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Gesellschaftliche Stellung von Vätern nach der Trennung?

 
(@eriksonb)
Schon was gesagt Registriert

Ich bin neu hier. Das vorab. Die Beiträge, die ich hier so gelesen habe, haben einige Fragen beantwortet. Auch fühle ich mich verstanden. Kurz zu mir. Meine Ex und ich sind seit ca. 1 Jahr getrennt. Leben seit dem nicht mehr zusammen und haben 2 wunderbare Kinder. Die Scheidung läuft und die Anwälte "reiben" sich die Hände!!!

Welche Frage mich aber zentral beschäftigt, ist die gesellschaftliche Stellung von Vätern nach einer Trennung. Da ich dazu auf Anhieb keine Beiträge finden konnte, möchte ich eine Diskussion über diese Frage gerne hier führen.

Warum werden Väter nach einer Trennung/ Scheidung eigentlich von Außenstehenden wie (vorher) gemeinsamen Freunden, der Familie, Ämtern und auch Anwälten oft als Täter gesehen? Warum ist die Frau das Opfer? Ich fühle mich nachdem Erlebten wirklich als "Täter", welches Schuldgefühle hervorruft! Und das obwohl ich in keinster Weise derjenige war oder bin, der die Beziehung aus rein egoistischen Gründen beendet hat.
Ist das ein "deutsches" Problem? Sieht es in europäischen Nachbarländern anders aus? Warum ist das so? Liegt es an traditionellen und alten Wertvorstellungen bzw. Normen? Der Mann und Vater übernimmt die Versorgerrolle und die Frau und Mutter die Rolle der Erzieherin? Sicherlich trägt die deutsche Rechtsprechung einen maßgeblichen Anteil dazu bei, aber das allein kann doch nicht der Grund sein, oder? Was meint Ihr?

Freue mich schon jetzt auf interessante Beiträge von euch....

Lieben Gruß

EriksonB

Zitat
Themenstarter Geschrieben : 29.10.2009 00:39
(@diablo)
Schon was gesagt Registriert

Hallo,
Du fragst wie es in anderen EU Länder ist.
Gut, ich kann von Italien sprechen, was einmal das große Katholisches Land war und sitzt des Vatikan.
Und obwohl man in Italien sich erst ab dem 12. Mai 1974 scheiden kann, sehe ich dort mehr Gleichberechtigung als hier in Deutschland, da werden generell beide Eltern in eine Waage bilanziert und als Mann bekommt man keine Vorwürfe von der Gesellschaft.

Ich denke, hier in Deutschland sind die Gesetze aus der Steinzeit (ich habe mal den Jugendamt hier in Deutschland vorgeworfen dass das Deutsche Familien Recht Barbarisch ist´) vielleicht hängt davon ab das in vielen EU Länder das Familiengesetz aktualisiert worden ist und sich an der Aktuellen Gesellschaft stabilisiert hat.

Ich kenne persönlich mehrere Väter in Italien, die das Sorgerecht haben für Ihre Kinder, aber nur weil nach Italienischen Recht bei eine Scheidung, die Schuld Frage zu Stande kommt, also wenn Ehefrau schuld war und dies zur Scheidung geführt hat bzw. hat die gemeinsame Wohnung verlassen weil Sie zu einen anderen Mann gezogen ist, dann bekommt nach Italienischen Recht zu 99,9% der Vater das Sorgerecht und die Familienwohnung.

Hier in Deutschland ist es anderes, wenn die Frau den Mann fremd geht, dann wir der Mann/Vater noch von der Wohnung raus geworfen

AntwortZitat
Geschrieben : 29.10.2009 00:52
(@minna289)
Nicht wegzudenken Registriert

hallo,

ich denke diablo hat den nagel auf den kopf getroffen
in deutschland gilt kein schuldprinzip!

da männer sich eher schnell zurückziehen und ihre wunden lecken, die kinder zumeist ertsmal bei den müttern bleiben und es doch keine besser "waffe"-kein besseres "schild" als kinder gibt, werden diese natürlich auch "gerne genommen".

ich glaube das a) viele mütter sich dieses verhaltens gar nicht bewusst sind und b) dies nicht für alle gilt (gott sei dank)
tatsache aber ist das das bild der verlassenen ehefrau mit kindern etwas ist das in der gesellschaft anscheinend gerne angenommen wird, denn seien wir mal ehrlich, sensationen holen uns aus unserem grauen alltag.

es IST eben so eine kleine sensation wenn da in der nachbarschaft, in der verwandschaft, im freundeskreis der super gau stattfindet.
wenn dann auch noch tabuls rasa gemacht wird (ich lass jetzt bewusst mal offen von wem) dann ist doch alles palette.
maul zerreissen, tolle tips geben, schauen was draus gemacht wird und hier und da noch "verbesserungshilfe" leisten.

von den eigenen problemen ist  erstmal abgelenkt, es gibt ja was zum gucken.
deutsche rechtsprechung hat ihren anteil sicherlich, das eigentliche problem sind die "berater",die "guten freunde" und "gaffer".

wünsche dir glück,
minna

Wenn die Sonne der Intelligenz tief steht werfen selbst Zwerge lange Schatten...

AntwortZitat
Geschrieben : 29.10.2009 09:02
(@beppo)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

in deutschland gilt kein schuldprinzip!

Doch!
Der Mann ist schuld!

Ein Mann, der seine Frau verlässt, ist ein Schuft.
Ein Mann, der von seiner Frau verlassen wird, ist auch ein Schuft, denn sonst hätte sie ihn ja nicht verlassen müssen.

AntwortZitat
Geschrieben : 29.10.2009 09:05
(@minna289)
Nicht wegzudenken Registriert

@beppo :thumbup:
ich vergaß :redhead:

aber,

hab was ganz wichtiges vergessen.
DU kannst mit dazu beitragen dieses vermeintliche profil der trennungsväter,wochenendpapis und evenpapas zu ändern.
sei deinen kindern weiterhin der vater der du immer sein wolltest und gib ihnen halt und sicherheit.
es kommt der tag an dem du feststellst das dies richtig war.
schuldgefühle zur partnetrennung darfst du nicht vermischen mit trennungssorgen,trennungsängsten und sehnsucht nach deinen kindern.
die lieben dich nämlich so oder so.

minna

Wenn die Sonne der Intelligenz tief steht werfen selbst Zwerge lange Schatten...

AntwortZitat
Geschrieben : 29.10.2009 09:13
 Vic
(@vic)
Zeigt sich öfters Registriert

Hallo ErisonB,

ich empfinde es als "Trennungsvater" genauso: Unterschwellige Schuldvorwürfe allenthalben.

Die "Mutter" jedoch wird im Allgemeinen als "Leidtragende" gesehen.

Das liegt vieleicht daran, dass man als Mutter seine Leidensgeschichte mit Rückhalt durch die Kinder,
welche "unter Mühen" großgezogen werden der Allgemeinheit besser verkaufen kann.

Eine alleinerziehende Mutter geniesst halt einen immensen Vorschuss an Mitleid und Verständnis
durch die Allgemeinheit.

Und wer ist schuld am Schicksal der Mutter: Klar: Der Ex-Mann, wenn der lieb und nett und treusorgend gewesen wäre,
hätte Sie sich doch nicht von Ihm getrennt; oder ??

Gruß Vic

AntwortZitat
Geschrieben : 29.10.2009 09:21
 Bart
(@bart)
Nicht wegzudenken Registriert

ich gebe such mal meinen Senf dazu.

Ich teile die Meinung nicht dass man als Mann bei einer Scheidung immer als der Schuldige angesehen wird.

Wann immer ich aus dem weiteren Umfeld von einer Scheidung erfahre beginnt der  Satz mit:  ....haben sich getrennt weil...

Entscheident für die öffentliche Meinungsbildung ist was nach dem Wörtchen weil kommt.

Weil er ein Säufer ist und sie verprügelt hat.

oder weil sie was mit dem Nachbarn angefangen hat.

Je nachdem wird die Information sehr schnell in eine Schublade gesteckt. Entweder steht dann auf der Schublade `Er ist schuld´ oder ´ Sie ist schuld´.

Man hat es halt gerne einfach und nachvollziehbar.

Dazu muß mann sich doch nur die Promi Trennungen in den Medien anschauen. Jüngstes Beispiel die Ochsenknechts. Ihr dem gelifteten Brigitte Nielsen Verschnitt wird

unterschwellig unterstellt das sie schon den nächsten hat. Also klare Sache. Schublade zu und gut.

Gruß
Bart

AntwortZitat
Geschrieben : 29.10.2009 09:56
(@beppo)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Hallo Bart,

man muss da sicher unterscheiden nach gesellschaftlich und politisch/juristisch.

Du hast es dabei richtig gemacht und und dich auf die Gesellschaft bezogen, so wie es ja auch im Titel steht.

Ich meinte es eher juristisch.  :redhead:

Trotzdem denke ich, auch da gilt:

Wenn er geht, ist er ein Schuft, weil er Frau und Kinder sitzen lässt.
Wenn sie geht ist er auch ein Schuft, denn sonst hätte sie sich ja nicht von ihm trennen müssen!

Das gilt sicher nicht immer aber oft.

Ein Mann, der seine Frau verlässt, ist ein Schuft.
Ein Mann, der von seiner Frau verlassen wird, ist auch ein Schuft, denn sonst hätte sie ihn ja nicht verlassen müssen.

AntwortZitat
Geschrieben : 29.10.2009 10:27
(@brille007)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Moin,

kein denkender Mensch kann sich die Wiedereinführung des Schuldprinzips wünschen, zumal "Schuld" am Scheitern einer Ehe kaum quantifizierbar ist. Selbst die Beteiligten schaffen es (logischerweise) nicht, hier einen realen Blick auf die Gründe des Scheiterns ihrer Ehe zu bekommen ("schuld" ist schliesslich immer der andere und nicht man selbst). Wie sollte ein angerufenes Gericht, das die realen Sachverhalte überhaupt nicht kennen kann, weil es nie auf der Bettkante oder am Esstisch sass, hier eine "gerechte" Entscheidung treffen?

Plakatives Beispiel: Bei Ehepaar X läuft seit Jahren nichts mehr im Bett; Frau X hat regelmässig Kopfschmerzen, keine Lust, ist müde oder desinteressiert. Herr X fängt irgendwann eine Affäre mit einer Kollegin an. Als Frau X das herausfindet, reicht sie die Scheidung ein. Preisfrage: Wer ist jetzt "schuld" am Scheitern dieser Ehe? Und wer möchte ernsthaft alle Details dieser über Jahre gehenden Entwicklung vor und von fremden Menschen verhandelt haben? Mit Zeugen, die beweisen sollen, dass Herr X schon immer ein notorischer Fremdgänger gewesen sein soll? Oder dass Frau X sich seit der letzten Schwangerschaft gehen lässt und sichtbar mehr an Schokolade und Sahnetorte interessiert ist als an Körperpflege und ihrem Ehemann? Mal ganz abgesehen davon, dass man mit der juristischen Pflicht zur ehelichen Treue gleichzeitig auch die Pflicht zum ehelichen Beischlaf (wieder) einführen müsste.

Viele Menschen haben eine regelrechte Sehnsucht nach schlichten Erklärungen und ein anarchisches Bedürfnis nach Schuldzuweisungen. "Herr X ist schuld, weil er fremdgegangen ist" ist eine solche schlichte Erklärung. Daraus resultieren in diesen Köpfen eine Menge weiterer (angeblich) logischer Folgen, analog zu einem Verkehrsunfall. Beispielsweise: "Wer schuld ist, muss auch zahlen". Oder "Wer fremdgeht, kann nur ein lausiger Vater sein und muss von seinen Kindern möglichst entfernt gehalten werden." Will das wirklich jemand in unserem Rechtssystem verankert sehen? Will wirklich jemand schmutzige Wäsche waschen? Soll Scheidungen "gewinnen", wer den ausgebuffteren Anwalt hat oder sich den tüchtigsten Detektiv und die "besseren" Zeugen leisten kann? Oder wer einfach überzeugender lügen und leiden kann?

Kleiner historischer Exkurs: Das Schuldprinzip wurde 1977 aus dem Familienrecht entfernt, weil die flächendeckende Verbreitung zuverlässiger Verhütungsmethoden wie der Pille seit Mitte der 60er Jahre auch den Frauen das Fremdgehen mit "Genuss ohne Reue" ermöglicht hatte, wovon viele auch freudig Gebrauch machten. Die Fortführung des Schuldprinzips als Ausschlusskriterium für nacheheliche Unterhaltszahlungen trieb Zehntausende von ihnen in die Sozialhilfe; mithin musste der Steuerzahler für die Folgen der Libido aufkommen. Das wäre auf Dauer gar nicht finanzierbar gewesen.

Ehen scheitern, weil die Beteiligten es nicht geschafft haben, ihre Kommunikation und ihren Respekt voreinander aufrechtzuerhalten; notfalls mit Hilfe Dritter. Weil Erwartungen ans vermeintliche Dauerglück nicht erfüllt werden. Weil Partner sich in unterschiedliche Richtungen entwickeln und nicht gewillt oder in der Lage sind, über entscheidende Fragen Konsens herzustellen. Manchmal auch, weil einer der Partner erkrankt (Psyche, Alkohol etc.) - aber kann man jemandem eine Erkrankung als "Schuld" vorwerfen? Monokausale, schwarzweisse Fälle gibt es nur ganz selten - ich persönlich kenne keinen einzigen.

Das Problem ist nicht allein die Schuldfrage, sondern dass man hierzulande zur Auflösung einer Ehe dieselben Instrumente benutzen muss, die auch bei Verbrechen zur Anwendung kommen: Behörden, Anwälte, Gesetze, Gerichte und Richter. Da werden die Protagonisten naheliegenderweise auch ganz schnell in "Täter" und "Opfer" eingeteilt, die mit UH-Zahlungen und Kindesentzug "bestraft" bzw. mit UH-Bezug und Kinderbesitz "entschädigt" werden müssen. Das ist an sich schon schlimm genug; die Wiedereinführung eines Schuldprinzips würde daran garantiert nichts verbessern.

Just my 2 cents
Martin

When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.

AntwortZitat
Geschrieben : 29.10.2009 13:54