Hallo,
Ich habe mich in diesem Forum angemeldet, obwohl ich eigentlich nicht so richtig hineinpasse. Denn meine Fragen um den Umgang stellen sich schon vor der Zeugung eines Kindes und es geht auch nicht um eine Trennung/Scheidung. Vielmehr schlage ich mich gerade mit der Frage herum, ob ich freiwillig eine Art Umgangsvater werden möchte.
Die Situation ist folgendermaßen: Eine sehr gute Freundin von mir ist mit einer Frau verheiratet, hat einen Sohn (4) und plant weiteren Nachwuchs. Für diesen sucht sie auch eine männliche Bezugsperson. Daher habe ich das Angebot, sowohl mein genetisches Material zur Verfügung zu stellen als auch eine gewisse Rolle im Leben dieses Kindes zu spielen. Ich möchte (und soll) nicht nur der Samenspender sein und glaube nicht, dass die Rolle des reinen Spaßonkels, der ab und zu mal vorbeikommt, aber keinerlei Verantwortung oder Verlässlichkeit hat, gut für das Kind ist. Am ehesten passt also die Rolle des Umgangsvaters, auch wenn man das vielleicht eher Co-Elternschaft nennt. Das Kind hätte also den Lebensmittelpunkt bei den beiden Müttern und ich würde es regelmäßig besuchen oder von leiblicher Mutter plus Kind besucht werden (später sicher auch Zeit zu zweit, aber keine Übernachtungen des Kindes alle zwei Wochen bei mir).
Meine Frage an euch ist, welche Zeiträume/Zeitabstände erforderlich sind, um eine stabile Bindung aufzubauen - viele von euch haben (leider unfreiwillig) ja viel Erfahrung damit. Ich dachte an ein Wochenende alle drei bis vier Wochen und eine Woche Urlaub im Jahr, habe hier aber z.B. schon oft gelesen, dass bei Babies und Kleinkindern viele kurze Kontakte besser sind als wenige lange. Irgendwie bin ich auch in der paradoxen Situation, dass es nicht zu viel werden sollte, weil es dann für mich (und vielleicht auch das Kind) zu wenig wäre - irgendwann wäre man nicht mehr die ergänzende Bezugsperson für ein Kind mit zwei Elternteilen, sondern ein Papa der sein Kind kaum sieht. Nun ja, das Modell ist auch noch nicht ausgereift und ich bin mir noch nicht mal sicher, ob ich das möchte - daher ist jede Meinung willkommen.
Ich weiß, dass die Situation für euch etwas anders ist, aber Foren für Regenbogenpatchworkcoparenting mit reger männlicher Beteiligung scheint es nicht zu geben 😉
Moin,
in der Tat - ungewöhnlich.
Meine spontane Meinung: Wenn denn tats. eine explizit männliche Bezugsperson im Leben des kleinen Kindes gewünscht ist (und ja - tatsächlich mangelt es an denen ja typischerweise in Kita, Grundschule), dann hätte ich eher an die Rolle eines Baby-/ Kindersitters gedacht. Das kann später dann ja auch typische Väter-Kind-Aktivitäten ausgeweitet werden. Aber letztlich eben ohne eine emotionale Vater-Kind-Beziehung aufzubauen - damit denke, dass Du sowohl Dir als auch dem Kind das Leben zu schwer machst.
Und das führt mich zum nächsten kritischen Gedanken: Wenn Du die Rolle als männlicheBezugsperson möglichst umemotional ausüben willst, dann solltest Du aber nicht auch noch der genetische/ leibliche Vater sein - das scheint mir in absehbarer Zeit in einer Dreiecks-Beziehung und einer emotionalen Bauchlandung zu enden.
gruß. toto
Hi,
Ich würde dir davon abraten als leiblicher Vater in einer solchen Konstellation eine vorausgeplante distanzierte Vaterrolle wahrnehmen zu wollen. Ein guter Freund von mir hat dies in ähnlicher Form gemacht und es endete in einem emotionalen Chaos für alle Beteiligten zwei davon befinden sich nach drei Jahren immer noch in psychologischer Behandlung.
Du kannst Bindungen und Gefühle nicht im Vorhinein festlegen und aus meiner Sicht befriedigt ein solches Modell nur die Wünsche der Erwachsenen (vordergründig ) aber wer versetzt sich in die Lage des Kindes? Solange das Kind klein ist gibt es eher weniger Probleme , wenn sich alle Erwachsenen vernünftig mit diesem Thema auseinander gesetzt haben, aber für das Kind kann es zu ungeahnten Folgen kommen wenn es in späterem Alter die Situation begreifen kann und zur Meinung kommt, dass es nur ein Konstrukt in Absprache dreier Erwachsener ist...
Bitte überlege Dir das aus Sicht des Kindes sehr gut, ich sehe das Resultat aus so einer ähnlich gelagerten Geschichte regelmässig, es führte zu Drogen und Alkoholmissbrauch beim Kind und die Erwachsenen kommen auch nicht mehr mit ihrem Leben zurecht....
Gefühle und Empfindungen sind nicht planbar
Beim Umgang mit PLS-Patienten gilt es immer zu berücksichtigen, dass Realität, Fakten und Logik in der Welt des Betroffenen keinerlei Bedeutung haben. Auch können die meisten PLS-Patienten nicht mit Kritik umgehen, das gilt für jede Form der Kritik, also gerade auch positive oder konstruktive Kritik
Hallo,
aus meiner Sicht solltest Du als erstes wissen, dass Du als biologischer Vater unterhaltspflichtig werden kannst (die KM kann Dich davon zwar freistellen indem Du nicht als KV angegeben wirst, ob Du das willst ist eine andere Frage) und Du ein Umgangsrecht für Dein Kind hast, so Du als biologischer Vater anerkannt bist.
Als anerkannter biologischer Vater hängt Dein Umgangsrecht davon ab ob es für das Kind ungünstig ist, als rechtlicher Vater (anerkannte Vaterschaft) hast Du ein Umgangsrecht, das Sorgerecht müsstest Du extra beantragen.
Weiterhin würde ich die "Eltern" (Mama1 und Mama2) fragen, wer Du denn nun eigentlich sein sollst. Denn das Kind wird diese Frage irgendwann stellen. Um ehrlich zu sein, ich halte das Ganze für eine Fehlkonstruktion. Mit wem Mama zusammen lebt und das kann auch eine Frau sein, ist nicht mein Problem, aber Du und Mama seid die Eltern des Kindes und niemand anders.
Das mag sehr "rechtlich" klingen, ist aus meiner Sicht aber eine notwendige Einordnung Deiner Rolle. Wenn Du kein "Spaßonkel" sein willst, dann solltest Du rechtlicher Vater mit allen Rechten und Pflichten sein.
Ein verantwortungsvoller Vater realisiert mindestens den Standardumgang, d.h. jedes 2. Wochende, hälftige Ferien (3 Wochen Sommerferien). Solange das Kind klein ist sind kürzere dafür häufigere Umgänge sinnvoll, also z.B. immer 1 Tag am Wochende und 1 - 2 mal unter der Woche, die Dauer des Umgangs kann dann sukzessive gesteigert werden.
Wenn das zuviel Stress ist, dann bleibt Dir nur die Rolle des Spaßonkels.
VG Susi
*gelöscht*
Anm. Mod.: Dein Kommentar ist nicht hilfreich, sondern beleidigend. Bitte unterlass es. Sonst muss ich halt nochmal löschen 😉
Das was wir unseren Kindern antun, werden sie unserer Gesellschaft antun. (Judith S.Wallerstein)
Guten Morgen,
ich erlebe bei uns in engster Familie so ein Konstrukt mit, allerdings ist dort der leibliche Vater ein wirklicher Vater, der sein Umgangs- und auch Sorgerecht voll wahrnimmt.
Das Kind weiss seit juengster Kindheit davon und da zwischen ihm und dem Vater ein enges Verhaeltnis herrscht sowie zwischen Mutter und ihrer Partnerin in dieser Dreieckselternkonstellation alles im gruenen Bereich ist schadet es ihm nicht.
Finanziell beteiligt sich der KV auch, obwohl er nicht muesste, aber ihm ist es das wert. Seine Motivation bei dieser Angelegenheit ist allerdings eine grundlegend andere. Er wuenscht sich und liebt Kinder, moechte aber in keiner festen Partnerschaft/Elternbeziehung leben.
Fuer sein Kind ist er verlaesslich und immerzu da.
Bei allem "Waer doch ne coole Idee sowas. Die Muetter kuemmern sich, ich bin der Spassonkel ohne finanzielle Verpflichtung (bis jetzt) und hab ab und an ein lustiges WE" : Schau dir genau die rechtliche Seite an.
Du bist zahlungspflichtig, auch wenn die KM das jetzt verneint.
Ein Wort beim JA irgendwann in einer Streitsituation, eine Meldung deines Namens und schon laeuft der finanzielle Stein unaufhoerlich los inkl. Vaterschaftstest, Nachzahlungen etc..
Was ist, wenn der KM etwas passiert? Wo kommt das Kind hin? Moechtest du dann doch Sorge tragen mit einem 24/365 -Modell?
Wie erklaerst du dem Kind deine Motivation spaeter? Es kann danach fragen?
Wie erklaerst du es deiner Partnerin spaeter?
Es gibt noch die Moeglichkeit zur Adoptionsfreigabe, aber kannst du das? Dann hast du weder Rechte noch Pflichten, aber emotional hast du doch ein Kind.
Kannst du dann damit leben, dass dieses Kind evt. spaeter bei dir vor der Tuer steht und Fragen stellt?
Ich habe absolut nichts gegen Regenbogenfamilien mit aussenstehenden KV, nur bei dir klingt so raus, als wenn dein Bauchgefuehl nicht 100% dabei ist.
Weder fuer das Kind als wirklicher Vater, der seine Vaterschaft lebt, noch als Erzeuger und auch nicht als Spassonkel fuer die Damenbeziehung.
So lange wuerde ich an deiner Stelle die Finger davonlassen.
Kinder sind schnell gezeugt, sie koennen nichts dafuer und werden in ihr Leben hineingeboren. Es sind vollwertige Menschen mit Anspruechen, Wuenschen, Hoffnungen und Beduerfnissen.
Keine Spassartikel fuer irgendwelche erwachsenen Zwecke odef bunten Phantastereien.
Deine Gefuehle kannst du jetzt ueberhaupt nicht einschaetzen, nichtmal erahnen, die eine Zeugung, das erste Ultraschallbild, die Geburt, das erste Mal im Arm halten ausloesen.
Sie koennen dir die Hoelle auf Erden werden lassen, wenn es dich richtig erwischt und du deine gebundenen Haende bemerkst.
Wenn der Tag nicht dein Freund war, so war er dein Lehrer.
Moin Moin.
Also den Fall musste ich mir erst einmal 3x durchlesen. Das Ganze finde ich doch sehr befremdlich. Da sind 2 Damen mit Kinderwunsch, die aber keinen Mann lieben, sondern eben eine andere Frau. Da würden bei mir sofort die Alarmglocken schrillen. Bist Du sicher, dass die Dich wirklich eine aktive Vaterrrolle leben lassen? Wie ist das den bei dem 4-Jährigen? Hat der Kontakt zu seinem Vater?
Ich kann Dir wie die anderen nur davon abraten. Du wirst vermutlich für das Kind starke Vatergefühle entwickeln und wenn Du dann Dein Kind nicht sewhen darfst und Du Dir alle Rechte (Sorgerecht, Umgangsrecht etc) hart erkämpfen musst, hängst Du emotional in den Seilen.
Und wenn das Kind größer ist, wird es viele Fragen stellen.
Wenn Du Vater werden möchtest, suche Dir eine "normale" Beziehung.
VG
BP
Moin
Da die beiden verheiratet sind, müssten doch beide auch rechtl. Eltern werden. Laut Rechtssprechung haben Beteiligte (Eltern und Spender), da sie freiwillig dem zugestimmt haben, kein Recht auf Vaterschaftsklage - Voraussetzung für eine Unterhaltsklage. Das sollte auch unbedingt vertraglich festgeschrieben werden, am besten notariell beglaubigt. Lediglich das Kind hat dieses Klagerecht. Und damit besteht Grund zur Sorge, wenn es Verstimmungen zw. den Beteiligten in den nächsten zig- Jahren kommen sollte.
Bei einem heterogenen Paar mit Kind per Spende hat der BGH jedenfalls entsprechend geurteilt. Gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften dürften dem analog sein.
BGH mit Urteil XII ZR 99/4 vom 23.09.2015
Gruss oldie
PS: Wieso suchst Du Dir nicht eine Partnerin und machst Dein eigenes Ding?
Edit: Kannst ja auch mal >>hier<< nachschauen.
Wenige sind das, was sie vorgeben zu sein.
Und wenn ich es mir recht überlege - niemand.
Hallo,
<a href="http://www.queer-baby.info/homosexuelle-paare-rechte/adoption-schwule-lesben>Hier</a>" geht es auch um die Elternschaft in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Ich kann nicht sagen wie aktuell die Angaben sind.
Aber in Deutschland dürfen Homosexuelle nicht heiraten, sie können nur eine eingetragene Partnerschaft eingehen und sind deshalb heterosexuellen Ehen nicht gleichgestellt.
Zwar hat der BGH eine homosexuelle Elternschaft anerkannt, diese ergab sich aber aus südafrikanischem Recht
<a href="http://www.lto.de/recht/nachrichten/n/bgh-beschluss-xii-zb-15-15-eltern-gleichgeschlechtliches-paar-suedafrika-eintragung-geburtenregister/>" BGH </a>.
Eine besonders verworrene Geschichte gibt es <a href="http://blog.beck.de/2010/08/05/das-umgangsrecht-des-gleichgeschlechtlichen-samenspenders>" hier </a>.
VG Susi
Vielen Dank für eure zahlreichen Antworten und Gedanken.
Ausgangspunkt meiner Überlegungen waren, dass ich nicht nur ein Spaßonkel sein könnte, weil das Kind dann einen unzuverlässigen, verantwortungslosen Mann (Vater) als primäre männliche Bezugsperson hätte und das ist nicht das Männerbild, das ich gerne vorleben möchte. Daher dachte ich, dass ich in jedem Fall eine regelmäßige, stabile Bindung aufbauen müsste und damit schon in gewisser Weise die Vaterrolle einnehmen würde. Ihr habt aber wohl recht, dass dies nicht ohne eine emotionale Bindung geschehen wird und im Endeffekt sowohl für das Kind als auch für mich auf ein Desaster hinauslaufen könnte. Daher ist es wohl das schlechteste Modell von allen - wenn man Co-Parenting macht, dann wohl nur als richtiger Elternteil in einer WG, im Doppelhaus oder im Wechselmodell (darüber hat Jochen König sogar ein Buch geschrieben). Das wäre aber weder für mich noch für die beiden Frauen eine Option.
Ich denke, ich lasse meine Gene dann wohl lieber bei mir und könnte für ein eventuelles Spenderkind eine Art sekulärer Patenonkel werden - dann gibt es keine schlechte Vaterbindung (keine ist besser als eine schlechte) und trotzdem einen männlichen Lebensbegleiter für das Kind.
Rechtlich gesehen hat ein biologischer Erzeuger übrigens alle Rechte und Pflichten eines Vaters, die nicht-biologische Mutter in einer Lebenspartnerschaft hingegen lediglich die Rechte einer Stiefmutter (kleines Sorgerecht, Umgangsrecht falls das Kind lange im Haushalt gelebt hat und es für das Kindeswohl förderlich ist). Daher kommt es normalerweise zu einer Stiefkindadoption, dann hat der Erzeuger weder Rechte noch Pflichten. Möglicherweise gibt es irgendwann eine rechtliche Möglichkeit, mehr als zwei Elternteile zu haben.
Moin
Dein Fazit hört sich vernünftig an. Selbst wenn man jemandem lediglich einen Gefallen tun möchte, das sollte kalkulierbar kein Lebensrisiko beinhalten.
Gruss oldie
Wenige sind das, was sie vorgeben zu sein.
Und wenn ich es mir recht überlege - niemand.