Evas antifeministisches Manifest
Von Eva Lodde
Die Emanzipation ist gescheitert. Frauen sind keine richtigen Frauen mehr, Männer wenden sich frustriert vom Familienleben ab: Im Magazin "Cicero" rechnet "Tagesschau"-Moderatorin Eva Herman scharf mit der Frauenbewegung ab.
Berlin - Eva Herman ist das, was man eine Karrierefrau nennt: Sie ist Sprecherin der "Tagesschau", moderiert eine Talkshow im NDR-Fernsehen und hat mehrere Bücher geschrieben. Darunter "Vom Glück des Stillens" und "Mein Kind schläft durch" - denn Eva Herman ist auch Mutter. Sie hat viel erreicht. Aber nach einem Artikel, der morgen im Politikmagazin "Cicero" erscheint und SPIEGEL ONLINE vorliegt, empfindet sie all das als eine Last - aufgedrückt von den deutschen Emanzen.
Ihr Fazit nach einem halben Jahrhundert Feminismus: Die Frauen "sind im beruflichen Kampf gegen die Männer am Ende ihrer Kräfte und Ressourcen angelangt. Sie sind ausgelaugt, müde und haben wegen ihrer permanenten Überforderung nicht selten suizidale Fantasien." Die Folgen sind für die Journalistin eindeutig: Wenn diese berufstätigen Frauen überhaupt Kinder bekommen, dann verwahrlosen sie. "Bei beinahe der Hälfte aller Kinder in Deutschland werden anlässlich der vorschulischen Untersuchungen wegen fehlender Bemutterung deutliche Defizite wie motorische oder sprachliche Störungen, kognitive Enwicklungsbarrieren und verhaltensauffälliges Benehmen festgestellt."
Eine intakte Familie kann nach ihrer These mit einer Karrierefrau nicht gegründet werden. Aber keine aus diesem "Heer strukturell überforderter Frauen" will das zugeben. Bis auf Eva Herman.
Zurück zur klassischen Rollenaufteilung
Der Grund der deutschen Kinderlosigkeit ist in ihrem Artikel "Die Emanzipation - ein Irrtum?" daher schnell gefunden. Es sind nicht die fehlenden Kindertagesstätten oder die noch weit verbreitete Machokultur in den oberen Firmenetagen. Nein, diese angeblichen Systemfehler lässt sie nicht gelten. Es sind die Frauen selbst, geleitet von "Selbstgefälligkeit und Eitelkeit", "im dünkelhaften Glauben an unsere nahezu übernatürlichen Kräfte, in Selbstüberschätzung und unreflektierter Emanzipationsgläubigkeit".
Für diese Frauen sei Fortpflanzung "Option, keine Selbstverständlichkeit". Dass Frauen sich in den Führungsetagen bislang kaum durchsetzen konnten, ist für Eva Herman kein Zustand der zu verändern ist, sondern eine Bestätigung dafür, dass die Talente der Frau ganz woanders liegen.
Der Platz der Frau sei zu Hause. "Es ist die Frau, die in der Wahrnehmung ihres Schöpfungsauftrages die Familie zusammenhalten kann", argumentiert Herman christlich. Als Pendant zum Manne sei sie "der empfindsamere, mitfühlende, reinere und mütterliche Teil". Nicht der heutige Versuch der Gleichberechtigung, sondern die klassische Rollenaufteilung hätte in unserer Gesellschaft über Jahrhunderte funktioniert. "Wenn sie aber eingehalten wird, so hat das in aller Regel dauerhafte Harmonie und Frieden in den Familien zur Folge."
Heute sei das aber eine "verlorene Welt". "Seit einigen Jahrzehnten verstoßen wir Frauen zunehmend gegen jene Gesetze, die das Überleben unserer menschlichen Spezies einst gesichert haben", schreibt Herman. "Warum versklaven sich Frauen, nur, um ihre Kinder los zu werden?"
Allerdings räumt sie ein, dass das Hausfrauen- und Mutterdasein nicht die einzige Erfüllung sein muss: "Es ist selbstverständlich, dass Frauen etwas lernen, dass sie sich weiterbilden und Aufgaben auch außerhalb der Familie übernehmen, wenn sie das Talent dafür haben. Doch all das sollte in Maßen geschehen." Ob sie nach diesen Erkenntnissen nun selbst ihr Engagement im Beruf für ihr Kind zurückschrauben will, schreibt sie nicht.
"Der Wunsch nach starker Männlichkeit"
Mit der traditionellen Aufteilung "Frau-Kinder, Mann-Arbeit" glaubt Eva Herman auch, den Mann wieder für eine Familie gewinnen zu können. Das sei schließlich seine Rolle: "Der Mann steht in der Schöpfung als der aktive, kraftvolle, starke und beschützende Part..." Nun aber sei er vom weiblichen Karrierebewußtsein verunsichert. "Denn mit diesem Handeln, auch das ist nur logisch, lähmen wir jede starke Männlichkeit in unseren Partnern, die wir uns in der Tiefe unserer Seelen sehnlichst wieder herbeiwünschen."
Übernehmen aber beide Geschlechter die Versorgerrolle, wird "die Frau zur Konkurrentin des Mannes". Dann scheint keine normale Beziehung mehr möglich, dann "spürt er weder Bindung noch Verantwortung für sie".
Dass die heutigen Frauen den Idealen der "lila Latzhosen-Demos" gefolgt sind, war für Eva Herman von Anfang an zum Scheitern verurteilt. "Sie wussten damals schon nicht, was das Glück bedeutet, ein Baby zu bekommen, einen liebenden Mann an der Seite zu haben und - manchmal unter größten Mühen - etwas zu erschaffen, was man Familiensegen nennt." Die Emanzen von damals würden heute zu der ganzen Debatte schweigen - "schamvoll", wie sie schreibt. Denn sie trügen einen wesentlichen Anteil der Schuld an der grauen Zukunft Deutschlands.
So ist es nicht verwunderlich, wie Eva Herman den Lebensabend der Kinderlosen zeichnet: "Es wird in vielen Fällen eine Zeit des schmerzvollen Nachdenkens und der tiefen Reue werden."
------------------------------------------------------------
Eva, alles wird gut!
Von Daniel Haas
Der Feminismus, schreibt die ARD-Moderatorin Eva Herman in "Cicero", hat die Frauen, die Männer, die Familien, die ganze Nation fertiggemacht. Was sagt der XY-Chromosomenträger dazu? Mokkanäschen, komm heim!
Eva, es wird alles gut. Deine Message ist angekommen. Du willst, dass Frauen wieder Kinder kriegen und zu Hause bleiben. "Der Mann ging zur Jagd, später zur Arbeit und sorgte für den Lebensunterhalt der Familie, die Frau kümmerte sich um das Heim, den Herd, die Kinder." Mausi, ich bin dabei. Schon alleine, weil ich gerne deinen Job hätte, deine Moderatoren-Verträge, deine Buch-Deals. Dann bin ich nicht mehr der Leichtlohngruppen-Lurch, der im Windschatten deiner Karriere segelt.
DDP
Moderatorin Herman: Nicht ohne meine "Impulse"
Zugegeben, ich fand dich schon scharf, in deinen smarten Business-Klamotten, den schicken Kostümen. Und wie gebildet du immer rübergekommen bist, "Tagesschau", das hatte was. Aber wenn du dann zu Hause bleibst, in verkleckerten Sweatshirts durch unsere Villa streifst, auf der Suche nach Lieblingsteddys und Nuckelflaschen, sitz ich im Büro und biete der, wie du ganz richtig schreibst, "Entmännlichung der Herrenwelt" Paroli. Wieviel Sekretärinnen ich dann wohl habe? Alles sicher junge Karrieristinnen, die einfach noch nicht geschnallt haben, was du längst wahr gemacht hast: "etwas zu erschaffen, was man den Familiensegen nennt".
Aber, Schnuffelchen, Hand aufs Herz: Ganz leicht fällt mir die Rückkehr zu dieser "verlorenen Welt, die unseren Vorfahren jahrtausendelang Kraft und Halt gab", nicht. Irgendwie hatte ich mich an meine Dauerpubertät gewöhnt: Hinterm Rechner und vorm DVD-Player herumlungern, keine Verantwortung übernehmen, ab und zu eine waidwunde Single-Mom mit Therapie-Talk weichquatschen und ansonsten zwischen Praktika und Clubbing-Nächten der sozialwirtschaftlich mehr oder weniger abgepolsterten Zukunft entgegenfeiern. Na, eher weniger: Die coolen Jobs bekamt ja immer öfter ihr - smarte, fleißige, kompetente Frauen, die wussten, woher im Spätkapitalismus der Wind weht.
Gut, dass du dem ein Ende setzt, Schmusebäckchen. "Wenn die Frau zur Konkurrentin des Mannes wird, spürt er weder Bindung noch Verantwortung für sie", schreibst du. Hoffentlich schnallen das bald auch mal Sabine Christiansen und Sandra Maischberger. Meine Bindungsängste, die waren ganz klar ein krass internalisierter Konkurrenzdruck. War auch echt zu viel verlangt: Du greifst die besseren Jobs ab und ich soll auf emotionale Wellness machen.
Aber jetzt herrschen wieder klare Verhältnisse. "Wo ist die heute funktionierende familiäre Rückendeckung?", lautet deine Frage, und du hast Recht: Da draußen ist Krieg, ein Mann braucht Feuerschutz und keine "Emanzipationsopfer", wie sie die von dir beschriebenen "Latzhosen-Demos" gefordert hat. Ach, Zuckerpüppchen, für dich war die Farbe Lila immer nur ein schöner Film; Demos hältst du für Probeaufnahmen. Und das ist gut so.
"Wo sind sie jetzt", fragst du, "die Anführerinnen, die in den meisten Fällen selber niemals Kinder, geschweige denn Männer hatten?" In Thailand vielleicht, beim Sex-Tourismus? Oder einfach in Therapie, von wegen verdrängte Kinderwünsche und so? Denn: "Ein Mensch, der sich gegen Kinder entscheidet, wendet sich auch dagegen, Enkelkinder aufwachsen zu sehen." Du, das hat mich so was von erreicht. Ich habe die Probe aufs Exempel gemacht, mir einen Fünfjährigen geschnappt und ihm ins Gesicht gesagt: "Mit deinen Kindern will ich nichts zu tun haben!" Das Resultat war erschütternd, der Junge ließ sich erst mit einem mehrseitigen Schirrmacher-Zitat wieder beruhigen.
"Sein Lebensabend wird eine beängstigend stille Zeit sein", schreibst du über den Fortpflanzungsgeizigen, "ohne Kinderlachen oder -weinen, ohne lebendige Impulse." Stimmt. Niemand, dem man sagen kann: Hätte ich dir auch gleich sagen können. Oder: Was gibt's denn da zu lachen?
Und dieser Lebensabend wird "in vielen Fällen eine Zeit des schmerzvollen Nachdenkens und der tiefen Reue werden". Häschen, da sind wir vor. Zum Nachdenken brauchen wir keine Zeit: Du, weil dir unsere 40 Enkel jede Menge lebendige Impulse verpassen werden; ich, weil man zu Hause nichts bereuen muss, was im Büro passiert ist.
-----------------------------------------------
Die Diskussion im SPIEGEL-Forum dürfte zur ähnlichen Schlammschlacht mutieren, wie wir sie schon im BRIGITTE-Forum erlebt haben!
Uli
[Editiert am 27/4/2006 von Uli]
Reaktionen auf Eva Herman
"Merkwürdige Selbstgeißelung"
Der Feminismus ist Schuld an der deutschen Familienmisere - so die "Tagesschau"-Sprecherin und Moderatorin Eva Herman. Viele prominente Frauen widersprechen: Von Amelie Fried über Barbara Schöneberger bis Ulla Hahn erntet die Anti-Emanze Kritik.
DPA
Amelie Fried
Amelie Fried, Schriftstellerin und Moderatorin, München: "Was für eine merkwürdige Selbstgeißelung der berufstätigen Karrierefrau und Mutter Eva Herman. Natürlich kann rücksichtslose Selbstverwirklichung nicht der Weg sein, aber alle Schuld nun den egoistischen Frauen in die Schuhe zu schieben, die es tatsächlich wagen, neben der Aufzucht von Kindern noch die intellektuelle Herausforderung einer Berufstätigkeit für sich in Anspruch zu nehmen, das ist doch ein starkes Stück. Wie wär's denn, wenn die "überforderten Frauen" (und davon gibt's tatsächlich Heerscharen) mal von ihren Männern unterstützt würden, anstatt dass diese rücksichtslos und egoistisch ihre eigenen Karrieren verfolgen? Zu den vielen Scheidungen: In meinem Bekanntenkreis gehen bevorzugt die Ehen in die Binsen, wo die Männer ein aufregendes Jäger -und Sammlerleben führen, und ihre Frauen zu Hause rumsitzen, sich langweilen und darüber selbst langweilig werden. Die schwülstigen Phantasien über ein glückliches und harmonisches Familienleben, das nur dann glücklich und harmonisch sein kann, wenn Männer und Frauen wieder in ihre angestammten Rollen schlüpfen, sind wirklich das Reaktionärste und Dämlichste, was ich in der ganzen Diskussion über den Kindermangel in Deutschland bisher gelesen habe. Wenn die Männer sich endlich mal bemühen würden, auch nur annähernd so gut zu sein wie wir Frauen, hätten wir alle - Männer, Frauen und Kinder - ein leichteres und interessanteres Leben!"
Barbara Schöneberger, Moderatorin, Hamburg: "Ich will und will die Hoffnung nicht aufgeben, irgendwo auf dieser Welt einen Mann zu finden, der mir Stärke vermittelt, aber dennoch die Waschmaschine findet, einen Topf von einer Pfanne unterscheiden kann und damit umgehen kann, dass ich mehr verdiene als er."
Seyran Ates, Anwältin, Berlin: "Die Emanzipation ist schon aus humanistischen und Menschenrechtsgründen eine unserer wichtigsten Aufgaben. Dass Frauen vorgeworfen wird, auf Kosten der Familie Karriere zu machen, ist nur ein Zeichen dafür, dass Gleichberechtigung in der Gesellschaft nicht akzeptiert ist, dass Frauen, die Kinder haben und Karriere machen wollen nicht unterstützt werden. Nicht die Emanzipation ist schuld, sondern der Fakt dass es keine gibt. Ich finde es frauenverachtend, mit Thesen zu kommen, dass die Emanzipation Frauen von der Familie weggebracht hat. So etwas unterstützt das patriarchale System. Ich bin sicher, dass viele emanzipierte Frauen gerne Kinder haben würden, wenn sie die entsprechende Unterstützung hätten. Aber auch die Entscheidung gegen Kinder gehört zu unseren größten Rechten - die Freiheit!"
Veronica Ferres, Schauspielerin, München: "Deutschland ist generell ein eher kinderunfreundliches Land und für uns berufstätige Frauen ist es eine wirkliche Herausforderung, Kinder und Beruf vereinbaren zu können. Das sollte uns aber nicht davon abhalten, die tiefe Erfüllung des Kinderglücks und der Familie zu wollen."
Ulla Hahn, Schriftstellerin, Hamburg: "Anlass zu dem reaktionären Lamento von Eva Herman ist der derzeit allüberall beklagte Geburtenrückgang. Doch von der wahren Ursache kein Wort. Die liegt nämlich nicht in den politischen Bewegungen für die Gleichberechtigung der Frau. Der erste und wahre Grund für den Geburtenrückgang liegt in der Erfindung der Antibabypille. Wie wir wissen: von einem Mann. Dazu kam die Legalisierung der Abtreibung. Dies sind, wenn man so will, die wirklichen Eingriffe in die 'Schöpfung'. Davon aber, wie gesagt, bei Eva Herman kein Wort. Antibabypille und straflose Abtreibung haben den Frauen mehr Freiheit gebracht - und damit mehr Möglichkeiten zu entscheiden. Mehr Möglichkeiten zu haben, macht das Leben nicht leichter. Dazu kommt: Die Zeiten, wo die Arbeitsbedingungen das Rollenverhalten diktierten - starker Mann für harte körperliche Arbeit, schwache Frau für den (auch psychosozialen) Haushalt - sind vorbei. Mit dem PC kann Frau so gut umgehen wie Mann. Und Mann kann so gut wie Frau ein Baby füttern, wickeln oder 'zeitaufwendig gesund kochen', wie Eva Herman fordert (warum eigentlich 'zeitaufwendig'?). In alte Rollenmuster zurückzufallen, ist keine Perspektive. Andere Länder zeigen, dass die Lust auf Kinder und Familie durchaus mit der Berufstätigkeit von Frau und Mann vereinbar ist. Wenn die Bedingungen stimmen. Die aber beschert uns nicht die 'Schöpfung' sondern eine kluge Familienpolitik."
Katrin Göring-Eckardt, Politikerin, Erfurt: "Die Debatte nimmt absurde Formen an, mit einer ernsthaften Ursachenanalyse hat das nichts mehr zu tun. Die Realität ist eine andere: Auch heute verdienen Frauen immer noch weniger als Männer, sie übernehmen den größten Teil der Hausarbeit und der Kinderbetreuung. Erst wenn sich hier etwas ändert kommen wir wirklich weiter, nicht durch die Abschaffung der Emanzipation."
Gisela Bock, Geschichtsprofessorin, Berlin: "Auch wenn es mit weiblicher Freiheit und Emanzipation heutzutage nicht besonders gut steht - in der Tat hat die Berufstätigkeit um jeden Preis sie nicht bewirkt -, schreibt Frau Herman 'den Feministinnen' doch allzu großen Einfluss zu. Denn die Prozesse, die sie beklagt, wurden nicht von 'den Feministinnen' bewirkt. Diese scheint Frau Herman auch nicht gut zu kennen: Die meisten haben niemals 'Freiheit' mit Berufstätigkeit gleichgesetzt, und sie haben auch für nichterwerbstätige Mütter soziale Reputation und Selbständigkeit gefordert. Stattdessen empfiehlt Eva Herman, neben 'Natur' und 'Schöpfung' (im Buch Genesis ist allerdings nichts davon zu lesen) das Vorbild der 'zurückliegenden Jahrtausende', als die Männer kraftvoll, stark und beschützend, die Frauen empfindsam, mitfühlend, rein und mütterlich gewesen seien. Naja. Sie sollte wohl ein wenig über die wirkliche Geschichte der wirklichen Geschlechterbeziehungen lesen, und gut wäre es auch gewesen, wenn sie wenigstens die traditionelle Gehorsamspflicht der Ehefrauen gegenüber ihren Männern angezweifelt hätte."
Dagmar Berghoff, ehemalige Tagesschausprecherin, Hamburg: "Kinderbetreuung kostet viel Zeit, die jede Mutter sicher gerne investiert, die aber ihren eigenen Bedürfnissen wenig Raum gibt, geschweige denn eine Karriere zulässt. Für dieses Dilemma kann man nicht die Emanzipation verantwortlich machen und schon gar nicht die Zeit zurück drehen! Es ist gut, dass Frauen selbstbewusster geworden sind, sich weiterbilden, einen Beruf ausüben und den Männern auf gleicher Ebene begegnen. Leider greift die Vorstellung einer modernen Frau, sich zu verwirklichen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen nicht mehr, wenn sie ein Kind hat, vor allem als Alleinerziehende. Und das über viele Jahre. Deshalb denke ich, dass nur mit zusätzlichen Kita-Angeboten und Ganztagsschulen beruflich erfolgreiche Frauen in Zukunft gerne bereit sein werden Kinder zu bekommen. Der Vorschlag, Männer sollten sich für viele Monate aus dem Beruf ausklinken und sich um ihren Nachwuchs kümmern, ist vollkommen realitätsfern. Der Arbeitsmarkt spricht eine ganz andere Sprache!"
Gertrud Höhler, Politikberaterin, Berlin: "Wir müssen zwischen Männern und Frauen eine bessere Kooperation erreichen. Unser gemeinsames Ziel kann nur sein, dass bei allen Lösungen die unterschiedliche Weltsicht von Männern und Frauen entscheidungsleitend wird - das ist die Chance, die wir momentan noch verpassen. Die Gesellschaft lebt noch mit einem ungeklärten Frauenbild und einem ökonomistischen Kinderbild. Auch von der Politik diktierte 'Vätermonate' geben Männern nicht die Chance, auf die viele von ihnen seit langem warten: ihre Kinder besser zu kennen und zu verstehen."
Aufgezeichnet von Fabian Grabowsky, Eva Lodde und Anna Reimann