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Deutsche Familienpolitik - alles wie gehabt

 
(@brille007)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Hi @ll,

in einem durchaus lesenswerten Beitrag macht sich der SPIEGEL heute Gedanken über die Vergreisung der Republik:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,399004,00.html

Als leuchtendes Beispiel dafür, wie man die Regenerationsquote der Bevölkerung wieder auf "mindestens 2,1 Kinder pro Frau" anheben könne, wird Familienministerin Ursula von der Leyen genannt, die Mutter von sieben Kindern ist - eine durchaus reife Leistung. Ich habe 5 Geschwister und weiss, was meine Eltern geleistet und worauf sie verzichtet haben. Wohlgemerkt: In den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, als Einkommen und Wohlstand im Durchschnitt noch erheblich geringer waren als heute!

Leider werden als Gründe für den Geburtenknick aber auch hier nur die bekannten Klischees angeführt: Hartz IV, schwächelnde Wirtschaft, Arbeitslosigkeit etc. Und auch von der wirtschaftlich privilegierten Frau von der Leyen ist in diesem Beitrag nichts über eine grundlegende Reform des deutschen Familienrechts zu hören.

Würde die Dame gelegentlich einmal nach vatersein.de schauen, wüsste sie, dass es noch ganz andere Gründe gibt, auf Vaterschaft zu verzichten als Arbeitslosigkeit und Hartz IV. Nicht nur bei denen, die als Väter gescheitert sind, sondern auch bei denen, die angesichts der hier zu lesenden Horrorstories in "Zeugungsstreik" treten. Noch gar nicht zu reden von der nächsten Generation der Scheidungskinder, die sich gut überlegen werden, ob sie sich den Stress, den die eigenen Eltern miteinander hatten, überhaupt antun sollen.

Ich kenne inzwischen jedenfalls viele Väter, die in profunder Kenntnis des deutschen Familienrechts heute siebenmal nachdenken würden, bevor sie sich noch einmal zur Familiengründung entschliessen. Denn die traurige Realität des deutschen Familien"rechts" ist nun einmal: Wenn eine Ehe oder gar eine nichteheliche Partnerschaft scheitert, greift in den meisten Fällen ein durch nichts gerechtfertigter Mütterbonus, mit dem der Vater der Kinder nach Belieben aus deren Leben gekickt werden kann. Erprobte Konzepte wie das Cochemer Modell, bei dem auch geschiedene Partner Eltern bleiben, sind Lichtjahre davon entfernt, Gesetz und Recht zu werden.

Wenn ich heute noch einmal Mitte oder Ende zwanzig wäre und das Thema "Familienplanung" noch vor mir hätte, würde ich sicher ebenfalls gut überlegen, ob ich das Risiko eingehen würde, dass irgendwo ein paar kleine Menschen herumlaufen, deren einzige Verbindung zu mir darin besteht, dass sie mir ein wenig ähneln und meinen Nachnamen tragen, dass ich sie alle zwei Wochen - nach Gusto ihrer Mutter - einmal sehen darf und die ansonsten vor allem eine satt dreistellige monatliche Minusposition auf meinem Kontoauszug sind, falls die von mir als Mutter dieser Kinder auserkorene Frau eines Tages einmal keine Lust mehr haben sollte, die Ehe und Elternschaft mit mir fortzusetzen. Denn ab diesem Tag sperrt mich das deutsche Familienrecht davon aus, an der Erziehung dieser Kinder mitzuwirken, sie heranwachsen zu sehen und damit das Gefühl zu haben, die Welt irgendwann ein bisschen besser zu verlassen als ich sie vorgefunden habe.

Kein Mensch würde ein Auto oder einen Fernseher kaufen, wenn er von vornherein wüsste, dass er bei einem Defekt keine Hilfe und keine Reparaturmöglichkeit bekäme, sondern nur die schulterzuckende Antwort "Da kann man halt nichts machen, schmeissen Sie's weg!" Aber genau in diese Situation ohne Netz und doppelten Boden begibt man sich als Mann in Deutschland an dem Tag, an dem man eine Familie gründet. Wer sollte es einem Mittzwanziger verdenken, wenn er das Geld und die Zeit, die er in das "Risiko Kinder" investieren könnte, lieber in sein persönliches Vergnügen, in Sportwagen und Urlaub steckt und von vornherein nur an sich selbst denkt?

Ich stelle jetzt - mal wieder - ein paar provokante Thesen zur Reform des deutschen Familienrechts in den Raum; vielleicht möchten unsere Familienministerin oder ihre Staatssekretäre hier ja irgendwann einmal ein wenig belesen:

- Bei Trennungsabsichten kann man nicht einfach zum Anwalt laufen; stattdessen gibt es eine Mediationspflicht mit dem Ziel, die bestehenden Probleme gemeinsam, verantwortlich und im Interesse der Kinder zu lösen.

- Trennung und Scheidung werden von den gängigen Mitteln des Strafrechts (Anwälte, Gerichte etc.) abgekoppelt; damit entfällt auch jegliche Notwendigkeit des Streitens und Kämpfens. Anwälte können nur noch nach erfolgloser Mediation zum Einsatz kommen - dann aber nicht zum Vorteil des Mediationsverweigerers.

- Das Wechselmodell ist Standard.

- der Staat sorgt für Betreuungsmöglichkeiten, die beiden Elternteilen eine Berufstätigkeit ermöglichen.

- Eltern dürfen bis zur Volljährigkeit der Kinder nicht weiter als 50 km auseinanderziehen; wer es trotzdem (zum Beispiel wegen eines neuen Partners) tut, verliert automatisch das Sorgerecht.

- Die Möglichkeit, die Kinder als Unterhaltsgeiseln zu nehmen, entfällt: Wer trotzdem versucht, dem Ex-Partner die Kinder wegzunehmen, ist den Kindern auch automatisch alleine unterhaltsverpflichtet.

- Es findet ein Paradigmenwechsel statt: Kinder sind nicht mehr der persönliche Besitz ihrer Mütter. Und die "gute Mutter" ist nicht diejenige, die aufopferungsvoll den ganzen Tag zuhause bleibt, sondern die, die sich auch nach einer Trennung gemeinsam mit dem Vater der Kinder weiterhin um deren Wohl bemüht. Wer das nicht schafft, ist nicht erziehungsfähig (Hint: Wir haben ja auch keine Probleme damit, Alkoholiker vom Autofahren abzuhalten).

Ich weiss: Das sind provokante Thesen, aber man muss grosse Schritte skizzieren und keine kleinen. Wenn die deutsche Familienpolitik nicht grundlegend reformiert wird, wird Deutschland tatsächlich vergreisen; die Annahme, dass es 2050 nur noch 50 Millionen Deutsche gibt, ist ebenfalls nicht von der Hand zu weisen. Und Hartz IV ist dafür keine gute Begründung: In den meisten Ländern der Welt haben arme Menschen viele Kinder - und nicht wenige oder gar keine.

Fakt ist: Wer nicht in die eigene Zukunft investiert, ist zum Sterben verurteilt - das gilt in der Wirtschaft genauso wie in der Familienpolitik. Es wäre gut, wenn die Verantwortlichen dieses Wissen endlich in ihr Repertoire aufnehmen würden.

Grüssles aus'm Wilden Süden
Martin

When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.

Zitat
Themenstarter Geschrieben : 04.02.2006 18:58
(@dromeda)
Schon was gesagt Registriert

Lieber Martin,

ich finde Deine Thesen nicht wirklich provokant, denn der Grossteil davon trifft darauf zu, wie ich ganz persönlich meine Trennung gestalte und wenn man das Wohl der Kinder in den Mittelpunkt stellt, dann ist alles genannte von Dir wichtig:

Mediationspflicht statt Gang zum Anwalt
fände ich sehr sinnvoll, zumindest als ersten Schritt. Es wird immer Paare geben, denen das auch nicht hilft, aber es könnte einiges auffangen.

Abkoppelung von Mitteln des Strafrechtes
mit dem Strafrecht kenn ich mich nicht aus und werds hoffentlich auch nie brauchen

Wechselmodell als Standard
volle Zustimmung!!! Für die Kinder sicher das Beste, ausser ein Partner ist erziehungsunfähig. Wir kriegens nicht ganz hin, aber so bei 65 : 45 % sind wir momentan (und ja, mein nochMann kann das leisten, obwohl er voll im Beruf steht. Jeder kann das, wenn er es will.)

Betreuungsmöglichkeiten
ebenfalls volle Zustimmung!!!
Das Argument, dass eine Mutter nicht arbeiten kann, weil sie die Kinder betreuuen muss zieht bei mir nicht - meine Kinder haben hervorragende Betreuungaplätze, seit sie 1 Jahr bzw. 6 Monate alt sind.


räumliche Entfernung
hm, schwierig das vorzuschreiben, obwohl es natürlich dem Wohl des Kindes dient.

Kinder als Unterhaltsgeiseln
diese Idee find ich so daneben, dazu fällt mir gar nichts ein

Kinder als persönlicher Besitz der Mutter
Ein Kind ist niemandes Besitz, und schon gar nicht eher der Mutter als des Vaters Besitz.

Also revolutionär finde ich das wirklich nicht, sondern sehr vernünftig und auf das Wohl des Kindes bedacht - und das ist das Wichtigste bei einer Trennung.

dromeda

AntwortZitat
Geschrieben : 11.02.2006 22:25
(@kleinegon)
Nicht wegzudenken Registriert

Hallo,

- Bei Trennungsabsichten kann man nicht einfach zum Anwalt laufen; stattdessen gibt es eine Mediationspflicht mit dem Ziel, die bestehenden Probleme gemeinsam, verantwortlich und im Interesse der Kinder zu lösen.

Ich biete die Ergänzung aus dem dänischen Scheidungsrecht. Die Ehe wird erst dann geschieden (Trennungszeit 6 Monate !!), wenn beide sich über alle strittigen Punkte einig sind. Kosten: wie ein Verwaltungsakt, also 50 EUR. Wenn sich die Eltern nicht einigen, dann wird es teuer, mit RA und Gerichtsgebühren! Dieser Druck hat in Dänemark zur Folge, dass nur ca. 10 % in Krach auseinander gehen und viele Paare, da man jetzt gelernt hat, dass man sich einigen kann, zusammen bleiben. Auch dieser Kostendruck erzeugt das Wachsen der Eltern --- für die Verantwortung gegenseitig und für die Kids.

- Eltern dürfen bis zur Volljährigkeit der Kinder nicht weiter als 50 km auseinanderziehen; wer es trotzdem (zum Beispiel wegen eines neuen Partners) tut, verliert automatisch das Sorgerecht

Das Wegzugsverbot besteht m.W. bereits in Kalifornien. Hintergrund: wenn Erwachsene gemeinsam Kinder in die Welt setzen, dann sind die Eltern auch gemeinsam für die Kids verantwortlich - oder - Kinder haben das Recht auf den Umgang mit allen Kindern.
Es ist für mich ein Scheinargument in Deutschland, dass die Freiheit der Mutter, dass sie dort hinziehen darf, wohin sie will (das gemeinsame ABR ist nur ein Blatt Papier -- Umzüge werden von den Gerichten im Nachhinein sanktioniert) vor dem Recht des Kindes geht. Wenn man Kinder in die Welt setzt dann weiß man als Elternteil, dass man 18-27 Jahre sich um diese seine Kinder kümmern muss. Man kann nicht einfach wegziehen und die Kinder alleine lassen! Aber genau das wird von den Vätern verlangt -- dass sie ihre Verantwortung nicht mehr wahr nehmen dürfen. Bei einer gemeinsam gelebten Ehe darf man seine nervigen Kinder auch nicht einfach auf die Straße setzen und sich dieser Verantwortung entziehen -- was auch niemand hier machen will. Dieses Wahlrecht des Wohnorts von Alleinerziehenden gehört in den Papierkorb!

Also:
die Forderungen von Brille an den Bundestag und unsere liebe siebenfache Mutter schicken!

Kleinegon

Hast Du nur eine Möglichkeit, dann bist Du in einer Zwangslage. Bei zwei Möglichkeiten hast Du nur das Entweder - Oder. Such Dir eine dritte Möglichkeit. Jetzt hast Du Wahlmöglichkeiten und es beginnt die Verantwortung in Freiheit.

AntwortZitat
Geschrieben : 12.02.2006 14:21
(@brille007)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Liebe dromeda,

ich finde Deine Thesen nicht wirklich provokant, denn der Grossteil davon trifft darauf zu, wie ich ganz persönlich meine Trennung gestalte
[...]
Kinder als Unterhaltsgeiseln
diese Idee find ich so daneben, dazu fällt mir gar nichts ein

Kinder als persönlicher Besitz der Mutter
Ein Kind ist niemandes Besitz, und schon gar nicht eher der Mutter als des Vaters Besitz.

Also revolutionär finde ich das wirklich nicht, sondern sehr vernünftig und auf das Wohl des Kindes bedacht - und das ist das Wichtigste bei einer Trennung.

Aus menschlicher Sicht wäre das alles eigentlich tatsächlich nicht revolutionär, sondern einfach die Achtung und der Respekt vor dem Menschen, mit dem zusammen man einmal Kinder in diese Welt gesetzt hat. Und natürlich auch vor diesen Kindern selbst. Du und Dein Ex habt das offenbar auch sehr ordentlich hinbekommen; Respekt vor Euch beiden.

Das, was Du (und viele andere hier) als "vernünftig" bezeichnest, ist aber leider nicht die Realität im deutschen Familienrecht, sondern eher die Ausnahme. Insofern wäre es durchaus revolutionär, diese (und noch ein paar andere) Punkte zwingend im Familienrecht zu verankern. Bis das passiert (was wir wohl nicht mehr erleben werden), sind diese Postulate revolutionär.

Oder meinetwegen Science Fiction.

Grüssles aus'm Wilden Süden
Martin

When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 12.02.2006 14:41
(@dromeda)
Schon was gesagt Registriert

Tja, wenn beide Eltern wirklich gewillt sind, die Kinder in den Mittelpunkt zu stellen und sich und ihre eigenen Probleme davon trennen, dann geht das alles ganz einfach. Dann ist es selbstverständlich, dass der Vater exakt die gleichen Rechte hat wie die Mutter, dass man nicht auseinanderzieht, dass man ein Wechselmodell macht usw.

Allerdings braucht man dann auch den Staat nicht und kein Gericht - insofern wäre eine Reform des Familienrechtes in diese Richtung sicher sehr sinnvoll.

Und - auch wenn ihre Partei mir politisch nicht nahe steht - ich habe von Frau von der Layen schon den ein oder anderen vernünftigen Vorschlag gehört.
Mich nervt es ziemlich, dass ihre Familienverhältnisse dauernd thematisiert werden - bei einem Mann würde man nie nachfragen, ob er eine Putzfrau oder ein kindermädchen hat und wie er seine Karriere mit Kindern hingekriegt hat - also sollte uns das bei Frau v.d.L. auch nicht interessieren.

LG
dromeda

[Editiert am 12/2/2006 von dromeda]

AntwortZitat
Geschrieben : 12.02.2006 15:19
Lausebackesmama
(@lausebackesmama)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Hallöchen,

zum Thema 50 km möchte ich nur mal anmerken, dass das arbeitstechnisch nicht immer zu vermeiden ist, wenn man nicht wie ich und mein Mann pro Tag 53 bzw. 70 km einfache Strecke pendeln will bzw. nur am anderen Ende des Landes überhaupt einen Job findet (und den aber nehmen muss, weil man eine klitzekleine Unterhaltsverpflichtung hat...)

Grundsätzlich stimme ich diesen Ideen aber zu, gerade der Koppelung Unterhalt und Umgang. Ich glaube, viele Mütter wären da verdammt flexibler, wenn sie wüßten, dass es ohne Umgang keine Kohle gibt...

LG Lausebackesmama

‎"Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern es ist die Entscheidung,
dass etwas anderes wichtiger ist als die Angst."

AntwortZitat
Geschrieben : 13.02.2006 01:01
(@brille007)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Hallo LBM,

Grundsätzlich stimme ich diesen Ideen aber zu, gerade der Koppelung Unterhalt und Umgang. Ich glaube, viele Mütter wären da verdammt flexibler, wenn sie wüßten, dass es ohne Umgang keine Kohle gibt...

Das wäre ein Knackpunkt, an dem sich vieles auflösen liesse. Kein Mensch hat Probleme damit, dass ein Arbeitgeber eine gewisse Form des Wohlverhaltens erwartet, wenn ein Arbeitsverhältnis begründet und vor allem aufrecht erhalten werden soll. In der Arbeitswelt genügt es nicht, nur seinen Job zu tun; auch Kollegialität, Teamgeist und soziales Verhalten werden erwartet. Wer das nicht bringt, wird seinen Arbeitsplatz (und damit seine Gehaltszahlungen) nicht lange behalten. Warum sollte das Familienrecht anders ticken?

Ich sähe jedenfalls kein gesellschaftliches Problem, Unterhaltszahlungen von der Bereitschaft des Unterhaltsempfängers abhängig zu machen, gemeinsam mit dem Unterhaltszahler eine verantwortungsvolle Elternschaft auszuüben - allem voran in Umgangsfragen. Auch wenn der "Betreuungselternteil" deshalb daran gehindert ist, zum neuen Lebenspartner ans andere Ende der Republik zu ziehen und die Kinder mitzunehmen - dieser Teil der Lebensplanung muss dann eben für ein paar Jahre hintanstehen. Es regt sich ja auch niemand darüber auf, dass man nicht mehr wie zu Jungesellenzeiten jederzeit um die Häuser ziehen oder zu allen Jahreszeiten Urlaub machen kann, wenn man Kinder zu betreuen hat. So ist das Leben.

Eine gute Voraussetzung für verantwortungsvolle Elternschaft wäre es, das Wechselmodell als Standard einzurichten. Was geschiedene Eltern ja nicht daran hindern würde, untereinander zu vereinbaren, dass einer von beiden weiterhin den grösseren Teil der Kohlen ranschafft und der andere dafür grösserenteils die Kids betreut. Zudem würde es von den Beteiligten die Kooperation verlangen und nicht den Rosenkrieg. Das gesellschaftliche Denken würde sich durch einen solchen Standard ändern - und dafür ist es höchste Zeit.

Wenn Männer weiterhin auf der Zeitbombe sitzen, dass die selbst gestellte Lebensaufgabe namens "Vaterschaft" von der Mutter ihrer Kinder nach freiem Ermessen jederzeit und risikolos (also inklusive der bekannten Vollkaskoversicherung namens "Unterhalt") beendet werden kann, werden sich immer weniger Männer finden, die dieses Risiko eingehen. Wozu auch? An der demographischen Entwicklung der Geburtenraten kann man sehen, dass dieser Prozess längst begonnen hat - auch wenn die Politik ständig andere Ursachen dafür vermutet.

Grüssles aus'm Wilden Süden
Martin

When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 13.02.2006 03:00
(@kleinegon)
Nicht wegzudenken Registriert

von dromeda

Tja, wenn beide Eltern wirklich gewillt sind, die Kinder in den Mittelpunkt zu stellen und sich und ihre eigenen Probleme davon trennen, dann geht das alles ganz einfach.

und es muss m.E. nicht einmal der Mittelpunkt sein -- sondern die ganz normale Verantwortung. Diese normale Verantwortung haben die Väter während der Ehe wahrgenommen -- in den unterschiedlichsten Ausprägungen. Es ist keine Seltenheit mehr, Väter auf dem Spielplatz zu sehen, mit den Kinderwagen in der Stadt oder beim Spaziergang. Auch die Ausprägung, dass der Vater die Kohle ranschafft um es den Kindern an nichts fehlen zu lassen und deshalb nur abends mit seinen Kids den direkten Kontakt zu haben oder z.B. auf Montage für 1 bis 2 Wochen zu gehen, sind legitime und verantwortungsvolle Lebensformen der Väter. Er ist sich dabei der Unterstützung der Mutter sicher und hat das Gefühl, etwas für die gemeinsamen Kids wichtiges und wertvolles zu tun.

Und genau dieser Verantwortung wird ein Vater bei einer Trenung enthoben! Die Unterstützung der Mutter für seine Vaterrolle geht verloren, er bekommt Angst, seine Kinder zu verlieren. Er "kämpft" also doch nur um die Verantwortung, die er vorher gegenüber seinen Kids wahrgenommen hat. Insofern fehlt ihm e i n wesentlicher Mittelpunkt seines Lebens.

Und durch die Trennung fehlt ihm auch noch seine Frau (wenn die Frau ihn, für ihn unverständlich, verlassen hat). Dies wirkt sich (und das merke ich sehr deutlich an meinem Leben) auf seine Leistungsfähigkeit im Beruf voll aus. Die Gefahr gekündigt zu werden ist groß, er kann zum ALG-Empfänger werden ---- wobei die Frau nach Brille007

(also inklusive der bekannten Vollkaskoversicherung namens "Unterhalt")

unbeschwert leben kann.

Das dient nicht dem Kindeswohl !!!

Kleinegon

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AntwortZitat
Geschrieben : 13.02.2006 09:19
(@kruemel1)

Nun habe ich mich doch entschlossen hier meinen Senf dazuzugeben,
ursprünglich begann es ja mit dem Gedanken

Gedanken über die Vergreisung der Republik

und das Familienministerin von der Leyen mit gutem Beispiel vorrangeht.
Wobei ich mich fragen gutes Beispiel für was?
Viele Kinder in die Welt zusetzen (vornehmlich anscheinend deutsche Kinder, denn eigentlich ist die Menschheit ja überbevölkert!) ?
Ein Land das ganz offensichtlich gar nicht mehr in der Lage ist jungen Menschen eine Zukunft zu geben, sprich Kigaplätze, gute Schulen, Ausbildung, Arbeit will noch mehr Kinder haben? Mag ja sein das die Kids von Frau von der Leyen (bei dem Familieneinkommen sich auch etwas einfacher) eine vernünftige Zukunft haben, leider sieht es bei den meisten ganz anderst aus.

@brille007, deine Vorschläge in Bezug auf das Familienrecht sehe ich zwar nicht als provokativ jedoch als sehr unrealistisch an.

Das Wechselmodell ist Standard.

Was passiert mit den Vätern (Mütter) die gar nicht soviel Umgang wünschen?
Werden die dann zum Umgang verpflichtet? Ich denke der KV meines Sohnes wäre nicht bereit die Betreuung hälftig zu übernehmen.

der Staat sorgt für Betreuungsmöglichkeiten, die beiden Elternteilen eine Berufstätigkeit ermöglichen.

Fänd ich richtig Klasse, nur leider wird das in einem Staat indem der öffentliche Dienst (hierzu zählen auch Kitas) immer mehr in sich zusammen schrumpft nicht machbar werden. Zumal der Wirtschaftsminister schon aufgeheult hat als es darum ging die Betreuungskosten abzugfähig zu machen. Meine Kita kostet dieses Jahr 4164 Euro!

Eltern dürfen bis zur Volljährigkeit der Kinder nicht weiter als 50 km auseinanderziehen; wer es trotzdem (zum Beispiel wegen eines neuen Partners) tut, verliert automatisch das Sorgerecht

Bei diesem Vorschlag hab ich echt gestaunt, ich denke es gibt viele Gründe warum ein Umzug notwendig ist von beiden Seiten. Hätte ich das Angebot ins Ausland zu gehen um mich beruflich weiterzuentwickeln so würde ich das tun, ich denke nicht das der Gesetzgeber das Recht haben sollte mich dermassen einzuschränken.
Würden solche Reformen (ich weiss das waren nur Thesen) tatsächlich umgesetzt werden, würden die Geburtenzahlen gewiss nicht steigen.

Schade finde ich das der Staat immer dann aufgerufen wird etwas zu bewegen wo eigentlich gesunder Menschenverstand genügt.

Gruss Kruemel1

AntwortZitat
Geschrieben : 13.02.2006 21:22
(@kleinegon)
Nicht wegzudenken Registriert

@Kruemel1

Schade finde ich das der Staat immer dann aufgerufen wird etwas zu bewegen wo eigentlich gesunder Menschenverstand genügt.

Der gesunde Menschenverstand fehlt bei den Eltern, die auf Kosten der Kinder ihre sogenannten Rechte voll ausschöpfen!
Ich fordere nur, den gesunden Menschenverstand für eine Gesetzesänderung einzusetzen -- und nicht eine Seite, für mich die Frauen, die profitieren.
Mich irritierte die Sitzung des Bundestages (letzten Freitag) nicht, als über die Adoption durch gleichgeschlechtliche Lebenspartner diskutiert wurde. Es ist wahr, dass es einzelne Männerpaare gibt, die ein Kind adoptieren wollen -- und mit vielen, vielen Hindernissen zu rechnen haben. Es ist eine Frauenforderung der Frauenpaare: eine oder beide lassen sich schwängern und können die Stiefkinder der anderen Mutter als gleichgeschlechtlicher Partner adoptieren.
Es lebe die freie Entfaltungsmöglichkeiten --- der Frauen.

Kleinegon

Hast Du nur eine Möglichkeit, dann bist Du in einer Zwangslage. Bei zwei Möglichkeiten hast Du nur das Entweder - Oder. Such Dir eine dritte Möglichkeit. Jetzt hast Du Wahlmöglichkeiten und es beginnt die Verantwortung in Freiheit.

AntwortZitat
Geschrieben : 13.02.2006 23:30




(@dromeda)
Schon was gesagt Registriert

@kruemel1

Ich finde, wenn ein Elternteil nicht den maximal möglichen Umgang mit seinem Kind "wünscht", dann disqualifiziert ihn das als verantwortlichen Elternteil - denn für ein Kind ist stabiler Kontakt zu beiden Eltern immer das Beste (Erziehungsfähigkeit vorausgesetzt).

Und zum Thema "Auseinanderziehen":
Mein Mann und ich haben vereinbart, wenn einer von uns aus beruflichen oder privaten Gründen weiter wegziehen muss, dann nimmt dieser sich im Wohnort, in dem die Kinder ihren Lebensmittelpunkt haben einen Zweitwohnsitz, um möglichst viel Kontakt zu den Kindern zu gewährleisten.

Wenn man das Wechselmodell leben will, dann muß man eben flexibel sein.

LG
dromeda

AntwortZitat
Geschrieben : 15.02.2006 12:29
(@Aniram)

@Dromeda

dann nimmt dieser sich im Wohnort, in dem die Kinder ihren Lebensmittelpunkt haben einen Zweitwohnsitz, um möglichst viel Kontakt zu den Kindern zu gewährleisten.

Nicht, daß ich die Idee nicht gut finde... aber ob das auf Dauer finanziell
tragbar ist ?

Dazu kommt dann unter Umständen noch ein weiter Anreiseweg.

Ich denke, das ist überhaupt ein schwer zu lösendes Problem und es wird
selten für beide Elternteile ein wirklich befriedigendes Ergebnis geben - vor
allem dann wenn sie nicht wollen und jeder nur auf seinen Standpunkt be-
harrt..

Auf der einen Seite muss ich mich nämlich Krümel anschließen, die da sagt

Hätte ich das Angebot ins Ausland zu gehen um mich beruflich weiterzuentwickeln so würde ich das tun, ich denke nicht das der Gesetzgeber das Recht haben sollte mich dermassen einzuschränken.

Dazu kommt noch; es muss nicht immer nur um ein Angebot gehen, daß
man nicht ablehnen will/kann oder um berufliche Weiterentwicklung.

Vielleicht muss auch der Vater selbst weiter wegziehen, einfach weil ihm
dort ein Job angeboten wird und er ja schließlich darauf angewiesen ist,
Geld zu verdienen. Auch hier würde ich es nicht richtig finden zu sagen:
"Selber schuld und das ist jetzt Dein Problem." Schließlich ist der Mann
unterhaltspflichtig und meistens nicht nur seinem Kind gegenüber.

Soll er dafür bestraft werden, daß er seiner Pflicht nachkommt ?

Auf der anderen Seite, ist natürlich auch an der Einstellung von Martin
was dran.

Deswegen gleich das Sorgerecht zu verlieren, selbst wenn ein neuer Partner
die Ursache für einen Umzug ist finde ich aber überzogen. Das könnte dem
KV genauso passieren, daß er zu einer neuen Partnerin weiter weg zieht. Soll
er deshalb auf das Sorgerecht für sein/e Kind/er verzichten müssen oder als
Alternative auf eine neue Partnerin und damit wieder glücklich zu sein ?

Das wäre doch nicht viel anders als dort, wo Männer dafür bestraft werden,
weil sie die Frau nicht mehr lieben und deshalb gehen und/oder weiter weg
ziehen. Wenn hier die Frau aus gekränkter Eitelkeit oder Wut versucht den
Umgang zu vereiteln wird, heißt es doch auch immer, es soll die Paarebene
von der Elternebene strikt getrennt werden.

Ich unterstelle jetzt mal, Martin hat bei seinen Vorschlag angedacht, Um-
gangsboykotteusen die Suppe zu versalzen. Für eine generelle Anwendung
halte ich diesen Vorschlag aus den oberwähnen Gründen nicht für anwend-
bar.

Vielleicht sehe ich es etwas zu blauäugig, aber in meinen Augen wäre die
einzig faire Lösung ein Teilen der Kosten, meinetwegen auch nach finanziellen
Möglichkeiten gestaffelt.

LG Marina

AntwortZitat
Geschrieben : 15.02.2006 13:40