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(@paulpeter)
Nicht wegzudenken Registriert

Liebes Forum

Manche von euch kennen mich noch aus vergangenen Jahren, ich habe mich häufig und intensiv hier rumgetrieben. Nachdem meine Scheidung über die Bühne gegangen ist, bin ich zum stillen Mitleser geworden, der sich ab und an zu Wort gemeldet hat.
Meine Situation ist nicht die schlechteste. Der Umgang klappt, die Finanzen sind geregelt, und das Verhältnis zur Ex ist okay. Wir mögen uns zwar nicht besonders, sind uns aber auch nicht in herzlicher Abneigung verbunden. Mein Sohn freut sich sehr, wenn er mich sieht und verbringt die Zeit am Wochenende gerne bei uns. Uns, das bin ich und meine neue Partnerin, die ich nach all den Scheidungswirren entgegen all meiner Beteuerungen gefunden habe. Kurz, es ist alles glimpflich abgelaufen. Eigentlich könnte ich zufrieden sein. Nur so ganz bin ich es nicht. Ich habe im Zuge der Scheidung (aus jetziger Sicht vlt. etwas voreilig, anders wäre es auch gegangen) für den Umgang meine Karriere aufgegeben. Als die Scheidung auf ihrem Höhepunkt war, habe ich meine berufliche Entwicklung aufgegeben, bin ich meiner Ex hinterher gezogen und habe in einer neuen Stadt eine viertklassige Stelle gefunden. Auf Grund der damaligen „Kriegswirren“ stand für mich der Job in der neuen Stadt nicht gerade im Vordergrund, ich habe irgendeine Stelle angenommen, mit der ich nun kreuzunglücklich bin.

Sie bietet mir keinerlei Entwicklungsmöglichkeiten, keinerlei Aufstieg, keinerlei Perspektive. Dumm nur, dass es im Umkreis von ca. keine Stellen gibt, die eine Alternative darstellen. Daher gehe ich seit einigen Monaten mit dem Gedanken schwanger, wegzuziehen. Ich habe diesen Gedanken aber noch nicht zu Ende gedacht, weil ich mir nicht vorstellen kann, wie ich aus einer solchen Entfernung den Umgang (momentan alle 2 Wochen am WE) geregelt bekommen soll. Das Problem ist, dass mein Job in der Unfallchirurgie regelmäßige Wochenenddienste voraussetzt.

Nun stellt sich mir allmählich die Frage, wie sehr ich mich für die Scheidung und deren Folgen verbiegen soll. Meinen Job muss ich noch 25 oder 30 Jahre machen, da sollte es schon eine Arbeit sein, die nicht jeden Tag zur Qual wird.

Es mag eine etwas ungewöhnliche Frage sein, und sie soll mir helfen, eine Grundlage für eine vernünftige Entscheidung sein.

Also:
Was habt ihr im Forum für Umgangsmodelle, wenn der 14-tägige Umgang nicht so recht zu realisieren ist, weil man zu weit weg ist. Für viele mag das ein Luxusproblem sein, daher bitte nicht falsch verstehen. Es geht mir nur darum, Ideen zu sammeln. Modelle. Meinungen.

Liebe Grüße, PP

Zitat
Themenstarter Geschrieben : 04.02.2016 23:49
(@mekmen)
Rege dabei Registriert

Hallo PaulPeter,

ich verstehe das sehr gut. Meine Ex ist mit meiner Tochter 400 km weit weg gezogen und ich sehe sie momentan durchschnittlich nur 1 x im Monat (bei Schulkindern mit unterschiedlichen Ferienregelungen pro Bundesland ein unüberwindliches Problem). Ich habe vor 4 Wochen auch einen weniger lukrativen Job in der Nähe meiner Tochter angeboten bekommen uind bin lange mit dieser Idee spazieren gegangen. Aber mal ganz ehrlich. bist du wirklich für die nächsten 25 - 30 Jahre auf diesem Job gefangen ? Wenn dein Sohn größer ist, dann kann er doch alleine durch die Republik mit der Bahn fahren, man muss nur eine Perspektive entwickeln. Was hindert dich daran, eine lukrativeren Job woanders anzunehmen und deinen Sohn trotzdem häufiger zu sehen ?
Das ist das was mich momentan überleben lässt, dass meine 7-jährige Tochter bald soweit sein wird, allein mit der Bahn zu fahren und - unabhängig von Fahrdiensten - mich möglichst oft zu besuchen.

Denk langfristig
mekmen

AntwortZitat
Geschrieben : 05.02.2016 12:16
(@gastritis)
Zeigt sich öfters Registriert

Nun stellt sich mir allmählich die Frage, wie sehr ich mich für die Scheidung und deren Folgen verbiegen soll. Meinen Job muss ich noch 25 oder 30 Jahre machen, da sollte es schon eine Arbeit sein, die nicht jeden Tag zur Qual wird.

Lieber PaulPeter,

Ich finde es echt gut und sehr stark, dass du deinem Kind hinterhergezogen bist. Dein "Denkfehler" besteht vielleicht auch nur in der Annahme, dass du deiner Ex Frau einen Gefallen getan hast. Du bist doch deinem Kind, nicht deiner Ex hinterhergezogen, oder?

Einen Job, mit dem du nicht glücklich bist, kannst du leider überall finden.

Vielleicht kannst du in die Richtung denken (nur ein Vorschlag), was es für dein Kind bedeuten würde, dich dann weniger zu sehen. Wenn es kein Problem damit hat, dann geht bestimmt eine "1x im Monat langes Wochenende Papa sehen Regelung".

Ich selbst habe mein Kind ihrem Vater jahrelang "hinterhergeschleppt". Vieles getan damit er sie anruft, damit er sie sieht, damit sie ihn besuchen kann....usw. Sicherlich ist mir da auch so mancher Zacken aus der Krone gebrochen, aber sie hat heute ein gesundes Verhältnis zu ihrem Papa und denkt (als Pupertier) sogar daran, ob es nicht besser wäre, wenn sie jetzt mal ganz zu ihm zieht  :thumbup:
Auch ich hätte gern einen anderen Job angenommen. Ich hatte und habe noch viele verlockende Chancen und Angebote viel weiter weg von hier. Die liegen derzeit auf Eis, weil mein jetziger Job die Miete zahlt, den Urlaub...mich vielleicht nicht 1000%ig erfüllt, aber da kann mein Kind nix für.

Wenn sie auf eigen Beinen stehen kann, die Schule fertig hat, ihre Freunde alle eh in alle Lander verstreut werden und mich und ihren Papa nicht mehr so doll braucht, dann starte ich durch :).

Betreffs Umgangsmodelle: Da kommt es etwas drauf an, wie weit du weg willst. Jedes zweite WE ist mit gutem Wiillen eigentlich immer machbar. Man muss halt nur schauen was die Umsetzung dann finanziell kosten wird, wenn du aller 2 Wochen zum Kind kämest oder welche Belastung die Reise zu dir aller 2 Wochen für das Kind darstellen würde.

Lieben Gruss,

Gasti

AntwortZitat
Geschrieben : 05.02.2016 14:39
(@psoidonuem)
Registriert

Du könntest auch was ganz anderes machen. Meld Dich mal bei mir per PN (ich kann Dir keine schreiben).

AntwortZitat
Geschrieben : 05.02.2016 14:41
(@paulpeter)
Nicht wegzudenken Registriert

Vielen Dank für Eure Antworten.

@Gasti:

ich will etwas konkreter werden: Ich bin Unfallchirurg und habe hier in der Klinik, in der ich arbeite keinerlei Möglichkeiten, aufzusteigen oder mich weiter zu spezialisieren.
Leider sieht es hier im Umkreis von etwa 100 km nicht viel besser aus, da habe ich schon ein ganze Menge abgeklappert.
Ein Wegzug würde für mich eine Umgangsdistanz von ca. 200 km bedingen.
Das Problem ist eben nun: Jedes 2. WE 200 km fahren, um mit dem Zwerg Zeit zu verbringen ist der Grund, weswegen ich meinen alten Job aufgegeben habe und Kind und Ex hinterhergezogen bin. Wie soll es sinnvoll auch möglich sein? Was macht man am WE, wenn es regnet. Freitag hinfahren, Kind abholen, Sonntag zurückfahren? 800 km? Jedes 2. WE? Wenn ich sicher an einem der anderen beiden WE arbeiten muss? Irgendwie muss ich auch an mich denken, das geht an die Substanz.
Daher andere Modelle. Nur in den Ferien? Nur alle 3 oder alle 4 Wochen? Ich weiß es nicht so recht. Im Sommer kommt der Zwerg in die Schule. Da kann ich auch keine langen Umgangswochenenden realisieren......

Gruß, PP

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 16.02.2016 21:58
(@malachit)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Hallo PaulPeter,

Was macht man am WE, wenn es regnet. Freitag hinfahren, Kind abholen, Sonntag zurückfahren? 800 km? Jedes 2. WE?

Nicht wesentlich besser, aber als mögliche Alternative zu deiner obigen Idee, ggf. auch abwechselnd: Freitag hinfahren, sich für zwei Nächte mit Kind in einer Pension am Wohnort des Kindes einquartieren (bzw. in der Nähe, kann man ja ggf. auch mal mit einem spannenden Ausflugsziel kombinieren), und Sonntag wieder zurückfahren. Reduziert die Fahrerei, dürfte aber wg. der Übernachtungen trotzdem die teurere Variante sein.

Besteht eine Chance, dass die Mutter einen Teil der Fahrerei übernimmt, z.B. indem du ihr anbietest, dass du ihr die Fahrtkosten erstattest?

Ob das hier hilft, hängt davon ab, von wo nach wo die Reise geht: Auf manchen Fernverkehrsstrecken bietet die Bahn "begleitetes Fahren" für Kinder an, und zwar für Kinder ab sechs Jahren. Wenn dein Junior demnächst in die Schule kommt, dann dürfte die nötige Altersgrenze bald erreicht sein, aber es kommt natürlich darauf an, ob die Bahn "deine" Strecke überhaupt anbietet. Nähere Info, insbesondere das Streckenverzeichnis, gibt's hier: http://www.bahn.de/p/view/service/familie/kids_on_tour.shtml - und natürlich setzt diese Lösung auch eine kooperierende Mutter voraus, denn es bedeutet, dass Mama das Kind für die Hinreise an "ihrem" Bahnhof freitags zum Zug bringt und du es an "deinem" Bahnhof abholst; sonntags analog für die Rückreise.

Ganz billig ist's auch nicht - zusätzlich zur Kinderfahrkarte nimmt die Bahn 35 Euro je Fahrtrichtung fürs begleitete Fahren, da kommen also schon mal hundert bis hundertfünfzig Euro Fahrtkosten je Wochenende zusammen (hängt von der Strecke ab und davon, ob man so lange im Voraus buchen kann, dass die Sparpreise eine nennenswerte Ermäßigung bringen - Freitag- und Sonntagnachmittag sind verkehrsstarke Zeiten, da halten sich die Rabatte oft in eher übersichtlichen Grenzen). Was die Kinderfahrkarte betrifft, wirf aber mal einen Blick auf die Jugend-BahnCard25, die m.E. wirklich ein Schnäppchen ist: Einmalig 10 Euro bezahlen, dann gibt's jedesmal 25% Rabatt auf den Fahrpreis (allerdings wohl nicht auf die Gebühr fürs begleitete Fahren); und vor allen Dingen, diese Jugend-BahnCard gilt ohne weitere Kosten bis zum 18. Lebensjahr!

Der Fernbus ist derzeit wohl noch keine Alternative fürs Alleinfahren, von meinfernbus.de weiß ich, dass sie alleinreisende Kinder erst ab dem Alter von 10 Jahren mitnehmen. Kannst ja schauen, ob's für deine Strecke eine passende Fernbusverbindung gibt und dann beim betreffenden Anbieter nachfragen, aber ich schätze, dafür ist dein Junior noch zu jung.

Daher andere Modelle. Nur in den Ferien? Nur alle 3 oder alle 4 Wochen? Ich weiß es nicht so recht. Im Sommer kommt der Zwerg in die Schule. Da kann ich auch keine langen Umgangswochenenden realisieren......

Wenn die Mutter mitspielt, kannst du natürlich versuchen, eher wenig Wochenend-Umgänge, aber dafür deutlich mehr als die Hälfte der Ferienzeiten mit dem Kind zu haben. Vorsicht, das ist natürlich mehr als der gewöhnliche Mensch an Urlaubstagen hat. Versuch also bei deinem potenziellen neuen Arbeitgeber schon mal vorsichtig herauszufinden, wie es z.B. mit Gleitzeitsaldo und/oder unbezahltem Urlaub aussieht.

Und, unabhängig davon - frag' auch deine jetzige Partnerin, was sie davon hält, dass für sie "Urlaubszeit mit dir" dann immer (oder zumindest fast immer) auch "Urlaubszeit mit deinem Kind" bedeutet.

Für die Wochenend-Umgänge: Kannst du dich mit der Mutter soweit verständigen, dass du bevorzugt die langen Wochenenden nutzen kannst, damit sich die Fahrerei lohnt? All zu viele solche Gelegenheiten außerhalb der Schulferien gibt's allerdings nicht; der Helmut-Kohl-Gedenkfeiertag (3. Oktober) fällt heuer auf einen Montag, das wäre dann z.B. so ein Kandidat für ein langes Papa-Wochenende.

Viele liebe Grüße,

Malachit.

Wenn ein Staat die Leistungsgerechtigkeit zugunsten der Verteilungsgerechtigkeit aufgibt, dann kommt man bald an den Punkt, wo es mangels Leistung nichts mehr zu verteilen gibt.

AntwortZitat
Geschrieben : 17.02.2016 00:44