Hallo liebe Community,
seit einer Weile schon lese ich intensiv hier im Forum die Erfahrungen und Geschichten, immer wieder entdecke ich sehr viel, was auch ich hätte 1:1 so schreiben könnte. Für viele Hinweise und Tips hier aus dem Forum bin ich sehr dankbar.
Zu mir persönlich und meiner Geschichte mag ich jetzt an dieser Stelle nix weiter ausführen, das würde auch den Kontext sprengen;-)
Nur kurz: Bin Vater eines bei der Mutter lebenden 9-jährigen Sohnes. Das Verhältnis zur KM hat sich stetig verschlechtert. Wir sind seit kurz vor seinem 1.Geburtstag getrennt, waren nicht verheiratet. Umgangsrecht ist mündlich vereinbart (klappt soweit), er ist aller 2 Wochen übers WE bei mir (KM wollte, dass er nur aller 3 bei mir ist, daraufhin hab ich auf eine Regelung gedrängt) und jeden Montag fahre ich nach der Arbeit zu ihm um wenigstens 1 Tag/Woche soetwas wie Alltag mit ihm zu haben (ebenfalls auf meine Initiative hin). Von ihrer Seite kommt diesbezüglich leider nix.
Viele Vorfälle im letzten Jahr, und nicht zuletzt die neue Gesetzeslage haben mich dazu ermutigt, endlich das gSR zu beurkunden. Ich kann euch sagen, seitdem weht ein rauher Wind, weil dies der KM garnicht passt. Ich habe den Weg gewählt, zuerst das Jugendamt zu kontaktieren (ich war ehrlich überrascht, dass mich das Jugendamt bis zuletzt sehr unterstützt und bestärkt hat - "Wir kennen leider sehr viele Mütter, die so 'seltsam' ticken"). Ich habe dann dort eine einseitige Beurkundung zum gSR abgegeben. Der KM wurde eine Frist gesetzt, sich zu entscheiden. Sie ließ diese mehrfach verstreichen mit immer neuen Ausreden (nix neues hier). Anfang Dez. dann der Antrag beim Amtsgericht (Familiengericht). Vor 3 Tagen dann eine Rückmeldung vom JA, dass KM ihrerseits endlich das gSR beurkundet hat. Antrag Amtsgericht wird damit zurückgezogen, das Geld für den Antrag muss ich wohl trotzdem zahlen. Ich strahle innerlich seit dieser Meldung. Der ganze sehr hohe seelische Aufwand und Ärger der letzten Jahre hat sich für diesen Tag gelohnt !!!
Ich bin mir dessen bewußt, dass die großen Schwierigkeiten - nämlich dieses beurkundete Recht nun auch praktisch und im hoffentlichen Dialog mit der KM im Sinne unseres Sohnes mit Leben zu füllen - noch vor mir liegen, da, wie oben geschrieben, seit meinem Vorstoß die Kommunikation nahezu gen Null gefallen ist. Klärende Gespräche werden ihrerseits seit geraumer Zeit komplett abgelehnt. Erstmal bin ich glücklich, diesen ersten K(r)ampf erfolgreich abgeschlossen zu haben, und bin bereit weiter zu kämpfen.
Jetzt mein Anliegen: Natürlich ergibt sich dadurch für mich auch eine neue Situation, und ich bin mir nicht sicher, ob und was sich für mich ändert. Ich meine jetzt mal ganz allgemeine Dinge des Lebens. Jetzt lacht nicht oder so, aber muss ich irgendetwas beachten, dem Finanzamt melden (Steuerklasse, Steuererklärung etc.), usw.???
Vielleicht kann einer mal kurz erläutern, ob und wenn ja, was sich damit ebenfalls ändert in anderen Belangen des Lebens.
Moin Martinsen,
erstmal Glückwunsch zu Deinem Erfolg; es fühlt sich zumindest mehr nach Augenhöhe an, das GSR zu haben.
Praktisch wirkt es sich allerdings nur in wenigen Dingen aus: Die Züge namens Namensgebung, Taufe, Kindergarten- und Schulwahl sind bei einem 9-Jährigen bereits abgefahren. Anstehen wird demnächst vermutlich die Wahl einer weiterführenden Schule, in die Du als GSR-Inhaber (theoretisch) eingebunden werden musst; ebenso beispielsweise medizinische Sachverhalte, die Deine Ex nicht mehr allein entscheiden kann.
Dein GSR ist allerdings auch erst drei Tage alt. Tu Dir selbst den Gefallen, jetzt nicht gleich die Welt auf den Kopf stellen zu wollen; lass Deiner Ex ein wenig Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen, Dich ab jetzt in ein paar Dinge einbeziehen zu müssen. Auch für irgendwelche Machtdemonstrationen ist das GSR nicht gedacht; egal, was in der Vergangenheit war.
Steuerlich oder steuerklassentechnisch spielt es auch keine Rolle; auch nicht beim Unterhalt oder beim Umgang. Unterm Strich sind die Auswirkungen viel geringer als manche denken. Aber wie gesagt: Für das eigene, persönliche Gefühl, ein halbwegs gleichberechtigter Elternteil zu sein ist es durchaus bedeutsam.
Grüssles
Martin
When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.
Servus martinsen und willkommen im Forum!
Steuerlich ändert sich meines Wissens nichts für Dich, Du bist Vater des Kindes, egal ob sorgeberechtigt oder nicht.
Du hast aber nun ein Auskunftsrecht, z.B. in der Schule, bei Ärzten, etc.
Weiter sollte KM nicht alltägliche Entscheidungen Euer Kind betreffend mit Dir gemeinsam fällen/treffen.
Grüßung
Marco
edit: Martin war schneller...
Mit einem Lächeln zeigst Du auch Zähne!
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Ob ein Vorhaben gelingt, erfährst Du nicht durch Nachdenken sondern durch Handeln!
Danke Martin und Marco!
...es fühlt sich zumindest mehr nach Augenhöhe an, das GSR zu haben.
Es fühlt sich auch an, als wenn eine vom Gesetz installierte Ungerechtigkeit zumindest erstmal für mich persönlich korrigiert wurde. Es fühlt sich auch gut an, weil ich als Vater in meiner Rolle absolute Geringschätzung seitens der Mutter erfahren musste.
Praktisch wirkt es sich allerdings nur in wenigen Dingen aus... Die Züge namens Namensgebung, Taufe, Kindergarten- und Schulwahl sind bei einem 9-Jährigen bereits abgefahren. Anstehen wird demnächst vermutlich die Wahl einer weiterführenden Schule, in die Du als GSR-Inhaber (theoretisch) eingebunden werden musst; ebenso beispielsweise medizinische Sachverhalte, die Deine Ex nicht mehr allein entscheiden kann. Dein GSR ist allerdings auch erst drei Tage alt. Tu Dir selbst den Gefallen, jetzt nicht gleich die Welt auf den Kopf stellen zu wollen; lass Deiner Ex ein wenig Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen, Dich ab jetzt in ein paar Dinge einbeziehen zu müssen. Auch für irgendwelche Machtdemonstrationen ist das GSR nicht gedacht; egal, was in der Vergangenheit war.
Ich bin ein sehr geerdeter Mensch, will garantiert jetzt nicht die Welt auf den Kopf stellen. Und erst Recht mich nicht auf ein Niveau begeben, wo ich mich für ihre jahrelange (ausgeübte) Machtposition revangieren möchte 😉 Mein Ziel ist ein gewisser Grad an Normalität (unter den gegebenen Umständen) auf lange Sicht, die uns leider irgendwie komplett abhanden gekommen ist. Darin sehe ich meine nächste große Herausforderung...
Es hat für mich allerdings schon bedeutsame praktische Auswirkungen. Ein paar Beispiele:
Ich erfahre wichtige Dinge endlich, und ich erfahre sie jetzt endlich aus erster Hand. Mein Sohn ist in der 3.Klasse, nach der 1.Klasse hat er die Schule gewechselt, weil die KM sich mit der Lehrerin nicht verstanden hatte. Nun wurde emotional-sozialer Förderbedarf festgestellt, er hatte schon ERGO-Therapien, Einzelförderung in der 2.Klasse... bei all diesen Dingen war ich nicht nur außen vor, sondern weiß darüber Bruchteile bis garnichts. Mein Sohn hat Probleme und ich weiß darüber nicht viel - etwas was mich bisher seelisch sehr belastet hat!
Ich erfahre direkt von Terminen aus der Schule (bisher wurden die mir seitens der KM willkürlich, meist nur auf Nachfrage mitgeteilt).
Kurze Geschichte zum eigentlich letztendlichen Impulsmoment, das gSR zu beantragen: Ich bin bei einer Elternversammlung (reise dafür ein paar Kilometer), KM hat sich entschuldigt. Am Mittag hat sie aber die Klassenleiterin explizit nochmal darauf hingewiesen, dass ich teilnehme, jedoch kein Sorgerecht habe für meinen Sohn!!! Dementsprechend hat mich die Lehrerin vor der Elternversammlung darauf angesprochen um sich das bestätigen zu lassen und mich darauf hingewiesen, dass ich dann in der Versammlung bestimmte Dokumente (Leistungsstandanalysen z.B.) nicht, wie alle anderen Eltern, anschauen darf. Könnt ihr euch vorstellen, wie demütigend das war? Danach habe ich sie direkt angerufen und meinen Unmut geäußert, und dass ich jetzt das gSR beantragen werde, um mich ihrer Willkür zu entziehen.
Wenn man immer wieder solche Kämpfe im Alltag hat, hat es eine nicht zu unterschätzende praktische Bedeutung!
Für die Zukunft ist mir bewußt, dass sich deshalb die Dinge nicht plötzlich von allein regulieren, es wird ein hartes Stück Arbeit, wieder zu einer wichtigen Kommunikation zurückzufinden.
Moin Martinsen!
Ich erfahre direkt von Terminen aus der Schule (bisher wurden die mir seitens der KM willkürlich, meist nur auf Nachfrage mitgeteilt).
Was heísst "direkt"? Von der KM oder von der Schule?
Also ich würde zu allererst ins Sekretariat der Schule gehen und dort die Sorgerechtserklärung vorlegen. Dann würde ich dort nachfragen, ob man Dir nicht Termine für Elternabende oder Elternsprechtage separat nach Hause schicken kann? Es gibt die Schulen, die unterstützen den gerennt lebdenden Elternteil.
Es gibt aber auch Schulen, die sich auf den Standpunkt stellen: Nein, 2 Einladungen zu verschicken, dazu sind wir nicht verpflichtet und machen wir auch nicht. Die Mutter muss SIE informieren".
Letztendlich hast Du keinen Anspruch darauf. Es sei denn, im Schulgesetz Deines Bundeslandes steht was anderes, was ich aber nicht glaube. Insofern wärst Du dann trotz GSR auf die KM angewiesen.
Sofern Dir viele Infos in der Schule fehlen, würde ich der KM sagen, dass Du Dich gerne bei der Klassenlehrerin über die schulischen Leistungen Deines Kindes informieren möchtest (neben dem Elternsprechtag) und Du Dich freuen würdest, wenn KM mit kommt. So fühlt sie sich nicht übergangen. Das musst Du nicht sofort machen, vielleicht nächsten Monat, und natürlich die Klassenlehrerin vorher fragen. Wobei ja jetzt sowieso Halbjahresgespräche anstehen dürften.
(Hat Deine Exe nen Next? Dann bereite Dich schon mal seelisch darauf, dass der bei den Gesprächen ggf. auch dabei sitzt. Ist aber jetzt ein anderes Thema).
Dasselbe würde ich da machen, wo Dein Kind in Behandlung ist.
Entscheidend ist, dass Dich die Klassenlehrerin oder Ärzte nicht mehr von Infos ausgrenzen können. Der für mich wichtigste Aspekt des GSR
Das Problem Deiner Exe dürfte sein, dass sie nicht weiss, was das GSR überhaupt bedeutet. Sie befürchtet, Du redest ihr jetzt in den Alltag rein, was natürlich Quatsch ist. Im leben eines Kindes gibt es vielleicht 10 Entscheidungen, wo das GSR überhaupt greift. Ein paar sind schon Geschichte. Bleiben vielleicht 5.
Die nächste wäre, wie die anderen schon schrieben, eine weiterführende Schule, dann vielleicht die 2. Fremdsprache, später evtl. eine Ausbildung und natürlich ärztliche Eingriffe (und hier auch keine normalen Arztbesuche).
Das müsste Deine Exe mal wissen, dann wird sie vielleicht ruhiger. Meine hat sich auch gegen das GSR gesträubt. Mittlerweile haben wir ein halbwegs vernünftiges Verhältnis, aber auch deshalb, weil wir eine Erziehungsberatung besuchen. Vieleicht wäre so etwas auch gut für euch.
Ich denke, alles in allem wird sich das Verhältnis sicher irgendwann normalisieren, wenn sie sieht, dass sich ihr Leben dadurch nicht ändert. Gehe daher zunächst behutsam vor, damit sie den Umgang nicht boykottiert.
Aber wie gesagt: Für das eigene, persönliche Gefühl, ein halbwegs gleichberechtigter Elternteil zu sein ist es durchaus bedeutsam.
Oh la la..dieses Statement von Martin überrrascht mich jetzt schon...
LG
BP