Borderline
 
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Borderline

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(@Unbekannt)

Ich lebe seit Anfang Dezember von meiner Frau getrennt. Wir haben einen 2,5 Monate alten Sohn. Mein Frau und ich haben uns im Mai 2002 kennengelernt, im Februar war dann Henri unterwegs und im Mai 03 haben wir geheiratet. Wir haben geheiratet trotz erhebliche, permanenter Streitereien. Die Streitereien sind fast immer von ihr ausgegangen und ich (als Harmonie-Bedrüftigter) wollte ihr immer alles recht machen und ihr damit meine (von ihr angezweifelte) Liebe beweisen. Auch heute liebe ich sie im grunde genommen immer noch, habe aber mittlerweile gefühlsmässig den Abstand aufbauen können.
Ich habe die letzten Wochen intensiv damit verbracht, die ganze Beziehung zu überdenken und habe auf diversen Seiten im Netz Berichte von "Leidensgenossen" gefunden. Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass meine Frau unter Borderline-Symptomen leidet. Ich bin mir auch sicher, dass sie nicht in der Lage ist, unseren Sohn halbwegs ordentlich zu erziehen. Auch wenn ich der Meinung bin, dass ein Kind eigentlich zuerst zu seiner Mutter gehört, sehe ich das in unserem Fall anders und möchte alles dafür tun, meinem Sohn eine vernünftige und schöne Erziehung, Kindheit und Jugend zu bieten.

Folgend werde ich diverse Eigenschaften meiner Frau kurz beschreiben. Dies geschieht naturgemäß aus meiner subjektiven Sicht, wobei ich trotzdem versuche möglichst objektiv und nicht plakativ / reißerisch zu bleiben.

Mangelnde Fähigkeit Komplexitäten in Sachverhalten oder Menschen wahrzunehmen. Entspricht in einem Sachverhalt oder in einem Menschen etwas nicht ihrer Idealvorstellung so wird diese Situation oder dieser Mensch von ihr völlig herabgesetzt. Meine Frau erkennt nicht, dass auch Eigenschaften, die nicht ihren Vorstellungen entsprechen, widerspruchsfrei und moralisch korrekt sein können.
Meine Frau ist nicht in der Lage, ihr eigenes Verhalten und das Verhalten von Menschen in ihrem Umfeld zu reflektieren und in ihrer Komplexität wahrzunehmen. Sie reflektiert immer nur einzelne Aspekte und vergleicht diese mit ihren eigenen Moral- und Idealvorstellungen. Diese Moral- und Idealvorstellungen scheinen dabei aber nur eingebleut worden zu sein ("das macht man so", "das gehört sich so und nicht anders").
Dies führt zu starker Schwarz-Weiss-Malerei. Situationen und Menschen werden von meiner Frau in einem Moment idealisiert und im nächsten Moment völlig herabgesetzt. Je nachdem aus welchem Blickwinkel sie schaut. Es gibt nur Schwarz oder Weiß, nur Gut oder Böse, es gibt kein Grau, keinen Mittelweg und keine alternativen Wege.
Dadurch gelingt es meiner Frau ebenfalls nicht verschiedenen Anforderungen gleichzeitig gerecht zu werden.
Ebenfalls besitzt meine Frau eine sehr geringe Fähigkeit Vorauszuplanen. Beispiel: Erstellen eines Einkaufszettel, Kochen, Urlaub, Tagesablauf. Dies zeigt sich schon in ihrer Überforderung / mangelnde Koordination im Alltäglichen und insbesondere nun auch in der Pflege unseres Kindes.

Kommt es zur Überforderung meiner Frau (Stress), so reagiert sie mit Wutausbrüchen, Unfairness und Herabsetzung von Personen, die ihr zugegen sind (zumeist also ich; aber auch oft z. B. ihre Mutter).

Meine Frau hat meistens eine pessimistische Grundhaltung und dabei eine hohe Reizbarkeit. Dies äußerst sich darin, dass sie überall mögliche Gefahren sieht und ein extremes Misstrauen hegt. Auf mögliche Gefahren reagiert sie meistens mit unangebrachter Intensität und Impulsität, mit überschäumenden Temperament und starkem Zynismus. Dabei betreibt sie ihre Handlungen dauerhaft und durchgängig ohne Bedenken der Folgen. Sie begründet dies damit, dass sie halt ein Bauchmensch sei.

Zwischen meiner Frau und mir entwickelte sich sehr schnell eine sehr intensive Beziehung, in der sie m.E. sehr schnell eine Abhängigkeit zu mir aufgebaut hat und mich dabei idealisiert hat. Zumindest solange ich ihre Bedürfnisse und Erwartungen befriedigt habe. Sobald einer ihrer Erwartungen nicht entsprochen wird oder sie die Gefahr sieht, dass ihre Erwartungen nicht erfüllt werden könnten, verfällt sie ins andere Extrem und wertet mich ab und droht mit Trennung, ohne sich jedoch wirklich trennen zu können. Ihre Abwertung bespricht sie mit allen ihren nahestehenden Personen. Dabei erwartet sie von diesen Personen Zustimmung. Erhält sie diese Zustimmung nicht, werden diese Personen ebenfalls herabgesetzt. Von mir erwartet Sie dabei, dass ich mich nicht mit meinen Leuten bespreche (selbst nicht mit meinen Eltern), weil es ja was persönliches ist. Kommt Sie mit Ihrer Abwertung und ihrem impulsiven Verhalten nicht zu ihrem Ziel, so zeigt sie sich schwach und hilflos, wird zum Hypochonder und neigt zum Masochismus. Seitdem unser Sohn auf der Welt ist, wird die Hypochondrie bevorzugt auf unseren Sohn abgebildet.

Meine Frau hegt eine permanente und extreme Angst vor Untreue. Dabei handelt sich sowohl um vermutete Untreue als auch vermutetes Untreu-Werden-Wollen. Die Angst der Untreue beginnt dabei schon bei dem Verringern der Aufmerksamkeit, sei es doch Freunde, Hobby, Beruf oder Kunden. Dabei ist ihre Erwartungshaltung z.B., dass ich ununterbrochen erreichbar bin, nicht über Nacht wegbleibe (Dienstreisen). Wird diese Erwartungshaltung nicht erfüllt (z.B. wegen eines Funkloches von 5 Minuten), so reagiert sie mit heftigen Beschimpfungen und den oben beschrieben Reaktionen.
Zu ihren Erwartung gehört ebenso "immer für den anderen bedingungslos da zu sein". Wenn dies mal nicht der Fall ist oder auch mal nicht der Fall sein könnte, so reagiert sie wie soeben beschrieben.
Meine Frau erwartet permanente Liebesbeweise. Dafür konstruiert sie sehr häufig Situationen und versucht mich so zu manipulieren, um ihre Beweise und Aufmerksamkeit zu erhalten.
Freunde, Arbeitskollegen und Kunden von mir werden regelmäßig oder kontinuierlich herabgesetzt, damit ich den Kontakt mit diesen meide. Dies macht sie zum einen, um die entsprechende Zeit mit mir zu verbringen, zum anderen, um mich nicht auf dumme Gedanken zu bringen (vermutete Untreue, Verleitung zur evtl. Untreue durch die betreffenden Personen).
Ihre Angst vor Untreue äußert sich zudem in regelmäßigen Kontrollieren vom Handy, eMails, Taschen etc., ebenso durch Kontrollanrufe und regelrechte Kreuzverhöre.
Ebenso ist es für meine Frau ein Unverständnis, dass ich anderen Menschen freundlich begegne; dies könne doch nur aufgrund eindeutiger Absichten so sein.
Dabei sind falsche Beurteilungen von Situationen und Menschen bei meiner Frau nicht korrigierbar. Dabei kommen falsche Beurteilungen zumeist aufgrund offensichtlicher Ängste meiner Frau zustande, aber ebenso durch Verwechselung verwandter Wörter oder einfach unlogischer Gedankengänge. Macht man sie auf entsprechende Verletzungen der Logik aufmerksam, wechselt sie sprunghaft das (Teil-)thema (was nicht in IHRE Welt passt, wird einfach ignoriert).

Meine Frau kann nicht alleine sein. Wenn sie alleine ist, schläft sie oder telefoniert bzw. setzt alles darauf an, Leute zu besuchen. Nach den wenigen malen, wo sie dennoch mal über Nacht alleine war, berichtete sie über nächtliche Stimmen und Geräusche und Angstzuständen.

Meine Frau hegt einen sehr ausgeprägten Narzissmus. Ohne, dass sie sich komplett geschminkt und zurecht gemacht hat, öffnet sie noch nicht einmal die Haustür (z.B. um den Müll rauszubringen). Selbst ich habe sie noch nie völlig ungeschminkt gesehen. Ihre Kommentare über andere Frauen (ob Fußgängerzone, Besuch bei Freunden oder im Fernsehen) beziehen sich zuerst ausschließlich auf das Aussehen und häufig dabei vergleichend mit ihr selbst.
Meine Frau scheint sich ausschließlich aufgrund ihres Aussehens und ihres Stolzes zu definieren, wobei sie für ihren Stolz keinerlei Begründung aufführen kann, außer ihrer Herkunft (Halbspanierin) und ihr Aussehen.

Meine Frau will immer alles gemeinsam machen. Eine Arbeitsteilung ist mit ihr quasi nicht möglich. Wird sie quasi gezwungen etwas alleine zu machen, wird dies trotzdem nicht gemacht oder in absolut mangelhafter Ausführung. Dies zeigt sich auch darin, dass sie nahezu keine Ideen für die Gestaltung des Tagesablaufes hat (außer sehr allgemein gehaltene Formulierungen oder immer wiederkehrende Vorschläge, wie z.B. ihre Eltern zu besuchen oder „mal einen schönen Abend machen“). Ebenso hat sie keine Ideen oder Kreativität für die Essensauswahl, Freizeitgestaltung, Gestaltung des Wohnraumes oder seit unserem Sohn Spiel- und Fördermöglichkeiten.

Auffällig ist das teilweise extreme Herabsetzen ihres Vaters (insb. unter Alkoholeinfluss immer wiederkehrend), welches häufig bis zu Todeswünschen führt. Zu späterer Zeit „liebt“ sie ihren Vater wieder, weil er ja ihr Vater ist.

Auffällig ist ebenso ihr Fingernagelkauen (tlw. bis zum Bluten) und das nahezu permanente Kauen auf den Lippen.

Das Wutausbrüche und das überschäumende Temperament hält sich meistens insbesondere in ihrem angreifenden und verletzenden Zynismus über viele Stunden oder tlw. Tage. Streitthemen scheinen nie abgehandelt zu sein, da diese immer wieder von ihr über Monate hinweg aufgegriffen werden (oft ohne erkennbaren Grund, z.B. mitten in der Nacht werde ich geweckt und mit unbegründeten Vermutungen konfrontiert).
Innerhalb ihres Zynismussees und Herabsetzen von Personen, kommt es zu pauschalen Verunglimpfungen (z. B. werden ihr unbekannte Personen als „letzter Abschaum“ bezeichnet, nur weil sie z. B. in einer Schlachterei arbeiten).

In der Obhut meiner Frau überträgt sich ihre komplette Nervosität und Unruhe auf unseren Sohn.
Ihr Unvermögen im Bereich der Koordination zeigt sich ebenfalls negativ in der Hygiene unseres Sohnes, in der Hygiene und Unordnung im Wohnraum und im unregelmäßigen Tagesablauf für unseren Sohn.
Von Freunden wurde mir berichtet, dass sich die „Aura“ unseres Sohnes schlagartig zum Positiven verändert, sobald er von ihren Arm in meinem Arm rüberkommt.
Ich als psychologischer Laie bin davon überzeugt, dass meine Frau unserem Sohn kein korrektes Weltbild vermitteln und ihn nicht zu einer selbständigen, positiven Persönlichkeit erziehen kann. Meine Frau ist in meinen Augen nicht in der Lage, die Entwicklung unseres Sohnes angemessen zu fördern und zu unterstützen..

Ich habe die Versorgung unseres Sohnes direkt nach der Geburt schon im Krankenhaus übernommen und auch die ersten Tage zu hause (Kaiserschnittgeburt). Auch während des noch Zusammenlebens habe ich täglich in der Zeit von 17-22/23h und am Wochenende auch jeweils einen kompletten 24h-Tag übernommen.
Bei der Übertragung des Sorgerechtes würde die Versorgung tagsüber und auch nachts (solange noch im Säuglingsalter) durch meine Mutter erfolgen, da ich natürlich tagsüber arbeite. Ich bin allerdings sehr flexibel in meiner Arbeitszeitgestaltung, kann sehr viel auch zu hause arbeiten, bin quasi nie auf Dienstreisen und mein Büro ist nur 500m von zu hause entfernt.

Hat jemand Erfahrungen diesbezüglich? Kann Infos oder Tipps geben?
Ich habe meinen Sohn seit drei Wochen nicht mehr gesehen (also auch über die Feiertage nicht). Meine Frau fordert von mir, dass wir uns zuvor (zum ich weiß nicht wievielten male) bei einem Kaffee zusammensetzen und alles (unsere Beziehung) nocheinmal durchsprechen. Und dann würde ich meinen Sohn nur in ihrer Gegenwart sehen sollen, weil sie angeblich Angst hat, dass ich ihn entführen würde. Für mich kommen solche Begegnungen zu dritt allerdings absolut nicht mehr in frage, da meine Frau in solchen Treffen unseren Sohn stets als Waffe einsetzt. Wenn ich unseren Sohn im Arm habe, fängt sie wieder an zu diskutieren, zu beleidigen etc. Das will ich unserem Sohn nicht antun.

Mein Anwalt habe ich entsprechend informiert. Dieser setzt nun ein Schreiben bzgl. des Besuchens aber auch des Sorgerechtes wegen an den Anwalt meiner Frau auf. Erst danach will er beim Familiengericht einen Antrag auf Übertragung des alleinigen Sorgerechtes stellen. Dann würde der Richter ggf. entscheiden, dass ein Gutachten über meine Frau erstellt wird usw... Das kommt mir alles sehr, sehr langwierig vor. Die Entfremdung meines Jungen, insbesondere in seinem Alter, läuft doch unentwegt weiter!? Was kann ich machen? Was soll ich machen?

Zitat
Geschrieben : 29.12.2003 18:00
DeepThought
(@deepthought)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Hallo Du,

mit Borderline ist das so eine Sache...

Auf der einen Seite ist dieses Krankheitsbild seit den Anfängen des 20. Jahrunderts bekannt auf der anderen Seite ist es ein Sammelbecken für Verhaltensauffälligkeiten, die nicht in andere Krankheitsbilder passen. Es wird gern als Mode angesehen, einfach weil so viele Menschen heute darunter fallen.

Die Aufzählung der Eigenschaften deiner Frau läßt die Vermutung Borderline durchaus zu. Auf keinen Fall darfst du die Diagnose selbst stellen. Sollte tatsächlich von Gericht ein Gutachter bzgl. Erziehungsbefähigungsgutachten über deine Frau bestellt werden, so mag der es naturgemäß gar nicht, wenn die Diagnose schon mit dem Auftrag mitgeliefert wird.

Anscheinend wohnt ihr nicht mehr zusammen. Wenn dem so ist, dann wie lange schon? Mit dem Belassen eures Kindes bei der KM hast du ihr indirekt Erziehungsfähigkeit bescheinigt, denn ansonsten hättest du ihn ja mitgenommen. Ich weiß, ich weiß,....aber die Gerichte sehen es so.

Stelle dich auf eine lange Auseinandersetzung ein und rechne nicht damit, dass dir dein Sohn zugewiesen werden wird. Freue dich über kleine Erfolge und gehe schrittweise vor.

Zunächst ist ein regelmäßiger und verlässlicher Umgang notwendig. Hierzu ist ein Eilantrag bei Gericht zu stellen und ggf. gem. § 50 FGG durchzusetzen, also auch ohne Anhörung aller Verfahrensbeteiligten. Der Umgang hat in der Lebensumgebung des Umgangselternteiles statt zu finden und dieses ohne den betreuenden Elternteil. Gerade da euer Kind noch sehr jung ist und die prägende Phase gerade anläuft ist ein häufiger Kontakt notwendig. Soll heißen, Mittwochs am Nachmittag und über jedes Wochenende. Wenn ein Umgang nicht statt findet, leitet das Gericht eine geringe Vaterbindung und geringes Vaterinteresse daraus ab.

Im nächsten Schritt kommt das Aufenthaltbestimmungsrecht. Da musst du ganz intensiv mit deinem RA ran gehen.

DeepThought

Der 15. Senat des OLG Celle befindet vatersein.de
in den Verfahren 15 UF 234/06 und 15 UF 235/06
als "professionell anmutend".
Meinen aufrichtigen Dank!

AntwortZitat
Geschrieben : 29.12.2003 18:34
(@Unbekannt)

Hallo DeepThought!

Vielen Dank für die schnellen und informativen Infos!

Ich setze momentan alles daran, dass ich meinen Sohn wöchentlich 2 - 3 sehen kann, um die Bindung nicht zu verlieren. Momentan stellt sich meine Frau zwar wie beschrieben quer, aber ich bin guter Hoffnung, dass ich dies mit Hilfe des Jugendamtes in kürze schaffen werde.

Aber letztendlich machen die Ausführungen bisher nicht allzu viel Mut. Dennoch, ich werde alles versuchen.

Ich halte Euch auf dem laufenden.

Danke!

AntwortZitat
Geschrieben : 29.12.2003 18:57
DeepThought
(@deepthought)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Ich halte Euch auf dem laufenden.

You're always welcome!

Der 15. Senat des OLG Celle befindet vatersein.de
in den Verfahren 15 UF 234/06 und 15 UF 235/06
als "professionell anmutend".
Meinen aufrichtigen Dank!

AntwortZitat
Geschrieben : 29.12.2003 19:11
 Uli
(@Uli)

Oh Mann,

habe gerade Dein Eingangsposting gelesen und es kommt mir so vor, als hätte ich die Vorgeschichte in meinem Tagebuch noch einmal gelesen. Du hast mit Deiner "Diagnose" Borderline sicher recht. Aber bitte nur als ein Modell für Dich! Sage dies niemals einem Gutachter, Therapeuten,etc.. Wie Deep schon richtig ausführte, die mögen das nicht: keine vorgefertigten Diagnosen und schon garnicht die eines Borderline-Syndroms. Lies mal meine Geschichte. Sie ist seit fast vier Jahren Trennung noch immer nicht zu Ende. Vielleicht magst Du mir danach mailen. Möglicherweise könnte ich Dir helfen, Fehler, die ich begangen habe zu vermeiden.

LG Uli

AntwortZitat
Geschrieben : 29.12.2003 21:48
(@Unbekannt)

@Uli
Habe Dein Tagebuch gestern schon zu großen Teilen gelesen.
Habe mich/uns in vielen Teilen wiedergefunden, z.B.
- wie schlecht doch ihre vorherige(n) Beziehung(en) war(en), bzw. der/die Partner; heute kann ich mir plastisch vorstellen, was damals da abgegangen ist
- plötzliche Konfrontation mit Belanglosigkeiten von annodazumal (Du hattest damals so ein seltsames Lächeln)
- angeblich, mischen andere Menschen sich in unsere Beziehung ein und wollen uns nur Böses
- Onanie- und Fremdgeh-Unterstellungen
- peinliche Vorführungen vor anderen Leuten (wobei meine Frau dabei sehr subtil ist und keine offene Szenen veranstalt; trotzdem bekommen alle etwas mit)
- Unterlassung von notwendigen und sinnvollen Schritten (Unterschriften wie bei Eurem Hausverkauf)
- plötzliche Schwankungen zwischen Gut- und Schlecht-Draufsein
- bei Gesprächen mit anderen Leuten über die Problematik (wir waren einmal bei einer Beratung; bei Gesprächen mit meiner Mutter, jedoch nicht bei Gesprächen mit ihren Eltern) erscheint sie mal als einsichtig und verständnisvoll und sich-ändern-wollend, andere male zieht sie eine hervorragende Show ab, bei der man den Eindruck gewinnt, was für ein hervorragend organisierter und interlektueller Mensch, der mit beiden Beinen mitten im Leben steht, sie doch ist. Beides ist jedoch immer nur von kurzer Dauer, und meist direkt nach dem Gespräch wieder in Luft aufgelöst.
- meine Frau hat auch schon mehrfach von mir verlangt, bestimmten Leuten in meiner Firma zu kündigen (weil es sich um "Assis" handeln würden, die mich nur beklauen wollen; oder weil es sich um "Schlmpen" handeln würden, die es nur auf mich, die Firma und das Geld abgesehen hätten)
- für mich gab es auch keinerlei Eigenständigkeit mehr (war in einem 3/4 Jahr einmal mit meinem besten Kumpel Essen), wohingegen sie quasi täglich ihre Freundinnen besucht hat.

Andererseits hat es Dich erheblich heftiger erwischt. Für mich zum Glück
- war meine Frau niemals physisch gewalttätig
- verschwendet aktiv kein Geld (weil Einkaufen erfordert eine gewisse Koordination; es ist unglaublich, ab es ist "zu anstrengend" für sie); passiv (durch Unterlassung, s.o. jedoch schon)

Gestern abend hat sich meine Frau telefonisch gemeldet und mir angeboten, dass sie mit meinem Sohn morgen zwischen 11 und 16 zu mir kommen würde (sie wohnt derzeit 70km weit entfernt bei ihren Eltern). Sie würde in der Zeit nichts sagen (weil sie meine Befürchtungen bzgl. des Streitens jetzt nachvollziehen könne), würde ggf. solange in ein anderes Zimmer gehen (ich habe nur eine 2 ZKB-Wohnung; will sie solange im Schlafzimmer bleiben?) oder ggf. in ein Cafe gehen (für 5 Stunden in eine Kaffe in einem 20.000-Seelen-Nest? und was ist das für ein Unterschied, ob ich meinen Jungen nun alleine für einen Tag, von morgens bis abends hole, oder sie ihn mir bringt und dann in ein Cafe verschwindet?). Na klar, sie will natürlich den Kontakt zu mir wieder intensivieren und die alten Diskussionen wieder entfachen. Ich habe mich am Telefon auf keine Diskussionen eingelassen und nur in die Richtung gelenkt, dass ich meinen Sohn möglichst bald wieder zu sehen bekomme. Ich hoffe nur, dass das morgen einigermassen glimpflich abläuft und ich wirklich einige Stunden mit meinem Sohn gemeinsam habe.

AntwortZitat
Geschrieben : 30.12.2003 13:12
(@Giesser)

Ich drück Dir alle Daumen, die ich hab!

LG

Torsten

AntwortZitat
Geschrieben : 31.12.2003 03:12
(@Unbekannt)

hallo,
ich habe dein schreiben gelesen. meine ex leidet auch an BL.
ich rate dir dringend den ratschlag von deep anzunehmen.
desweiteren solltest du dir einen fachanwalt nehmen der psychologisch geschult ist.
besorge dir das buch ( PAS ) von Andritzky, Walter, Dr. infos .wirbelwind.de/themen/pas/pas.html.
schreibe mir bitte wo du wohnst bzw deine telefonnummer.

zitat: Meine Frau fordert von mir, dass wir uns zuvor (zum ich weiß nicht wievielten male) bei einem Kaffee zusammensetzen und alles (unsere Beziehung) nocheinmal durchsprechen.

auch wenn es hart klingt, wenn dir deine frau anbietet zu ihr zurück zu kehren, mache es halte es ca ein halbes jahr bei ihr aus und drehe den spiess um.

stelle zunächst keine anträge bevor du genügend beweise gegen deine frau hast.
viele gerichte sehen den vorwurf BL nur als waffe gegen die mutter und beachten die spätfolgen nicht.

versuche an die krankenakten deiner frau zugelangen.

meine mailaddi findest du unter VS.
ich drücke dir die daumen.
mel
:crash: konnte mich erst nicht anmelden

[Editiert am 31/12/2003 von mel]

AntwortZitat
Geschrieben : 31.12.2003 11:04
 Uli
(@Uli)

Lieber Unbekannter (vielleicht magst Du Dich ja registrieren, die Ansprache ist dann leichter ,

Du hast recht, dass es mich sehr heftig erwischt hat. Ich habe aber einen unschätzbaren Vorteil: Ich habe meine Kinder aus diesem Irrenhaus herausbekommen und das kann man mit keinem Geld der Welt aufwiegen. :heartpump:

LG Uli

AntwortZitat
Geschrieben : 01.01.2004 22:34
 Uli
(@Uli)

Hallo zumsammen,

zum Stichwort "Borderline" hat mir jemand (Odin) folgenden Beitrag in ein Forum geschrieben. Ich finde den von so allgemeinem Interesse, dass ich hier einstellen möchte.
LG Uli

Im Original findet man ihn hier: http://f25.parsimony.net/forum63067/messages/23135.htm

Gewalt von Frauen
von Erin Pizzey
Leicht gekürzt und aus dem Englischen übersetzt von Christoph Badertscher

Wie viele, die auf dem Gebiet der Gewalt in Beziehungen arbeiten, habe ich täglich mit Frauen aus schwierigen familiären Verhältnissen zu tun. Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass manche Frauen, die in Beziehungen leben, in denen seelische Grausamkeit und/oder physische Gewalt vorkommen, selbst Probleme verursachen, die ein akzeptables Mass überschreiten. Ich spreche von Frauen, die von Gefühlen wie Rachsucht und Feindseligkeit getrieben werden und die in Bezug auf sich selbst oder ihre Familie ein destruktives Verhalten an den Tag legen und damit eine schon desolate Familiensituation weiter verschlimmern. Für diese Frauen habe ich die Bezeichnung 'Familienterroristinnen' gewählt. Zwar sind Männer nach meiner Erfahrung ebenso in der Lage, sich als Familienterroristen zu gebärden, doch neigen sie eher zu physischen Gewaltausbrüchen. Gewalt von Männern ist in zahllosen internationalen Studien untersucht worden, während es kaum Arbeiten gibt zur Frage, weshalb und in welcher Weise Frauen Gewalt anwenden. Im Gegenteil scheint ein Schleier des Schweigens darüber gebreitet zu sein. Deshalb, und weil der gegen die eigene Familie gerichtete 'Terrorismus' eine in erster Linie von Frauen angewandte Taktik ist, werde ich mich in dieser Untersuchung auf Frauen beschränken.

Das Gewaltpotential einer Familienterroristin kann während Jahren verborgen bleiben und erst unter ganz bestimmten Bedingungen sichtbar werden. In vielen Fällen ist es die tatsächliche oder drohende Auflösung der Familie, welche das zerstörerisches Potential der Familienterroristin manifest werden lässt. Das heisst jedoch nicht, dass sie vor der Auflösung der Familie eine passive Rolle spielt. Vielmehr ist sie es, deren Gefühlsstimmungen das Familienleben beherrschen, deren Launen das Klima im gemeinsamen Haushalt bestimmen. In dieser Phase könnte sie als 'Familientyrannin' bezeichnet werden, da sie Kontrolle und Macht über die Gefühle der andern Familienmitglieder ausübt. Zwar liesse sich das Familienleben in solchen Fällen insgesamt als unglücklich, gestört, gewalttätig oder gar inzestuös bezeichnen. Tatsächlich ist es aber in erster Linie die Familienterroristin oder Familientyrannin, welche die Konflikte auslöst. Sie setzt ruhigen Augenblicken im Familienleben mit theatralischen Ausbrüchen ein Ende und bringt andere Familienmitglieder aus dem Gleichgewicht. Sie manipuliert sie auf subtile und unsichtbare Weise, indem sie in ihnen Schuldgefühle entstehen lässt, indem sie im richtigen Moment eine spöttische Bemerkung anbringt oder indem sie sie auf kaum wahrnehmbare Weise provoziert. Die im Stillen manipulierende Terroristin läuft am wenigsten Gefahr, als solche erkannt zu werden. Sie sorgt ständig für Unruhe und Aufruhr, womit sie bei den anderen Familienmitgliedern nicht selten Ausbrüche provoziert oder sie sogar in den Alkoholismus, in die Drogensucht, ja in den Selbstmord treibt. In der Folge entsteht der Eindruck, die anderen Familienmitglieder seien das eigentliche 'Problem', während die heimliche Terroristin als die Unschuldige dasteht, die sich mit Engelsgeduld alles gefallen lässt.

Solange die Familie zusammen bleibt, hält die Terroristin ihre Macht aufrecht, so unglücklich das Familienleben auch sein mag. Es ist deshalb häufig die Auflösung der Familie, die der Terroristin ihren Wirkungsbereich zu entziehen und damit ihre Macht zu zerstören droht. Wenn die Familie auseinanderbricht, fühlt sich die Terroristin am stärksten bedroht und am meisten auf sich allein gestellt, so dass zu diesem Zeitpunkt oft die grösste Gefahr von ihr ausgeht. In dieser Situation, in der die Terroristin ganz von Angst beherrscht wird, setzt sie sich ein bestimmtes Ziel: zum Beispiel die Familie wieder zu vereinen, sicherzustellen, dass die Kinder unter ihrer alleinigen Obhut bleiben, oder den Gatten oder Exgatten zu zerstören, und zwar körperlich, emotional und finanziell. Als Adolf Hitler einsah, dass der Krieg gegen die Alliierten unter keinen Umständen zu gewinnen war, befahl er den verbliebenen Truppen, Berlin zu zerstören; da er nicht länger herrschen konnte, sollte sein Reich mit ihm untergehen. Ganz ähnlich kann es der Familienterroristin gehen, die die Herrschaft über ihre Familie verloren hat oder zu verlieren droht, und die es sich in der Folge in den Kopf setzt, andere Familienmitglieder in den Ruin zu treiben, ja in extremen Fällen sogar in den Tod.

Ähnlich wie die politische Terroristin wird also auch die Familienterroristin vom festen Willen angetrieben, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Um eine Familienterroristin 'entwaffnen' zu können, muss man als Arzt oder Ärztin deshalb zuallererst ihr Ziel erkennen und verstehen. Den negativen Gefühlen der Terroristin liegt in aller Regel ein im weitesten Sinn 'berechtigter' Groll zugrunde. Berechtigt in dem Sinn, dass er auf ein tatsächlich erlittenes Unrechts oder eine tatsächlich erlittene Verletzung zurückzuführen ist; oder in dem Sinn, dass er zwar nur in der Vorstellung der Terroristin existiert, dort aber seinen festen Platz hat. Dieser Groll ist die treibende Kraft der Terroristin, auf ihn sind die Impulse zu ihren Handlungen zurückzuführen. Zu den deutlichsten Kennzeichen der emotionalen Terroristin gehört nun, dass diese Impulse einen zwanghaften Charakter annehmen. Doch woher kommt diese Zwanghaftigkeit, woher kommt dieser unwiderstehliche Drang? In vielen Fällen hat der Groll, den die Terroristin gegen ihren Ehemann zu verspüren glaubt, mit dem Ehemannes selbst wenig zu tun. Die Terroristin mag sich nur der (angeblichen) Kränkung durch ihren Ehemann bewusst sein, doch ist der durch diese Kränkung hervorgerufene Schmerz in Wirklichkeit auf eine schmerzhafte Erfahrung in der Kindheit zurückzuführen.

Im Rahmen dieser Untersuchung kann ich nicht näher auf die Frage eingehen, was für Kindheitserlebnisse der Entwicklung zur Familienterroristin Vorschub leisten. Festhalten lässt sich jedoch, dass sich die Kindheit der Familienterroristin, wenn sie im richtigen Licht gesehen wird, in jedem Fall als eine (im emotionalen und oder im physischen Sinne) gewalttätige verstehen lässt. Festhalten lässt sich ebenfalls, dass die Terroristin in jedem Fall eine zur Gewalt neigende Frau ist. Unter einer zur Gewalt neigenden Frau verstehe ich hier eine Frau, die darüber klagt, dass sie das unschuldige Opfer von Gemeinheiten und Aggressionen von Seiten ihrer Angehörigen und Bekannten sei, in Wirklichkeit aber das Opfer ihrer eigenen Gewalt und Aggression ist. Denn eine gewalttätige und schmerzhafte Kindheit führt in der Regel dazu, dass das Kind von diesem Schmerz und dieser Gewalt auf allen Ebenen abhängig wird: auf der emotionalen, der intellektuellen, der physischen und der neurochemischen. Diese Abhängigkeit zwingt den erwachsenen Menschen später dazu, Lebenslagen zu schaffen und Beziehungen aufzubauen, die weitere Gewalt, weiteres Leid und weiteren Schmerz mit sich bringen. Was die Terroristin antreibt, ist also in erster Linie ein aus der Kindheit stammender Schmerz, und nur in zweiter Linie die gegenwärtige Familiensituation. Damit hat die Motivation der Terroristin einen krankhaften Zug: Sie beruht nicht sosehr auf Realität, als vielmehr auf einer Verzerrung von Realität.

Da die emotionale Terroristin also zur Gewalt neigt, ja von Gewalt abhängig ist, müssen auch ihre Handlungen als die einer Abhängigen verstanden werden. Solange die Familie zusammenhält, hat die Terroristin die Möglichkeit, ihre krankhaften Bedürfnisse und ihre Sucht zu befriedigen. Löst sich die Familie jedoch auf, legt die Familienterroristin die ganze Verzweiflung, Entschlossenheit und Besessenheit an den Tag, mit der jede Süchtige auf Entzug reagiert. Diese Besessenheit und die extreme Unausgewogenheit ihrer Gefühle sind wohl die deutlichsten Signal, an denen die Familienterroristin zu erkennen ist. Der Grad dieser Besessenheit erlaubt es der behandelnden Ärztin auch am ehesten, abzuschätzen, wie weit die Terroristin in ihren Handlungen tatsächlich zu gehen bereit ist. Ein gewisses Mass an Schmerz und Verzweiflung kennt wohl jeder Mensch, der in zerrütteten Familienverhältnissen lebt oder dessen Beziehung auseinanderbricht; einem einigermassen ausgeglichenen Menschen ist jedoch in einem solchen Fall nicht nur der eigene Schmerz bewusst, sondern er kann bis zu einem gewissen Grad auch den Schmerz der anderen Familienmitglieder nachempfinden. Einigermassen ausgeglichene Eltern werden sich deshalb im Fall einer Scheidung intensiv um das Gefühlsleben ihrer Kinder kümmern, vielleicht sogar mehr als um das eigene. Ganz anders die Familienterroristin, in deren Augen es nur einen Menschen gibt, der Unrecht erleidet und Schmerzen aussteht: nämlich sie selbst. Die Terroristin hat kein Mitgefühl und kein Einfühlungsvermögen, sie fühlt nur den eigenen Schmerz. So gesehen ist ihre Leidensfähigkeit narzisstisch, solipsistisch und in der Tat pathologisch.

Zwar kann ich hier nicht im Detail auf die Kindheit der Terroristin eingehen, beziehungsweise auf die Faktoren, die der Entwicklung zur emotionalen Terroristin Vorschub leisten, doch macht die eingeschränkte oder fehlende Fähigkeit der Terroristin, die Gefühle anderer zu erkennen, zumindest eines deutlich: nämlich dass ihr Bewusstsein und ihre eigenen Gefühle in entscheidenden Phasen der Kindheit (aus einer Vielzahl von Gründen) verkümmerten und nicht über die Grenzen des eigenen Ich hinauswachsen konnten. Als Erwachsene baut die Terroristin deshalb eine Beziehung auf, die in gewisser Hinsicht gar keine wirkliche Beziehung ist, sondern vielmehr dazu dient, das Szenario der Kindheit nachzustellen. Solange diese Beziehung anhält, geht die solipsistische Terroristin nicht wirklich auf die Gefühle der anderen Familienmitglieder ein, sondern benutzt sie für ihre eigenen Zwecke, nämlich als Requisiten für die Umsetzung ihres 'Drehbuchs'. Wenn schliesslich die Auflösung der Beziehung oder der Familie bevorsteht, hat die Terroristin nur ihren eigenen Schmerz und ihren eigenen Zorn vor Augen. Da sie kein Mitgefühl für die anderen Familienmitglieder empfindet, verfolgt sie mit aller Entschlossenheit das Ziel, das sie sich gesetzt hat, zum Beispiel die Familie wieder zusammenzubringen, die Angehörigen zu ruinieren, oder Rache zu nehmen. Objektivität kennt die Terroristin somit kaum oder nicht; sie lebt in einer abgeschlossenen Welt, in der es nur den eigenen Schmerz und den eigenen Zorn gibt.

Da das Bewusstsein eines Menschen ebenso sehr auf der Wahrnehmung der Gefühle anderer wie auf der Wahrnehmung der eigenen Gefühle beruht, geht der emotionalen Terroristin die Einsicht in das eigene Verhalten fast vollständig ab. In dieser fehlenden Einsicht liegt ihr hauptsächliches Gefahrenpotential. Doch es gibt noch einen zweiten Faktor, der die Terroristin so gefährlich macht: Während sie mit krankhafter Besessenheit ihr Ziel verfolgt, wird sie von einem Gefühl der Allmacht beseelt. Tatsächlich bildet man sich nicht selten ausgerechnet dann ein, allmächtig zu sein, wenn man in Wahrheit völlig ohnmächtig ist, also etwa dann, wenn man keinerlei Einfluss mehr auf seine Familie hat, weil sich diese auflöst. Woher dieses Gefühl der Omnipotenz auch immer rührt: Die Terroristin ist überzeugt, dass nichts und niemand sie stoppen kann. Da ihr also weder von ihrem Bewusstsein noch von ihrem Mitgefühl Grenzen gesetzt werden, ist sie der Überzeugung, auf dem Weg zu ihrem Ziel sei kein Preis zu hoch, ob dieser Preis nun von ihr selbst oder von anderen Familienmitgliedern bezahlt werden muss.

Die Terroristin kennt also keine Schranken. Das bedeutet, dass sie auch in ihren Handlungen schrankenlos ist. Wild entschlossen, das von ihr gesetzte Ziel zu erreichen, schliesst sie auch drastische Massnahmen nicht aus: die Verfolgung ihres Ehemannes; Tätlichkeiten gegen den ExEhemann oder dessen neue Lebenspartnerin; Telephonanrufe bei den gemeinsamen Freunden und bei den Geschäftsfreunden des Ehemann, mit dem Zweck, seinen Ruf zu ruinieren; Anklagen gegen den Ehemann, die auf Falschaussagen beruhen, etwa wegen angeblicher sexueller Belästigung der Kinder oder wegen angeblicher Tätlichkeiten gegen diese; vorgetäuschte Selbstmordversuche, mit deren Hilfe der Ehemann manipuliert werden soll; Kidnapping der unter der Obhut des Ehemannes stehenden Kinder; Beschädigung seines Eigentums; oder, als eine Form der Rache, Mord am Ehemann und an den Kindern.

Nach meiner Erfahrung machen sich Männer und Frauen im selben Masse solchen Fehlverhaltens schuldig. Da sich Untersuchungen jedoch in erster Linie mit dem Fehlverhalten von Männern auseinandersetzen, wird oft übersehen, dass Frauen diese Art von Gewalt im selben Masse anwenden. Meine Definition eines 'Familienterroristen' oder eines 'emotionalen Terroristen' lässt sich also wie folgt zusammenfassen: Eine Person (im Falle dieser Untersuchung eine Frau), die in obsessiver Weise ein destruktives (und damit pathologisches) Ziel anstrebt, wobei sie Mitglieder ihrer eigenen Familie im Visier hat; es fehlt ihr auf krankhafte Weise jedes Gespür für die Gefühle der anderen Familienmitglieder, ihre Handlungen kennen keine Schranken, und ihr Antrieb ist pathologisch, das heisst er geht auf ungelöste Probleme einer schwierigen Kindheit zurück. Natürlich trifft diese Beschreibung in unterschiedlichem Grad auf nicht wenige Menschen zu. Tatsächlich können viele Menschen, die in einer unglücklichen Beziehung leben oder deren Beziehung sich aufgelöst hat, vorübergehend ein 'irrationales' Verhalten an den Tag legen. Die Terroristin unterscheidet sich jedoch deutlich von ihnen, indem sie beständig rachsüchtig und destruktiv ist; ruhige Momente und Augenblicke der Klarheit sind bei ihr die Ausnahme, ein vorübergehendes Nachlassen des Sturmes.

Wenn ich mit einer Klientin arbeite, die grosse Schwierigkeiten in ihrer Beziehung oder bei der Auflösung ihrer Beziehung hat, stelle ich mir deshalb eine ganze Reihe von Fragen, mit denen ich abzuschätzen versuche, inwieweit es sich um eine potentielle Familienterroristin handelt. "Wird sie sich weiterhin bemühen, den Partner finanziell zu ruinieren? Ist sie wirklich aufrichtig, wenn sie beteuert, sie werde ihren Partner umbringen oder umbringen lassen, sollte er je eine neue Beziehung eingehen? Sind ihre Selbstmorddrohungen ernst zu nehmen oder dienen sie nur der Manipulation anderer? Wird sie ihre Drohung wahr machen, die Kinder mit Hilfe des Gesetzes ganz an sich zu reissen, nur um dem Partner Schmerz zuzufügen? Wird sie die Kinder einer Gehirnwäsche unterziehen, so dass ihr ExPartner sich nicht mehr getraut, eine neue Beziehung einzugehen?" Ist die Antwort auf diese Fragen ja, handelt es sich also um einen Fall von Familienterrorismus, so kann die Arbeit zwei Bereiche umfassen: einerseits die praktischen Massnahmen zum Schutz der Familienangehörigen ('Überlebensstrategien'), anderseits die therapeutische Arbeit mit der Terroristin selbst.

Wenn die Familienmitglieder das zerstörerische Potential der Terroristin einschränken wollen, so müssen sie diese zuallererst einmal als solche erkennen. Als zweites müssen pragmatische Schritte unternommen werden, welche die von einem Gefühl der Allmacht angetriebene Terroristin in ihren Handlungen einschränken. Leider ist die rechtliche Situation, die in vielen Scheidungsvereinbarungen festgelegt wird, relativ offen. Wenn beide Parteien einigermassen ausgeglichene Persönlichkeiten sind, ist es zwar durchaus sinnvoll, die Scheidungsvereinbarung flexibel zu gestalten und Raum zu lassen für Veränderungen in Bezug auf finanzielle Verhältnisse, Betreuung der Kinder sowie Besuchsrecht. Wenn jedoch eine emotionale Terroristin mit im Spiel ist, dann bieten ihr das auf Konfrontation angelegte Scheidungsverfahren sowie eine relativ offene Scheidungsvereinbarung unendlich viele Möglichkeiten, die Gerichte, die Anwälte und die auf den Plan gerufenen Gutachter zu instrumentalisieren und als Waffen einzusetzen. In solchen Fällen setzen Gericht und Scheidungsverfahren der Terroristin keine Schranken, sondern erlauben ihr im Gegenteil, ihr schrankenloses Verhalten fortzusetzen. Wenn man es mit einer Terroristin zu tun hat, sollte deshalb das Verfahren kurz und das endgültige Urteil so eindeutig, endgültig und absolut wie möglich sein. Jede Ärztin und jeder Anwalt ist vertraut mit 'prozesssüchtigen' Klienten; doch erst wenn diese 'Prozesssucht' als eine Form von Terrorismus erkannt wird, kann eine rasche und präzise Scheidungsvereinbarung angestrebt werden. Um das Gefühl der Allmacht der Terroristin einzuschränken, gibt es verschiedene Mittel; der Leitgedanke sollte jedoch immer derselbe sein wie im Umgang mit politischem Terrorismus: "Mit Terroristen verhandeln wir nicht." Endlose Telephonate und Gespräche bestärken die Terroristin nur in ihrem Glauben, dass sie auf dem richtigen Weg sei; dasselbe gilt für Konfrontationen, Versuche, sich wieder zusammenzutun, Briefe, Besuche, friedfertige Gesten und Bemühungen, die Terroristin zu besänftigen. Einzig mit einer entschlossenen, resoluten Haltung kann man der Terroristin klarmachen, dass ihre Macht Grenzen hat.

Wenn eine Therapeutin eine Terroristin 'entwaffnen' will, indem sie direkt mir ihr zusammenarbeitet, so muss sie aufrichtig, ehrlich und sehr direkt sein können. Bei meiner eigenen Arbeit habe ich verschiedentlich die Erfahrung gemacht, dass man einer Terroristin durchaus ins Gesicht sagen kann: "Sie führen sich ja auf wie eine Terroristin." Es gibt Fälle, in denen eine Terroristin auf diese Weise ihre Situation zum erstenmal in einem klaren Licht sieht und dazu ermuntert werden kann, ihr Verhalten zu überdenken. In aller Regel ist jedoch eine äusserst gründliche therapeutische Arbeit nötig. Erst tiefgreifende und bleibende Veränderungen in der Verfassung der Klientin erlauben auch Veränderungen in ihrem Verhalten. Erst wenn die in der frühen Kindheit erlittenen Schmerzen bewusst gemacht und verarbeitet worden sind, kann die Familienterroristin die eigene Situation ungetrübt und unverfälscht erkennen.

Die Arbeit mit der Terroristin selbst, wie jede Form der therapeutischen Arbeit, kann nur dann zu einer Veränderung führen, wenn die Klientin eine solche Veränderung auch wünscht. Ihr Wille, gesund zu werden, ist der entscheidende Faktor. Wenn dieser Wille fehlt, kann keine Veränderung herbeigeführt werden. Will oder kann die Terroristin sich nicht ändern, bleibt der Therapeutin nur, den andern Familienmitgliedern dabei zu helfen, entschlossen vorzugehen, hartnäckig zu bleiben und, wo es möglich ist, Distanz zu wahren.

Erin Pizzey war die Gründerin des ersten modernen Frauenhauses. Sie stellte fest, dass von den ersten 100 Frauen, die bei ihr Zuflucht suchten, 62 mindestens so gewalttätig waren wie ihre Partner, vor denen sie zu fliehen versuchten und zu denen sie immer wieder zurückkehrten aufgrund ihrer Abhängigkeit von Schmerz und Gewalt. Im Laufe von zehn Jahren hat Erin Pizzey in ihrem Frauenhaus im englischen Chiswick mit 5000 Frauen und ihren Kindern zusammengearbeitet. Sie ist Autorin verschiedener Bücher zum Thema Gewalt in Beziehungen. Die Originalversionen ihrer Bücher sind erhältlich unter: http://www.amazon.com.

Erin Pizzey's Buch "Prone to Violence" ist in Englisch online verfügbar: http://www.bennett.com/ptv/

AntwortZitat
Geschrieben : 13.01.2004 13:30




 mel
(@mel)

hi uli,
der bericht ist gut, die bezeichnung terroristin supi.
grüsse
mel

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Geschrieben : 13.01.2004 15:09
DeepThought
(@deepthought)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Wow, ein super Bericht und dann auch noch von einer Frau. Ganz vielen Dank, Uli und Odin.

Der 15. Senat des OLG Celle befindet vatersein.de
in den Verfahren 15 UF 234/06 und 15 UF 235/06
als "professionell anmutend".
Meinen aufrichtigen Dank!

AntwortZitat
Geschrieben : 14.01.2004 06:40
 Uli
(@Uli)

Ja Jörg, Du hast recht: und das von einer Frau! Und nicht nur von einer Frau, sondern von einer Begründerin eines Frauenhauses!! D.h. diese Frau hat wirklich lautere Motive. Es muss doch enttäuschend für diese Frau gewesen, sein, sich für etwas zu engagieren und dann zu sehen, dass man sich zumindest teilweise falsch orientiert hat. Dann das Ganze in dieser Form publizistisch aufzuarbeiten, ist schon mutig.

Ich habe im Sommer letzten Jahres ein Buch gelesen: Marie-France Hirigoyen - Dis Masken der Niedertracht, sehr lesenswert. Die Autorin beschäftigt sich ausnahmsweise mal nicht mit den "Erkrankten", sondern mit deren Opfern. Wurden die "Erkrankten" in obigem Artikel als TerroristInnen bezeichnet, so wählt die Autorin hier die Bezeichnung PERVERSE. Die Autorin räumt mit dem Märchen auf, dass eine quasi symbiotische Beziehung zwischen dem Perversen und seinem Umfeld besteht. Vielmehr werden die Opfer aktiv ausgesucht, um sie hinterher hemmungslos auszusaugen. Wie in obigem Artikel auch kommt sie zu dem Schluß, dass eine strikte Trennung von Perverser (Terroristin) und sozialem Umfeld zu erfolgen habe. Hier liegt natürlich die Krux unseres Rechtssystems. Bei uns werden die "Erkrankten" als Opfer gesehen und das eh schon geschundene Umfeld darf dafür sorgen, dass sie auch weiterhin ihre Perversionen ausleben dürfen!

LG Uli

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Geschrieben : 14.01.2004 11:57
(@eskima)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Hallo Uli,

wir waren gestern in der Buchhandlung und wollten das von dir empfohlene Buch kaufen, es war leider vergriffen. Die Buchhändlerin hat es aber selbst gelesen und sie meinte, es ginge ganz einfach um Bosheit und wie man damit umgehen kann. Sie fand das Buch äußerst lesenswert und auf meine Frage bestätigte sie, dass sie kein vergleichbares Buch kennt.

Also haben wir es bestellt, Freitag können wir es abholen und ich bin echt mal gespannt...

Liebe Grüße

eskima

Urteile nie über einen Menschen, bevor du nicht sieben Meilen in seinen Schuhen gegangen bist - Indianische Lebensweisheit

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Geschrieben : 15.01.2004 12:22
(@chriss)
Schon was gesagt Registriert

oh... ich wusste gar nicht das das Kind einen Namen hat
dachte immer ich bin der einzige auf der Welt mit so nem Prob

oder das ich das einfach falsch sehe

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Geschrieben : 01.04.2004 19:03
 Uli
(@Uli)

@eskima,

nun wo der alte Thread nochmal hochgekommen ist, hast Du das Buch gelesen und hat es Dir etwas gebracht?

LG Uli

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Geschrieben : 01.04.2004 21:34
(@papaklaus)
Zeigt sich öfters Registriert

Ich hab mir den ganzen Tread gerade reingezogen. Ich will meine Frau ja nicht in irgendeine Schublade stecken, aber ich finde verdammt viele Verhaltensweisen wieder...und der Beitrag mit der Familienterroristin gibt mir auch zu denken...

Wenn das stimmt, wird meine Lage und die meiner Tochter nicht einfacher ;(

Sche...

frustrierte Grüße

PapaKlaus

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Geschrieben : 01.04.2004 23:59
(@eskima)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Hallo Uli,

nun wo der alte Thread nochmal hochgekommen ist, hast Du das Buch gelesen und hat es Dir etwas gebracht?

Ja, ich kann das Buch nur jedem empfehlen, der Probleme mit der Ex hat, die einfach nur unverständlich sind.

Mir persönlich hat es geholfen, mehr Abstand zur Ex zu bekommen und nicht mehr nach Lösungen für die Situation zu suchen oder versuchen, sie zu verstehen. Für jeden Lösungsansatz wird Ex einen Weg finden, ihn zu umgehen. Also muß ich bei mir bleiben und meine Grenzen wahren, nicht mehr und nicht weniger ;)

Liebe Grüße

eskima

*eigentlich eher lösungsorientiert*

Urteile nie über einen Menschen, bevor du nicht sieben Meilen in seinen Schuhen gegangen bist - Indianische Lebensweisheit

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Geschrieben : 02.04.2004 00:27
(@Unbekannt)

Hallo, ich heiße Uli,

vor zwei Wochen ist meine Frau mit unserer Tochter (11 Monate) zu ihrer Mutter gezogen, sie hat sofort mit der Anwaltsnummer angefangen. Ich habe inzwischen viel gelesen und erschreckende Parallelen zum Bericht von "Unbekannt" (hier ganz oben) gefunden.

Könnt Ihr mir irgendwie helfen?

AntwortZitat
Geschrieben : 02.05.2004 20:23
DeepThought
(@deepthought)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Hallo unbekannter Uli,

da gäbe es viel zu beachten. Ich empfehle dir, telefonisch mit Mel Kontakt aufzunehmen. Seine Tel.-Nr. findest du in seinem Profil.

DeepThought

Der 15. Senat des OLG Celle befindet vatersein.de
in den Verfahren 15 UF 234/06 und 15 UF 235/06
als "professionell anmutend".
Meinen aufrichtigen Dank!

AntwortZitat
Geschrieben : 02.05.2004 21:13




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