Unterhalt bei vollj...
 
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Unterhalt bei volljährigem Kind, das keine Ausbildung beginnt

 
(@heiko383)
Schon was gesagt Registriert

Liebes Forum,

 

ich habe folgendes Problem:

Meine Tochter hat nach einem guten Realschulabschluss zunächst eine Angststörung entwickelt und hat deswegen ihr Fachabi abgebrochen. Es folgte ein Klinikaufenthalt und danach ein Berufsvorbereitungsjahr in einer betreuten Gruppe/ Internat. Hier kam sie sehr gut mit und uns wurde laufend bestätigt, dass sie eigentlich unterfordert sei.

Jede Idee, wie es danach weitergehen könnte, blockt sie komplett ab. Sie möchte weder eine Ausbildung beginnen, noch das Fachabi zuende machen, noch sonst etwas. Die Maßnahme endet nun und zwischenzeitlich ist sie volljährig. Dann wird  sie wieder bei ihrer Mutter wohnen, die auch mit dem Latein am Ende ist. Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass sie die Angststörung gerne vorschiebt, wenn etwas unbequem ist. Dinge, die ihr Spaß machen, klappen problemlos:

Sie hat einen Freund,mit dem sie mit demZug in den Urlaub gefahren, ist, geht ins Fitnessstudio, ins Freibad etc.

Angstlösende Medikamente verweigert sie (die könnten Nebenwirkungen haben).

Jedes Gespräch über die berufliche Zukunft blockt sie ab bzw. bei allem, was man ihr vorschlägt, hat sie eine dürftige Erklärung parat, warum genau dies nicht funktionieren wird (z.B. "da muss ich so früh aufstehen, da bin ich so spät zu Hause etc.)

Mal abgesehen davon, dass es unendlich weh tut, dass hier ein intelligenter Mensch mit gutem Schulabschluss gerade sein Leben an die Wand fährt, frage ich mich, wie lange ich diese Haltung finanzieren muss.

Auf der einen Seite sehe ich die Erwerbsobliegenheit grob verletzt, so dass eine Unterhaltspflicht enden würde. Gleichzeitig entstehen durch das Wohnen bei ihrer Mutter ja auch Kosten (Lebensmittel und Wohnkosten) und wir sind uns einig, dass sie nicht "rausfliegen" soll. Wie ist hier die Rechtslage und welche Ideen gibt es, um diesen Zustand zu beenden?

 

Zitat
Themenstarter Geschrieben : 14.08.2023 12:24
DeepThought
(@deepthought)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Moin,

die rechtliche Seite ist die eine, die menschliche die andere.

Von der Unterhaltspflicht bist Du nicht befreit, denn sie kann 12 Monate als Orientierungsjahr deklarieren. Das ist auch ok, finde ich. Allerdings bist Du nun mit der KM gemeinsam zu Barunterhalt verpflichtet.

Die menschliche Seite finde ich weitaus wichtiger. Druck aufzubauen scheint ja irgendwie nicht zu klappen. Also Vorschläge präsentieren. Gut ist z.B. auch ein >freiwilliges soziales Jahr< oder >freiwilliges ökologisches Jahr<. Auch der >Bundesfreiwilligendienst< bietet attraktive Möglichkeiten.

In meiner Arbeit beobachte ich diese Unsicherheiten bei vielen jungen Menschen. Ich bekomme den Eindruck, als solle "der erste Schuss sitzen". In kleinteiligen Gesprächen gilt es aufzuzeigen, wie sich das Leben verändert, man sich selbst verändert und sich dadurch auch der Beruf ändert. Das ist völlig ok und normal.

Wo steht denn der Freund deiner Tochter? Ist er mehr Unterstützer oder Verhinderer?

Und löse Dich bitte von dem Gedanken, dass Deine Tochter ihr Leben vor die Wand fährt. Sie braucht halt ein wenig länger und das solltet ihr als Eltern aushalten können.

DeepThought

Der 15. Senat des OLG Celle befindet vatersein.de
in den Verfahren 15 UF 234/06 und 15 UF 235/06
als "professionell anmutend".
Meinen aufrichtigen Dank!

AntwortZitat
Geschrieben : 14.08.2023 15:44
(@samson1978)
Nicht wegzudenken Registriert
Geschrieben von: @deepthought

 

Und löse Dich bitte von dem Gedanken, dass Deine Tochter ihr Leben vor die Wand fährt. Sie braucht halt ein wenig länger und das solltet ihr als Eltern aushalten können.

 

Den Druck solltet ihr als Eltern für euch selbst rausnehmen. Natürlich ist es nicht einfach mit ansehen zu müssen, wie das eigene Kind in den Seilen hängt und nicht durchstartet.

Aber manchmal kommt der Stein des Anstosses auch von extern, durch eine andere Person. Da können sich Eltern den Mund fusselig reden, wenn es Person X sagt, dann begeistert es den Jugendlichen richtig.

AntwortZitat
Geschrieben : 14.08.2023 18:49
(@heiko383)
Schon was gesagt Registriert

Erstmal vielen Dank für eure Antworten. Wirklich Druck haben wir nie gemacht, aber immer unterstützt.

In der Schule ist sie eigentlich immer gut mitgekommen und hat einen Realschulabschluss mit der Note 2,0 gemacht. Nach der Realschule sollte es mit Fachabi weitergehen, das dann nach kurzer Zeit abgebrochen wurde. Im Oktober ist dies dann zwei Jahre her und seitdem gibt es keinerlei Ziele mehr. Beim Berufsvorbereitungsjahr kam sie gut zurecht, aber jedes Gespräch, wie es danach weitergehen soll, wurde blockiert. Dieser lange Zeitraum macht mir schon Sorgen und ich habe Angst, dass sie komplett den Anschluss verliert.

Ihr Freund ist uns eher eine Hilfe. Er ist recht strebsam, macht nächstes Jahr Abitur und hat bereits einen Ausbildungsplatz im öffentlichen Dienst sicher. Nebebei jobbt er, hat fast die kompletten Sommerferien in einer Fabrik gearbeitet, weil er auf ein Auto spart etc.  Hier habe ich aber auch Sorge, dass unser Problem diese junge Beziehung irgendwann zu sehr belastet. Er trägt das Ganze ja nun seit zwei Jahren mit.

Sie ist eigentlich umgeben von Vorbildern. Meine frühere Partnerin und ich haben immer viel getan, um beruflich voran zu kommen. Ich habe mit 15 angefangen, nebenbei zu arbeiten und konnte mir schon in jungen Jahren viel vom dem leisten, was gerade junge Menschen mögen. Ihr Freund ist da ähnlich und gerade vor dem Hintergrund weiß ich nicht, was wir noch tun sollen.

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 15.08.2023 08:45
(@susi64)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Hallo,

ich denke, dass Du Dir zu recht Sorgen machst. Eine Angststörung ist ein reales Problem und die Tendenz dann immer weniger zu machen besteht schon.

Das Fachabi würde ich einfach vergessen, das Ziel muss sein sie in einen sinnvollen Beruf zu bringen. Das Lern- und Arbeitsumfeld sollte um ihre Probleme wissen und es sollten eher weniger Menschen sein. Versucht (Du und die Mutter) gemeinsam mit dem Freund und der Tochter heraus zu finden, was sie sich vorstellen kann zu machen.

Dann kann sie oder auch gemeinsam mit dem Freund oder wem auch immer bei verschiedenen Firmen vorsprechen und Kurzzeitpraktika machen und dann eine Lehre beginnen. Für dieses Jahr ist es eigentlich zu spät eine reguläre Lehre zu beginnen, aber wenn sie sich anstrengt, dann kann es auch noch jetzt werden, ansonsten leider erst im nächsten Jahr, aber bis dahin sollte klar sein, was sie machen will. 

VG Susi

AntwortZitat
Geschrieben : 15.08.2023 10:04