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Merkels "Girls Camp"

 
 Uli
(@Uli)

Quelle

Deutschlands erste Kanzlerin

Ein Rollenmodell probt seine Rolle

Wahrscheinlich ist es die falsche Frage. Man kann aber trotzdem versuchen, sie zu beantworten: Was haben die Frauen in Deutschland davon, dass zum ersten Mal in der Geschichte des Landes, 87 Jahre nach Erringung des Frauenstimmrechtes und 56 Jahre nach der Verankerung der Gleichheit von Mann und Frau im Grundgesetz, eine Frau Bundeskanzlerin und damit nach Ansicht des Wall Street Journal die „derzeit mächtigste Politikerin“ der Welt wird?

Von Evelyn Roll

Es könnte deswegen die falsche Frage sein, weil Angela Merkel ihre bemerkenswerte politische Karriere nicht darauf aufgebaut hat, dass sie sich in ihren Eigenschaften als Frau, als Physikerin und als Ossi besonders für die Interessen und Belange von Frauen, Ossis und Physikern eingesetzt hat. Sie wird ja auch nicht Familienministerin der neuen Bundesregierung, nicht einmal Frauenbeauftragte. Angela Merkel wird Bundeskanzlerin, als solche ist sie auf das Gemeinwohl eingeschworen – und eben nicht auf die Förderung von Partikularinteressen.

Eine Gesellschaft, die Frauen wenig zutraut
Und trotzdem wird Angela Merkel, weil sie eine Frau ist, jetzt von allen Seiten noch einmal mit frauenpolitischen Erwartungen und Ratschlägen überzogen, in denen sich die große Verunsicherung einer Gesellschaft spiegelt, in der Frauen wenig zugetraut wird.

Grünen-Chefin Claudia Roth fordert: „Ich erwarte von einer Kanzlerin Merkel, dass sie ihr Frausein nicht versteckt. Sie muss Politik mit weiblicher Kompetenz betreiben und sich dafür einsetzen, dass Geschlechtergerechtigkeit endlich Realität wird.“

Die Vorsitzende der Frauenunion, Maria Böhmer, klagt: „Zwei der sieben unionsgeführten Ministerien in Frauenhand – das kann doch nicht das Ende der Fahnenstange sein.“ Und die Ministerinnen aus dem scheidenden rot-grünen Kabinett haben der zukünftigen Kanzlerin dringend geraten, jetzt Frauen-Seilschaften zu bilden.

Merkels "Girls-Camp"
Die aber hat sie schon längst. Sie selbst hat gar nicht viel dafür tun müssen. Die Verlegerinnen Friede Springer und Liz Mohn, die Filmproduzentin Regina Ziegler, die Rechtsanwältin Gräfin Pilati, die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer, die Unternehmerinnen Martine Dornier-Tiefenthaler, Ann Kathrin Bauknecht, die Journalistinnen Inga Giese und Patricia Riekel, die Schriftstellerin Freya Klier und viele andere haben in den letzten Jahren ein engmaschiges und tragfähiges Netzwerk für Angela Merkel gewebt. In jedem Bundesland agiert inzwischen mindestens eine mächtige oder einflussreiche Frau, die ihrerseits Merkel-Unternetzwerke hat, die noch einmal nach unten verzweigt sind.

Und dann ist da angeblich auch noch Merkels „Girls-Camp“. Angela Merkel hat, was die meisten Spitzen-Männer in der Politik auch haben: eine Büroleiterin (Beate Baumann) und eine Pressesprecherin (Eva Christiansen), die seit Jahren ihre engsten Vertrauten sind.

(Anm.: und diese Seilschaften machen mir Angst !!!)

Ein Girls-Camp wurde daraus, weil drei verschworene Frauen offenbar schon etwas Verdächtiges an sich haben. Weil es kein Rollenmodell und keinen fertigen Instrumentenkasten für weibliche Machtinszenierungen in diesem Land gibt. Und weil deswegen jeder sein Frauenbild auf die eine an der Spitze projiziert.

Hat Merkel Vorbilder?
Angela Merkel hat jetzt die Aufgabe und die Freiheit, dieses Rollenmodell selbst erfinden und liefern zu müssen. Kleine Mädchen werden jetzt zum ersten Mal eine Frau in den Nachrichten sehen, für die überall auf der Welt Soldaten salutieren und rote Teppiche ausgerollt werden. So ein Rollenmodell kann motivieren: An Universitäten, an denen der Professor für Physik eine Frau ist, entwickeln mehr Physik-Studentinnen Lust auf eine wissenschaftliche Karriere. Die Vorbildfunktion gilt daher neben der Quotenregelung als einzig messbar taugliches Instrument zur Frauenförderung.

Ob Merkel selber Vorbilder hat? Auf ihrem Schreibtisch steht ein Porträt von Katharina der Großen. Und an Hillary Clintons Biographie fand sie zweierlei bemerkenswert: Dass die amerikanische Nation so sehr Anteil nahm an der Frisurwerdung der Präsidentengattin und Senatorin. Und dann noch diesen eher komischen Satz: „Frauen sind wie Teebeutel. Du weißt nicht, wie stark sie sind, bis du sie ins heiße Wasser tauchst.“

[Editiert am 22/11/2005 von Uli]

Zitat
Geschrieben : 22.11.2005 13:50
 HaS
(@has)
Rege dabei Registriert

Die Clique um Frau Merkel war mir schon immer hochgradig unsympathisch.

AntwortZitat
Geschrieben : 22.11.2005 16:59
(@eskima)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Dazu ein TV-Tipp, heute 23 Uhr im Ersten:

Menschen bei Maischberger - Wir sind Kanzlerin! Ist die Macht nun weiblich?

http://www.daserste.de/maischberger/sendung_dyn~uid,idnke9ot1ax97ja8fnsbijv4~cm.asp

Renate Schmidt (61)

Die scheidende Bundesfamilienministerin ist überzeugt, dass Angela Merkel "an den patriarchalen Strukturen ihrer eigenen Partei" scheitern wird. "Männer neigen immer noch dazu, wichtige Dinge unter sich zu besprechen", kritisiert die bayerische SPD-Politikerin, der der Abschied vom Ministeramt nach eigenen Worten schwer fällt.

Margarete Mitscherlich (88)

Die legendäre Psychoanalytikerin und Bestsellerautorin zählt seit Jahrzehnten zu den kritischsten Beobachtern von Politik und Gesellschaft. Die Feministin freut sich, dass mit Angela Merkel eine Frau an der Spitze des Landes stehen wird, bedauert aber als bekennende Linke, dass die erste Kanzlerin aus der falschen Partei kommt.

Matthias Richling (52)

Im Umgang mit Politikern ist der Stuttgarter Kabarettist hart aber unterhaltsam. Seine Auftritte in dem ARD-Kabarettklassiker "Scheibenwischer" sind scharfzüngig, treffend und stets von ungeheurem Tempo getrieben. Ob Kanzler Schröder oder Kanzlerin Merkel – Matthias Richling hat sie längst perfekt parodiert. Über Angela Merkel sagt er: Ohne selbst griesgrämig zu werden, könne man sie nicht parodieren.

Esther Vilar (70)

Mit ihrem Bestseller "Der dressierte Mann", in dem sie die Frauen als Ausbeuterinnen der Männer darstellt, brachte Esther Vilar in den 70er Jahren nahezu die gesamte Emanzipationsbewegung gegen sich auf. Ihr erbittertes Wortgefecht mit Alice Schwarzer 1975 schrieb Fernsehgeschichte. "Die These, dass die Männer die Frauen unterdrücken, haben die Feministinnen den Männern nachgeplappert", sagt die streitbare Schriftstellerin und Theaterautorin heute.

Heinz Eggert (59)

Wie Angela Merkel wurde der aus Rostock stammende ehemalige Gemeindepfarrer Heinz Eggert 1990 CDU-Mitglied und machte nach der Wende eine steile politische Karriere. Er wurde zunächst Landrat, später sächsischer Innenminister und stellvertretender Bundesvorsitzender seiner Partei. Bis zu seinem Rücktritt 1995 galt er als einer der großen Hoffnungsträger der CDU im Osten.

Margarita Mathiopoulos (48)

Die Politikwissenschaftlerin und Unternehmerin gilt als Unterstützerin Angela Merkels. Die Tochter griechischer Journalisten studierte in Paris, Harvard, Stanford und Bonn. Die Karrierefrau und Erfolgsautorin sagt: "Niemand ist everybody's darling, schon gar nicht eine Frau, die es wagt, beruflich vorwärts zu kommen."

Urteile nie über einen Menschen, bevor du nicht sieben Meilen in seinen Schuhen gegangen bist - Indianische Lebensweisheit

AntwortZitat
Geschrieben : 22.11.2005 23:05
 Xe
(@_xe_)
Registriert

Moin...

hmmm... an sich ist es relativ egal, wer an der Macht ist, ob es jetzt halt Angela Merkel ist oder auch, wenn Gerhard Schröder dageblieben wäre. Das spiegelt sich auch in dem Bundeswahlergebnis wieder.

Denn die Probleme, die Deutschland hat, sind kurz davor, Deutschlands Rückgrat zu brechen, denn der Kurs ist wieder in die falsche, aber schon ewig vorexerzierte Richtung gesetzt, und das Riff ist schon in Sicht.
Die maßlose Überschuldung Deutschlands kann kaum noch behoben werden. Die ewigen Geschenke an die Wirtschaft ist ausschließlich in glänzenden Aktienkursen und Börsennotationen wiederzufinden, stattdessen werden trotz unglaublichen Gewinnen Angestellte "freigesetzt", also schlicht und ergreifend gefeuert. Und auch die Aufweichung der Kündigungsregelungen wird daran nichts ändern, eher in die andere Richtung. Stattdessen wird wieder mal auf Kosten der Kommunen und Landkreise gespart, die sowieso schon bis zum Anschlag verschuldet sind und das wiederum dann auch auf wichtigste Versorgungs- und Infrastrukturmaßnahmen umwälzen müssen, denn die Substanz ist längst angegriffen.

Ich dachte mal, das Geschlecht einer Person, die eine bestimmte Aufgabe bekommen hat, ist absolut unerheblich, solange sie für diese Position kompetent ist, in jeglicher Meinung. Das Hervorheben der Tatsache, daß Angela Merkel die erste Kanzlerin ist, ist für mich schlicht der Versuch, eine Gemeinsamkeit, eine Lobby aufzubauen, die dann dazu genutzt wird, die ureigenen Interessen zu vertreten. Nicht mehr, nicht weniger, und deswegen tut mir Frau Merkel auch ein wenig leid - sie hat den denkbar schlechtesten Start, den man sich vorstellen kann, verbunden mit aasgeierhaftem Umtanztwerden von Leuten, die ihre eigenen Vorstellungen von "Angie" haben, die bei Nichterfüllung zwangsläufig das große Über-Merkel-Herfallen auslösen werden, denn dann wird aus den künstlich erzeugten "Gemeinsamkeiten" schnell ein "Verratenwordensein".

Gruß, Xe

AntwortZitat
Geschrieben : 22.11.2005 23:50
DeepThought
(@deepthought)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Hehe, Xe, jetzt bin ich mal richtig böse: Wäre es nicht denkbar, dass die Auszählung der Wahlzettel ein Ergebnis liefert, dass eh keinen interessiert, Politik, Personen, Maßnahmen schon vorher fest gezurrt wurden?

Für mich sind Politiker inkompetente, egoistische (im Rahmen der ihnen gelassenen Möglichkeiten) Sklaven des Geldes. Und wir, die Sklaven zweiter Klasse werden ohnehin nur von vorn bis hinten belogen.

Um es mit Roosevelt zu sagen: „In der Politik geschieht nichts zufällig. Wenn etwas geschieht, kann man sicher sein, dass es auf diese Weise geplant war."

Oder wie der grüne Oskar so weise nachplapperte: „Die Frage ist doch ob wir eine neue Weltordnung durch Krieg oder durch einen friedlichen Prozess erreichen.“

Der soziale Frieden ist nicht nur bei uns massiv gestört, mal sehen was noch so kommt.

DeepThought

Der 15. Senat des OLG Celle befindet vatersein.de
in den Verfahren 15 UF 234/06 und 15 UF 235/06
als "professionell anmutend".
Meinen aufrichtigen Dank!

AntwortZitat
Geschrieben : 23.11.2005 00:01
(@eskima)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Für mich sind Politiker inkompetente, egoistische (im Rahmen der ihnen gelassenen Möglichkeiten) Sklaven des Geldes

Einen Punkt hast du vergessen, für mein Empfinden geht es hauptsächlich um Macht:

Die griffigste Formulierung zum Ende der rot-grünen Ära stammt von Joschka Fischer (Grüne). «Ich habe vor 20 Jahren meine Freiheit gegen die Macht getauscht - jetzt tausche ich Macht gegen Freiheit zurück.»

Quelle: http://de.news.yahoo.com/051109/336/4raxl.html

Ich empfinde viele Politiker als machtgoil, sie sonnen sich im Applaus und ziehen die Köpfe ein, wenn es Kritik gibt. Im persönlichen Gespräch strotzen sie vor Arroganz und Besserwisserei. Und Joschka dürfte soweit ausgesorgt haben, um reale Freiheit zu genießen ohne in ein, zwei Jahren auf ALG II angewiesen zu sein.

Asche auf mein Haupt.

eskima

Urteile nie über einen Menschen, bevor du nicht sieben Meilen in seinen Schuhen gegangen bist - Indianische Lebensweisheit

AntwortZitat
Geschrieben : 23.11.2005 01:09