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(@lesemaus)
Registriert

Mit 33 kehrt er den Scherbenhaufen seines Lebens zusammen und stößt den Mülleimer immer wieder um.

Liebe Simone,

so traurig das alles ist, dich wird es ein Stück weit befreien oder schon befreit haben.
Schade, es ist immer bitter, wenn man eine Beziehung hinter sich lässt, aber er war ganz offensichtlich noch nicht bereit dazu.
Ich wünsche dir, dass du deine Teile alle aufgesammelt kriegst, du wirst sie sicher sinnvoll sortieren (hast längst damit begonnen)  und kannst dann neu anfangen.

Alles Liebe für deine Zukunft, Lesemaus

Getretener Quark wird breit, nicht stark

AntwortZitat
Geschrieben : 07.06.2007 11:26
(@riviera)

Hallo Simone,

nach deinem letzten Post frage ich mich gerade, inwieweit ihr beide mit dem Ende eurer Beziehung wirklich abgeschlossen  habt.

Ich kann dir nichts raten, denn so ähnlich alle diese Geschichten sind, so unterschiedlich sie auch wieder. Deshalb erzähl ich dir kurz unsere.

Meinen jetzigen Ehemann lernte ich vor gut 8 Jahren kennen. Seine Frau hatte sich getrennt, da steckte seit langem der Wurm drin. Zwei gemeinsame Söhne, die vor dem aus des Familienlebens standen. Die Mutter frisch beschwingt von der neuen Freiheit und er vor dem Aus, seelisch und finanziell.
Er hatte sich lange Zeit zuvor immer wieder gefragt, war es das? Was kommt noch? Kann es das gewesen sein? Heißt, lange vor der Trennung war ein großes Nichts in deren Leben getreten. Nichts desto trotz war das tatsächliche Ende der Ehe und dem geführten Leben ein überdimensionaler Hammerschlag.

Ziemlich schnell war klar, dass es seitens der Exfrau nur Forderungen geben würde und er bildete sich lange Zeit ein, dass sie doch "so" nicht wäre. Ein Irrglaube mit fatalen Folgen.

Ich kannte ihn damals schon ein wenig und als wir uns dann näher kamen, merkte ich, die bereits "frei" war, wie sehr er in seinem alten Leben noch drin war. Und das bereitete ihm große Probleme. Er konnte sich lange Zeit nicht neu orientieren, in allen Lagen des Lebens. Er musste sich damit abfinden, dass alles was er einst hatte nicht mehr existierte. Das fängt beim nach-Hause-fahren-nach-der-Arbeit an und endete bei den Schriftsätzen der Anwälte.

Es war nicht so, dass er ihr direkt nachgetrauert hat sondern dem Leben was er geführt hatte, das war geordnet und es gab eben diesen Plan: Kinder, Ehe, Baum pflanzen (naja, so ungefähr)

Wir hatten uns gut verstanden und ich merkte auch schnell, dass ich vorerst keinen wirklich festen Platz in seinem Leben einnehmen konnte. Heißt, ich konnte nicht die neue Rolle übernehmen: So jetzt bin ich da.

Ja, das war sehr schwierig. Vieles erzählte er mir zwar, manchmal aber wollte er das auch nicht, so als wenn er sein Exleben für sich behalten wollte. Das zu verstehen hat mich Jahre gekostet und noch heute ist es so, dass es einfach Sachen gibt aus der langen langen Lebensgeschichte, die mir fremd sind, die ich nicht verstehen kann. Aber heute muss ich das alles auch nicht mehr wissen, es gibt dieses Leben und es wird Teil seines Lebens bleiben.

Es folgte ein ähnlicher Krieg wie du ihn beschrieben hast, mit allem was man sich vorstellen kann.

Heute hat er wieder Kontakt zum großen Sohn, der in den letzten Jahren erwachsen geworden ist. Seinen jüngeren Sohn sieht er schon lange nicht mehr.

Was habe ich nun getan in diesen Jahren? Viel geweint und gekämpft, weil ich ihn sehr liebe. Ich stand auch immer wieder mal vor dem Punkt, wo ich überlegt habe ob ich so leben will. Will deshalbe, weil es wollen und es können zwei Sachen sind.
Ich wollte und musste lernen mich zurück zu nehmen, mich nicht angegriffen zu fühlen, wenn er schlecht drauf war, mich geliebt zu fühlen, auch wenn er das Wort Liebe mit anderen Augen sah als vorher.

Gekämpft habe ich also mit mir selbst, nicht mit ihm und nicht um ihn. Ich habe dann auf leisen Sohlen neben dem neuen-Zuhause-bauen eine Freundschaft zu ihm aufgebaut. Eine lockere nenn ich s mal. So waren wir zwar ein Paar, aber ich bin mit ihm nicht schön-Essen-gegangen sondern mit ihm in die Kneipe und wir haben ein Bier oder zwei getrunken und einfach geredet. Habe nicht mit ihm über neue Möbel für unsere Wohnung geschaut, sondern Ersatzteile fürs Auto besorgt.
Natürlich gab es Zeiten wo ich mehr seine Frau sein wollte als eine Freundin, aber das Freundin sein, kumpelhaft hat einiges einfacher gemacht. Ich habe ihn gehen lassen, wenn er wollte, ich habe versucht in erster Linie ihn zu sehen und das was ihn bewegt. Ja, ich musste zurückstehen, hört sich komisch an. Ich hab das auch oft so empfunden, aber letztlich war das so nicht, und als mir das klar wurde, nämlich das ich trotz allem sehr wichtig für ihn wurde, da fühlte ich mich nicht mehr als "die da".

Auseinandersetzungen gab es zuhauf, aber das musste auch raus, damit jeder wußte, wie es dem anderen geht. War eine schlimme Zeit, aber für ihn nicht weniger als für mich.
Ich habe einfach lernen müssen, dass sich nicht alles um mich drehen kann wo gerade ein langes Leben vorrüber gegangen war.

Ich musste ihm seinen Freiraum geben, damit er frei werden konnte für sein neues Leben, was mich zwar einschließen sollte, aber nicht das A und O war.

Heute sind wir verheiratet und mein Mann ist mein bester Freund, ich seine beste Freundin. Ja, wir sind ein Ehepaar, aber das befreundet sein, steht an erster Stelle.

Uns haben die Erlebnisse und da sind schlimme dabei in Bezug auf die Kinder und das Finanzielle haben uns zusammengeschweißt, allerdings eher dahin, dass wir nicht nur zusammenleben sondern auch jeder sein Leben lebt und vor allem sein Exleben darf jeder behalten, mit all den guten und den schlechten Erinnerungen.

Tut mir leid, dass dir das nicht wirklich helfen kann.

Ich wünsche dir einen schönen Urlaub, Gruß riviera

AntwortZitat
Geschrieben : 07.06.2007 11:46
(@simonesommer)
Schon was gesagt Registriert

Abgeschlossen!? Mit Sicherheit braucht das noch seine Zeit und keine Ahnung, wie es mir in einer Woche geht, aber eines weiß ich
ich will leben, ohne angezogene Handbremse. Ich will nicht mehr den Fehler machen, dazusitzen und zu Hoffen und zu Überlegen und zu Hoffen und ...

Hier mal eine kleine Geschichte.

Ein alter Mann der wusste,  dass er bald sterben würde, sagte:

„ Wenn ich noch einmal zu leben hätte, dann würde ich mehr Fehler machen,
ich würde versuchen, nicht so schrecklich perfekt sein zu wollen.
Dann würde ich mich mehr entspannen
und vieles nicht so ernst nehmen:
dann würde ich ausgelassener und verrückter sein,
ich würde mir nicht mehr so viele Sorgen
machen um mein Ansehen,
dann würde ich mehr reisen
und mehr Berge besteigen,
mehr Flüsse durchschwimmen
und mehr Sonnenuntergänge beobachten.
Dann würde ich mehr Eiscreme essen;
Dann hätte ich mehr wirkliche Schwierigkeiten
Als nur eingebildete;
Dann würde ich früher im Frühjahr
Und später im Herbst barfuss gehen;
Dann würde ich mehr Blumen riechen,
mehr Kinder umarmen
und mehr Menschen sagen
dass ich sie liebe.

Wenn ich noch einmal zu leben hätte - aber ich hab es nicht!“

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 07.06.2007 13:28
(@simonesommer)
Schon was gesagt Registriert

Ja, im Grunde wünsche ich mir auch unsere Geschichte würde gut ausgehen. Wir machen uns im Moment frei voneinander, weil es so nicht weiter geht.
Ob wir durchhalten, es aushalten und uns dann freier und glücklicher fühlen, bringt die Zeit. Ich bemühe mich ihm gegenüber sachlich und ruhig zu sein,
er kämpft gegen das Wasser, das über ihm zusammen schlägt. Vielleicht brauchen wir diese Zeit ohne den anderen noch ein weiteres Mal, vielleicht merken
wir auch, dass es ohne den anderen besser geht. Wer weiß das schon.

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 07.06.2007 13:37
(@diemystiks)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Hallo Simone,

ich konnte heute erst lesen, was bei euch so alles geschehen ist.

Ich habe am Wochenende noch an dich gedacht und mich im Stillen gefragt wie lange eure Beziehung wohl noch dauern wird.

Für den gebuchten Urlaub wünsche ich dir viel Erholung und das Gelingen ein wenig Abstand zu bekommen.

Wer weiss schon, was in der Zukunft geschieht. Du schreibst es schon richtig; es gibt nicht so viele Optionen. Vielleicht braucht ihr eine erneute Auszeit, vielleicht ist es so, wie es jetzt ist auch besser für beide.

Ich würde mich freuen, wenn du ab uns zu mal etwas von dir lesen lässt und berichtest wie es dir ( vielleicht auch euch) so geht.

LG
Tina

Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir:"Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen." Und ich lächelte und war froh und es kam schlimmer.

AntwortZitat
Geschrieben : 10.06.2007 23:00
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