Benachrichtigungen
Alles löschen

Kinder kosten Geld

 
DeepThought
(@deepthought)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Ausgangstopic: http://www.vatersein.de/forum-topic-8977.0.html

Moin,

es ist der Urtrieb aller Lebewesen, sich fortzupflanzen.

Kinder der Spezies Mensch kosten (u.A.) Geld.

Würde nun der Kinderwunsch auf das reine Vorhandensein monetärer Sicherheit abgestellt werden, müssten ab sofort z.B. alle Empfänger staatlicher Existenzsicherungsleistungen unter Zeugungsverbot gestellt werden. Und nun ist es gerade diese "Schicht", in der die meisten Kinder gezeugt werden.

Ich persönlich finde die Diskussion "Kinder kosten Geld" peinlich (und medienverseucht). Dies zeigt sich allein daran, dass Unternehmen mit Milliardensubventionen Arbeitsplätze abbauen, auf der anderen Seite aber für KiTa's nicht genügend Steuern vorhanden sind.

Die Dominanz des Geldes und dessen ausreichendes Vorhandensein als Startbedingung für die Realisierung des Kinderwunsches festzusetzen, zeigt letztlich, wie sehr unsere Gesellschaft in Mitleidenschaft gezogen ist.

DeepThought

Der 15. Senat des OLG Celle befindet vatersein.de
in den Verfahren 15 UF 234/06 und 15 UF 235/06
als "professionell anmutend".
Meinen aufrichtigen Dank!

Zitat
Themenstarter Geschrieben : 12.03.2007 10:28
(@hamburger jung)

Hi Deep,

Würde nun der Kinderwunsch auf das reine Vorhandensein monetärer Sicherheit abgestellt werden, müssten ab sofort z.B. alle Empfänger staatlicher Existenzsicherungsleistungen unter Zeugungsverbot gestellt werden. Und nun ist es gerade diese "Schicht", in der die meisten Kinder gezeugt werden.

Nur kann es auch nicht sein, dass immer nach dem Staat geschrieen wird, der alles richten soll. Andere Vorzüge unserer Gesellschaft werden ja auch gerne in Anspruch genommen ohne dass sich jemand über unser kapitalistisches System beschwert. Und was mit anderen Systemen passiert, war in der jüngsten Vergangenheit zu beobachten. Da haben Millionen von Deutschen nach unserem System geschrieen...

Ich persönlich finde die Diskussion "Kinder kosten Geld" peinlich (und medienverseucht). Dies zeigt sich allein daran, dass Unternehmen mit Milliardensubventionen Arbeitsplätze abbauen, auf der anderen Seite aber für KiTa's nicht genügend Steuern vorhanden sind.

Nichtsdestotrotz müssen diese Kinder etwas essen und anziehen. Alle beschweren sich über steigende Lebenshaltungskosten, das gilt dann für diese Kinder ebenso.

Die Dominanz des Geldes und dessen ausreichendes Vorhandensein als Startbedingung für die Realisierung des Kinderwunsches festzusetzen, zeigt letztlich, wie sehr unsere Gesellschaft in Mitleidenschaft gezogen ist.

Nun, so ist es nunmal wie mit vielen anderen Dingen auch, ich persönlich fände es auch besser, mir meine Fussballmannschaft selbst "zu bauen" ohne auf finanzielle Aspekte Rücksicht nehmen zu müssen, aber da ich wie oben beschrieben andere Vorzüge der kapitalistisch geprägten Gesellschaft sehr zu schätzen weiß, nehme ich dies eben in Kauf.

AntwortZitat
Geschrieben : 12.03.2007 10:51
DeepThought
(@deepthought)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Nur kann es auch nicht sein, dass immer nach dem Staat geschrieen wird, der alles richten soll. Andere Vorzüge unserer Gesellschaft werden ja auch gerne in Anspruch genommen ohne dass sich jemand über unser kapitalistisches System beschwert.

Was denn nun: Staat oder Gesellschaft? Es war zu frühen Tagen der Menscheit eine Selbstverständlichkeit, sich auch um den Nachwuchs anderer zu kümmern. Erst die heutige Ellenbogengesellschaft mit der allein seeligmachenden Medizin namens "Geld" machte aus Familienverbänden die heutigen Einzelkämpfer und wenige sind noch bereit, sich für den anderen selbstlos einzusetzen.

Nichtsdestotrotz müssen diese Kinder etwas essen und anziehen.

Selbstverständlich müssen sie das. Und die Menschen müssen auch begreifen, dass ohne Kinder keine Zukunft kommen kann.

Alle beschweren sich über steigende Lebenshaltungskosten, das gilt dann für diese Kinder ebenso.

Es ist doch die Frage, wie tief ich mich in die suggerierten Notwendigkeiten sinken lasse. Muss es nun das Geschirrspülmaschinentab mit dem goldenen Ball sein oder wasche ich per Hand ab. Viele der heutigen angeblichen Gegenstände des täglichen Bedarf sind völlig unnötig. Würden das Kaufverhalten an das von "früher" angepasst werden, stünde jeder sich finanziell besser. Aber es muss ja ein Handy her, es muss ja dies und jenes gemacht udngekauft werden. Und hiermit verprasst man Geld, das in Kinder besser investiert wäre. Ich habe noch immer das Gesicht einer Nachbarin vor Augen. Sie meinte über das was wir für die Kinder anschafften, das es doch richtig Geld kosten würde. Ich entgegnete, das was sie als Kosten definiert in meinen Augen eine Investition ist.

...aber da ich wie oben beschrieben andere Vorzüge der kapitalistisch geprägten Gesellschaft sehr zu schätzen weiß, nehme ich dies eben in Kauf.

Ohne dir zu nahe treten zu wollen: Ist das nicht letztlich ein Beweis für Erwachsenenegoismus auf Kosten von Kindern?

DeepThought

Der 15. Senat des OLG Celle befindet vatersein.de
in den Verfahren 15 UF 234/06 und 15 UF 235/06
als "professionell anmutend".
Meinen aufrichtigen Dank!

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 12.03.2007 11:02
(@hamburger jung)

Was denn nun: Staat oder Gesellschaft?

Beides!

Muss es nun das Geschirrspülmaschinentab mit dem goldenen Ball sein oder wasche ich per Hand ab. Viele der heutigen angeblichen Gegenstände des täglichen Bedarf sind völlig unnötig. Würden das Kaufverhalten an das von "früher" angepasst werden, stünde jeder sich finanziell besser

Da bin ich Deiner Meinung, ich meinte auch nicht solcherlei "Notwendigkeiten" sondern dass grundlegende Dinge des täglichen Lebens wie Wohnen, Heizen, Strom ...(klar, mann kann auch kerzen nehmen damits hell wird) mitunter unverhältnismäßig teuer geworden sind.

Ohne dir zu nahe treten zu wollen: Ist das nicht letztlich ein Beweis für Erwachsenenegoismus auf Kosten von Kindern?

???  Auf Kosten welcher Kinder? Ich habe mich für deren Stücker 3 entschieden, für die kann ich/wir finanziell aufkommen, und dass ich (teilweise) aus finanziellen Gründen nicht mehr will, geht auf niemandes Kosten, denn es ist ja kein weiteres Kind da, auf dessen Kosten es gehen könnte. Insofern verstehe ich Deinen "Vorwurf" nicht!? Und das ich mir auch über finanzielle Aspekte Gedanken mache wie über alle anderen die Kinder betreffenden Belange auch, hat doch mit Egoismus nix zu tun. Ich habe ja nicht gesagt, dass ich keine mehr will, weil ich mir brille´s vielzitierten Porsche vor die Tür stellen will...

AntwortZitat
Geschrieben : 12.03.2007 11:19
(@brille007)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Moinsen,

nachdem ich diese Diskussion zumindest mit angestossen habe, sollte ich meinen Standpunkt vielleicht auch ein bisschen weiter ausführen.

Ausgangspunkt war die Aussage: "Ich habe 2 Kinder aus einer ersten Ehe, jetzt bekomme ich ein weiteres aus einer neuen Beziehung - kann ich meine finanzielle Verantwortung für die ersten beiden Kinder jetzt erst mal aussetzen, um mich um das neue zu kümmern?" Und das ist in meinen Augen ein absolutes No-Go. In diesem Forum geht es um die Wichtigkeit von Kindern, um die Bedeutung des Vater-Seins. Und da erlaube ich mir die Frage: Erlischt die (auch wirtschaftliche) Verantwortung für die Kinder aus früheren Beziehungen, sobald weitere Kinder hinzukommen? Sind die älteren Kinder denn jetzt plötzlich weniger "wert", nur weil ich ihre Mutter nicht mehr leiden kann?

Auch Aussagen, die mit "der Staat muss..." oder "die Allgemeinheit sollte..." anfangen, mag ich nicht einfach kopfnickend unterschreiben: Täglich echauffieren wir uns hier - zu Recht! - darüber, dass und wie der Staat sich in Form der Familiengerichtsbarkeit in Angelegenheiten einmischt, die eigentlich von vernünftigen Eltern einvernehmlich geklärt werden müssten. Wollen wir nur noch nach dem Staat kreischen, wenn es sich finanziell für uns auszahlt?

Wir leben in einem Land der 1. Welt. Kaum jemand geht es so gut wie uns. Kinder- und Elterngeld, ein gesetzlich verbriefter Anspruch auf Bildung, ein Verbot von Kinderarbeit, ein soziales Netz mit ganz engen Maschen und viele andere Privilegien sind Dinge, von denen die meisten Menschen auf der Erde nur träumen können. Auch die ständige Verfügbarkeit von Verhütungsmitteln ist eines dieser Privilegien. Wir sollten deshalb aber die ganz banale Tatsache nicht vergessen, dass Kinder eben Geld kosten. Und das war schon so, bevor die Medien solche Themen aufgreifen konnten: Weil es da noch gar keine Medien gab. Meine Urgrosseltern haben ohne all diese Hilfen noch 12 Kinder grossgezogen, meine Grosseltern 6. Die Einstellung "ICH will Kinder, aber jemand anderer soll dafür löhnen" ist eine Unsitte, die wir unisono beklagen, wenn sie in den Nachmittags-Talkshows des Privatfernsehens von 16-jährigen schul- und arbeits-unlustigen Jung-Müttern geäussert wird. Warum sollte man sie gut finden, wenn der Fragesteller doppelt so alt und männlich ist?

Und wer die Fahne hochhält, dass einem Kind nichts besseres passieren könnte als in seinen ersten Lebensjahren ausschliesslich und rund um die Uhr von einem leiblichen Elternteil betreut zu werden, sollte vielleicht einmal über den deutschen Gartenzaun schauen: http://www.spiegel.de/panorama/leute/0,1518,471046,00.html

Just my 2 cents
Martin

When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.

AntwortZitat
Geschrieben : 12.03.2007 11:57
(@hamburger jung)

... und um meine Ausführungen n och zu erweitern:

Wenn Exen sich darauf berufen, dass sie der Kinder wegen nicht arbeiten könnten und die Allgemeinheit oder andere (im Einzelfall der Ex- Mann) für sie da sein sollten, schreit das ganze Forum lauthals auf, da kann man wohl jetzt nicht die These aufstellen, dass wir wieder mehr füreinander einstehen sollten, jedenfalls nicht diesbezüglich...

Ein soziales Netz ist sicherlich sinnvoll, wenn jemand unverschuldet in Not gerät, aber dieses als Auffangeinrichtung für Familien mit unkontrollierter Familienplanung zu mißbrauchen finde ich ebenso anstössig wie lebenslange Unterhaltsverpflichtung dem/der Ex gegenüber.

Und das es ohne Kinder keine Zukunft gibt, ist auf der einen Seite richtig, aber nur, wenn eben diese Kinder eine Zukunft haben, und die Grundlage dieser wird ihnen in den von Dir Deep angeführten Familien oft (und ich meine nicht die finanzielle!) von Haus aus vorenthalten.

AntwortZitat
Geschrieben : 12.03.2007 12:23
82Marco
(@82marco)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Servus @all!
Brille007 schrieb:

Kaum jemand geht es so gut wie uns. Kinder- und Elterngeld, ein gesetzlich verbriefter Anspruch auf Bildung, ein Verbot von Kinderarbeit, ein soziales Netz mit ganz engen Maschen...

...und das ist der Punkt, das Sozialenetz soll auffangen und nicht der Grundstein für eine "Familienplanung" sein.

HH Jung schrieb schon an anderer Stelle, dass die Eigenverantwortung der Eltern gefragt ist und zu dieser gehört nun mal auch die wirtschaftliche Grundversorgung der Familie. Ist diese nicht gegeben, muss ich mir überlegen, ob und wie ICH diese gewärleisten kann. Wenn die Frage "ob" von Haus aus mit nein beantworten wird, finde ich, sollte das Thema Familienplanung solange ruhen, bis ICH die Frage "ob" mit ja beantworten kann.

Grüße ausm Süden
Marco

Mit einem Lächeln zeigst Du auch Zähne!
________________________________________
Ob ein Vorhaben gelingt, erfährst Du nicht durch Nachdenken sondern durch Handeln!

AntwortZitat
Geschrieben : 12.03.2007 12:27
 elwu
(@elwu)

Ausgangspunkt war die Aussage: "Ich habe 2 Kinder aus einer ersten Ehe, jetzt bekomme ich ein weiteres aus einer neuen Beziehung - kann ich meine finanzielle Verantwortung für die ersten beiden Kinder jetzt erst mal aussetzen, um mich um das neue zu kümmern?" Und das ist in meinen Augen ein absolutes No-Go.

Aussetzen geht natürlich nicht, aber reduzieren. Und das ist völlig legitim. Das neue Kind muss ja auch versorgt werden.

In diesem Forum geht es um die Wichtigkeit von Kindern, um die Bedeutung des Vater-Seins. Und da erlaube ich mir die Frage: Erlischt die (auch wirtschaftliche) Verantwortung für die Kinder aus früheren Beziehungen, sobald weitere Kinder hinzukommen? Sind die älteren Kinder denn jetzt plötzlich weniger "wert", nur weil ich ihre Mutter nicht mehr leiden kann?

Siehe oben.

Meine Urgrosseltern haben ohne all diese Hilfen noch 12 Kinder grossgezogen, meine Grosseltern 6.

Dir ist aber schon aufgefallen dass die Welt heute eine ganz andere ist als vor zwei oder drei Generationen?

Und wer die Fahne hochhält, dass einem Kind nichts besseres passieren könnte als in seinen ersten Lebensjahren ausschliesslich und rund um die Uhr von einem leiblichen Elternteil betreut zu werden

So ein Unfug wird doch nur noch von ewig Gestrigen vertreten. Und von Femis, die für die Frauen völlige Wahlfreiheit fordern, ob die nun lieber  ihre Kiddies betreuen oder arbeiten wollen.

cya,

elwu

AntwortZitat
Geschrieben : 12.03.2007 13:06
(@skorpion)
Nicht wegzudenken Registriert

Ein soziales Netz ist sicherlich sinnvoll, wenn jemand unverschuldet in Not gerät, aber dieses als Auffangeinrichtung für Familien mit unkontrollierter Familienplanung zu mißbrauchen (...)

Das ist übelster Sozialdarwinismus mit einer Prise populistischer Polemik. Es wird der Eindruck erweckt, daß a) Kinder armer Eltern und b) deren Eltern selbst von staatlicher Unterstützung gut leben könnten und c) dieses Geld den Einzahlern fehle. Das ist alles Blödsinn.

Kinder sind selbst nach kapitalistischen Kriterien ein Gewinn für die Gesellschaft, egal ob die Eltern allein oder mit gesellschaftlicher Hilfe deren Existenzminimum abdecken. Jedes Kind bringt also dem Staat bares Geld ein.

Auch wenn das nicht so wäre: Das lustige Kapitalismus-Spiel sollte den Erwachsenen vorbehalten bleiben, bei Kindern, die Keim, Zukunft und Hoffnung der Gesellschaft sind, auf die finanzielle Situation der Eltern in ihrer fruchtbaren Phase abzustellen, ist mE grundfalsch. Kinder sind auch, aber nicht nur Privatvergnügen ihrer Eltern.

Das amerikanische Märchen vom Verdienst nach Fähigkeit und Leistung glaubt doch sowieso kein Schwein mehr - Glück, Beziehungen, Herkunft, momentane Marktlage (global, national, regional) und weiß der Kuckuck was noch alles spielt in den Verdienst mit hinein, und die Leute, die durch Zufall gut verdienen, brauchen sich nicht erdreisten, das allein auf ihre Fähigkeiten zurückzuführen und dem Rest eine Familienplanung aufgrund deren Status im kapitalistischen Arbeitsleben aufzuoktruieren.

Und wer hier ernsthaft der Meinung ist, bei den Eltern, die staatliche Transferleistungen benötigen, handele es sich zumindest überwiegend um faule minderbemittelte fortpflanzungsunwürdige Parasiten, dem sei gesagt, daß der Genuß von Transferleistungen an Maßgaben gebunden ist, die ein Leben oberhalb des Existenzminimums ausschließen. Der Profit der Eltern ist also ein Lebenshaltungsniveau, das von großen Teilen der Gesellschaft als "zum leben zuwenig und zum sterben zuviel" angesehen wird.

Das Mittel der Wahl sollte der skandinavische Weg sein: Sozialismus für die Kinder, soziale Marktwirtschaft für die Erwachsenen.

AntwortZitat
Geschrieben : 12.03.2007 13:08
 Xe
(@_xe_)
Registriert

Ausgangspunkt war die Aussage: "Ich habe 2 Kinder aus einer ersten Ehe, jetzt bekomme ich ein weiteres aus einer neuen Beziehung - kann ich meine finanzielle Verantwortung für die ersten beiden Kinder jetzt erst mal aussetzen, um mich um das neue zu kümmern?" Und das ist in meinen Augen ein absolutes No-Go. In diesem Forum geht es um die Wichtigkeit von Kindern, um die Bedeutung des Vater-Seins. Und da erlaube ich mir die Frage: Erlischt die (auch wirtschaftliche) Verantwortung für die Kinder aus früheren Beziehungen, sobald weitere Kinder hinzukommen? Sind die älteren Kinder denn jetzt plötzlich weniger "wert", nur weil ich ihre Mutter nicht mehr leiden kann?

Korrekt. Aber, und das wird immer stärker auch von den Familiengerichten negiert, sollte die vorhandene Menge an finanzieller Zuwendung gerecht verteilt werden (dieser Teil geht ja ausschließlich um den finanziellen Aspekt). Dinge wie "das hätte man eher überlegen sollen" sind insofern gefährlich, als dass man meiner Meinung nach ungeplante Kinder nicht verhungern lassen kann (vom Nachweis der "Ungeplantheit" mal ganz abgesehen), und Kinder aus erster Ehe auch wiederum nicht bevorzugt werden können, da die Grenze des "Bevölkerungserhaltes" bereits unterschritten wurde.

Im Endeffekt ist bereits dieser Thementeil des Familienlebens und des Familienrechtes sowie des Sozialrechtes derart komplex, dass ein Politiker, der sich mit einem winzigen Bruchstück hinstellt und dran rumschraubt, indem eine Sichtweise, eine Interpretation dieses Komplexes als glücklichmachende ultimative Weisheit dargeboten wird, bei mir als unglaubwürdig komplett durchfällt. Leider bekommt immer eine dieser Personen meine Stimme mit über das Listenwahlrecht.

Auch Aussagen, die mit "der Staat muss..." oder "die Allgemeinheit sollte..." anfangen, mag ich nicht einfach kopfnickend unterschreiben: Täglich echauffieren wir uns hier - zu Recht! - darüber, dass und wie der Staat sich in Form der Familiengerichtsbarkeit in Angelegenheiten einmischt, die eigentlich von vernünftigen Eltern einvernehmlich geklärt werden müssten. Wollen wir nur noch nach dem Staat kreischen, wenn es sich finanziell für uns auszahlt?

Wo will man die Grenze ziehen, insbesondere in einem Bereich, der nicht klar definierbar ist?
Beispielsweise sind nicht alle Arbeitslosen Schmarotzer, nicht alle Alleinerziehenden Parasiten, nicht alle Unterhaltsempfänger arbeitsunwillig. Aber: es gibt eben auch die arbeitsunwilligen, parasitären Schmarotzer. Niemand kann sagen, wie hoch oder niedrig der Anteil dieser Personen ist, denn die meisten Meinungen, die über den persönlichen Erfahrungsbereich hinausgehen, stammen aus Statistiken (die wiederum eine unglaublich hohe Diffusität ausweisen), oder aber aus Kampagnen vopn Schröder et.al. aus der Bild, die dann gerne auch von "seriösen" Medien aufgegriffen werden. Wenn dann aber ein Bekannter, Freund oder der Nachbar um die Ecke von neuen Gesetzesregelungen, die besagten Personenkreis in Arbeit bringen sollen, getroffen werden, empfinden wir das als ungerecht.

Eine Lösung habe ich auch nicht anzubieten, denn allwissend bin ich zum Glück nicht. Ein gerechtes System würde vor allem aber ohne den Ballast der menschlichen Eigenschaft, sich auf Kosten anderer erhöhen zu wollen auskommen müssen, sprich, die, die nicht wollen, zu Recht dadurch bestrafen, dass sie nur knapp das lebensnotwendige haben, und die, die unverschuldet nicht können, zumindest soweit zu stützen, dass ein menschenwürdiges Leben möglich ist. Ohne Telepathie ist das wohl kaum möglich.

@Skorpion

Das amerikanische Märchen vom Verdienst nach Fähigkeit und Leistung glaubt doch sowieso kein Schwein mehr - Glück, Beziehungen, Herkunft, momentane Marktlage (global, national, regional) und weiß der Kuckuck was noch alles spielt in den Verdienst mit hinein, und die Leute, die durch Zufall gut verdienen, brauchen sich nicht erdreisten, das allein auf ihre Fähigkeiten zurückzuführen und dem Rest eine Familienplanung aufgrund deren Status im kapitalistischen Arbeitsleben aufzuoktruieren.

Nicht ganz. Warum habe ich in Österreich einen weit schnelleren Aufstieg als in Norddeutschland? Meine Fähigkeiten haben sich nicht wesentlich verstärkt. Aber es gibt einen besseren Markt hier, auf dem ich meine Arbeitsleistung verkaufen kann (und das tut jeder von uns). Kontakte hier habe ich erst aufgebaut, meine Herkunft steht mir zumindest nicht im Weg, und meine Funktion hier ist eben kein Zufall, sonst wären die Programmierer und Projektmanager nicht Leute, die die Ausbildung mitbringen, sondern vom örtlichen AMS geschickt.

Gruß, Xe

AntwortZitat
Geschrieben : 12.03.2007 13:35




(@brille007)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Moin elwu,

Aussetzen geht natürlich nicht, aber reduzieren. Und das ist völlig legitim. Das neue Kind muss ja auch versorgt werden.

Von Reduktion war nicht die Rede, sondern sinngemäss von "Ich, der Unterhaltspflichtige, will jetzt in Elternzeit gehen. Und von den dann reduzierten Bezügen kann ich dann erst einmal keinen KU mehr leisten, das soll dann mal die Allgemeinheit tun". Und das ist für mich ein No-Go.

Dass von einem Einkommen pro Kopf weniger übrig bleibt, wenn ein Kind dazukommt, ist keine Frage; das ist auch in "normalen" Familien so. Aber einfach die eigenen Zahlungen für vorhandene Kinder aussetzen mit der Begründung "ich will jetzt mal für mein Neu-Kind zuhause bleiben?" Ich denke, es gibt eine Art "Forums-Meinung" über Exen, die so denken. Sie sollte nicht auf Frauen beschränkt sein...

Dir ist aber schon aufgefallen dass die Welt heute eine ganz andere ist als vor zwei oder drei Generationen?

Ja, damals gab es unter anderem die "Mehr-Generationen"-Familie, in der beispielsweise Grosseltern oder ältere Geschwister noch eine erzieherische und betreuende Rolle spielten. Es gab nicht die Tendenz, Unangenehmes an andere oder an die Allgemeinheit zu delegieren. Und es gab nicht den Wahn, dass Kinder 24 Stunden am Tag von leiblichen Eltern betreut werden müssten unter der (falschen) Annahme, dass den Eltern das Maximal-Wissen und -Können in Sachen Kinderbetreuung quasi mit der Schwangerschaft automatisch zugeflogen sei. Ich selbst bin als eines von 6 Kindern aufgewachsen. Meine Eltern haben beide gearbeitet, denn ausser Kindergeld gab es keine staatlichen Hilfen. Aber es gab Grossmütter und Freunde und die - selbstverständliche - Verpflichtung, dass die Kinder im Haushalt mithelfen. Vor allem aber gab es nicht die Dauer-Angst, dass uns etwas passieren könnte, wenn Papa und Mama mal nicht in direkter Reichweite waren. Eine recht treffende Beschreibung dieser Form von Kindheit findet sich hier:

http://www.ioff.de/archive/index.php/t-191092.html

Das Einzige, was ich bis heute nicht verstehe: Warum eine Generation, die so frei aufgewachsen ist, teilweise zu einer Hosenscheisser-Generation mutierte, die allen Ernstes glaubt, ihre Kinder würden auf der Stelle tot umfallen, wenn sich nicht ausschliesslich Papa und Mama um sie kümmern und der Steuerzahler das teilweise oder sogar ganz finanziert.

Grüssles
Martin

When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.

AntwortZitat
Geschrieben : 12.03.2007 13:40
(@hamburger jung)

@skorpion:

Und wer hier ernsthaft der Meinung ist, bei den Eltern, die staatliche Transferleistungen benötigen, handele es sich zumindest überwiegend um faule minderbemittelte fortpflanzungsunwürdige Parasiten

Das ist Polemik, und das habe ich mit keinem Wort gesagt, aber wie Marco schon schrieb:

das Sozialenetz soll auffangen und nicht der Grundstein für eine "Familienplanung" sein.

Ich gebe brille recht, dass man aufgrund eines neuen Kindes nicht die älteren Kinder finanziell sich selbst überlassen kann, bzw. der Allgemeinheit. Alle wollen selbstbestimmt und unabhängig leben, aber wenn es darum geht, Verantwortung und Weitsicht an den Tag zu legen, dann sind andere - und wenn es der Staat ist- doch wieder gut genug.

Du willst mir also erzählen, dass 5 Millionen Arbeitslose alle unverschuldet und weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren keiner Erwerbstätigkeit nachgehen? Das glaubst Du doch wohl selber nicht. Es gibt sicherlich zuhauf solche Fälle,
aber längst nicht alle.

Natürlich reicht das Geld das man über Hartz4 bekommt wenn überhaupt gerade eben so, aber wenn ich meine Kosten, die ich durch meinen Beruf habe (Fahrtkosten, in einem Jahr Kinderbetreuungskosten) dann bleibt mir auch nicht mehr. Und es geht nur, weil wir beide arbeiten. (Bevor Du mir jetzt meine Elternzeit um die Ohren haust: In einem Jahr wird es so sein.)

Ich bin der letzte, der jemandem Hilfe verweigert, dass entspricht nicht meinem Naturell, aber wir sind in diesem Land momentan nunmal nicht in einer Situation, in der wir auch mal Fünfe gerade sein lassen können und Leute mit durchfüttern können, die eigentlich arbeiten könnten.

Auch ich habe mich eine Zeitlang mit Gelegenheitsjobs und Arbeit, die mir zuwider war durchgeschlagen, und warum sollten das Andere nicht auch können? Deutsche sind sich oft nämlich auch zu fein gewisse Dinge anzunehmen, dafür befinden sie sich dann für "überqualifiziert".

AntwortZitat
Geschrieben : 12.03.2007 14:16
(@skorpion)
Nicht wegzudenken Registriert

@Skorpion
Nicht ganz. Warum habe ich in Österreich einen weit schnelleren Aufstieg als in Norddeutschland?

Du hast es dir doch selbst beantwortet. Österreich hat einen Bedarf, den es so in D nicht gibt, davon profitierst (nicht nur) du. Für andere Berufsfelder gibt es einen solchen Bedarf nicht, sind diejenigen, die einen solchen Beruf erlernt haben, jetzt unfähiger als du? Und die, die ausgelernt haben, wenn auch in AUT der Bedarf gedeckt und D immernoch übersättigt ist, sind die unfähig? Und das Verlassen einer Gesellschaft jetzt als Beispiel zu bemühen, daß die Gesellschaft dich deinen Fähigkeiten entsprechend entlohnt? Nicht für jeden Beruf gibt es ein Nachbarland, das die in D gerade nicht gebrauchten haben will und gut bezahlt. Es kann auch nicht richtig sein, die Kinder über tausende Kilometer im Schlepptau seiner Berufschancen mitzuschleifen, wenn man sie dort nicht längerfristig integriert kriegt. Wenn beide ET dort etwas halbwegs festes kriegen, meintwegen, aber mit Kindern im Zickzack durch Europa, der Arbeit hinterher - nein. AUT und zT SUI haben zudem noch den Sonderstatus, deutsche Länder zu sein. Wärst du auch in die Ukraine gegangen, mit Kindern?

AntwortZitat
Geschrieben : 12.03.2007 14:28
(@skorpion)
Nicht wegzudenken Registriert

Du willst mir also erzählen, dass 5 Millionen Arbeitslose alle unverschuldet und weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren keiner Erwerbstätigkeit nachgehen?

Die meisten davon. Und ich behaupte dasselbe auch für viele Geringverdiener. Entindustrialisierung, Wende, Zeitarbeit, Kurzarbeit, .com-Blase, Biotech-Blase, der Zusammenbruch des Baugewerbes, die Veränderungen im öD etc pp. Das konnten die Betreffenden zum Zeitpunkt ihrer Berufswahl alles nicht riechen, und nicht jedem ist es möglich gewesen, irgendwo anders aufzuspringen, als sein Schiff sank. Und die dürfen jetzt alle keine Kinder kriegen, oder erst, wenn sie wieder gut verdienen? Verkäufer etc dürften danach generell keine Kinder haben, deren Netto heißt im FamR SB. Alles Unfähige und Faule?

Auch ich habe mich eine Zeitlang mit Gelegenheitsjobs und Arbeit, die mir zuwider war durchgeschlagen, und warum sollten das Andere nicht auch können? Deutsche sind sich oft nämlich auch zu fein gewisse Dinge anzunehmen, dafür befinden sie sich dann für "überqualifiziert".

Erstens sind die Jobs gerade für Ungelernte (oder Fachfremde) ziemlich mau geworden, und nicht jeder kann körperlich auf Werften oder bei Speditionen 12 Stunden malochen. Und von dem Geld kriegst du auch keine Kinder durch.

AntwortZitat
Geschrieben : 12.03.2007 14:42
(@skorpion)
Nicht wegzudenken Registriert

Dass von einem Einkommen pro Kopf weniger übrig bleibt, wenn ein Kind dazukommt, ist keine Frage; das ist auch in "normalen" Familien so. Aber einfach die eigenen Zahlungen für vorhandene Kinder aussetzen mit der Begründung "ich will jetzt mal für mein Neu-Kind zuhause bleiben?" Ich denke, es gibt eine Art "Forums-Meinung" über Exen, die so denken. Sie sollte nicht auf Frauen beschränkt sein...

Das Problem mit den "erziehenden Exen" sind die unverhältnismäßigen Betreuungsaltersgrenzen (bis die Pubertät anfängt, voll, und bis sie vorbei ist, mindestens halb). Ich hoffe mal nicht, daß hier viele etwas gegen Elternzeit im Kleinkindalter haben? (und füge als persönliche Meinung hinzu: Auch, wenn man diese mit dem Verdienst der Familie nicht voll finanziert kriegt)

AntwortZitat
Geschrieben : 12.03.2007 14:50
(@kruemel1)

Hi Zusammen,

das Thema Kinder und Geld bzw. Kosten für Kinder finde ich persönlich auch immer wieder spannend.
Hierbei steh es für mich ausser Frage das man sich sehr wohl schon vor der Entstehung überlegen sollte ob und wie das leistbar ist .

Mich ärgert aber viel mehr das man trotz Beschäftigung und Verdienst kaum über die Runden kommt, ich rede hierbei nicht über die Frage nehm ich jetzt den Goldtab oder spüle ich selbst ab, sondern vielmehr über die  Tatsache daß teilweise Eltern zu zweit arbeiten gehen und es trotzdem hinten und vorne grade mal so langt und zwar in Bezug darauf das dann nicht die Waschmaschine kaputt gehen darf oder das Auto ne Reparatur benötigt

Es ärgert mich auch das ich jetzt nicht mehr einen so hohen Verdienst erzielen kann wie zu meinen Singelzeiten, wo ich bald nicht wuste wohin mit dem Geld für mich alleine.

Jetzt als AE-Mutter geht vieles einfach nicht mehr, rein von der Betreuungszeit her gesehen und ich finde daß ist das traurige daran, man entscheidet sich für Kinder und kämpft dann täglich ums Überleben ( nein ich benötige keine Care-Pakete  :wink:)

Gleichzeitig erschreckt es mich auch wenn ich höre das in verschiedenen Städten mehr und mehr Tafeln aufmachen um Lebensmittel zu verteilen.
Ich möchte nichts gegen diese tollen Einrichtungen sagen finde es aber beschämend für unseren Staat und es macht mich traurig zu sehen wieviele Kinder mit in diesen Reihen stehen.

Grüsse Kruemel1

AntwortZitat
Geschrieben : 12.03.2007 21:07