 beschert Deutschland einen Bevölkerungsrückgang von 190.000-200.000 Bürgern jährlich. Dies seit min. 15 Jahren. Das sind akkumuliert fast 3 Millionen Bürger. Das Frauen später Kinder bekommen - dazu gibt es >>hier<< einen vom Statistischen Bundesamt publizierten Beitrag. Der erste Absatz lautet alles andere als rosig:

Das Geburtenniveau in Deutschland gehört seit Jahrzehnten zu den niedrigsten der Welt. Der Wunsch nach optimistisch stimmenden Befunden und Prognosen ist deshalb sowohl in der Politik als auch in der soziodemografischen Forschung
groß.
 Ein  genauer  Blick  auf  die  Indikatoren  der  Geburten­statistik stimmt allerdings eher nachdenklich. In den letzten Jahren konnten zwar leichte positive Effekte im Geburtenver­halten der Frauen im Alter von Mitte 30 beobachtet werden.
Es ist jedoch fraglich, ob diese zur Erholung der Kohorten­fertilität nachhaltig beitragen können. Vielmehr tendiert die endgültige Kinderzahl – nach einem geringfügigen Wieder­anstieg – zur Stagnation auf niedrigem Niveau.

(Hervorhebung von mir)

Eine Herleitung der Geburtenzahl aus der demographischen Entwicklung bis zum Jahr 2060 findet sich >>hier<<. Anlass zu einer optimistischen Sichtweise finde ich jedenfalls nicht. Aber weiter oben habe ich ja auch geschrieben, das mich dieser Trend auch nicht sonderlich betrübt.

Gruss oldie

Edit und PS: Ebenfalls dürfte zum Nachdenken anregen: http://www.heise.de/tp/artikel/45/45093/1.htm l">Deutschland hat die weltweit geringste Geburtenrate

Wenige sind das, was sie vorgeben zu sein.
Und wenn ich es mir recht überlege - niemand.

AntwortZitat
Geschrieben : 03.07.2015 17:09
(@st0rm)
Rege dabei Registriert

Hier ein Beispiel das ich auf die schnelle gefunden habe.

Danke.

Die Geburtenraten gehen lediglich zurück, weil die Eltern später Kinder bekommen

Wie kommst du zu dieser Schlussfolgerung?

Die Verschiebung ist fließend (siehe entsprechende Grafik im Dokument) und somit relativ gering in der Auswirkung.

und dass weniger Kinder geboren werden, kann in einer Kohorte erst definitiv festgestellt werden, wenn die Mütter nicht mehr im gebärfähigen Alter sind.

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Geburtenrate "älterer" Frauen plötzlich überproportional ändern wird und somit Auswirkungen auf die Kohorte haben könnte, dürfte gegen Null streben.

Wie du zu deiner Einschätzung kommst, dass Deutschland keine höhere Geburtenrate bräuchte, bleibt mir weiter schleierhaft. Das Problem jetzt allein durch Zuwanderung lösen zu wollen, ist jedenfalls zu kurz gedacht.

--
Storm

When nothing goes right - go left!

AntwortZitat
Geschrieben : 03.07.2015 20:14
(@dantes_79)
Nicht wegzudenken Registriert

Hi,

also ich denke, da gibt es mehrere Gründe
- Zunehmend mehr anspruchsvolle Singles, mit unterschiedlichsten Rollenbildern. Gerade bei Scheidungskindern.
- In der Tat ist Elternschaft und Beruf recht anspruchsvoll, gerade für Berufe, bei denen man mehr verdient und dieser Mehrverdienst mit der impliziten Forderung verknüpft ist, doch etwas mehr als 40 Stunden zu arbeiten. Das gilt für beide und wird in Zukunft durch den innerhalb von Firmen stattfindenden globalisierten Wettbewerb nicht besser, sondern eher schlimmer.
- Gerade wenn man etwas mehr verdient, ist die Vorstellung, bei einer Scheidung Haus und Kinder zu verlieren, auf 1000€ zurückzufallen für viele Jahre, möglicherweise lebenslang, ein Horrorszenario. Man leistet was um vorranzukommen und in so einem Moment war dann quasi alles für die Katz und man gerät auf ein Lebensniveau, welches einfach den beruflichen Aufwand nicht mehr wert ist. (Und ehrlich gesagt sieht man immer noch viel zu viele geschiedene Frauen, die um 11 Uhr im Cafe stöhnen, dass ihre Männer zu wenig zahlen.) Das Rechtssystem verunsichert viele Männer.
- In Deutschland ist Kinder bekommen eine Sache der Eltern. berufliche örtliche Flexibilität, Streitereien mit Großeltern, felhender familiärer Zusammenhalt sorgen dafür, dass der Rückhalt einer großen Familie fehlt.

lg

AntwortZitat
Geschrieben : 04.07.2015 14:04
Lausebackesmama
(@lausebackesmama)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

(Und ehrlich gesagt sieht man immer noch viel zu viele geschiedene Frauen, die um 11 Uhr im Cafe stöhnen, dass ihre Männer zu wenig zahlen.)

Finde ich witzig. Ich kenne keine. Die einzigen Frauen in meinem weiten Bekanntenfeld, die nicht arbeiten, betreuen gerade Kinder unter 1 Jahr. Der Rest arbeitet. Wenige in Teilzeit (weil die Männer "Karrieretypen" sind und keine Zeit haben, sich bei der Betreuung einzubringen), die Geschiedenen/AE alle mindestens 30h und mehr. Das mag allerdings hier in der Hauptstadt auch etwas anders sein, als im schwäbischen Hintertupfingen oder einem bayerischen Kaff.

Ich glaube, dass der Rückgang der Geburtenquote heute auch viel mit der Haltung Kindern gegenüber zu tun hat.

Früher HATTE man einfach Kinder, sie waren Teil des Lebens, Teil der Familie und "nichts Besonderes". Heute muss ein Kind rund um die Uhr betuddelt, gefördert und gefordert und vor allem beachtet werden. Und das vereinbart sich nun mal nicht mit einem Fulltimejob. Und schon erst recht nicht damit, auch noch eigene Ansprüche ans Leben zu haben.

Darüber hinaus machen sich die Menschen auch gegenseitig das Leben schwer. "Wozu bekommst Du denn ein Kind, wenn Du es den ganzen Tag in die Krippe/Kita abschiebst?"

Als freiwillig Getrennte aber unfreiwillige Alleinerziehende und -verantwortliche kommt bei mir persönlich hinzu, dass mir dieses Experiment genau ein Mal reicht. Da muss ich das Schicksal nicht noch mal herausfordern.

LG LBM

‎"Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern es ist die Entscheidung,
dass etwas anderes wichtiger ist als die Angst."

AntwortZitat
Geschrieben : 04.07.2015 15:17
(@nadda)
Registriert

Hi,

denke LBM hat da schon einiges angesprochen was stimmt. Viele wollen nämlich auch keine Kinder weil sie genau wissen, dass sie fürs Kind wenig Zeit hätten und es dann den ganzen Tag in Betreuung wäre.
Und da muss man dann auch zugeben, das gerade die Kleinkindbetreuung in unserem Land oft qualitativ hundsmisserabel ist!

Wer dann sieht, wie schwierig er eigene Job mit der angebotenen Kinderbetreuung unter den Hut zu bringen ist (und eine Kollegin die das vorlebt gibt es ja oft) und dann noch weis, wie stressig das werden würde, der überlegt sich das dann mit dem Kinderwunsch nochmal. Und dann gibt es ja vom Arbeitgeber immer die Vorgaben mit wieviel Stunden man zurückkommen kann auf die eigenen Stelle und welche Teilzeitangebote es gibt. Und hier gibt es null Flexibilität bei den meisten Betrieben.

Und wenn dann jemand 4 Kinder hat, so wie wir, dann erlebt man da auch nicht nur positive Reaktionen der Umwelt. Klar ist: wenn eines meiner Kinder Quatsch macht, dann kommt schnell so ein Satz wie "war ja klar, bei den Familienverhältnissen, Patchwork und 4 Kinder kann ja nix werden". Aktuell habe ich sogar den Eindruck das die Lehrerin unseres Sohnes in unserem Fall deutlich schneller dabei ist beim Jugendsozialdienst anzurufen weil sie uns als Eltern sieht die halt 4 Kinder haben und sich deshalb nicht kümmern. Was so ja nicht stimmt, was auch die anderen Stellen nicht so sehen. Es ist einfach ein Vorurteil dieser Frau!
Genauso wie eine zerissene Hose, oder ein fleckiges T-shirt schnell dazu führt das jemand über meine Hausfrauenqualität lästert.....

Hat jemand nur 2 Kinder, dann ist der total "normal", da sind die Macken der Kinder auch tolerierter, und eine zerissene Hose beim Spielen interessiert null.

Dann ist auch unsere Umwelt eher auf das klassische 2 Kinder Modell ausgerichtet. Ein durchschnitts Auto ist mit 2 Erwachsenen und 2 Kindern mit Kindersitzen voll. Ab 3 Kindern muss man sich wegen der Kindersitze Gedanken machen welches Auto man hier kaufen will. Ab 4 Kindern bleibt einem nur noch ein 7 Sitzer oder Kleinbus.
Ältere Häuser (so wie unseres) haben geplante 1 oder 2 Kinderzimmer - sicher keine 4! Mietwohnungen in denen mehrere Kinderzimmer vorgesehen sind sind auch nicht grade üppig zu finden.

Und dann kommt noch dazu, das nicht jeder sich dazu berufen fühlt Kinder großzuziehen, manche wollen einfach andere Dinge in ihrem Leben ausprobieren die sich mit Kindern schlecht kombinieren lassen. Ich hab einen Cousin der z.B. seiner 3ten Frau gleich gesagt hat: "Kinder gibts nicht, hatte ich schon, will ich nimmer. Jetzt bin ich dran und jetzt gibts Reisen und schönes Leben."

Wenn ich mir jetzt meine Freundinnen aus Jugendzeiten ansehe, dann haben wir 4 Frauen: eine mit 2 Kindern, eine mit einem eigenen Kind und einem Pflegekind und eine mit keinem Kind, die will auch keine. Rechnen wir dann mal 4 Frauen und 7 Kinder, dann kommen wir da schon auf einen Schnitt von weniger als 2 Kindern pro Frau - da gleichen meine 4 nicht mal soviel aus.

Mehr Kinder gäbe es in unserem Land nur wenn die Betreuung besser wäre und die Arbeitgeber flexibler und wenn wir alle Familien gegenüber ein freundlicheres Auftreten hätten.

LG
Nadda

AntwortZitat
Geschrieben : 05.07.2015 07:24
(@susi64)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Hallo,

ich sehe als Hauptgrund eigentlich, die strukturellle Kinderfeindlichkeit. Beispiele dafür sind schon viele angegeben worden. Außerdem wird jeder, der mit Kindern im Ausland war bestätigen, dass es im Ausland auf die eine oder andere Weise einfacher mit Kindern war.
In Deutschland kann man es nur falsch machen. Kinder sind immer ein Problem.

Ich denke, dass Kinder immer, egal wo und wie Zeit und Geld kosten, dass sie laut sein können, sich mal ungepasst verhalten, Dinge kaputt machen, betreut werden müssen, erzogen werden müssen und ein Karrierehindernis sind.
Das Problem in Deutschland ist, dass man es eben genauso sieht.

Kinder sind lustig, aufgeweckt, interessiert, lernbegierig, helfen gern, wollen es richtig machen, verwöhnen uns gelegentlich, sind stolz auf uns und wir auf sie. Wenn man es so sieht dann sind sie die Mühe wert.

Wir werden Deutschland nicht ändern können, aber wir sollten dafür Sorgen, dass Kinder normal sind. Normals heisst, dass sie zum Leben gehören und wir auf sie auch Rücksicht nehmen. Was es nicht heisst ist, dass Leben perfekt sein muss, dass Mama/Papa mit Kinderwagen immer alles darf, dass Kinder alles dürfen. Klar brauchen Eltern Zeit für ihre Kinder, nur die Worte "Rabenmutter", "Fremdbetreuung", "Hausfrau", "Karrierefrau" (Männer kommen hier in der Regel kaum vor) machen es für Frauen und Männer zu einem verminten Schlachtfeld. Letzlich folgt nämlich die Erziehungsunfähigkeit der Väter genau diesem Schema, Frau K+K,Mann Geld rann schaffen.
In anderen Ländern ist das anders, da gilt die Mutter, die 3 Jobs hat und deshalb ihre Kinder "fremdbetreuen" lässt als gute Mutter, da darf der alleinerziehnde Vater auch mal eher gehen und totzdem Karriere machen, da klagt niemand, wenn es nicht für alle Kinder ein Kinderzimmer gibt. Wir sind doch einfach "Opfer" unserer überzogenen Vorstellungen, dann wollen wir eben die sauren Trauben auch nicht.

VG Susi

AntwortZitat
Geschrieben : 05.07.2015 10:01
(@beppo)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Ich würde es gar nicht mal Kinderfeindlichkeit nennen, sondern Kinderinkompatibilität des Erwerbslebens.

Früher waren Kinder einfach Bestandteil des täglichen Lebens auf dem Hof.

Leben und Arbeiten war damals nicht groß getrennt. Kinder, Eltern und Großeltern wuselten durcheinander, halfen und betreuten sich gegenseitig.

Das ist mit dem modernen Fabrik- oder Bürojob samt innerstädtischer Wohnung einfach nicht mehr möglich und die Gesellschaft hat noch keinen Ausweg aus diesem Dilemma gefunden.

Ein Mann, der seine Frau verlässt, ist ein Schuft.
Ein Mann, der von seiner Frau verlassen wird, ist auch ein Schuft, denn sonst hätte sie ihn ja nicht verlassen müssen.

AntwortZitat
Geschrieben : 05.07.2015 11:03
(@kasper)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Finde ich witzig. Ich kenne keine.

Das liegt vielleicht daran, dass Du um diese Zeit arbeitest 😉
Ich komme auch öfter mal zu dieser Zeit in die Stadt, um Dinge zu erledigen ... aber dieses Bild drängt sich mir auch auf (ok, ich lausche nicht.).

Aber ich denke, dass sich viellerlei geändert hat.

1) da ist zum einen das Anspruchsdenken:
Es hat sich eine Rechtskultur herausgebildet, die sich darauf stützt, dass irgendjemand immer für einen Verantwortlich ist. Eigenverantwortung kommt immer weniger vor. Sei es, dass der Vater (zumindest finanziel) sich gerade machen muss - natürlich mit gesetzlicher Schützenhilfe -, oder aber halt eine andere Stelle Hilfen gewährt.
Diese Hilfen sind vilefälltig und reichlich vorhanden, personeller wie finanzieller Natur.

2) Nicht grundsätzlich, aber nach meiner Erfahrung überpropotional oft, werden Kinder auch als Erwerbsmodell gesehen, um sich eben der eigenen Verantwortung nicht stellen zu müssen. Diese Haltung kommt vielleicht in den Bildungsstufen unterschiedlich oft vor und hat auch mit den Einkommen der potenziellen Väter zu tun.

3) Männer sehen auch die Familiensituation, und wie hier trefflich beschrieben:

- Gerade wenn man etwas mehr verdient, ist die Vorstellung, bei einer Scheidung Haus und Kinder zu verlieren, auf 1000€ zurückzufallen für viele Jahre, möglicherweise lebenslang, ein Horrorszenario. Man leistet was um vorranzukommen und in so einem Moment war dann quasi alles für die Katz und man gerät auf ein Lebensniveau, welches einfach den beruflichen Aufwand nicht mehr wert ist. (Und ehrlich gesagt sieht man immer noch viel zu viele geschiedene Frauen, die um 11 Uhr im Cafe stöhnen, dass ihre Männer zu wenig zahlen.) Das Rechtssystem verunsichert viele Männer.

Ist ein nicht zu unterschätzender Faktor, den sich viele reiflich überlegen.
In diesem Zusammenhang habe ich gefühlt den Eindruck, dass immer mehr TroPi-Kinder entstehen ... Aber dies ist subjektiv meinem Eindruck geschuldet.

4) Die Anforderungen sind massiv gewachsen bzw. der Druck auf Eltern.
Nicht angepasstest Verhalten muss sofort therapiert werden, unnormales Verhalten hat immer ein Krankheitsbild im Hintergrund. Wilde Jungs sind unnormal, öffentliches Wunschbild ist das liebe, stille Mädchen, welches brav ist und bitte keine Schwierigkeiten macht.

5) Ein feministisches Hilfesystem, in welchen man als Vater gegen Windmühlen kämpft. Aus eigenem erleben, halte ich dieses System für ineffizient und überteuert. Es wird nicht wirklich geholfen, es wird verwaltet (und manchmal nciht einmal das).

Gruß
Kasper

Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge zu ertragen, die ich nicht Ändern kann, den Mut, Dinge zu Ändern, die ich Ändern kann und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

AntwortZitat
Geschrieben : 05.07.2015 12:00
(@bester-papa)
Registriert

Wenige in Teilzeit (weil die Männer "Karrieretypen" sind und keine Zeit haben, sich bei der Betreuung einzubringen)

Seit wann kann man denn in Berlin Karriere machen???

AntwortZitat
Geschrieben : 05.07.2015 12:32
(@debugged)
Nicht wegzudenken Registriert

Also ich verbrachte gerade einige Tage mit meinen Kindern auf einem niedersächischen Bauernhof,
der für Touristen einige Ferienwohnungen anbietet und dem Besucher einen Teil der hiesigen Agrarkultur nahebringt.
Als ich abends so mit meiner 6jährigen vor einer Feuerschale auf dem Hof saß und für sie ein Stockbrot buk,
unterhielten sich neben mir drei bis vier junge (und nicht unattraktive) Damen auf Radwanderung (wohl in den Zwanzigern) ganz angeregt über ihre Familienplanung.
Zusammenfassend waren alle drei furchtbar enttäuscht, das alle ihre gegenwärtigen Lebensabschnittsgefährten keine
Bereitschaft zeigten, Verantwortung (geschweige denn für ein Kind) zu übernehmen. Eine war mit ihren 29 Jahren schon
in der Torschlußpanik.  Letztlich waren aber alle mit ihrer Situation übereinstimmend als "Kompromiss" zufrieden.
Den jungen Männern kann ich ihren flatterhaften Lebenswandel nicht vorhalten. Als zur Armut per Gesetz Verurteilter kann ich absolut
nachvollziehen, das die Herren da große Zurückhaltung zeigen. Bei den derzeitigen Gegebenheiten würde ich selbst meinen beiden Jungens auch dringend
davon abraten.

Und wenn dann jemand 4 Kinder hat, so wie wir, dann erlebt man da auch nicht nur positive Reaktionen der Umwelt. Klar ist: wenn eines meiner Kinder Quatsch macht, dann kommt schnell so ein Satz wie "war ja klar, bei den Familienverhältnissen, Patchwork und 4 Kinder kann ja nix werden". Aktuell habe ich sogar den Eindruck das die Lehrerin unseres Sohnes in unserem Fall deutlich schneller dabei ist beim Jugendsozialdienst anzurufen weil sie uns als Eltern sieht die halt 4 Kinder haben und sich deshalb nicht kümmern. Was so ja nicht stimmt, was auch die anderen Stellen nicht so sehen. Es ist einfach ein Vorurteil dieser Frau!
Genauso wie eine zerissene Hose, oder ein fleckiges T-shirt schnell dazu führt das jemand über meine Hausfrauenqualität lästert.....

Das finde ich interessant. In dieser Region ist es eher so, daß eine Familie mit vielen Kindern eher große Anerkennung genießt (wenn sie nicht gerade frisch aus Drittländern zugezogen ist). Klar gibt es natürlich noch einige Leute, die das für unverantwortlich halten, insbesondere, wenn der Staat diese Kinder mit finanzieren muß.
Vielleicht liegt das daran, daß gerade hier bäuerlicher Strukturen die Keimzelle für eine typische Mehrkindfamilien waren. Jedenfalls regt sich hier kaum ein Mensch über dreckige Kleidung von Kindern auf, oder darüber, wie sie heißen oder wie viele Halbgeschwister sie haben. Hier beklagt man eher den technischen Fortschritt und verdammt die Spielekonsolen, welche die Kinder zu kritikunfähigen Konsumenten von Unterhaltungselektronik macht. Also hier müssen sich die Eltern schon wirklich dicke Brocken leisten, um
vorverurteilt zu werden.

Selten in der Geschichte hatten so viele so wenigen so viel zu verdanken. (Winston Churchill)

AntwortZitat
Geschrieben : 06.07.2015 04:05




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