Hallo zusammen,
ich habe mich heute zum ersten Mal mit meinem LG daran gemacht, unserem Unmut auch in Richtung Politiker Luft zu machen. O.k., erst mal im kleinen Rahmen, aber jeder fängt mal klein an. 😉
Möchte euch unseren ersten Versuch nicht vorenthalten. Habe hoffentlich alle Realnamen geändert. Werde euch auf dem Laufenden halten ob und was für eine Reaktion kam.
Hier also der Brief, der morgen an unseren Bürgermeister rausgeht:
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Familienkarte Musterstadt
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
wir schreiben Ihnen heute in einer Angelegenheit, die bei uns einigen Unmut aufkommen lässt.
Wie viele andere auch wurden wir vor einigen Wochen auf die neue Familienkarte Musterstadt aufmerksam und haben uns informiert, was es denn damit auf sich hat.
Erfreut stellten wir fest, dass hier endlich mal aktiv etwas getan wird, um das meist knapp bemessene Haushaltsbudget einer Familie zu entlasten. Also haben wir einen Antrag auf eine Familienkarte für unsere Familie mit den Familienmitgliedern
Olga, Olga’s LG, Kind 1 und Kind 2
gestellt.
Dieser Antrag musste jedoch, zu deren eigenem Bedauern, von den Mitarbeitern im Stadtbüro abgelehnt werden. Das Problem liegt wohl darin, dass die beiden Kinder unserer Familie nicht dauerhaft bei uns leben und in einem anderen Kreis gemeldet sind. Wir sind eine üblicherweise heute so genannte Patchworkfamilie. Die beiden Kinder stammen aus einer vorherigen Ehe und leben hauptsächlich bei ihrer Mutter.
Nichtsdestotrotz sind sie die Kinder meines Lebensgefährten. Mit allen Rechten und Pflichten, die ein Elternteil nun mal durchaus gerne trägt. Die Kinder sind alle zwei Wochen von Freitags bis Sonntags und auch jeweils die hälftigen Ferien hier bei uns. Sie haben auch hier Ihre eigenen Zimmer, ihre Freunde und selbstverständlich ihre Ansprüche an ihre Freizeitgestaltung. Da ist es doch ganz klar, dass wir für die Kinder auch direkt hier in der Stadt Musterstadt Geld ausgeben. Wie es in jeder anderen Familie auch normal ist.
Da wir im Mai gemeinsamen Nachwuchs erwarten, könnten wir abwarten um dann eine Familienkarte zu beantragen. Aber uns geht es hier ums Prinzip. Wir wünschen uns, als Familie anerkannt zu werden und eine Familienkarte, auf der dann zu gegebener Zeit alle drei Geschwisterkinder berücksichtigt werden. Oder wie sollen wir Ihrer Meinung nach den beiden großen Kinder erklären, dass lt. Familienkarte nur Ihr kleines Geschwisterkind zur Familie zählt und sie selber nicht?!?
Sie schreiben im Vorwort für das Angebotsheft für die Familienkarte Musterstadt, dass Eltern und Kinder Ihnen wichtig sind. Dass Familien mit Kindern in Musterstadt willkommen sind und das die im Rahmen der Familienkarte angebotenen Leistungen das Familienbudget schonen und dazu anregen, als Familie mehr gemeinsam zu unternehmen.
Es wird Ihnen nicht neu sein, dass eine Patchworkfamilie von vornherein ein mehr als knapp bemessenes Einkommen hat, da der Familienvater in aller Regel zwar sämtliche finanziellen Verpflichtungen eines Familienvaters für die Erst- wie auch für die Zweitfamilie hat, jedoch hierbei besteuert wird als sei er Single. An dieser Situation können Sie wohl auch nichts ändern, aber in diesem ganz speziellen Fall denken wir, können Sie in unserer Stadt ein klares Zeichen setzen und etwas tun, um alle Formen von Familien zu entlasten und ihnen das Leben ein klein wenig einfacher und freudvoller zu gestalten.
Wir sind der festen Überzeugung, dass es nicht in Ihrem Sinne lag, Patchwork-familien noch mehr, als es durch die aktuelle Gesetzeslage schon der Fall ist, zu diskriminieren und benachteiligen. Wir hoffen sehr darauf, dass Sie die Voraus-setzungen zur Erlangung einer Familienkarte noch einmal überdenken und diese Karte dann auch Familien in gleichen oder ähnlich gelagerten Konstellationen wie der unseren zugänglich machen werden.
Wir würden uns freuen von Ihnen zu hören und verbleiben bis dahin
mit freundlichem Gruß
Olga und Olga's LG
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PS: Habe ganz vergessen zu erwähnen....
Die Familienkarteninhaber bekommen bei uns in der Stadt bei über 150 Anbietern Rabatte und Sonderleistungen. Angefangen von 10 Brötchen beim Bäcker für 1,59 EUR oder auch Rabatte bei Dienstleistern wie Friseuren, Handwerkern usw.
Also eigentlich eine gute Idee. Wenn man sie dann bekommt....
[Editiert am 19/2/2006 von Olga]
Das Leben ist wie ein Duschvorhang.... Kann schimmeln, muss aber nicht! =)
Moin Olga,
:thumbup:
Das erinnert mich an die Story mit der Deutschen Bahn AG. Ein Umgangsvater kann nicht die Bahncard für die Kinder kaufen, weil sie nicht mit ihm im Haushalt leben. Der LG der KM hingegen konnte es. Beschwerden gab es reichlich, auch öffentlich. Nachgebessert wurde nicht.
DeepThought
Der 15. Senat des OLG Celle befindet vatersein.de
in den Verfahren 15 UF 234/06 und 15 UF 235/06
als "professionell anmutend".
Meinen aufrichtigen Dank!
Moin,
wie wäre ein Versuch über einen Zweitwohnsitz, d.h. wären die Kinder dann ja "ordnungsgemäß" gemeldet?
Gruß, Xe
Hallo Xe,
deine Idee mit dem Zweitwohnsitz hatten die MA in unserem Stadtbüro auch. Machten aber auch darauf aufmerksam, dass manche Kreise da eine "Zweitwohnsitzsteuer" oder so ähnlich verlangen. Unser Kreis tut das nicht und bei dem Kreis, in dem die Kids mit Hauptwohnsitz gemeldet sind fragen wir jetzt mal nach. Wenn das nichts extra kostet, werden die Kids bei uns mit Zweitwohnsitz gemeldet. Sollte ja kein Problem sein, oder?!? Wir werden sehen.
LG
Olga
Das Leben ist wie ein Duschvorhang.... Kann schimmeln, muss aber nicht! =)
Moin,
naja, wenn ein Kreis eine Zweitwohnsitzsteuer verlangt, ist es doch logischerweise der Kreis, in dem der Zweitwohnsitz liegt und damit die Steuer anfällt, der Kreis mit den Hauptwohnsitz hat demnach nichts damit zu tun, da die Steuer ggf. nicht im Kreis selber begründet ist und daher als Kreissteuer auch nicht anfällt?
🙂
Gruß, Xe
Hallo,
habe gerade mal bei unserem Meldeamt nachgefragt. Die konnte mir nur sagen, dass unser Kreis keine Steuer erhebt. Den anderen Kreis (mit dem Hauptwohnsitz) müssten wir fragen. Wie die das da handhaben wüssten sie ja nicht. :knockout:
Wie konnte ich auch so naiv sein und denken, dass ich 'ne klare Aussage bekomme. 😉
Gruß
Olga
Das Leben ist wie ein Duschvorhang.... Kann schimmeln, muss aber nicht! =)
mal eine frage:
da die kinder doch sicher kein einkommen haben, wovon sollten sie denn dann die steuer bezahlen?
es ist ja nicht der zweitwohnsitz des umgangsberechtigten, oder?
Dass wir wieder werden wie die Kinder, ist eine unerfüllbare Forderung.
Aber wir können zu verhüten suchen, dass die Kinder werden wie wir.
Erich Kästner
Hallo krieger,
nee, die Kids haben natürlich kein eigenes Einkommen. 😀
Nicht ganz unberechtigt deine Frage, aber Gott sei Dank will auch der Kreis mit dem Hauptwohnsitz der Kinder keine Steuern haben, so dass sich das Thema für uns schon mal erledigt hat. Habe eben mit denen telefoniert.
Jetzt warten wir also erst mal nur noch auf eine Antwort unseres Bürgermeisters.
Man darf gespannt sein....
Melde mich hierzu dann zu gegebener Zeit wieder.
Gruß
Olga
Das Leben ist wie ein Duschvorhang.... Kann schimmeln, muss aber nicht! =)
Hallo Zusammen,
da gibt es doch zum Glück immer noch mal wieder positives zu berichten. 🙂
Am Samstag hatten wir folgenden Brief unserer Gleichstellungsstelle im Briefkasten: :yltype:
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Sehr geehrte Frau …., sehr geehrter Herr ….
wir bedanken uns für Ihr Schreiben und die damit verbundenen Anregungen bzgl. der Familienkarte. Bei den Überlegungen das Projekt „Familienkarte Musterstadt“ umzusetzen haben wir versucht, sämtliche maßgeblichen Aspekte zu berücksichtigen mit dem Ziel, Familien in unserer Stadt finanziell zu entlasten. Bei der Festlegung der Kriterien, waren das Alter der Kinder (bis 16 Jahre) sowie Hauptwohnsitz in Musterstadt die Voraussetzungen.
Wir wissen, dass es nicht nur die „klassische Familiensituation“ gibt. So haben wir z.B. bei getrennt lebenden Eltern, auf Wunsch für beide Elternteile eine Karte ausgestellt.
Sie bemerken zu Recht, dass es sehr wohl auch andere Konstellationen gibt. Patchworkfamilien - bei denen die Kinder nicht mit Hauptwohnsitz hier gemeldet sind – haben wir nicht bedacht.
Da die Kollegen der Stadtbüros sich nach den vorgegebenen Kriterien richten, wurde Ihr Antrag dort leider abgelehnt.
Wir möchten uns dafür bei Ihnen entschuldigen. Selbstverständlich haben Sie einen Anspruch auf die „Familienkarte Musterstadt“, die wir Ihnen anliegend zusenden.
Bei einem neuen Projekt läuft leider nicht immer alles von Anfang an so, wie es sein sollte. Um zukünftig solche Fehler zu vermeiden, sind wir auf die Mithilfe und Unterstützung der Bürger angewiesen.
Der Bürgermeister bedankt sich bei Ihnen für Ihren Hinweis und wünscht der gesamten Familie viel Spaß mit der neuen „Familienkarte Musterstadt“.
Mit freundlichen Grüßen
i.A. XY
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Und mit im Umschlag war die Familienkarte mit den Kindern drauf! :thumbup:
Ich muss sagen, ich war wirklich angenehm überrascht. Es geht hier gemessen an dem, was hier sonst so an Ungerechtigkeiten im Raum steht zwar eher um Peanuts, aber ich finde trotzdem, dass es Mut macht, sich auch mal deutlich in Richtung der Ämter und/oder Behörden zu äußern.
Wir freuen uns jedenfalls und da wir die Kinder dieses WE da hatten, konnten wir die neue Karte auch direkt einsetzen.
Lieben Gruß
Olga
Das Leben ist wie ein Duschvorhang.... Kann schimmeln, muss aber nicht! =)