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Neue umfassende Studie zum Wechselmodell aus Schweden

 
(@tarek)
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Schwedische Wissenschaftler haben eine neue große Studie zum Wechselmodell vorgelegt. Schweden ist das Land, in dem das Wechselmodell weltweit wohl am meisten verbreitet ist. Die Studie geht dem häufig gehörten Agument nach, das Wechselmodell sei besonders belastend für Kinder. Das Team um Malin Bergström von der Universität Stockholm wertet eine nationale Erhebung von psychosomatischen Gesundheitsdaten für alle schwedischen Schulkinder aus. Die Daten aus dem Jahr 2009 wurden für Sechst- und Neuntklässler erhoben (rund 150.000 Kinder, im Alter von ca. 12 und ca. 15 Jahren). Das Ergebnis: Kinder, die im Wechselmodell betreut werden, weisen deutlich weniger psychosomatische Probleme auf als Kinder, die vorwiegend von einem Elternteil betreut werden. Es geht dabei um Schlafstörungen, Traurigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Kopfschmerzen, Essstörungen etc. Bei all diesen Problemen lagen die Kinder im Wechselmodell stets etwa im Mittelwert zwischen den Kindern mit nicht getrennten Eltern (beste Werte) und den „alleinerzogenen“ Kindern (schlechteste Werte). Dieser Befund bleibt gleich, selbst wenn man berücksichtigt, dass Kinder, die im Wechselmodell leben, durchschnittlich aus wohlhabenderen Familien stammen. Denn auch wenn dieser Wohlstandsfaktor herausgerechnet wurde, bleibt das Wechselmodell hinsichtlich der psychosomatischen Gesundheit der Kinder dem Alleinerziehendenmodell deutlich überlegen. Das gleiche galt auch hinsichtlich anderer möglicher Verfälschungsfaktoren wie ethnischer Herkunft etc.

Kurz gefaßt: Statistisch gesehen sind schwedische Kinder und Jugendliche im Wechselmodell psychosomatisch deutlich gesünder als Kinder im Alleinerziehendenmodell. Nur Kinder aus intakten Familien sind noch gesünder.

Es handelt sich wohl um die bisher umfangreichste quantitative Studie zum Kindeswohl im Wechselmodell. In Schweden lebt heute gut ein Drittel der Trennungskinder im Wechselmodell, während es in den 80er Jahren erst 1-2 Prozent waren. Die Studie bestätigt vorgehende, kleinere Studien aus Schweden und anderen Ländern.

Die englischsprachige Studie ist frei online verfügbar:

http://jech.bmj.com/content/early/2015/04/09/jech-2014-205058.full

Hier eine deutsche Übersetzung der Zusammenfassung:

"Hintergrund: In vielen westlichen Ländern lebt eine wachsende Anzahl von Kindern mit getrennten Eltern im Wechselmodell, d.h. sie verbringen gleich viel Zeit in den jeweiligen Haushalten ihrer Eltern. In Schweden ist das Wechselmodell besonders verbreitet und besteht für 30 bis 40 Prozent der Kinder mit getrennten Eltern. Es wurde in der Forschung vermutet, dass die häufigen Wechsel und der Mangel an Stabilität in der elterlichen Betreuung für die Kinder sehr belastend seien.

Methode: Wir haben Daten einer nationalen Schuluntersuchungen aller Sechst- und Neunklässler in Schweden (Zahl: 147.389) genutzt, um den Zusammenhang zwischen den psychosomatischen Problemen von Kindern und ihren elterlichen Betreuungsverhältnissen zu untersuchen. Kinder im Wechselmodell wurden mit solchen verglichen, die ausschließlich oder überwiegend bei einem Elternteil leben, und mit solchen, die in Kernfamilien leben. [...]

Resultate: Kinder im Wechselmodell litten weniger unter psychosomatischen Problemen als Kinder, die überwiegend oder ausschliesslich bei einem Elternteil leben, aber mehr als Kinder, die in Kernfamilien leben. [...]

Schlussfolgerungen: Kinder mit getrennt lebenden Eltern haben mehr psychosomatische Probleme als die in Kernfamilien. Kinder, die im Wechselmodell leben, haben jedoch eine größere psychosomatische Gesundheit als Kinder, die überwiegend oder ausschliesslich bei einem Elternteil leben. [...]“

Nicht nur die Studie selbst ist aufschlussreich. Bemerkenswert ist auch, wie verschieden deutsche und internationale Medien darüber berichten. Zum Vergleich hier Links zu den Artikeln in der „Süddeutschen“ und in  „The Scotsman“: In der deutschen Zeitung wird das eigentliche Ergebnis kaum zur Kenntnis bekommen. Der Autor erwähnt es erst ganz am Ende, nur um es sogleich von einem deutschen Experten entkräften zu lassen, der das Wechselmodell als besonders belastend einordnet. Die britische Zeitung berichtet dagegen korrekt, aber neutral.

http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/psychosomatik-scheidung-tut-weh-1.2454565

http://www.scotsman.com/news/health/kids-living-with-1-divorced-parent-fall-ill-more-1-3756165

Zitat
Themenstarter Geschrieben : 27.06.2015 14:55
(@susi64)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Hallo,

aus meiner Sicht bestätigt die Studie das, was man sich eigentlich auch selbst denken kann.
Am besten wachsen Kinder in einer intakten Familie auf, wenn sie aber schon den Scheidungsstress mit machen müssen, dann ist der Erhalt beider Eltern das Beste, was ihnen passieren kann.

Die  deutsche Wiedergabe der Studie ist eben typisch deutsch! Wie ist es denn wenn Kinder im Sommer mal für 2 Wochen zu den Großeltern "umziehen", welchen Schaden nehmen sie dann?? Es ist doch gerade nicht so, dass die Kinder immer umziehen, eher wie jemand der abwechseln zwei Wohnungen benutzt, der zieht auch nicht ständig um und kann damit sehr glücklich sein. Dabei würde niemand ein Problem vermuten.

VG Susi

AntwortZitat
Geschrieben : 27.06.2015 17:44
(@sebgerol)
Zeigt sich öfters Registriert

Interessante Studie in jedem Fall. Die Skandinavier sind einfach in vielem sehr fortschrittlich muss man immer feststellen. Auch vom Bildungssystem könnte Deutschland sich einiges abschauen.

BVB 09 - Echte Liebe!

AntwortZitat
Geschrieben : 03.07.2015 12:49