Liebe Forumsmitglieder,
Ich brauche mal wieder einen Rat und hoffe Ihr könnt mir mit Ideen, Anregungen und Meinungen weiterhelfen.
Seit einem Jahr wohnt mein ältester Sohn bei mir. Seine beiden jüngeren Geschwister leben bei der Mutter, unsere Wohnorte liegen ca. 200km auseinander.
Meinem Sohn fehlt seine Mutter. Dies fällt mir in verschiedenen Situationen immer wieder auf und er bestätigte mir das auch, als wir gestern darüber gesprochen haben.
Jetzt muss ich mal kurz erklären, wie bei uns der Umgang stattfindet:
Mindestens alle zwei Wochen besuche ich meine jüngeren Kinder oder sie kommen zu mir, alles kein Problem, sie sind alt genug und können mit dem Zug fahren.
Meist sehen wir uns öfter und die Schulferien verbringen wir fast immer gemeinsam.
Absprachen mit der Mutter gibt es dazu kaum. Ich vereinbare die Termine direkt mit den Kindern und teile sie dann der Mutter mit und sie kann auch noch ihre Meinung dazu sagen. Das klappt so ganz gut, weil die Kinder ihre persönlichen Termine doch am besten kennen.
Anders sieht es mit den Kontakten von meinem Ältesten zu seiner Mutter aus.
Bisher ist er immer mitgefahren, wenn ich die Jüngeren besucht habe, aber seit einiger Zeit möchte er das nicht mehr, denn seine Mutter hat ja sowieso keine Zeit für ihn. Beim letzten Mal hat er fast einen Tag in der leeren Wohnung auf sie gewartet.
Weihnachten wäre turnusmäßig Mamaweihnachten gewesen, wollte er aber nicht.
Besucht hat sie ihn in dem Jahr einmal kurz vor Weihnachten und das auch nur auf mein Drängen hin, naja ich habe sie ganz schön nerven müssen, bis sie kam.
Die beiden haben dann ein wunderschönes Wochenende miteinander verbracht und Sohnemann gings richtig gut.
Aber leider lässt sich die Mutter auf keinerlei Regelmäßigkeit im Umgang mit ihm ein, er kann ja zu ihr kommen, wenn er sie sehen will.
Wenn sie sich sehen oder miteinander telefonieren ist sie sehr herzlich zu ihm, eigentlich schon übertrieben liebevoll und dann lange wieder garnichts.
Mein Sohn reagiert sehr eifersüchtig auf seine Geschwister, wenn wir zusammen sind, obwohl er sie sehr gerne hat und ein toller grosser Bruder ist. Ich kann diese Eifersucht eindämmen, indem ich mir auch an den Besuchswochenenden besonders für ihn Zeit nehme.
Ich vermute hinter dieser Eifersucht auch, dass er sieht, wie viel Zeit ich mit seinen Geschwistern verbringe, dass sich seine Mutter aber nicht diese Zeit für ihn nimmt.
Ich würde gerne erreichen, dass sich seine Mutter daraufein lässt in regelmäßigen Abständen Zeit mit ihm zu verbringen, damit das Wechselbad seiner Gefühle aufhört und er sich auch mal von jemand anders, als bloß von seinem peinlichen Papa wertgeschätzt fühlt.
Nur leider lässt sich seine Mutter auf keinerlei Verpflichtungen ein, sie kann das einfach nicht.
Was ich suche sind Ideen, die sie dazu motivieren könnten, regelmäßig Kontakt zu ihm zu halten.
Vielen Dank
Die Feuerfliege
Servus Feuerfliege,
so ganz spontan habe ich mir beim ersten Lesen gedacht: Warum kommen seine Geschwister in den Ferien zu Dir? Warum finden Ferien und mehr Umgänge dann nicht einfach bei der Mutter statt und der Große fährt aus diesem Grund viel öfters dorthin?
Ich sehe für mich große Probleme zu (er(raten) wie man die KM motivieren könnte.
Gruß, Michael
sol lucet omnibus - die Sonne scheint für alle
Hallo Staengler,
Vielen Dank für Deine schnelle Antwort.
Die Ferien finden zum größten Teil bei mir statt, weil wir in unterschiedlichen Bundesländern wohnen und sich die Ferienzeiten nicht immer überschneiden, die Mutter ganz froh ist, wenn sie die Kinder eine Weile aus dem Haus hat und ich gerne mit den Kindern zusammen bin.
Ich würde meinen Sohn auch öfter alleine an den Wochenenden zu seiner Mutter schicken, aber er ist mittlerweile dazu nicht mehr so unbedingt bereit, weil er sich lieber bei uns mit seinen Freunden treffen möchte.
Während der letzten Sommerferien waren die Kinder in der Mamaferienzeit in einem Feriencamp. Gemeinsame Zeit war also nicht viel. Die kleinen Ferien sind derzeit verplant mit Schiedsrichterlehrgang und Ferien der Mutter mit ihrem Freund. Mein Großer ist derzeit 15 Jahre. Er hat mittlerweile auch Termine, die er wahrnehmen möchte, die sich nicht so einfach verschieben lassen.
Ich wünsche mir für ihn eine planbare Regelmäßigkeit der Besuche, damit er sich darauf freuen kann und die Möglichkeit hat seine Verabredungen zu treffen. Das könnte so aussehen, dass die beiden ein Zeitfenster vereinbaren, in dem sie sich treffen wollen, z.B. Wir wollen uns einmal im Monat ungestört treffen oder einen festen Termin ausmachen, wie jedes erstes Wochenende des Monats, ...
Von der Mutter geht hier leider kein Impuls aus und das verletzt ihn sehr. Er fühlt sich gegenüber seinen Geschwistern sehr zurückgesetzt und reagiert deshalb sehr eifersüchtig auf sie. Er kann es zum Beispiel nicht haben, wenn ich mit den beiden etwas unternehme. Für ihn interessiert sich niemand so sehr, um etwas mit ihm zu unternehmen.
Für ihn würde es viel bedeuten, wenn er erleben könnte, dass sich seine Mutter so für ihn interessiert, dass sie auch bereit ist sich für ihn Zeit zu nehmen. Im Moment ist es eher so, dass die beiden sich sehen, wenn sich halt die Gelegenheit ergibt.
Und ich glaube, dass ihm genau diese Wertschätzung fehlt. Genauso, wie er sich über ein Weihnachtsgeschenk von ihr gefreut hätte, was leider nicht kam. Stattdessen ein Anruf, wie sehr sie ihn liebt. Häh?!?
Daraus ergibt sich halt das Problem, dass nicht ich diesen Umgang regeln kann indem ich ihn mitnehme oder hinschicke, sondern sie das in die Hand nimmt.
Schwierig ist halt, wenn ich mich einmische, dass daraus sehr schnell der Vorwurf entsteht, sie sei eine schlechte Mutter, der bei ihr wieder zu einer Boykotthaltung führt. Hört sich blöd an ist aber so. Im Dezember habe ich ihr sehr deutlich gesagt, wie es unserem Sohn geht und wie gemein ihr Verhalten ist, bis sie es nicht mehr hören konnte und ein Wochenende mit ihm verbracht hat.
Danach habe ich ein Mail geschrieben, wie toll es unserem Sohn danach ging, wie verändert er war und wie glücklich. Bei jedem Telefonat habe ich ihr das nochmal gesagt. Ich hätte spätestens dann gewusst, was ich zu tun habe.
Mein Wunsch ist es ihr etwas zu schreiben aus dem sie selber erkennen kann, was im Moment wichtig für unseren Sohn ist ohne das sie nur Vorwürfe rausliest, die wieder verhindern, dass sich etwas bewegt.
Mir fehlen aber die Worte dazu, weil ich einfach zu sauer bin und dachte mir halt vielleicht hat jemand von Euch eine Idee.
Liebe Grüsse
Feuerfliege
Hallo feuerfliege,
dein Sohn ist doch in dem Alter, wo er auch zum JA gehen kann und dort sein "Problem" / Wunsch äußern kann. Vielleicht können sie dort ein Tipp geben.
Ist vielleicht nicht die beste Hilfe, aber es ist eine.
Ich wünsche für deinen Großen alles Gute. Es soll den Kopf oben halten und nicht aufgeben.
Hallo Feuerfliege
ich weiß nicht ob es wirklich möglich ist, die KM zu veranlassen sich zu ändern. Du sagst ja selbst sie kann sich nicht auf Verpflichtungen einlassen.
Aber da du sie anscheinend nicht überzeugen kannst, vielleicht kannst du bei deinem Sohn eine Änderung seiner Gedanken bewirken.
Ich meine es so: wenn seine Geschwister da sind, unternimmst du viel. Klar, das hättest du auch mit ihm gemacht, wenn er das Umgangskind wäre (oder hast es ja früher sicher gemacht). Er braucht da nicht eifersüchtig drauf zu sein, denn ihr habt ansonsten den ganzen Alltag miteinander. Ich gehe davon aus dass du altersgemäß genügend Zeit mit ihm verbringst, so dass er sich da doch gar nicht zurückgesetzt fühlen muss.
Und seine Mutter, tja, die liebt ihn natürlich, aber sie ist ein Mensch der keine Verpflichtungen eingehen kann, vielleicht so ein spontaner Typ, na du kennst sie ja besser... Also, die könnte auch für die kleinen Geschwister, würden sie bei dir wohnen, nicht so planen, wie es angebracht wäre. Will sagen, sie ist eben so, das hat aber keine Gründe in der Person deines Sohnes. Manchmal muss man eben mit bestimmten Eigenheiten eines nahen Verwandten leben, sieh mal als Beispiel wenn eienr unordentlich ist, das kriegst du nie raus, derjenige kann sich zwar zusammenreißen, aber irgendwann irgendwo stapelt er immer mal wieder Haufen statt wegzuräumen.... Also, wenn du das schaffst, ihm klarzumachen dass ihre mangelnde Organisation nicht bedeutet, dass sie ihn nicht wertschätzt, sondern sie eben das nicht kann, wie andere Excel nicht können, dann hast du eine Menge gewonnen. Auf jedenfall Lebensqualität für ihn.
Ich denke, am besten wird es sein, dass dein Sohn selbst aktiv wird, bevor er sich dem Umgang total verweigert, animiere ihn doch dazu, aufzuschreiben, wie er es sich wünscht. ZB dass das erste WE des Monats fest eingeplant ist, und eine Woche vorher die konkrete Absprache erfolgt (oder was auch immer er sich vorstellt). Sollte die Mutter dann nicht wollen/können, dann hat er noch genug Zeit für andere Pläne.
Aber ich kann mir vorstellen, wenn er es seiner Mutter per Email oder Brief mitteilt, dass er da ein Problem hat, und er auch noch einen Lösungsvorschlag unterbreitet, dann kann sie doch nichts anderes als stolz auf ihr schon so großes Kind zu sein und es anzunehmen???
Vielleicht fällt ja einem hier noch was anderes ein.
Natürlich könnte man sicher auch das JA um Vermittlung bitten, aber ich hätte hier den Eindruck das würde den Druck verstärken und die Fronten verhärten?
ligr ginnie
Durch Nachsicht setzt man der Gewalt kein Ende: damit bestärkt man die Gegner nur in der Gewissheit, sie hätten es mit einem Schwächling zu tun, der leicht zu bezwingen ist
Lieber Burzel und ganz besonders liebe Ginnie,
Eure Antworten helfen mir weiter, ganz besonders Du Ginni bringst Bewegung in das Problem. Mir gefällt ganz besonders die Sichtweise, das Problem nicht als belastenden unlösbaren Brocken zu sehen, sondern die Spontanität auch als unbeschwertes Lebenskonzept vorzuheben und unserem Sohn Wege zu zeigen aktiv und lebenslustig seine Wünsche zu verwirklichen, anstatt sich Liebesbeweisen auszuliefern.
Ich glaube, dass er dadurch selbstbewusster wird, als wenn wir nur die "Fehler" von anderen anprangern.
Und Deine Beschreibung war sehr zutreffend, denn mit Ordnung habe ich es nicht so und damit muss er leben. (Dafür kann ich Excel)
Danke dafür!
Feuerfliege
Danke für deine nette Rückmeldung.
Ich denke gerade in dem Alter deines Sohnes werden die Weichen gestellt, ob er sich in eine Opferrolle begeben will (also will er "Frosch oder Adler" sein), und wenn ich auch nichts von Menschen halte, die glauben dass sämtliche Gestirne der Galaxie nur um sie selbst zu kreisen haben, so finde ich es doch wichtig, dass jeder in seinem Leben die Hauptrolle spielt, und nicht nur abhängig von anderen sein Glück findet.
Viel Glück deinem Sohn bei der Umsetzung seiner Wünsche!
ligr ginnie
Durch Nachsicht setzt man der Gewalt kein Ende: damit bestärkt man die Gegner nur in der Gewissheit, sie hätten es mit einem Schwächling zu tun, der leicht zu bezwingen ist
Liebe ginnie,
Mein Sohn war gestern noch Adler. Er hat mit seiner Mutter telefoniert und als wieder so eine "mal sehen......, irgendwann....." Antwort kam, hat er ihr gesagt, dass er sie schon gerne bald wieder sehen würde. Jetzt treffen sie sich in übernächstes Wochenende. Ich habe dann noch mit ihm darüber gesprochen, dass er ihr doch vorschlagen soll einen festen regelmäßigen Termin miteinander zu vereinbaren, weil er ja selber soviel um die Ohren hat, dass es dann einfacher wird Verabredungen zu treffen. Hat er verstanden, wird er vorschlagen. Wir haben es geschafft das Thema aus seiner Sicht zu besprechen und keine Vorwürfe an die Mutter thematisiert. Ging ganz schnell und ohne viel Worte, so daß auch keine Nebenschwingungen entstehen können.
Viele Dank nochmal, ich glaube das ist der Weg.
feuerfliege