Hallo,
ich war schon länger nicht mehr hier. Bin seit einem Jahr erfolgreich geschieden und soweit war bisher alles friedlich.
Jetzt bin ich aber wieder in einer etwas kniffeligen Situation und soll bis morgen nachmittag eine Lösung präsentieren. Ich bin etwas planlos und bitte daher um Hilfe.
Mein EX-Mann und ich sind seit 6 Jahren getrennt lebendend, seit 1 Jahr geschieden. Es gab nie Ehegattenunterhalt. Die Kinder (jetzt 16 und 11 Jahre) haben am Anfang im Wechselmodell gelebt. Die Große kam damit nach 1 Jahr nicht mehr zurecht und lebt seitdem mal mehr bei dem Einen oder anderen (meist mehr bei mir). Keine Zahlungen von irgendeiner Partei an Kindsunterhalt. Die Große ist erkrankt (war kurzfristig auch in einer betreuten WG untergebracht) und ich hatte zwischendurch für ihre Betreuung Stunden reduziert (zu der Zeit lebte sie wieder vorwiegend bei mir) - mein EX hat diesen Verdienstausfall ausgeglichen (war geringer als Düsseldorfer Tabelle).
Jetzt lebt die Große seit einem Jahr bei mir, besucht ihren Vater mehr oder weniger regelmäßig jedes zweite Wochenende (Forderung von mir - muss bei der Thematik im Speziellen und leben mit einer heftig Pubertierenden im Allgemeinen manchmal eine Verschnaufpause) und verbringt mit ihm hälftig die Ferien. Ihr Erkrankung ist abgemildert und ich konnte meine Stunden wieder erhöhen. D.h. vergangenen Jahr gab es keine Ausgleichszahlungen und keine Unterhaltszahlungen für die Kinder von irgendeiner Partei.
Ich bekomme anderthalb Kindergelder und die reallen Ausgaben für beide Kinder teilen wir. Die Kleine lebt weiterhin im Wechselmodell.
Jetzt ist das Thema "Finanzen" aber wieder Thema geworden, weil ich aufgrund der verschwenderischen Art mit Rohstoffen (die meinem EX auch bekannt ist) meiner Großen eine ordentliche Nachzahlung bekommen habe, die mir endgültig das Genick bricht. Ich habe also erstmals Forderungen gestellt, die mein EX gerne baldmöglichst wieder reduzieren möchte bzw. immer gerne dicht an den Bedarf angepasst sehen möchte.
Wir haben gerade eine Familientherapie (aufgrund der Probleme mit der Großen - initiert vom Jugendamt) darüber als Eltern eine Diskussion, wie eine gerechte Lösung bezüglich der Finanzen aussehen würde.
Lösungsvarianten:
1. Ich fordere Zahlungen nach Düsseldorfer Tabelle - alle anderen Abrechnungen entfallen
2. Ich fordere einen anteiligen Ausgleich für die erhöhten Nebenkosten, Lebensmittel (sie hat eine Essstörung und ihr Verbrauch ist da teilweise stark erhöht) und für meine "mütterlichen Sonderleistungen" (Kontakte mit Gericht, Jugendamt, Sozialstunden etc., zur Schule "tragen" und den erhöhten Reinigungsaufwand durch die Essstörung) und rechne weiter mit ihm die sonstigen Ausgaben (Taschengeld, Fahrkarte etc.) mit ihm ab (kommt vermutlich an eine ähnliche Summe wie Düsseldorfer Tabelle ist aber teilweise transparenter)
3. Ich rechne regelmäßig die erhöhten Nebenkosten, Lebensmittel und sonstigen Ausgaben mit ihm ab
Bisher habe ich im letzten Jahr trotz Stundenerhöhung auf vieles verzichtet und konnte so Kosten sparen, wodurch ich ihn nicht gefordert habe. Ich finde es allerdings nicht mehr vertretbar, dass mein Mutter die Festklosten für mein Auto tragen muss (weil ich es nicht kann) und mein Freund (mit dem ich nicht zusammenwohne) alles sonstigen Kosten trägt.
Dazu kommt auch ein gewisser Neid, weil er der Großen großzügiger Geschenke und zwischendurch mal eine Handykarte machen kann - Sachen die ich mir einfach nicht leisten könnte. Ich bin immer nur die Doofe, die die Regel macht und die Kämpfe austrägt.
Für zeitnahe hilfreiche Ideen wäre ich sehr dankbar,
Sanne
PS: Ich konnte mir den Verzicht aufs Geld im vergangen Jah rnicht leisten, aber Thema ist ein großer Reizpunkt und er wird da auch aggressiv. Da wir aber auf einen gut funktionierenden Kontakt angewiesen sind, habe ich "einfach" versucht es alleine (...) zu schaffen.
Hi sanne
So ganz verstehe ich Dein Anliegen nicht.
Ich bekomme anderthalb Kindergelder und die reallen Ausgaben für beide Kinder teilen wir. Die Kleine lebt weiterhin im Wechselmodell.
Wenn ihr euch die realen Kosten teilt - was verlangst Du von ihm? Was verstehst Du unter diesen Kosten?
Gruss oldie
Wenige sind das, was sie vorgeben zu sein.
Und wenn ich es mir recht überlege - niemand.
Hallo Oldie,
die Kosten, die wir teilen (wir führen darüber beide Buch) sind Kleidung, Fahrkarten, Taschengeld, Essensgeld etc.
Das was an mehr Kosten anfällt, weil die Große die ganze Zeit bei mir lebt sind dann Strom, Gas, Wasser (- wie gesagt, ihr Verbrauch ist dabei stark erhöht), Lebensmittel (sie leidet an Bulemie und vernichtet eine Menge Geld in reglmäßigen täglichen Fressanfällen), Taxidienste, erhöhte Telefonkosten.
Darüber gab es halt bisher keine regelung und die Hälfte mehr Kindergeld deckt es nicht ab - leider.
Viele Grüße,
Sanne
Hallo Sanne,
Lösungsvarianten:
1. (...)
2. (...)
3. (...)
In der Liste fehlt noch:
4. Kind lebt bei Papa statt bei Mama.
Hätte aus meiner Sicht den Charme, dass er ...
Ich bin immer nur die Doofe, die die Regel macht und die Kämpfe austrägt.
... genau das hier mal von der anderen Seite aus erleben darf.
Viele liebe Grüße,
Malachit.
Wenn ein Staat die Leistungsgerechtigkeit zugunsten der Verteilungsgerechtigkeit aufgibt, dann kommt man bald an den Punkt, wo es mangels Leistung nichts mehr zu verteilen gibt.
Hallo Malachit,
ja, dass hätte durchaus seinen Charme - nur leider lässt sich eine 16 -Jährige nicht mehr wie ein Päckchen hin- und herschieben. Das sie nicht beim Vater leben möchte, hat sie schon sehr deutlich zum Ausdruck gebracht. Und ehrlich gesagt, ist er, glaube ich, auch nicht mehr so "scharf" drauf.
Aber durchaus eine bedenkenswerte Variante.
Viele Grüße,
Sanne
Hallo sanne,
einige Dinge verstehe ich so gar nicht und deshalb moechte ich da mal nachhaken.
Wieso meinst du, dass der KV "muetterliche Mehrkosten" (die uebrigens jeder auf die eine oder andere Art hat) ausgleichen muss oder soll?
Bist du beruflich taetig?
Inwieweit kann die Krankenkasse fuer bestimmte Kosten aufkommen? Hast du/habt ihr da Antraege gestellt?
Abgesehen davon meine ich, fuer das Kind im Wechselmodell sollte gar kein Geld fliessen, fuer nichts, also weder in Form von normalem KU noch sonst irgendwie.
Fuer die Grosse Tochter "sollte" der normale KU fliessen. Ueber Mehrbedarf muss dann nachgedacht und gesprochen werden, unter Einbeziehung der Krankenkasse.
Dass KU oder/und Kindergeld nicht unbedingt ausreichend ist, um ein Kind zu finanzieren sollte jedem ET klar sein. Somit haben eben beide ETs ihr Paeckchen zu tragen und ja, letztlich hat der betreuende ET uU mehr Kosten als der Umgangs ET.
Bin nicht sicher, ob du beruflich taetig bist, deshalb die Frage danach. Wenn der Vater wie auch dein Freund in erster Linie euer aller Leben finanziert, dann ist das ein Haken.
Gruss riviera
Hallo riviera,
ja, ich bin berufstätig mit 34 Stunden die Woche - Vollzeit geht vom Arbeitgeber zur Zeit nicht bzw. ist dafür das Betreeungsangebot ür die Kleine nicht umfassend genug (der Vater der Beiden arbeite 35 Stunden die Woche).
Die Krankenkasse ist garnicht involviert - die würden sicher keine Lebensmittel für Fressanfälle noch Wasserkosten fü 1 stündige Duschrituale (mit Erbrechen) übernehmen. Ernährungsberatung haben sie schon bezahlt und ambulante Therapie würden sie zahlen, wenn bei der Großen der Bedarf wäre - sie hat aber keine Krankheitseinsicht.
Für das Wechselmodellkind fließt auch kein "regelmäßiges" Geld - da wird Buch geführt, wer was ausgegeben hat und dann miteinander verrechnet. Das machen wir seit sechs Jahren so. hatte wir in der Vergangenheit auch so für die Große.
Es geht jetzt einfach um Ideen, wie ich die Finanzen für die Großen regeln könnte, die bei mir lebt. Klar, kann ich einfach sagen 'Düsseldorfer Tabelle', aber da "spuckt" der Vater. Die ist für ihn ein rotes Tuch. Daher dachte ich, gibt es hier vielleicht neue Ideen wie wir zu einer gerechten Regelung als Elternteile kommen, ohne dass ich mit mein 40 Jahren noch von Muttern finanziert werden muss. Das ist ja wohl auch nicht okay.
Ich hoffe, ich habe alle deine Fragen beantwortet.
Viele Grüße,
Sanne
Hi sanne,
danke!
Es ist glaub ich eines, wenn du dir Gedanken machst, wie du die finanziellen Mehrkosten deckeln kannst, die andere Sache ist, dass damit die Krankheit eurer
Tochter weiterbestehen bleibt.
Die Frage fuer mich waere dann eher, wie ihr abgesehen von den geteilten Kosten die Tochter "geheilt" bekommt. Bei einer 16 jaehrigen sicher nicht einfach.
...riviera
Hallo riviera,
die Krankheit unserer Tochter besteht in verschiedenen Ausprägungen seit 5 Jahren. Seitdem war sie mehrfach in der Psychatrie, in ambulanter Therapie, haben wir mit dem Jugendamt zusammnegarbeitet, war die Familienhilfe bei uns, haben wir ein halbes Dutzend therapeutische WG's besichtigt (in einer war sie - die haben sie uns nach einem Vierteljahr zurück geschickt, weil sie überfordert waren), auf fünf verschieden Schulen, drei versch. Intensivstationen, hatten mehrmals zu hause und auf der Arbeit die Kripo zu besuch, zweimal Sozialstunden und jetzt sehr zeitintensiv seit einem halben Jahr zweimal die Woche Familientherapie mit allen!
Ja, wir halten die Krankheit unserer Tochter "am Leben", weil wir am Ende unseres Lateins sind und im Moment dadurch keine Selbstverletzungen/Selbstmorddrohungen passieren, weil sie ihren Stress anders abbaut. Ja, wir haben keine Idee mehr. Und ich weiß nicht mehr wie es weitergehen soll. Wir bekommen da garnichts mehr bewegt.
Sanne
PS: ich habe noch einiges vergessen - wenn jemand nicht gesund werden will, bewegst du da nichts mehr. Zu hause habe ich auch einiges versucht (nicht mehr einkaufen, Küche abschliessen, Wasser abdrehen), aber alles ohne Erfolg.
Servus sanne,
ich sehe es auch so, dass Deine Überlegungen, wie Du Deine Kosten geregelt bekommst, etwas zu kurz greifen.
Eher solltest Du zusehen, wie die Ausgen reduziert werden können und was natürlich noch deutlich wichtiger wäre, wie Ihr Eure Tochter gesund bekommt.
Was spricht z.B. dagegen, einfach den Telefonanschluss stillzulegen? Und Du kaufst Dir für Dich ein Prepaidhandy und Schluss ist mit astronomischen Rechnungen.
Genauso sollte es aber auch mit der Behandlung Eurer Tochter gehen. Klappt es nicht mit ambulanten Therapien oder therapeutischen Wohngruppen, dann geht der Weg weiter in eine stationäre Therapie.
So ein wenig habe ich schon das Gefühl, dass es Euch am Ende immer an der notwendigen Konsequenz fehlt.
Gruß, Michael
sol lucet omnibus - die Sonne scheint für alle
Hallo staengler,
im Moment wäre es nur noch möglich unsere Tochter per Gerichtsbeschluss stationär unterzubringen. Das hatten wir auch schon. Da ist sie dann bei Wochenendbesuch für zwei Wochen abgetaucht. Sie ist nicht im lebensgefährlichen Untergewicht (hatten wir auch), daher ist es auch sehr schwierig, da irgendwelche Zwangsmassnahmen durchzusetzen. Die zuständigen Kliniken sind nicht mehr bereit sie unter den Bedingungen aufzunehmen und die spezielllen Fachkliniken sowieso nicht - du kannst dir sicher sein, dass haben wir abgeklärt.
Mein Gefühl zu meiner notwendigen Konsequenz ist ein anderes.
Grüße,
Sanne
Guten Morgen sanne,
hm, ist wirklich sehr schwierig aber ich denke dennoch, auch wenn ihr da im Stich gelassen seid von den Moeglichkeiten, es kann
nicht Loesung sein zu sehen, dass das dann einfach finanziert wird.
Wie du ja selbst wissen wirst, Tochter machen lassen beendet die Krankheit nicht. Und Konsequenzen wirst du uU ziehen muessen,
wenn kein Geld da ist.
Frage....es gibt doch Auslandreisen fuer straffaellig gewordene Jugendliche, gibts sowas nicht auch fuer Kranke? Kein Witz, ich weiss
das nicht, koennte es aber als Loesung sehen.
Dich betreffend moechte ich noch loswerden....achte darauf, dass du dich selbst nicht vergisst und am Ende krank bist.
Ein Stueck weit egoitisch musst du sein, dir was Gutes tun!
LG riviera
Irgendwie höre oder lese aus den ganzen Topics heraus was Du ja selber schon umschreibst
Dazu kommt auch ein gewisser Neid, weil er der Großen großzügiger Geschenke und zwischendurch mal eine Handykarte machen kann - Sachen die ich mir einfach nicht leisten könnte. Ich bin immer nur die Doofe, die die Regel macht und die Kämpfe austrägt.
PS: Ich konnte mir den Verzicht aufs Geld im vergangen Jahr nicht leisten, aber Thema ist ein großer Reizpunkt und er wird da auch aggressiv. Da wir aber auf einen gut funktionierenden Kontakt angewiesen sind, habe ich "einfach" versucht es alleine (...) zu schaffen.
und staengler hat es auf den Punkt gebracht.
So ein wenig habe ich schon das Gefühl, dass es Euch am Ende immer an der notwendigen Konsequenz fehlt.
was ja auch nicht verwunderlich ist nachdem Du ja im letzten #10 mal den wichtigen Teil formulierst.
Letztendlich klingt das alles für mich wie eine klassische Co- Abhängigkeit mit Überforderung beider Elternteile
im speziellen mit Überforderung von Dir weil Tochter bei Dir überwiegend lebt.
Für diese Krankheit ist es zwingend Notwendig konsequent zu bleiben, für Beide, sich gut abzusprechen, etc ,
aber das denke ich mir werden die
behandelten Therapeuten schon so formuliert haben ,auch die in der Familientherapie.
Auch ist es wichtig dass Ihr oder Du gewisse Auszeiten bekommst.
Was die Kosten betrifft;
Was staengler gut formuliert hat ist in#9 zu lesen diese Ansätze gehen in die richtige Richtung
denn Ihr gebt die Regeln und die Richtung vor nicht Euere Tochter, die aufgrund ihrer Erkrankung den realen Blick auf gewisse Thematiken
momentan sowieso nur eingeschränkt oder garnicht hat oder benutzen kann.
@riviera: Das mit den Auslandreisen habe ich auch schon gehört (im TV). Es ist schon erstaunlich, wie wenig betreute spezialisierte WGs es gibt und das dann da das "Setting" doch nicht passt oder sie sich (wie passiert) überfordert fühlen und das Kind "einfach" wieder zurückschicken.
Ich achte auf mich und habe mich dementsprechend auch in Eltern-Selbsthilfegruppen organisiert.
Danke für deine Bemühungen.
Grüße,
Sanne
@webspider: Danke für deine sehr treffende Einschätzung der Co-Abhängigkeit; wann kannst du bei uns therapeutisch tätig werden?
Also mal im Ernst, vielleicht sind wir nicht die tollsten Eltern - aber wir haben sicher in den vergangenen Jahren sicher alles getan was ging und uns (und die Kinder) seelisch nackig gemacht. Nach Hilfe gesucht, selbst Dinge ausprobiert und wir haben es geschafft, dass sie bis jetzt überlebt hat. Hurra, sie hat nur noch Bulemie und damit schafft sie es vermutlich zu überleben. Sie wird bald 17 und es ist uns beiden klar, dass die Konflikte zu hause sicher nicht ein Zusammenleben bis ins hohe Alter möglich machen. Ich denke, dann wird sie sich auch ihrer Krankheit stellen müssen und überlegen, ob sie nicht doch etwas ändern müsste.
Überforderung: sicher. Und jetzt?
Grüße,
Sanne
PS: Ach so, wir haben gestern nachmittag eine finanzielle Einigung erzielt - jetzt kann ich schön weiter einkaufen gehen, damit das Kind kotzen kann!
@Malachit: Ich habe meinem EX vorgeschlagen, dass unsere Große wieder bei ihm leben kann - er war nicht weiter interessiert (und ich glaube, ich hatte Angstschweiß auf seiner Stirn gesehen).
Danke für die hervorragende Idee - danach war er gesprächsbereit und mit "allem" einverstanden.
Viele Grüße,
Sanne