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Richtig beobachtet - aber falsch gedeutet

 
(@brille007)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Ein Interessanter Beitrag über die schwindende Lust für Heirat und Familiengründung findet sind in der aktuellen >>>Online-Ausgabe<<< der Süddeutschen.

Speziell der Schlussatz:

Der Soziologe und Regierungsberater Hans Bertram vermutet, dass die meisten Männer und Frauen sich nicht aus Überzeugung gegen die Ehe entscheiden. Oft fehle gerade in den jüngeren Jahren die Sicherheit im Job. "Deshalb verhalten sie sich durchaus rational, wenn sie keine Kinder bekommen und keine festen Beziehungen eingehen", sagte Bertram.

hat nach meiner Meinung weniger mit fehlender Sicherheit im Job zu tun, sondern viel mehr mit fehlender Sicherheit in der Lebensplanung: Was immer speziell Männer sich für ihr Leben vornehmen (möglicherweise sogar inklusive Ehevertrag), kann durch die Launen unseres Familienrechtssystems ins genaue Gegenteil verkehrt werden. Warum soll man eine Familie gründen, wenn man nicht einmal weiss, ob man zum 5. Kindergeburtstag überhaupt noch eingeladen wird?

Ich kann jeden jungen Mann verstehen, der heute - möglicherweise in wenigstens ungefährer Kenntnis des deutschen Familienrechts - auf eine Familiengründung verzichtet nach dem Motto "Was ich nicht habe, kann man mir auch nicht wegnehmen."

Just my 2 cents
Martin

When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.

Zitat
Themenstarter Geschrieben : 04.04.2010 17:05
Lausebackesmama
(@lausebackesmama)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Hi Martin,

ich kenne keinen Mann, der noch keine Scheidung resp. Trennung mit Kind hinter sich hat, der sich über das Thema Familienrecht auch nur einen Gedanken gemacht hat.

Mit diesen Themen ist es bis zum Tag X doch meist so: "Sowas passiert den Anderen, aber nicht mir."

LG LBM mit ihren paar Cent..

‎"Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern es ist die Entscheidung,
dass etwas anderes wichtiger ist als die Angst."

AntwortZitat
Geschrieben : 04.04.2010 17:07
(@brille007)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Hi LBM,

ich kenne keinen Mann, der noch keine Scheidung resp. Trennung mit Kind hinter sich hat, der sich über das Thema Familienrecht auch nur einen Gedanken gemacht hat.

Mit diesen Themen ist es bis zum Tag X doch meist so: "Sowas passiert den Anderen, aber nicht mir."

mit "Gedanken machen" meine ich nicht unbedingt das aktive Übertragen einer solchen Situation auf das eigene Leben. Aber die mediale Präsenz des Themas ist durchaus beachtlich; darüber hinaus hat fast jeder einen Freund oder Arbeitskollegen, der immer wieder von seinen Kindern erzählt, die er nur unregelmässig oder gar nicht mehr sieht.

(Noch) nicht aktiv Betroffene glauben vermutlich gar nicht so in erster Linie, dass sie selbst lebenslang von Trennung oder Scheidung verschont bleiben würden; Autounfälle oder Krankheiten liegen schliesslich auch im Bereich des Möglichen. Der Irrtum liegt eher darin, dass sie an "Gerechtigkeit" glauben oder daran, dass der Partner, den sie gut zu kennen glauben, sich in einer solchen Situation schon fair verhalten und nur im Interesse der gemeinsamen Kinder handeln würde - DAS ist die grosse Unbekannte, die den meisten Betroffenen zu schaffen macht, wenn der Tag X eintritt.

Grüssles
Martin

When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 04.04.2010 17:40
(@neuezeit)
Nicht wegzudenken Registriert

Hallo,

ich persönlich schließe mich da eher LBM´s Ansicht an.

1. habe ich meine Gedanken von früher noch halbwegs in Erinnerung "Familie nur mit gesichertem Job" (gut, ist´n paar Tage her)

2. das passiert mir/uns nicht

3. obwohl selbst Scheidungskind und ein/zwei Trennungen im Umfeld mitbekommen hatte ich mir wg. 2. da keine Gedanken gemacht.

Ich kann mir auch kaum vorstellen, dass die heute ca. 20jährigen sagen "schau Dir mal das Famrecht an, das kann ja blöd laufen, ich lass das mal lieber mit ner Heirat/Kindern". Gut, ich habe jetzt noch keine Befragung durchgeführt, das ist insofern mein Bauchgefühl.

neuezeit

So ist das Leben

AntwortZitat
Geschrieben : 04.04.2010 17:59
(@brille007)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Moin,

ich denke, es gibt einen sehr deutlich sichtbaren Ansatz: Die signifikante Zunahme nichtehelicher Lebensgemeinschaften mit Kind. Ich vermute den Grund in der Annahme, mit einer solchen, eher "unverbindlichen" Lösung im Fall des Falles auch die Folgen (Unterhalt) möglichst klein zu halten. Dass das nicht der Fall ist, sondern im Gegenteil neben unvermuteter BU-Pflicht noch weitere Probleme aufwerfen kann (beispielsweise in Sachen Sorgerecht), erfahren viele Betroffene zu spät.

Ich habe trotzdem den Eindruck, dass die Verantwortlichen unseres Staates mit diesem Unwissen (noch) gut leben können. Zumindest so lange, bis Ursachen und Auswirkungen in einem nicht mehr zu leugnenden Zusammenhang stehen.

Grüssles
Martin

When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 04.04.2010 18:18
(@oldie)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Hmm

Warum zerbrechen sich diese Leute sofort den Kopf über Ehe, Familie, Sicherheit im Job und all den Kram, nur weil ein parr Kinder zuwenig in D. geboren werden? Schaut man auf das Auseinanderleben der alten Familieform, von Freunschaften - welche durch den allgemeinen gesellschaftlichen Zwang auf jederzeitige Verfügbarkeit, an "jedem Ort der Welt" und ohne Rücksicht auf Bindungen, vollen Einsatz - so fällt mir es leicht, andere Gründe zu finden. Solange DSDS und all der Sch... egoistischen Geltungsbedürfnisses jeden Abend über den Bildschirm flackert (selbst die ach so harmlosen Soap-Serien haben keinen anderen Inhalt ausser Hauen und Stechen) und bestimmte Bilder (vom Leben) ununterbrochen in die Köpfe hämmert - mich wundert es nicht. Erst die Ausbildung, dann die Karriere, dann Geld verdienen, Häusle bauen - ups, war da noch was?

Gruss oldie

Wenige sind das, was sie vorgeben zu sein.
Und wenn ich es mir recht überlege - niemand.

AntwortZitat
Geschrieben : 04.04.2010 23:47
 elwu
(@elwu)

Ich kann jeden jungen Mann verstehen, der heute - möglicherweise in wenigstens ungefährer Kenntnis des deutschen Familienrechts - auf eine Familiengründung verzichtet nach dem Motto "Was ich nicht habe, kann man mir auch nicht wegnehmen."

Hallo,

Ich weiß nicht wie sich das anderswo darstellt, aber in meinem persönlichen Umfeld wächst eine Generation sehr gut ausgebildeter, sehr selbstsicherer, unabhängiger und den meisten Jungs der Alters- und Sozialkohorte in praktisch allen relevanten Aspekten unendlich überlegener junger Frauen heran. Ich höre etwa Mädels im engen persönlichen Umfeld, um 16, 17 Jahre, fast alle durch Trennung/ Scheidung der Eltern (mit extrem unterschiedlichen Abläufen) sehr traumatisiert, fast ausschließlich Ansagen wie: warum sollte ich mal einen Mann, geschweige denn Kinder haben. Der Kerl verlässt mich doch eh irgendwann. Oder wird arbeitslos und dann muss ich für ihn zahlen. Oderoder.

Partner, Familie, Kinder gar werden von den Mädchen als Last angesehen, nicht als Bereicherung. Während bei Jungs recht oft das erklärte Lebensziel auch heute noch mit beinhaltet, eine Familie zu gründen. Von dieser kleinen persönlichen Stichprobe kann ich deine These bzgl. Jungs nicht bestätigen. Nicht mehr - früher nahm ich genau dasselbe an. Heute sehe ich eher bei den Mädchen eine emotionalle und materielle Ratio-Ökonomie, die sie zumindest derzeit von Gedanken an Familie weiten Abstand nehmen lässt. Ob sich das dann beim Erwachsenwerden bestätigt, bleibt abzuwarten.

/elwu

AntwortZitat
Geschrieben : 05.04.2010 13:38
Lausebackesmama
(@lausebackesmama)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Hallo Elwu,

Partner, Familie, Kinder gar werden von den Mädchen als Last angesehen, nicht als Bereicherung.

In dem von Dir zitierten Alter hatte ich noch die Idealvorstellung, alles kombinieren zu können. Und zwar als klassische zwei Elternteile-Familie mit 2 Kindern, inkl. eigener Erwerbstätigkeit, vielleicht nur mit 3/4 Stelle, damit mehr Zeit für die Familie bleibt.

Mein eigenes Resultat ist wie Du weißt, ein Anderes. Mit dem Wissen von heute, inkl. um das meiner eigenen Dämlichkeit bei der Partnerwahl, würde ich keine Familie mehr gründen. Ich lebe jetzt genau so, wie die Mädels das argwöhnen. Erstrebenswert ist das nicht. Jedenfalls für mich. Ich gebe ehrlich zu, dass ich mich nach der Zeit sehne, in der ich nur noch für mich Verantwortung trage und nicht bei jeder Entscheidung in meinem Leben kalkulieren muss, dass das Netz für meinen Sohn keinen doppelten Boden hat.

In dieser Art Leben, das diese Mädels nicht wollen, kannst Du auf keiner Ebene 100% geben. Weder für das Fragment Familie, noch für den Beruf. Und umso höher Du versuchst die Prozente zu pushen, desto mehr bleibst Du selbst auf der Strecke oder schämst Dich für jeden Egoismus.

LBM

‎"Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern es ist die Entscheidung,
dass etwas anderes wichtiger ist als die Angst."

AntwortZitat
Geschrieben : 05.04.2010 13:48
 elwu
(@elwu)

In dieser Art Leben, das diese Mädels nicht wollen, kannst Du auf keiner Ebene 100% geben. Weder für das Fragment Familie, noch für den Beruf. Und umso höher Du versuchst die Prozente zu pushen, desto mehr bleibst Du selbst auf der Strecke oder schämst Dich für jeden Egoismus.

Hallo,

ja, danke auch mal wieder den 68ern und natürlich der sogenannten Emanzipation. Für die Generationen unserer Kids und danach fürchte ich ein bisher ungekanntes Hauen und Stechen um Positionen und Rollen im Leben- beruflich, privat, sexuell, familiär... Ich möchte heute kein junger Mensch in diesem Land sein. Vor allem kein Junge.

/elwu

AntwortZitat
Geschrieben : 05.04.2010 20:21